Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Immunate 1000 I.E. FVIII/750 I.E. VWF - Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
3. DARREICHUNGSFORM
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung.
Weißes oder blassgelbes Pulver oder bröckelige Substanz.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Therapie und Prophylaxe von Blutungen bei angeborenem (Hämophilie A) oder erworbenem Faktor VIII-Mangel.
Therapie von Blutungen bei Patienten mit von Willebrand-Jürgens-Syndrom mit Faktor VIII-Mangel, wenn kein spezifisches von Willebrand-Präparat verfügbar ist und die alleinige Behandlung mit Desmopressin (DDAVP) nicht ausreichend oder kontraindiziert ist.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Die Behandlung sollte unter der Aufsicht eines in der Therapie von Gerinnungsstörungen erfahrenen Arztes eingeleitet werden.
Therapieüberwachung
Während des Behandlungsverlaufes wird zur Steuerung der zu verabreichenden Dosis und der Häufigkeit der Injektionen eine geeignete Bestimmung der Faktor VIII-Plasmaspiegel angeraten. Besonders bei größeren chirurgischen Eingriffen ist eine genaue gerinnungsanalytische Überwachung der Substitutionstherapie (Faktor VIII-Aktivität im Plasma) unerlässlich. Einzelne Patienten können sich in ihrer Reaktion auf Faktor VIII unterscheiden und unterschiedliche Halbwertszeiten und Recoveries aufweisen. Die auf dem Körpergewicht basierende Dosis muss bei unter- oder übergewichtigen Patienten möglicherweise angepasst werden.
Dosierung
Dosierung und Dauer der Substitutionstherapie richten sich nach dem Schweregrad des Faktor VIII-Mangels, nach Ort und Ausmaß der Blutung und dem klinischen Zustand des Patienten.
Die verabreichten Faktor VIII-Einheiten werden in Internationalen Einheiten (I.E.) angegeben, die vom aktuellen WHO-Standard für Faktor VIII-Produkte abgeleitet sind. Die Faktor VIII-Aktivität im Plasma wird entweder als Prozentsatz (relativ zu normalem menschlichen Plasma) oder in Internationalen Einheiten (relativ zum internationalen Standard für Faktor VIII im Plasma) angegeben.
Eine Internationale Einheit (I.E.) der Faktor VIII-Aktivität entspricht der Menge an Faktor VIII in 1 ml normalem menschlichen Plasma.
Die Berechnung der erforderlichen Faktor VIII-Dosis basiert auf der Erfahrung, dass 1 Internationale Einheit (I.E.) Faktor VIII pro kg Körpergewicht die Faktor VIII-Aktivität im Plasma um ca. 2% erhöht.
Die benötigte Dosis wird mit folgender Formel berechnet:
Benötigte Einheiten = Körpergewicht (kg) x gewünschter Faktor VIII Anstieg (%) x 0,5 Dosis und Häufigkeit sind entsprechend der klinischen Wirksamkeit des Produktes im Einzelfall anzupassen.
Blutungen und Operationen
Bei folgenden hämorrhagischen Ereignissen soll die Faktor VIII-Aktivität im entsprechenden Zeitraum nicht unter die angegebenen Plasmaspiegel (in % der Norm oder in I.E./dl) sinken.
Die folgende Tabelle enthält Richtwerte für die Dosierung bei Blutungen und chirurgischen Eingriffen:
Grad der Blutung / Art des chirurgischen Eingriffs | Erforderlicher Faktor VIII Plasmaspiegel (% d. Norm) (I.E./dl) | Häufigkeit der Dosierung (Stunden) / Behandlungsdauer (Tage) |
Blutung | ||
Gelenkblutung im Frühstadium, Muskelblutungen oder Blutungen im Mund. | 20 – 40 | Alle 12 – 24 Stunden für mind. 1 Tag, bis die Blutung, beurteilt nach Schmerzhaftigkeit, zum Stehen gekommen, oder Heilung erreicht ist. |
Ausgeprägtere Gelenkblutung, Muskelblutung oder Hämatom. | 30 – 60 | Alle 12 – 24 Stunden für 3 – 4 Tage oder länger wiederholen, bis die Schmerzen und die akute Beeinträchtigung beseitigt sind. |
Lebensbedrohliche Blutungen | 60 – 100 | Alle 8 – 24 Stunden wiederholen bis die Gefahr für den Patienten vorüber ist. |
Chirurgische Eingriffe | ||
Kleinere Eingriffe Einschließlich Zahnextraktion. | 30 – 60 | Alle 24 Stunden für mind. 1 Tag bis die Wundheilung erreicht ist. |
Größere Eingriffe | 80 – 100 (prä- und postoperativ) | Alle 8 – 24 Stunden bis zu angemessener Wundheilung wiederholen, dann Therapie für noch mind. 7 Tage fortsetzen, um eine Faktor VIII Aktivität von 30 – 60% (I.E./dl) aufrecht zu erhalten. |
Unter bestimmten Umständen (z.B. Anwesenheit eines niedrigen Inhibitortiters) können höhere Dosierungen, als die mit der Formel berechneten, notwendig sein.
