Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Vendal 5 mg/ml - orale Lösung
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Vendal 5 mg/ml-orale Lösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 ml Lösung enthält 5 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 3,8 mg Morphin.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:
1 ml orale Lösung enthält ca. 0,6 g Sorbitol.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Lösung zum Einnehmen
Klare, fast farblose bis leicht gelbliche Lösung ohne Schwebestoffe.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Linderung schwerer und schwerster Schmerzen.
Vendal kann bei Kindern ab dem vollendeten 1. Lebensjahr angewendet werden.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die Dosierung von Morphin muss dem Alter und Allgemeinzustand des Patienten und dem Schweregrad seiner Schmerzen sowie etwaiger Vorbehandlung mit Opioidanalgetika angepasst werden. Die empfohlenen Dosierungsbereiche für Erwachsene und Kinder sind folglich nur als ungefähre Richtwerte für die individuell vorzunehmende Dosierung zu verstehen
Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche ab 50 kg Körpergewicht
Die empfohlene Initialdosis beträgt 10 bis 30 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat (2 bis 6 ml) in einem Dosierungsintervall von 4 Stunden.
Prinzipiell wird ein „Titrieren gegen den Schmerz“ empfohlen.
Individuelle Dosierung
Eine individuelle Dosierung sowie Dosissteigerungen aufgrund einer Schmerzverstärkung oder einer Toleranzentwicklung sind zur Erzielung einer adäquaten Analgesie durch Volumsadaptation („bei Bedarf-Analgesie“) sehr leicht möglich.
Patienten, die von anderen oralen Morphinzubereitungen umgestellt werden, sollten innerhalb von 24 Stunden die gleiche Dosis Morphinhydrochlorid-Trihydrat – verteilt auf 5 bis 6 Gaben -in vierstündigen Intervallen erhalten. Bei Umstellung von parenteralem MorphinhydrochloridTrihydrat ist mit einem höheren Bedarf an oralem Morphinhydrochlorid-Trihydrat (2-fach) zu rechnen.
Kinder ab 1 Jahr
Über die Anwendung bei Kindern liegen keine speziellen Studien vor. Bei Kindern mit schweren Tumorschmerzen wird eine Morphinhydrochlorid-Trihydrat Dosis von 0,3 bis 0,6 mg/kg Körpergewicht alle 4 Stunden empfohlen. Die Dosistitrierung sollte wie bei Erwachsenen erfolgen.
Vendal wird für die Anwendung bei Kindern unter 1 Jahr nicht empfohlen.
Vorsichtige Dosierung (Dosisreduktion) ist erforderlich bei älteren Patienten sowie bei Patienten mit stark eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion, Hypothyreose/Myxödem und Herzinsuffizienz.
Art der Anwendung
Zum Einnehmen.
Absetzen der Therapie
Bei abruptem Absetzen der Gabe von Opioiden kann sich ein Abstinenzsyndrom einstellen. Daher sollte die Dosis vor dem Absetzen schrittweise reduziert werden.
4.3 Gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
– Atemdepression
– Beeinträchtigung der Schleimsekretion in den Atemwegen
– obstruktive Atemwegserkrankungen
– zerebrale Krampfanfälle
– Kopfverletzungen
– paralytischer Ileus
– akutes Abdomen bzw. verzögerte Magenentleerung
– akute hepatische Porphyrie
– akute Lebererkrankung
– gleichzeitige Behandlung mit Monoaminooxidase-Hemmern oder innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen
– Kombination mit Morphin-Agonisten/Antagonisten (z.B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin)
– Erregungszustände bei Patienten, die unter Einwirkung von Alkohol oder Schlafmitteln stehen
– Kinder unter einem Jahr
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Das Hauptrisiko einer Opioidüberdosierung ist eine Atemdepression.
