Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Bicalutamid G.L. 150 mg - Filmtabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Bicalutamid G.L. 150 mg-Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Filmtablette enthält 150 mg Bicalutamid.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 181,32 mg Lactose-Monohydrat
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette
Weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten mit Prägung „BCM 150“ auf einer Seite.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Bicalutamid G.L. 150 mg ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Männliche Erwachsene einschließlich älterer Personen:
1 Tablette (150 mg) 1-mal täglich.
Kinder und Jugendliche:
Bicalutamid G.L. ist bei Kindern und Jugendlichen kontraindiziert.
Eingeschränkte Nierenfunktion:
Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig. Bezüglich schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) liegen keine Erfahrungen vor (siehe Abschnitt 4.4).
Eingeschränkte Leberfunktion:
Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig. Eine erhöhte Kumulation kann bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung auftreten (siehe Abschnitt 4.4).
Art der Anwendung
Die Tabletten sollten möglichst immer zum selben Zeitpunkt mit Flüssigkeit eingenommen werden.
Bicalutamid G.L. sollte ohne Unterbrechung eingenommen werden, und zwar für die Dauer von mindestens 2 Jahren bzw. bis zur Progression der Erkrankung.
4.3 Gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1. genannten sonstigen Bestandteile,
– Frauen, Kinder und Jugendliche (siehe Abschnitt 4.6),
– gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid mit Bicalutamid (siehe Abschnitt 4.5).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Initiierung der Behandlung hat unter der direkten Aufsicht eines Spezialisten zu erfolgen.
Bicalutamid wird in der Leber weitgehend metabolisiert. Die vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass die Elimination von Bicalutamid bei Personen mit stark eingeschränkter Leberfunktion langsamer sein dürfte, was zu einer erhöhten Kumulation von Bicalutamid führen könnte. Bicalutamid ist daher bei Patienten mit mäßigen bis starken Leberfunktionsstörungen mit Vorsicht einzusetzen.
Da die Möglichkeit von Leberveränderungen besteht, sollten periodische Leberfunktionstests durchgeführt werden. Der Großteil dieser Veränderungen ist innerhalb der ersten 6 Monate einer Bicalutamid-Therapie zu erwarten.
Schwere Leberveränderungen und Leberinsuffizienz wurden mit Bicalutamid selten beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Es wurde über tödliche/lebensbedrohliche Fälle berichtet. In schweren Fällen von Leberveränderungen ist die Therapie abzubrechen.
Bei Patienten mit objektiver Progression der Erkrankung, gepaart mit erhöhtem PSA, sollte die Bicalutamid-Therapie abgebrochen werden.
Bei Patienten mit Herzerkrankungen empfiehlt sich eine regelmäßige Überwachung der Herzfunktion.
Eine Androgendeprivationstherapie kann das QT-Intervall verlängern.
Bei Patienten mit QT-Verlängerung in der Anamnese oder Risikofaktoren für QT-Verlängerung und bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, die das QT-Intervall verlängern können (siehe Abschnitt 4.5), soll der Arzt vor Beginn der Behandlung mit Bicalutamid das Nutzen-Risiko-Verhältnis einschließlich des Potenzials für Torsade de Pointes bewerten.
Es wurde gezeigt, dass Bicalutamid Cytochrom P450 (CYP 3A4) hemmt, daher muss bei gleichzeitiger Verabreichung mit Arzneimitteln, die vorwiegend durch CYP 3A4 metabolisiert werden, Vorsicht geübt werden (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).
Bei schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) ist aufgrund fehlender Erfahrungen besondere Vorsicht geboten.
Dieses Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären GalactoseIntoleranz, mit Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
In vitro -Studien haben gezeigt, dass ®-Bicalutamid ein Inhibitor von CYP 3A4 ist, mit geringeren inhibitorischen Wirkungen auf die CYP 2C9, 2C19 und 2D6-Aktivität.
In klinischen Studien in Kombination mit Antipyrin als Marker für die Cytochrom P450 (CYP)-Aktivität konnte ein Arzneimittelwechselwirkungspotential nicht nachgewiesen werden. Die mittlere Midazolam-Exposition (AUC) war jedoch nach einer 28-tägigen gleichzeitigen Verabreichung mit Bicalutamid um bis zu 80% erhöht. Für Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite könnte eine solche Erhöhung relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Verwendung von Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert, und bei der gemeinsamen Gabe von Bicalutamid mit Verbindungen wie Cyclosporin und CalciumkanalBlockern muss Vorsicht geübt werden.