Langzeitprophylaxe
Zur Langzeitprophylaxe von Blutungen bei Patienten mit schwerer Hämophilie A liegen die üblichen Dosen zwischen 20 – 40 I.E. FVIII/kg Körpergewicht im Abstand von 2 – 3 Tagen. In manchen Fällen, besonders bei jüngeren Patienten, können kürzere Dosierungsabstände oder höhere Dosen erforderlich sein.
Dosierung bei von Willebrand-Jürgens-Syndrom
Da Immunate, im Vergleich zum VWF einen relativ hohen Faktor VIII-Gehalt aufweist, ist zu bedenken, dass die kontinuierliche Behandlung einen exzessiven Anstieg von Faktor VIII:C verursachen kann, was zu einem erhöhten Thromboserisiko führen kann.
Kinder und Jugendliche
Da nur unzureichende Daten bei Kindern unter 6 Jahren vorliegen, die noch wenig mit Faktor VIII Produkten in Berührung gekommen sind, sollte das Produkt in dieser Patientengruppe nur mit Vorsicht angewendet werden.
Die Dosierung bei Hämophilie A bei Kindern und Jugendlichen im Alter von < 18 Jahren basiert auf dem Köpergewicht und damit im Allgemeinen auf denselben Leitlinien wie bei Erwachsenen. Die Menge und Häufigkeit der Verabreichung sollte sich immer an der klinischen Wirksamkeit im jeweiligen Einzelfall orientieren (Abschnitt 4.4). In manchen Fällen, besonders bei jüngeren Patienten, können kürzere Dosierungsabstände oder höhere Dosen erforderlich sein.
Intravenöse Anwendung.
Immunate soll langsam intravenös verabreicht werden. Die Verabreichungsgeschwindigkeit sollte nicht mehr als 2 ml/min betragen.
Vorsichtsmaßnahmen vor der Handhabung bzw. vor der Anwendung des Arzneimittels
Hinweise zur Rekonstitution des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Rückverfolgbarkeit
Um die Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel zu verbessern, müssen die Bezeichnung des Arzneimittels und die Chargenbezeichnung des angewendeten Arzneimittels eindeutig dokumentiert werden.
Überempfindlichkeit
Nach Verabreichung von Immunate können allergische Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Patienten sollten angewiesen werden, bei Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen die Behandlung sofort abzubrechen und ihren Arzt zu konsultieren. Die Patienten sollten über die möglichen Frühzeichen von Überempfindlichkeitsreaktionen aufgeklärt werden, wie zum Beispiel Nesselausschlag, generalisierte Urtikaria, Hautausschlag, Flush, Juckreiz, Ödeme (einschließlich Gesichts- und Lidödeme) Engegefühl in der Brust, Atemnot, Dyspnoe, Brustschmerzen, Tachykardie, Blutdruckabfall und Anaphylaxie bis hin zum allergischen Schock. Im Fall eines Schocks soll eine Schocktherapie nach aktuellem medizinischem Standard durchgeführt werden.