Morphin muss mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit
– Opiatabhängigkeit
– erhöhtem Hirndruck
– Hypotonie mit Hypovolämie
– Bewusstseinsstörungen
– Gallenwegserkrankungen
– Gallen- oder Harnleiterkolik
– Pankreatitis
– obstruktiven und entzündlichen Darmerkrankungen
– Prostatahypertrophie
Akutes Thorax Syndrom (ATS) bei Patienten mit Sichelzellkrankheit (SZK)
Aufgrund eines möglichen Zusammenhangs zwischen ATS und der Anwendung von Morphin bei SZK-Patienten, die während einer vasookklusiven Krise mit Morphin behandelt werden, ist eine engmaschige Überwachung auf ATS-Symptome angezeigt.
Nebenniereninsuffizienz
Opioid-Analgetika können eine reversible Nebenniereninsuffizienz verursachen, die eine Überwachung und eine Ersatztherapie mit Glukokortikoiden erfordert. Symptome einer Nebenniereninsuffizienz können z.B. Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Erschöpfung, Schwäche, Schwindelgefühl oder niedriger Blutdruck sein.
Verminderte Spiegel von Sexualhormonen und erhöhte Prolactin-Konzentrationen
Die Langzeitanwendung von Opioid-Analgetika kann mit verminderten Spiegeln von Sexualhormonen und erhöhten Prolaktin-Konzentrationen einhergehen. Zu den Symptomen zählen verminderte Libido, Impotenz oder Amenorrhö.
Insbesondere bei hohen Dosen kann Hyperalgesie auftreten. die nicht auf eine weitere Erhöhung der Morphindosis anspricht. Eine Reduzierung der Morphindosis oder eine Umstellung des Opioids kann erforderlich sein.
Die Morphin-Plasmakonzentrationen können durch Rifampicin reduziert werden. Die analgetische Wirkung von Morphin sollte während und nach der Behandlung mit Rifampicin überwacht und die Dosierungen von Morphin angepasst werden (siehe Abschnitt 4.5).
Risiko bei der gleichzeitigen Anwendung sedativer Arzneimittel wie Benzodiazepine oder verwandte Arzneimittel
Die gleichzeitige Anwendung von Vendal und Sedativa wie Benzodiazepinen oder verwandten Arzneimitteln kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken ist eine gleichzeitige Verordnung mit diesen Sedativa Patienten vorbehalten, für die keine alternativen Behandlungsoptionen infrage kommen. Wenn die Entscheidung getroffen wird, Vendal gleichzeitig mit Sedativa zu verordnen, ist die niedrigste wirksame Dosis anzuwenden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.
Die Patienten sind engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Atemdepression und Sedierung zu überwachen. Diesbezüglich wird dringend empfohlen, Patienten und ihre Betreuungspersonen anzuweisen, auf diese Symptome zu achten (siehe Abschnitt 4.5).
Thrombozytenhemmung mit oralen P2Y12-lnhibitoren
Eine verminderte Wirksamkeit der P2Y12-lnhibitor-Therapie wurde innerhalb des ersten Tages einer gemeinsamen Behandlung mit P2Y12-Inhibitoren und Morphin festgestellt (siehe Abschnitt 4.5).
Missbrauchspotential
Die Wirkungen von Morphin können zu Missbrauch führen, durch regelmäßige unangemessene Anwendung kann sich Abhängigkeit entwickeln.
Die ordnungsgemäße Anwendung bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen reduziert das Risiko einer physischen und psychischen Abhängigkeit und stellt somit kein besonderes Problem bei der Behandlung von Patienten mit schweren Schmerzen dar. Es besteht eine Kreuztoleranz mit anderen Opioiden.
Morphin hat ein Missbrauchspotenzial, das mit dem anderer starker Opioidagonisten vergleichbar ist, und sollte bei Patienten mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Anamnese mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz verbunden sein. Das Risiko steigt mit längerer Anwendungsdauer und höherer Dosierung des Arzneimittels. Die Symptome können durch Anpassung der Dosis oder der Darreichungsform sowie über das schrittweise Absetzen von Morphin verringert werden. Einzelne Symptome, siehe Abschnitt 4.8.
Nicht empfohlene Verwendung
Eine präoperative Verabreichung von Vendal wird nicht empfohlen.