Eine Dosisreduktion kann für diese Arzneimittel vor allem dann erforderlich sein, wenn Beweise für eine Wirkungssteigerung oder eine unerwünschte Arzneimittelwirkung vorliegen. Für Cyclosporin wird empfohlen, dass zu Beginn oder nach Absetzen der Bicalutamid-Therapie Plasmakonzentrationen und klinischer Zustand genau überwacht werden.
Da eine Androgendeprivationstherapie das QT-Intervall verlängern kann, ist die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, oder mit Arzneimitteln wie Klasse IA- (z.B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III-Antiarrhythmika (z.B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid), die Torsade des Pointes auslösen können, mit Methadon, Moxifloxacin, Neuroleptika usw. sorgfältig zu evaluieren (siehe Abschnitt 4.4).
Bei der Verschreibung von Bicalutamid mit anderen Mitteln, die die Arzneimitteloxidation hemmen können (wie Cimetidin und Ketoconazol), ist Vorsicht geboten. Es könnte theoretisch zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Bicalutamid und somit zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen kommen.
In vitro -Studien haben gezeigt, dass Bicalutamid das Cumarin-Antikoagulans Warfarin von seinen Proteinbindungsstellen verdrängen kann. Es wird daher empfohlen, die Prothrombinzeit genau zu überwachen, wenn Bicalutamid bei Patienten eingesetzt wird, die bereits Cumarin-Antikoagulantien erhalten.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf daher Schwangeren und stillenden Müttern nicht verabreicht werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit von Patienten und ihre Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. Es ist dennoch zu beachten, dass Schwindel und/oder Schläfrigkeit eintreten können. Betroffene Patienten haben entsprechend vorsichtig zu sein.
4.8 Nebenwirkungen
In diesem Abschnitt sind die Häufigkeitsgruppierungen gemäß folgender Konvention definiert:
Sehr häufig: | > 1/10, |
Häufig: | > 1/100, < 1/10, |
Gelegentlich: | > 1/1.000, < 1/100, |
Selten: | > 1/10.000, < 1/1.000, |
Sehr selten: | < 1/10.000, |
Nicht bekannt: | Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. |
Systemorganklassen | Häufigkeit | Bicalutamid 150 mg (Monotherapie) |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | Häufig | Anämie |
Erkrankungen des Immunsystems | Gelegentlich | Überempfindlichkeitsreaktionen, Angioödem, Urtikaria |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Häufig | Verminderter Appetit |
Psychiatrische Erkrankungen | Häufig | Abnahme der Libido, Depression |
Erkrankungen des Nervensystems | Häufig | Schwindel, Somnolenz |
Herzerkrankungen | Nicht bekannt | QT-Verlängerung (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5) |
Gefäßerkrankungen | Häufig | Hitzewallungen |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Gelegentlich | Interstitielle Lungenkrankheit Es wurde über tödliche/ lebensbedrohliche Fälle berichtet. |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Häufig | Abdominale Schmerzen, Obstipation, Dyspepsie, Flatulenz, Nausea |
Leber- und Gallenerkrankungen1,2 | Häufig | Hepatotoxizität, Gelbsucht, Hypertransaminasämie1 |
Selten | Leberversagen2 Es wurde über tödliche/ lebensbedrohliche Fälle berichtet. | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Sehr häufig | Ausschlag |
Häufig | Alopezie, Hirsutismus/Haarnachwuchs, trockene Haut, Juckreiz | |
Selten | Photosensibilitätsreaktion | |
Erkrankungen der Nieren und der Harnwege | Häufig | Hämaturie |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse | Sehr häufig | Gynäkomastie und Spannungsgefühl in der Brust3 |
Häufig | Erektile Dysfunktion | |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Sehr häufig | Asthenie |
Häufig | Thorakale Schmerzen, Ödem | |
Untersuchungen | Häufig | Gewichtszunahme |
1 Leberveränderungen sind selten schwerwiegend und waren häufig vorübergehend, verschwanden oder besserten sich trotz fortgesetzter Therapie bzw. nach Therapieende (siehe Abschnitt 4.4).