Inhibitoren (Patienten mit Hämophilie A)
Die Bildung neutralisierender Antikörper (Inhibitoren) gegen Faktor VIII ist eine bekannte Komplikation bei der Behandlung von Patienten mit Hämophilie A. Diese Inhibitoren sind stets gegen die prokoagulatorische Aktivität von Faktor VIII gerichtete IgG-Immunglobuline, die in Bethesda-Einheiten (B.E.) pro ml Plasma mittels eines modifizierten Assays quantifiziert werden. Das Risiko, Inhibitoren zu entwickeln, korreliert mit dem Schweregrad der Erkrankung sowie der Exposition gegenüber dem Faktor VIII, wobei dieses Risiko innerhalb der ersten 50 Expositionstage am größten ist. Das Risiko bleibt lebenslang bestehen, ist aber als gelegentliches Risiko einzustufen.
Die klinische Relevanz der Inhibitorentwicklung ist abhängig vom Titer des Inhibitors, wobei niedrigtitrige Inhibitoren, die nur vorübergehend vorhanden sind oder dauerhaft niedrigtitrig bleiben, ein geringeres Risiko eines ungenügenden klinischen Ansprechens aufweisen als solche mit hohem Titer.
Ganz allgemein sollten alle Patienten, die mit Blutgerinnungsfaktor VIII behandelt wurden, sorgfältig mittels klinischer Befunde und mit geeigneten Labortests hinsichtlich der Entwicklung von Inhibitoren überwacht werden. Wenn der erwartete Faktor-VIII-Spiegel nicht erreicht wird oder die Blutung nicht durch die Verabreichung einer geeigneten Dosis gestillt werden kann, sollte der Patient auf Faktor-VIII-Hemmkörper hin untersucht werden. Bei Patienten mit hohen Inhibitorspiegeln kann die Faktor-VIII-Therapie unwirksam sein und es müssen andere Therapiemöglichkeiten in Betracht gezogen werden. Die Behandlung solcher Patienten sollte durch Ärzte erfolgen, die Erfahrung mit Hämophilie und mit Inhibitoren gegen Faktor VIII haben.
Kardiovaskuläre Ereignisse
Bei Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren kann eine Substitutionstherapie mit FVIII das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.
Inhibitoren (Patienten mit von Willebrand-Jürgens-Syndrom)
Patienten mit von Willebrand-Jürgens-Syndrom, insbesondere Patienten vom Typ III, können neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) gegen den Von-Willebrand-Faktor entwickeln. Wird die erwartete VWF:RCo Plasmaaktivität nicht erreicht, oder kann die Blutung mit einer angemessenen Dosis nicht beherrscht werden, soll ein geeigneter Test zur Bestimmung eines Von-Willebrand-Faktor-Inhibitors durchgeführt werden. Bei Patienten mit hohen Inhibitorwerten kann die Von-Willebrand-Faktor-Therapie möglicherweise nicht wirksam sein, sodass andere therapeutische Maßnahmen erwogen werden müssen.
Thrombotische Ereignisse
Insbesondere bei Patienten mit klinisch oder laboranalytisch bekannten Risikofaktoren können thrombotische Ereignisse auftreten. Deshalb sollen Patienten sorgfältig auf frühe Anzeichen einer Thrombose überwacht werden. Eine venöse Thromboembolie-Prophylaxe soll gemäß den aktuellen Empfehlungen durchgeführt werden. Da Immunate, im Vergleich zum VWF einen relativ hohen Faktor VIII-Gehalt aufweist ist zu bedenken, dass die kontinuierliche Behandlung einen exzessiven Anstieg von Faktor VIII:C verursachen kann. Bei Patienten unter Immunate-Therapie sollen die FVIII:C-Plasmaspiegel sorgfältig überwacht werden, um exzessive FVIII:C-Plasmaspiegel zu vermeiden, die zu einem erhöhten Risiko für thrombotische Ereignisse führen können.
Standardmaßnahmen zur Verhinderung von Infektionen, die durch aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten Arzneimitteln übertragen werden können, schließen die Auswahl der Spender, die Testung der Einzelspenden und der Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker und die Durchführung effektiver Herstellungsschritte zur Inaktivierung/Abtrennung von Viren mit ein. Trotzdem sind bei der Anwendung von aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten Arzneimitteln Infektionskrankheiten durch Übertragung von Erregern – auch bislang unbekannter Natur – nicht völlig auszuschließen.
