Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Solifenacin PMCS 5 mg Filmtabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Solifenacin PMCS 5 mg Filmtabletten
Solifenacin PMCS 10 mg Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Solifenacin PMCS 5 mg Filmtabletten: 1 Tablette enthält 5 mg Solifenacinsuccinat, entspricht 3,8 mg Solifenacin.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 55,25 mg Lactose-Monohydrat.
Solifenacin PMCS 10 mg Filmtabletten: 1 Tablette enthält 10 mg Solifenacinsuccinat, entspricht 7,5 mg Solifenacin.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 110,5 mg Lactose-Monohydrat.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe, Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette
Solifenacin PMCS 5 mg Filmtabletten: gelbe, runde, bikonvexe Filmtabletten mit einem Durchmesser von 6 mm.
Solifenacin PMCS 10 mg Filmtabletten: rosa, runde, bikonvexe Filmtabletten mit einem Durchmesser von 7 mm.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur symptomatischen Therapie der Dranginkontinenz und/oder der Pollakisurie und des imperativen Harndrangs, wie sie bei Patienten mit dem Syndrom der überaktiven Blase auftreten können.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Erwachsene und ältere Patienten
Die empfohlene Dosierung beträgt einmal täglich 5 mg Solifenacinsuccinat. Erforderlichenfalls kann die Dosierung auf einmal täglich 10 mg Solifenacinsuccinat erhöht werden.
Pädiatrische Patienten
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Solifenacin bei Kindern ist bisher noch nicht erwiesen.
Solifenacin PMCS sollte Kindern deshalb nicht verabreicht werden.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Eine Dosisanpassung ist bei Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion (Creatinin-Clearance > 30 ml/min) nicht erforderlich. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Creatinin-Clearance < 30 ml/min) ist Vorsicht geboten. In solchen Fällen sollte die Dosis einmal täglich 5 mg nicht überschreiten (siehe Abschnitt 5.2).
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich. Bei Patienten mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion (Child-Pugh 7 – 9) ist Vorsicht geboten. In solchen Fällen sollte die Dosis einmal täglich 5 mg nicht überschreiten (siehe Abschnitt 5.2).
Starke Cytochrom-P450 3A4-Inhibitoren
Bei gleichzeitiger Gabe von Ketoconazol oder therapeutischer Dosen anderer starker CYP3A4-Hemmer wie Ritonavir, Nelfinavir und Itraconazol sollte die Dosis auf 5 mg beschränkt werden (siehe Abschnitt 4.5).
Art der Anwendung
Solifenacin PMCS ist zur oralen Verabreichung bestimmt. Die Tabletten sind unzerkaut mit Flüssigkeit zu schlucken. Sie können mit oder ohne Nahrungsmittel eingenommen werden.
4.3 Gegenanzeigen
Solifenacin ist kontraindiziert bei
– Patienten mit Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
– Patienten mit Harnverhaltung, einer schweren Magen-Darm-Erkrankung (einschließlich toxisches Megakolon), Myasthenia gravis oder Engwinkelglaukom sowie bei Patienten, bei denen ein Risiko für solche Erkrankungen besteht.
– Hämodialysepatienten (siehe Abschnitt 5.2).
– Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion (siehe Abschnitt 5.2).
– Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oder mäßig eingeschränkter Leberfunktion, die einen starken CYP3A4-Inhibitor wie Ketoconazol erhalten (siehe Abschnitt 4.5).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vor Beginn der Behandlung mit Solifenacin ist zu prüfen, ob die häufige Blasenentleerung auf eine andere Ursache zurückzuführen ist (Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankung). Bei Patienten mit Harnweginfektion ist eine Behandlung mit einer antibakteriellen Substanz einzuleiten.
Solifenacin ist mit Vorsicht anzuwenden bei Patienten mit
– klinisch bedeutsamer Blasenhalsobstruktion und Risiko einer Harnverhaltung,
– obstruktiver Magen-Darm-Erkrankung,
– Risiko einer verminderten Motilität des Magen-Darm-Trakts,
– stark eingeschränkter Nierenfunktion (Creatinin-Clearance < 30 ml/min; siehe Abschnitt 4.2 und 5.2) (Dosierung nicht über 5 mg/die),
– mäßig eingeschränkter Leberfunktion (Child-Pugh 7 – 9; siehe Abschnitt 4.2 und 5.2) (Dosierung nicht über 5 mg/die),
– gleichzeitiger Behandlung mit einem starken CYP3A4-Inhibitor wie Ketoconazol (siehe Abschnitt 4.2 und 4.5),
– Hiatushernie/gastroösophagealem Reflux und/oder gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln (wie Bisphosphonate), die eine Ösophagitis hervorrufen oder verschlechtern können,
– vegetativer Neuropathie.
QT Verlängerung und Torsade de Pointes wurden bei Patienten mit Risikofaktoren wie etwa bestehendem Long-QT-Syndrom und Hypokaliämie beobachtet.
Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten mit neurogener Überaktivität des M. detrusor ist bisher noch nicht erwiesen.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Total-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht verwenden.
Bei einigen Patienten wurden unter Behandlung mit Solifenacin Angioödeme, einhergehend mit einer Einengung der Atemwege, berichtet. Wenn Angioödeme auftreten, sollte die Behandlung mit
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Solifenacin abgebrochen und eine geeignete Therapie und/oder geeignete Maßnahmen eingeleitet werden.
Bei einigen, mit Solifenacinsuccinat behandelten Patienten wurden anaphylaktische Reaktionen berichtet. Bei Patienten, die anaphylaktische Reaktionen entwickeln, sollte die Behandlung mit Solifenacinsuccinat abgebrochen und eine geeignete Therapie und/oder geeignete Maßnahmen eingeleitet werden.