2 In seltenen Fällen trat bei Patienten, die mit Bicalutamid behandelt wurden, Leberinsuffizienz auf. Eine periodische Leberfunktionsüberwachung ist in Betracht zu ziehen. Siehe auch Abschnitt 4.4.
3 Beim Großteil der Patienten, die Bicalutamid 150 mg als Monotherapie erhalten, treten Gynäkomastie und/oder Brustschmerzen auf. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5% der Patienten als schwer angesehen. Eine spontane Rückbildung der Gynäkomastie kann nach Absetzen der Therapie ausbleiben, besonders nach einer Langzeitbehandlung.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Hinsichtlich Überdosierung gibt es keine Erfahrungen beim Menschen. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel; die Behandlung sollte symptomatisch erfolgen. Eine Dialyse dürfte nicht sinnvoll sein, da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht unverändert im Urin nachweisbar ist. Eine allgemeine unterstützende Behandlung, wozu eine häufige Überwachung der vitalen Funktionen gehört, ist angezeigt.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiandrogene
ATC-Code: L02BB03
Bicalutamid ist ein nicht-steroidales Antiandrogen ohne sonstige endokrine Wirksamkeit. Es wird an den Wildtyp- oder normalen Androgenrezeptor gebunden, ohne die Genexpression zu aktivieren, und hemmt somit den Androgenstimulus. Die Regression von Prostatatumoren basiert auf dieser Hemmung. Klinisch kann das Absetzen von Bicalutamid in einer Untergruppe von Patienten zum „Antiandrogen-Entzugs-Syndrom“ führen.
Bicalutamid 150 mg wurde untersucht bei Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0), nicht-metastasiertem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von 3 Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studien an 8113 Patienten, in denen Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde.
Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren trat bei 27,4% und 30,7% aller mit Bicalutamid bzw. mit Placebo behandelten Patienten eine objektive Progression der Erkrankung auf.
Eine Verminderung des Risikos einer objektiven Progression der Erkrankung wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei den Patientengruppen mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass für einen Patienten mit geringerem Progressionsrisiko, insbesondere in der adjuvanten Situation nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitsprogression die optimale Behandlungsstrategie ist.
Bei einer Mortalität von 22,9% (HR = 0,99; 95% CI 0,91 bis 1,09) wurde nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren kein Unterschied hinsichtlich Gesamtüberleben beobachtet. Dennoch waren in exploratorischen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.
Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst.
Tabelle 1 | Progressionsfreies Überleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen | ||
Analyse-Population | Ereignisse (%) bei Bicalutamid-Patienten | Ereignisse (%) bei Placebo-Patienten | Hazard ratio (95% Cl) |
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) | 193/335 (57,6) | 222/322 (68,9) | 0,60 (0,49 bis 0,73) |
Strahlentherapie | 66/161 (41,0) | 86/144 (59,7) | 0,56 (0,40 bis 0,78) |
Radikale Prostatektomie | 179/870 (20,6) | 213/849 (25,1) | 0,75 (0,61 bis 0,91) |
Tabelle 2 | Gesamtüberleben bei Therapie-Subgruppen | lokal fortgeschrittener Erkrankung nach | |
Analyse-Population | Todesfälle (%) bei Bicalutamid-Patienten | Todesfälle (%) bei Placebo-Patienten | Hazard ratio (95% Cl) |
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) | 164/335 (49,0) | 183/322 (56,8) | 0,81 (0,66 bis 1,01) |
Strahlentherapie | 49/161 (30,4) | 61/144 (42,4) | 0,65 (0,44 bis 0,95) |
Radikale Prostatektomie | 137/870 (15,7) | 122/849 (14,4) | 1,09 (0,85 bis 1,39) |
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid alleine erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden. Bei diesen Patienten gab es einen Trend zu verminderter Überlebensdauer im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten (HR = 1,16; 95% CI 0,99 bis 1,37). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei dieser Patientengruppe als unvorteilhaft erachtet.
In einem getrennten Programm wurde die Wirksamkeit von Bicalutamid zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Prostatakrebs, bei denen eine unmittelbare Kastration angezeigt ist, in einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 480 zuvor unbehandelten Patienten mit nicht metastasiertem (M0) Prostatakrebs bewiesen. Bei einer Mortalität von 56% und einer mittleren Nachbehandlungsdauer von 6,3 Jahren gab es hinsichtlich der Überlebensrate keinen signifikanten Unterschied zwischen Bicalutamid-Behandlung und Kastration (Ausfallsrate = 1,05 [Cl 0,81 bis 1,36]); jedoch war der statistische Rückschluss auf die Äquivalenz der beiden Behandlungen nicht möglich.
In einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 805 zuvor unbehandelten Patienten mit metastasierter (M1) Erkrankung zeigte Bicalutamid, bei einer Mortalität von 43%, eine im Vergleich zur Kastration geringere Wirksamkeit hinsichtlich der Überlebensdauer (Ausfallsrate = 1,30 [Cl 1,04 bis 1,65]), mit einer zahlenmäßigen Differenz in der berechneten Lebenserwartung von 42 Tagen (6 Wochen) bei einer mittleren Überlebensdauer von 2 Jahren.
Bicalutamid ist ein Racemat, wobei die antiandrogene Wirksamkeit beinahe ausschließlich auf das ®-Enantiomer zurückzuführen ist.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Bicalutamid wird nach oraler Verabreichung gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf eine klinisch relevante Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Bioverfügbarkeit.
Das (S)-Enantiomer wird im Vergleich zum ®-Enantiomer rasch ausgeschieden, wobei letzteres eine Plasma-Eliminationshalbwertszeit von etwa 1 Woche aufweist.
Bei täglicher Verabreichung von Bicalutamid kommt es zu einer etwa zehnfachen Kumulation des ®-Enantiomers im Plasma, was auf seine lange Halbwertszeit zurückzuführen ist.
Steady State-Plasmakonzentrationen des ®-Enantiomers von ca. 9 pg/ml werden bei der täglichen Verabreichung von Bicalutamid-Dosen von 50 mg beobachtet. Im Steady State macht das überwiegend aktive ®-Enantiomer 99% der gesamten zirkulierenden Wirkstoffmenge aus.
Die Pharmakokinetik des ®-Enantiomers ist unabhängig von Faktoren wie Alter, Nierenfunktionsstörungen oder leichten bis mäßigen Leberfunktionsstörungen. Es gibt Anzeichen dafür, dass bei Personen mit schwerer Leberfunktionsstörung das ®-Enantiomer langsamer aus dem Plasma ausgeschieden wird.
Bicalutamid wird in hohem Maße an Protein gebunden (das Racemat zu 96%, das ®-Enantiomer zu > 99%) und weitgehend metabolisiert (über Oxidation und Glukuronidierung), seine Metaboliten werden zu annähernd gleichen Teilen über die Nieren und die Galle ausgeschieden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bicalutamid ist ein hochwirksames Antiandrogen und führt im Tierversuch zu einer Induktion von mischfunktionellen Oxidasen. Veränderungen der Zielorgane, einschließlich Tumorinduktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber) bei Tieren hängen mit diesen Wirkungen zusammen. Beim Menschen wurde eine Enzyminduktion nicht beobachtet, und keiner dieser Befunde wird hinsichtlich der Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom als relevant betrachtet.
Atrophie der Samenkanälchen ist bei Antiandrogenen ein vorhersehbarer Klasseneffekt und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet. Eine vollständige Aufhebung der Hodenatrophie erfolgte 24 Wochen nach einer zwölfmonatigen Studie zur Toxizität bei wiederholter Verabreichung an Ratten, obwohl in Reproduktionsstudien die funktionelle Aufhebung 7 Wochen nach Ablauf eines elfwöchigen Dosierungszeitraums erwiesen war. Eine gewisse Zeit der Subfertilität oder Infertilität sollte beim Menschen angenommen werden.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tablettenkern:
Lactose-Monohydrat
Povidon
Crospovidon
Natriumdodecylsulfat
Magnesiumstearat
Tablettenüberzug :
Lactose-Monohydrat
Hypromellose
Titandioxid (E 171)
Macrogol (PEG 4000)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/PE/PVDC/Aluminium-Blisterpackungen mit 30 Filmtabletten.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach
8. ZULASSUNGSNUMMER
1–27137
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 09. August 2007
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 23. September 2015
10. STAND DER INFORMATION
Mai 2016
Mehr Informationen über das Medikament Bicalutamid G.L. 150 mg - Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-27137
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
G.L. Pharma GmbH, Schloßplatz 1, 8502 Lannach, Österreich