Diese Maßnahmen werden für umhüllte Viren wie z.B. Humanes Immundefizienz-Virus (HIV), Hepatitis B-Virus (HBV) und Hepatitis C-Virus (HCV) sowie für das nicht umhüllte Virus Hepatitis A-Virus (HAV) für wirksam erachtet. Diese Maßnahmen können bei manchen nicht umhüllten Viren, wie z.B. Parvovirus B19, eingeschränkt wirksam sein. Parvovirus B19 Infektionen können bei Schwangeren (foetale Infektion) und Personen mit Immundefekten oder gesteigerter Erythropoese (z.B. haemolytische Anämie) zu schweren Erkrankungen führen.
Wird ein aus menschlichem Plasma hergestelltes Faktor VIII-Arzneimittel wiederholt verabreicht, müssen geeignete Impfungen (Hepatitis A und B) in Betracht gezogen werden.
Immunate enthält blutgruppenspezifische Antikörper (anti-A und anti-B). Nach wiederholter Verabreichung in kurzen Abständen oder nach Gabe hoher Dosen kann bei Patienten der Blutgruppe A, B oder AB eine Hämolyse auftreten.
Natriumgehalt
Dieses Arzneimittel enthält 19,6 mg Natrium pro Durchstechflasche, entsprechend 1 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.
Kinder und Jugendliche
Da nur unzureichende klinische Daten bei Kindern unter 6 Jahren vorliegen, die noch wenig mit Faktor VIII Produkten in Berührung gekommen sind, sollte das Produkt in dieser Patientengruppe nur mit Vorsicht angewendet werden.
Die aufgeführten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen gelten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen mit Immunate durchgeführt.
Wechselwirkungen von Arzneimitteln mit Blutgerinnungsfaktor VIII vom Menschen mit anderen Arzneimitteln wurden nicht berichtet.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Reproduktionsstudien an Tieren wurden mit Faktor VIII nicht durchgeführt. Aufgrund des seltenen Auftretens von Hämophilie A bei Frauen liegen über die Anwendung von Faktor VIII in der Schwangerschaft und Stillzeit keine Erfahrungen vor. Daher soll Immunate in der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei eindeutiger Indikationsstellung angewendet werden.
Informationen zu Parvovirus B19 Infektionen siehe Abschnitt 4.4.
Auswirkungen von Immunate auf die Fertilität wurden nicht nachgewiesen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es gibt keine Information zu den Auswirkungen von Immunate auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Mögliche unerwünschte Wirkungen mit Blutgerinnungsfaktor VIII Konzentraten vom Menschen:
Zusammenfassung des Sicherheitsprofils
Überempfindlichkeit oder allergische Reaktionen (einschließlich Angioneurotisches Ödem, Brennen und Stechen an der Injektionsstelle, Schüttelfrost, Flush, generalisierte Urtikaria, Hautausschlag, Kopfschmerz, Nesselausschlag, Juckreiz, Hypotonie, Lethargie, Übelkeit, Unruhe, Tachykardie, Engegefühl in der Brust, Dyspnoe, Kribbeln, Erbrechen, Stenoseatmung) wurden selten berichtet und können sich in Einzelfällen bis zu schweren anaphylaktischen Reaktionen (einschließlich Schock) entwickeln. Den Patienten soll angeraten werden bei Auftreten dieser Symptome Ihren Arzt zu kontaktieren (seine Abschnitt 4.4).
Bei Patienten mit Hämophilie A, die mit Faktor VIII, einschließlich Immunate, behandelt werden, können sich neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) entwickeln. Bei Auftreten solcher Inhibitoren wird sich dieser Zustand in einer unzureichenden klinischen Wirksamkeit manifestieren. In diesem Fall wird empfohlen, Kontakt mit einem auf Hämophilie spezialisierten Zentrum aufzunehmen.
Patienten mit von Willebrand-Jürgens-Syndrom, insbesondere Patienten vom Typ III, können in sehr seltenen Fällen neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) gegen den Von-Willebrand-Faktor bilden. Das Auftreten dieser Inhibitoren manifestiert sich in einer unzureichenden klinischen Antwort. Diese Inhibitor-Bildung kann in engem Zusammenhang mit anaphylaktischen Reaktionen stehen. Daher sollen Patienten mit anaphylaktischen Reaktionen sorgfältig auf das Vorliegen eines Inhibitors untersucht werden. In all diesen Fällen wird empfohlen ein Hämophilie-Zentrum aufzusuchen.