Bei Patienten, die einer Chordotomie oder einer anderen schmerzbefreienden Operation unterzogen werden, sollte das Präparat 24 Stunden vor dem Eingriff abgesetzt werden. Bei weiterhin indizierter Behandlung mit Vendal muss die Dosis nach dem Eingriff neu eingestellt werden.
Bei der postoperativen Anwendung, insbesondere nach Bauchchirurgie, ist Vorsicht geboten, da Morphin die Darmmotilität beeinträchtigt. Vendal darf erst nach Sicherstellung der Normalisierung der Darmfunktion angewendet werden.
Bei paralytischem Ileus oder Ileus-Verdacht ist Vendal unverzüglich abzusetzen.
Morphin sollte Männern und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn eine wirksame Empfängnisverhütung sichergestellt ist (siehe Abschnitt 4.6).
Dosistitration
Patienten, die auf eine wirksame Dosis eines bestimmten Opioid-Präparats titriert wurden, dürfen nicht ohne Retitration und klinische Beobachtung auf andere Morphin-Formulierungen oder andere Narkoanalgetika umgestellt werden. Andernfalls kann ein kontinuierlicher analgetischer Effekt nicht garantiert werden.
Dopinghinweis
Die Anwendung des Arzneimittels Vendal kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen.
Dieses Arzneimittel enthält Sorbitol. Patienten mit der seltenen hereditären FructoseIntoleranz sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Wirkungen der folgenden Substanzen (insbesondere ZNS-dämpfende Wirkungen) können durch Morphin verstärkt werden und umgekehrt:
Anästhetika Tranquilizer, Schlafmittel, Sedativa Neuroleptika Antidepressiva Antiemetika Antihistaminika andere Opioide Muskelrelaxantien Antihypertensiva AlkoholBei Verdacht auf nicht bestimmungsgemäße Anwendung soll der Patient darüber aufgeklärt werden, dass es bei gleichzeitigem Alkoholmissbrauch oder bei Einnahme mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln zu Atemdepression mit möglicher Todesfolge kommen kann.
Die Wirkungen von Morphin werden weiters beeinflusst durch:
Cimetidin:Hemmt den Abbau von Morphin und kann damit die Wirkungen von Morphin verstärken.
Monoaminooxidase-Hemmer:Diese interagieren mit Narkoanalgetika, was zu einer Erregung oder Depression des ZNS mit hyper- oder hypotensiven Krisen führen kann (siehe Abschnitt 4.3).
Rifampicin:Induziert den Metabolismus von oral verabreichtem Morphin in hohem Maße, weshalb höhere Dosen erforderlich sein können.
Clomipramin und Amitriptylin:Erhöhen die analgetische Wirkung von Morphin, was zum Teil auf eine erhöhte Bioverfügbarkeit zurückzuführen ist.
Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, die mit Morphin behandelt wurden, wurde eine verzögerte und verringerte Exposition gegenüber oralen P2Y12-Inhibitoren zur Thrombozytenhemmung beobachtet. Diese Wechselwirkung könnte mit einer verminderten gastrointestinalen Motilität zusammenhängen und besteht auch bei anderen Opioiden. Die klinische Relevanz ist nicht bekannt, aber Daten zeigen das Potenzial für eine verminderte Wirksamkeit von P2Y12-Inhibitoren bei Patienten, denen Morphin und ein P2Y12-lnhibitor gleichzeitig verabreicht wurde (siehe Abschnitt 4.4). Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, bei denen auf den Einsatz von Morphin nicht verzichtet werden kann und eine schnelle P2Y12-Hemmung als entscheidend erachtet wird, kann der Einsatz eines parenteralen P2Y12-lnhibitors erwogen werden.
Eine Kombination mit Morphin-Agonisten/Antagonisten (Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) ist kontraindiziert, da die kompetitive Hemmung der Rezeptoren zu einer Verminderung der analgetischen Wirkung führt und mit dem Risiko eines Entzugssyndroms einhergeht.