Nach Verabreichung hoher Dosen kann bei Patienten der Blutgruppe A, B oder AB eine Hämolyse auftreten.
Zur Sicherheitsinformation in Hinblick auf übertragbare Erreger siehe Punkt 4.4.
Unerwünschte Wirkungen, die im Rahmen von Klinischen Prüfungen und der PostMarketing Überwachung von Immunate beobachtet wurden:
Tabellarische Auflistung der Nebenwirkungen
Untenstehende Tabelle basiert auf den Systemorganklassen und den bevorzugten Begriffen der MedDRA-Klassifizierung.
Die Häufigkeit wurde nach den folgenden Kriterien angegeben:
Sehr häufig (>1/10), häufig (>1/100 bis <1/10), gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100), selten (>1/10.000 bis <1/1.000) und sehr selten (<1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
MedDRA Systemorganklasse | Nebenwirkung | Häufigkeit |
Erkrankungen des Immunsystems | Überempfindlichkeit | Gelegentlich1 |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | Faktor-VIII-Inhibition | Gelegentlich (PTPs)2 Sehr häufig (PUPs)2 |
Gerinnungsstörungen | Nicht bekannt | |
Psychiatrische Erkrankungen | Unruhe | Nicht bekannt |
Erkrankungen des Nervensystems | Parästhesie | Nicht bekannt |
Schwindel | Nicht bekannt | |
Kopfschmerzen | Nicht bekannt | |
Augenerkrankungen | Konjunktivitis | Nicht bekannt |
Herzerkrankungen | Tachykardie | Nicht bekannt |
Palpitationen | Nicht bekannt | |
Gefäßerkrankungen | Hypotonie | Nicht bekannt |
Flush | Nicht bekannt | |
Blässe | Nicht bekannt | |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums | Dyspnoe | Nicht bekannt |
Husten | Nicht bekannt | |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Erbrechen | Nicht bekannt |
Übelkeit | Nicht bekannt | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Urtikaria | Nicht bekannt |
Hautausschlag (einschließlich erythematöser und papulärer Ausschlag) | Nicht bekannt | |
Pruritus | Nicht bekannt | |
Erythem | Nicht bekannt | |
Hyperhidrose | Nicht bekannt | |
Neurodermitis | Nicht bekannt | |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | Myalgie | Nicht bekannt |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Brustschmerzen | Nicht bekannt |
Engegefühl in der Brust | Nicht bekannt | |
Ödeme (einschließlich periphere, Lid- und Gesichtsödeme) | Nicht bekannt | |
Fieber | Nicht bekannt | |
Schüttelfrost | Nicht bekannt | |
Reaktionen an der Injektionsstelle (einschließlich Brennen) | Nicht bekannt | |
Schmerzen | Nicht bekannt |
1Eine Überempfindlichkeitsreaktion bei 329 Infusionen in einer klinischen Studie mit 5 Patienten
2 Die Häufigkeit basiert auf Studien mit allen FVIII-Produkten, wozu auch Patienten mit schwerer Hämophilie A gehörten. PTPs = vorbehandelte Patienten, PUPs = zuvor unbehandelte Patienten
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 Wien
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
4.9 Überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet.
Thromboembolische Ereignisse können auftreten, siehe Abschnitt 4.4.
Bei Patienten der Blutgruppe A, B oder AB kann eine Hämolyse auftreten, siehe Abschnitt 4.4.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antihämorrhagika, Von-Willebrand-Faktor und Gerinnungsfaktor VIII in Kombination; ATC-Code: B02BD06
Wirkmechanismus
Der Faktor VIII/Von-Willebrand-Faktor-Komplex besteht aus zwei Molekülen (Faktor VIII und Von-Willebrand-Faktor) mit unterschiedlichen physiologischen Funktionen. Wird einem hämophilen Patienten Faktor VIII infundiert, so bindet er sich an den Von-Willebrand-Faktor im Blutkreislauf. Der aktivierte Faktor VIII wirkt als Cofaktor für den aktivierten Faktor IX und beschleunigt die Bildung von aktiviertem Faktor X aus Faktor X. Der aktivierte Faktor X wandelt Prothrombin in Thrombin um. Dieses setzt dann Fibrin aus Fibrinogen frei und die
Gerinnselbildung kann erfolgen. Hämophilie A ist eine geschlechtsgebundene erbliche Störung der Blutgerinnung aufgrund erniedrigter Faktor VIII:C Spiegel. Dies führt, entweder spontan oder in Folge unfallbedingter oder chirurgischer Traumata, zu starken Blutungen in Gelenken, Muskeln oder inneren Organen. Durch die Substitutionstherapie wird der Faktor VIII-Plasmaspiegel erhöht, wodurch eine vorübergehende Korrektur des Faktor VIII-Mangels und der Blutungsneigung erfolgt.
Der Von-Willebrand-Faktor (VWF) vermittelt, zusätzlich zu seiner Rolle als Faktor VIII stabilisierendes Protein, die Adhäsion von Thrombozyten an den Orten einer Gefäßverletzung und ist an der Thrombozytenaggregation beteiligt.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Alle pharmakokinetischen Parameter von Immunate wurden bei Personen mit schwerer Haemophilie A (Faktor VIII Spiegel < 1%) erhoben. Die Analyse der Plasmaproben erfolgte in einem Zentrallabor unter Verwendung des chromogenen Faktor VIII Assay. Die pharmakokinetischen Parameter einer Crossover Studie mit Immunate von 18 vorbehandelten Patienten (PTP), die älter als 12 Jahre waren, sind in untenstehender Tabelle zusammengefasst.
Zusammenfassung der pharmakokinetischen Eigenschaften von Immunate bei 18 Patienten mit schwerer Haemophilie A (Dosis = 50 I.E./kg):
Parameter | ||||
Mittelwert | SD | Median | 90% CI | |
AUC.. ([I.E.xh]/ml) | 12,2 | 3,1 | 12,4 | 11,1 bis 13,2 |
Cmax (I.E./ml) | 1,0 | 0,3 | 0,9 | 0,8 bis 1,0 |
Tmax (h) | 0,3 | 0,1 | 0,3 | 0,3 bis 0,3 |
Terminale Halbwertszeit (h) | 12,7 | 3,2 | 12,2 | 10,8 bis 15,3 |
Clearance (ml/h) | 283 | 146 | 232 | 199 bis 254 |
Mittlere Verweilzeit (h) | 15,3 | 3,6 | 15,3 | 12,1 bis 17,2 |
Vss (ml) | 4.166 | 2.021 | 3.613 | 2.815 bis 4.034 |
Incremental Recovery ([I.E./ml]/ | ||||
[I.E./kg]) | 0,020 | 0,006 | 0,019 | 0,016 bis 0,020 |
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Der in Immunate enthaltene humane Blutgerinnungsfaktor VIII ist ein physiologischer Bestandteil des menschlichen Plasmas und verhält sich wie der körpereigene Blutgerinnungsfaktor VIII.
Basierend auf konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, lokalen Verträglichkeit und Immunogenität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Pulver
Humanalbumin
Glycin
Natriumchlorid
Natriumcitrat
Lysinhydrochlorid
Calciumchlorid
Lösungsmittel
Sterilisiertes Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Da ein Ausbleiben des Behandlungserfolges als Folge einer Adsorption von Blutgerinnungsfaktor VIII vom Menschen an der inneren Oberfläche einiger Infusionsbestecke auftreten kann, sollte nur das beigepackte Infusionsset verwendet werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Lösung wurde für 3 Stunden bei Raumtemperatur nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die Lösung dennoch unmittelbar verwendet werden, außer die Herstellung der gebrauchsfertigen Lösung schließt das Risiko einer mikrobiologischen Kontamination aus (kontrollierte und validiert aseptische Umgebung). Wird die gebrauchsfertige Lösung nicht unverzüglich verwendet, liegen Lagerbedingungen und -zeit in der Verantwortung des Anwenders. Gebrauchsfertige Lösung darf nicht in den Kühlschrank zurückgestellt werden.