Sedative Arzneimittel wie Benzodiazepine oder verwandte Arzneimittel
Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit sedativen Arzneimitteln wie Benzodiazepinen oder verwandten Substanzen erhöht aufgrund der additiven sedativen Wirkung auf das ZNS das Risiko einer Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod. Die Dosis und Dauer einer gemeinsamen Anwendung sind zu begrenzen (siehe Abschnitt 4.4).
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Die derzeit verfügbaren Daten beim Menschen reichen nicht aus, um das teratogene Risiko zu beurteilen. Es gibt Berichte über einen möglichen Zusammenhang von Morphin mit einer erhöhten Inzidenz von Hernien. Morphin passiert die Plazenta. Tierexperimentelle Studien deuten auf mögliche Schädigungen der Nachkommen während der gesamten Schwangerschaftsdauer hin.
Schwangerschaft
Die Anwendung von Morphin während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Wenn überhaupt, darf es nur dann angewendet werden, wenn der erwartete Nutzen für die Mutter eindeutig das Risiko für das Kind überwiegt.
Die Anwendung von Morphin während des Geburtsvorgangs wird wegen der Gefahr einer Atemdepression beim Neugeborenen nicht empfohlen. Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft Opioid-Analgetika erhalten haben, sollten auf Anzeichen eines neonatalen Entzugs (Abstinenzsyndrom) überwacht werden. Die Behandlung kann ein Opioid und unterstützende Behandlung umfassen.
Stillzeit
Morphin wird in die Muttermilch ausgeschieden und erreicht dort höhere Konzentrationen als im mütterlichen Plasma. Da beim Säugling klinisch relevante Konzentrationen erreicht werden können, soll während der Anwendung von Morphin nicht gestillt werden.
Fertilität
Da Morphin mutagene Eigenschaften hat, sollte es Männern und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn eine wirksame Empfängnisverhütung sichergestellt ist.
In tierexperimentellen Studien wurde gezeigt, dass Morphin die Fertilität reduzieren kann (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Morphin hat großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Es kann die Aufmerksamkeit sowie die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit so weit beeinflussen, dass Fahrtauglichkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen nicht oder nur sehr eingeschränkt gegeben sind.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: | > 1/10 |
Häufig: | > 1/100, < 1/10 |
Gelegentlich: | > 1/1.000, < 1/100 |
Selten: | > 1/10.000, < 1/1.000 |
Sehr selten: | < 1/10.000 |
Nicht bekannt: | Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar |
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Verengung der Pupillen und Benommenheit.
Erkrankungen des Immunsystems
Nicht bekannt: Anaphylaktoide Reaktionen
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: Halluzinationen
Selten: Schlaflosigkeit
Nicht bekannt: Abhängigkeit
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Benommenheit
Gelegentlich: Hyperhidrose (Schwitzen), Schwindel, Kopfschmerzen, Verwirrtheit,
Veränderungen der Stimmung. Überdosierung kann zu Atembeschwerden führen.
Nicht bekannt: kognitive Störungen, Myoklonus, Allodynie, Hyperalgesie (siehe Abschnitt 4.4)
Augenerkrankungen
Häufig: Verengung der Pupillen (Miosis)
Selten: verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Nystagmus
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Herzklopfen
Selten: Abfall oder Anstieg von Blutdruck und/oder Herzfrequenz, Herzinsuffizienz
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: Bronchospasmus, Atemdepression
Selten: Asthmaanfälle bei dafür anfälligen Personen
Sehr selten: Lungenödeme wurden bei Intensivpatienten beobachtet
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung
Gelegentlich: Magen-Darm-Krämpfe, Mundtrockenheit
Leber- und Gallenerkrankungen
Gelegentlich : Gallenwegsspasmen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Flush
Selten: Urtikaria, Pruritus
Erkrankungen der Nieren und der Harnwege
Gelegentlich: Miktionsbeschwerden, Ureterspasmen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: periphere Ödeme (bilden sich nach Absetzen zurück), Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich anaphylaktischer und anaphylaktoider Reaktionen), allgemeines Schwäche-bis hin zum Ohnmachtsgefühl, Schüttelfrost Nicht bekannt: Entzugserscheinungen
Arzneimittelabhängigkeit und Entzugserscheinungen (Abstinenzsyndrom)
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz einhergehen. Wenn die Gabe von Opioiden abrupt abgesetzt wird oder eine Gabe von Opioidantagonisten erfolgt, kann ein Abstinenzsyndrom ausgelöst werden; es kann in manchen Fällen auch zwischen den Dosen auftreten.