Das Produkt kann einmalig bis zu 6 Monaten innerhalb der Laufzeit bei Raumtemperatur (höchstens 25° C) gelagert werden. Der Beginn der Lagerung bei Raumtemperatur ist auf der Produktschachtel einzutragen. Nach Lagerung bei Raumtemperatur darf Immunate nicht mehr in den Kühlschrank zurückgegeben werden, sondern ist unmittelbar zu verbrauchen oder zu verwerfen.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Kühl lagern und transportieren (2°C – 8°C). Nicht einfrieren.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Aufbewahrungsbedingungen nach Rekonstitution des Arzneimittels, siehe Abschnitt 6.3.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Pulver und Lösungsmittel befinden sich in Einzeldosis-Durchstechflaschen aus Glas, Ph. Eur. (Pulver: hydrolytische Klasse II; Lösungsmittel: hydrolytische Klasse I) mit Gummistopfen aus Butylkautschuk, Ph. Eur.
Packungsinhalt:
1 Durchstechflasche Immunate 1000 I.E. FVIII/750 I.E. VWF
1 Durchstechflasche mit sterilisiertem Wasser für Injektionszwecke (10 ml)
1 Transfer/Filterset
1 Einmalspritze (10 ml)
1 Einmalnadel
1 Infusionsset
Packungsgröße: 1 × 1000 I.E. FVIII/750 I.E. VWF
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Zur Rekonstitution nur das beigepackte Verabreichungsset verwenden. Immunate soll erst unmittelbar vor der Verabreichung aufgelöst werden. (Die Lösung enthält keine Konservierungsmittel).
Es wird empfohlen, einen implantierten venösen Zugang vor und nach der Verabreichung von Immunate mit einer isotonen, salinen Lösung zu spülen.
Auflösung des Pulvers zur Herstellung einer Injektionslösung
Auf aseptische Arbeitsweise achten!
1. Lösungsmittel (sterilisiertes Wasser für Injektionszwecke) in der ungeöffneten Lösungsmitteldurchstechflasche auf Raumtemperatur (höchstens 37°C) erwärmen.
2. Schutzkappen von Pulver- und Lösungsmitteldurchstechflasche entfernen (Abbildung A) und die Gummistopfen beider Durchstechflaschen reinigen.
3. Transferset mit der gewellten Seite auf die Lösungsmitteldurchstechflasche setzen und eindrücken (Abbildung B).
4. Schutzhülle von der anderen Seite des Transfersets abziehen. Freies Kanülenende nicht berühren!
5. Transferset mit aufgesetzter Lösungsmitteldurchstechflasche von oben in die Pulverdurchstechflasche einstechen (Abbildung C). Durch das in der Pulverdurchstechflasche bestehende Vakuum wird das Lösungsmittel angesaugt.
6. Nach etwa 1 Minute Transferset samt Lösungsmitteldurchstechflasche von der Pulverdurchstechflasche abziehen (Abbildung D). Da sich die Zubereitung schnell löst, ist – wenn überhaupt – nur ein leichtes Schwenken der Pulverdurchstechflasche erforderlich. DEN INHALT DER PULVERDURCHSTECHFLASCHE NICHT SCHÜTTELN. DIE PULVERDURCHSTECHFLASCHE ERST UNMITTELBAR VOR DER ENTNAHME DES INHALTES UMDREHEN.
7. Die gebrauchsfertige Lösung nach dem Auflösen und vor der Anwendung visuell auf Partikel und Verfärbungen überprüfen. Die Lösung sollte klar oder leicht opaleszent sein. Auch wenn die Auflösungsvorschrift strikt befolgt wird, können fallweise wenige kleine Partikel sichtbar sein. Das beigepackte Filterset entfernt diese Partikel. Die auf der Packung angegebene Konzentration des arzneilich wirksamen Bestandteils wird dadurch nicht reduziert. Lösungen von rekonstituierten Produkten, die trüb sind oder Ablagerungen aufweisen, dürfen nicht verwendet werden.
Anwendung
Mehr Informationen über das Medikament Immunate 1000 I.E. FVIII/750 I.E. VWF - Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
Arzneimittelkategorie: biologika
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 2-00206
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Takeda Manufacturing Austria AG, Industriestraße 67, 1221 Wien, Österreich