Behandlungsempfehlungen, siehe Abschnitt 4.4.
Zu den körperlichen Entzugssymptomen gehören: Körperschmerzen, Tremor, Restless-Legs-Syndrom, Diarrhö, Bauchkolik, Übelkeit, grippeähnliche Symptome, Tachykardie und Mydriasis. Psychische Symptome sind unter anderem dysphorische Stimmung, Angst und Reizbarkeit. Arzneimittelabhängigkeit geht häufig mit „Drogenhunger" einher.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Symptome
Zeichen von Morphin-Intoxikation und -Überdosierung sind stecknadelkopfgroße Pupillen, Atemdepression und niedriger Blutdruck. Es kann zu Todesfällen aufgrund von Atemversagen kommen. Kreislaufversagen und tiefes Koma können in besonders schweren Fällen auftreten. Zusätzlich wurden Aspirationspneumonie, Tachykardie, Schwindel, Abfall der Körpertemperatur, Relaxation der Skelettmuskulatur und bei Kindern Krampfanfälle beobachtet.
Behandlung
Zu Beginn sollte das Hauptaugenmerk auf freie Atemwege und eine kontrollierte oder künstliche Beatmung gelegt werden.
Nach oraler Aufnahme toxischer Dosen ist eine Magenspülung bei ansprechbaren Patienten nur innerhalb der ersten 2 Stunden sinnvoll.
Bei massiver Überdosierung ist die Gabe von Naloxon i.v. angezeigt. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte auf die vorhergehende Bolusverabreichung und auf das Ansprechen des Patienten abgestimmt sein. Da die Wirkdauer von Naloxon relativ kurz ist, muss der Patient sorgfältig bis zum zuverlässigen Wiedereintritt der spontanen Atmung überwacht werden.
Wenn keine signifikanten klinischen Zeichen einer Atem- oder Kreislaufdepression vorliegen, sollte Naloxon nicht verabreicht werden. Naloxon soll bei Patienten, von denen bekannt oder anzunehmen ist, dass sie physisch von Morphin abhängig sind, mit Vorsicht verabreicht werden. Abrupte oder völlige Aufhebung der Morphinwirkung könnte in solchen Fällen ein akutes Entzugssyndrom bewirken.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opium-Alkaloide, Morphin
ATC-Code:
Wirkmechanismus
Morphin ist ein Opioidrezeptor-Agonist im ZNS, insbesondere an den My-Rezeptoren und in geringerem Ausmaß an den Kappa-Rezeptoren. Es wird angenommen, dass My-Rezeptoren supraspinale Analgesie, Atemdepression sowie Euphorie vermitteln, wohingegen Kappa-Rezeptoren spinale Analgesie, Miosis und Sedierung vermitteln. Morphin wirkt auch direkt auf das Nervengeflecht der Darmwand und verursacht Obstipation.
Bei älteren Patienten ist der analgetische Effekt von Morphin erhöht.
Andere Wirkungen von Morphin auf das ZNS sind Übelkeit, Erbrechen und Freisetzung von Vasopressin.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Der atemdepressive Effekt von Morphin kann bei Patienten, die aufgrund pulmonaler Erkrankungen oder von Wirkungen anderer Arzneimittel eine herabgesetzte Lungenleistungsfähigkeit haben, zu Atemschwäche führen.
Die Wirkungen von Morphin können bei Patienten mit Enzephalitis verstärkt sein.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption und Verteilung
Oral verabreichtes Morphin wird gut resorbiert und unterliegt einem extensiven und schwankenden First-Pass-Metabolismus in der Leber.
Die Bioverfügbarkeit von oral verabreichtem Morphin beträgt 30% (der Bereich variiert zwischen 10 und 50%). Die Bioverfügbarkeit kann bei Patienten mit Leberkrebs erhöht sein. Morphin verfügt über eine dosislineare Pharmakokinetik.
In Vendal 5 mg/ml-orale Lösung liegt Morphinhydrochlorid-Trihydrat in wässriger Lösung vor, wodurch ein Dosierungsintervall von 4 Stunden erreicht werden kann.
Morphin überwindet die Blut-Hirnschranke, passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über.
Biotransformation
Ein großer Teil des Wirkstoffs wird zu Glucuroniden metabolisiert, die einem enterohepatischen Kreislauf unterliegen.
Hauptmetabolite sind vor allem Morphin-3-glucuronid und in geringerer Menge Morphin-6-glucuronid. Die Halbwertszeit der Glucuronide ist erheblich länger als die des freien Morphins. Morphin-6-glucuronid ist aktiver als nicht-metabolisiertes Morphin.
Elimination
Im Harn werden nach oraler oder parenteraler Applikation ca. 80% des verabreichten Morphins wiedergefunden (10% unverändertes Morphin, 4% Normorphin und 65% als Glucuronide, davon Morphin-3-glucuronid: Morphin-6-glucuronid (10 : 1)). Etwa 10% der MorphinGlucuronide werden über die Galle mit den Faeces ausgeschieden.
Die Eliminationshalbwertszeit von Morphin unterliegt großen interindividuellen Schwankungen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Experimentelle Studien haben gezeigt, dass Morphinsulfat Schädigungen an Chromosomen in tierischen Soma- und Keimzellen sowie in menschlichen Somazellen induzieren kann. Beim Menschen kann ein genotoxisches Potential angenommen werden. Langzeitstudien an Tieren zum kanzerogenen Potential von Morphin wurden nicht durchgeführt. Einige Studien zeigten, dass Morphin das Tumorwachstum erhöhen kann.
In Tierstudien zeigte Morphin teratogenes Potential und neural bedingte Verhaltensschäden im sich entwickelnden Organismus, während es beim Menschen keine Hinweise auf Fehlbildungen oder fetotoxische Effekte von Morphin gibt.
Bei männlichen Ratten wurde über reduzierte Fertilität und Chromosomenschäden in Keimzellen berichtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Kaliumsorbat
Citronensäure-Monohydrat
Orangenaroma
Sorbitol-Lösung (nicht kristallisierend)
Natriumcitrat
Natriumedetat
Gereinigtes Wasser
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Haltbarkeit nach dem ersten Öffnen: 3 Monate
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
100 ml Braunglasflasche (Typ III) mit weißem, kindersicherem Originalitäts-Schraubverschluss (Polypropylen, Polyethylen); 5 ml Dosierspritze (Polystyrol, Polyethylen) mit 0,1 ml Markierungen; Adapter (Polyethylen) zur Überkopfentnahme.
100 ml Lösung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
– Den Schraubverschluss durch Druck von oben und gleichzeitiges Drehen von der Flasche entfernen.
– Den Spritzenkolben vollständig in die Dosierspritze drücken und diese in den Adapter im Flaschenhals stecken.
– Die Flasche mit der Dosierspritze kopfüber senkrecht nach unten halten und den Kolben so weit herausziehen, bis die Markierung der verordneten Dosierung entspricht. Bei Bedarf wiederholen.
– Nach jedem Gebrauch den Kolben aus der Spritze ziehen und beide Teile sorgfältig unter fließendem Wasser reinigen. Nach dem Trocknen Dosierspritze wieder zusammenstecken.
– Nach jedem Gebrauch die Flasche mit dem Schraubverschluss wieder verschließen.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach
8. ZULASSUNGSNUMMER
1–22915
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 26. Februar 1999
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 07. Mai 2013
10. STAND DER INFORMATION
Oktober 2020
Mehr Informationen über das Medikament Vendal 5 mg/ml - orale Lösung
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Ja
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-22915
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur Abgabe gegen besondere aerztliche Verschreibung, Suchtgifte
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
G.L. Pharma GmbH, Schloßplatz 1, 8502 Lannach, Österreich