Die volle Wirkung von Solifenacin tritt frühestens nach vier Wochen ein.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Pharmakologische Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Gabe anderer Arzneimittel mit anticholinergen Eigenschaften kann die therapeutischen Wirkungen und die Nebenwirkungen von Solifenacin verstärken. Zwischen dem Ende der Therapie mit Solifenacin und der Einleitung einer anderen anticholinergen Behandlung sollte ein etwa einwöchiges Intervall eingehalten werden. Die therapeutische Wirkung von Solifenacin kann durch die gleichzeitige Verabreichung cholinerger Rezeptoragonisten vermindert werden.
Solifenacin kann die Wirkung von Arzneimitteln wie Metoclopramid und Cisaprid, welche die Motilität des Magen-Darm-Trakts anregen, vermindern.
Pharmakokinetische Wechselwirkungen
In-vitro -Studien haben gezeigt, dass Solifenacin in therapeutischen Konzentrationen die CYP-Enzyme YP1A1/2, 2C9, 2C19, 2D6 oder 3A4 aus humanen Lebermikrosomen nicht inhibiert. Daher dürfte Solifenacin die Clearance von Arzneimitteln, die von diesen Enzymen metabolisiert werden, nicht beeinflussen.
Solifenacin wird von CYP3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Verabreichung des starken CYP3A4-Hemmers Ketoconazol (200 mg/die) führte zu einer Verdoppelung der AUC von Solifenacin. In einer Dosierung von 400 mg/die verursachte Ketoconazol eine Vergrößerung der AUC von Solifenacin um das Dreifache. Daher sollte bei gleichzeitiger Gabe von Ketoconazol oder therapeutischer Dosen starker CYP3A4-Inhibitoren (wie Ritonavir, Nelfinavir und Itraconazol) die maximale Dosis von Solifenacin auf 5 mg beschränkt werden (siehe Abschnitt 4.2). Die gleichzeitige Behandlung mit Solifenacin und einem starken CYP3A4-Inhibitor ist bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oder mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion kontraindiziert.
Die Wirkungen einer Enzyminduktion auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Solifenacin und dessen Metaboliten sowie die Wirkung von CYP3A4-Substraten mit höherer Affinität auf die Exposition mit Solifenacin wurden nicht geprüft. Da Solifenacin von CYP3A4 metabolisiert wird, sind pharmakokinetische Wechselwirkungen mit anderen CYP3A4-Substraten mit einer höheren Affinität (z. B. Verapamil, Diltiazem) und mit CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin) möglich.
Orale Kontrazeptiva
Bei Einnahme von Solifenacin zeigten sich keine pharmakokinetischen Wechselwirkungen von Solifenacin mit kombinierten oralen Kontrazeptiva (Ethinylestradiol/Levonorgestrel).
Warfarin
Die Einnahme von Solifenacin hatte keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von R -Warfarin oder S -Warfarin oder auf deren Wirkung auf die Prothrombinzeit.
Digoxin
Die Einnahme von Solifenacin ließ keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Digoxin erkennen.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine klinischen Daten über Frauen vor, die während einer Behandlung mit Solifenacin schwanger wurden. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkt schädigende Wirkungen auf die Fertilität, die Entwicklung des Embryos/Fetus oder den Geburtsverlauf schließen (siehe Abschnitt 5.3). Das potenzielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Bei der Verordnung von Solifenacin an schwangere Frauen ist Vorsicht geboten.
Stillzeit
Es liegen keine Daten über die Ausscheidung von Solifenacin in der Muttermilch vor. Bei der Maus werden Solifenacin und/oder seine Metaboliten in der Muttermilch ausgeschieden und verursachen bei neugeborenen Tieren eine dosisabhängige Wachstumsstörung (siehe Abschnitt 5.3). Die Anwendung von Solifenacin PMCS während der Stillzeit ist daher zu vermeiden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Da Solifenacin, wie andere Anticholinergika, zu verschwommenem Sehen und gelegentlich zu Somnolenz und Müdigkeit führen kann (siehe Abschnitt 4.8), können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt sein.
4.8 Nebenwirkungen
Zusammenfassung des Sicherheitsprofils
Aufgrund der pharmakologischen Wirkung von Solifenacin kann Solifenacin PMCS anticholinerge Nebenwirkungen von (in der Regel) leichtem bis mittlerem Schweregrad hervorrufen. Die Häufigkeit des Auftretens anticholinerger Nebenwirkungen ist dosisabhängig.
Die am häufigsten beschriebene Nebenwirkung von Solifenacin war Mundtrockenheit. Diese Wirkung trat unter einmal täglich 5 mg bei 11 %, unter einmal täglich 10 mg bei 22 % und unter Placebo bei 4 % der Patienten auf. Sie war in der Regel leichten Schweregrades und führte nur gelegentlich zum Therapieabbruch. Die Compliance war im Allgemeinen sehr hoch (ca. 99 %). Etwa 90 % der mit Solifenacin behandelten Patienten nahmen über die gesamte Dauer von 12 Wochen an der Studie teil.
Tabellarische Darstellung der Nebenwirkungen
Systemorganklassen gemäß MedDRA-Datenbank | Sehr häufig >1/10 | Häufig >1/100, <1/10 | Gelegentlich >1/1.000, <1/100 | Selten >1/10.000, <1/1.000 | Sehr selten <1/10.000 | Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbar en Daten nicht abschätzbar) |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen | Harnweginfektion Zystitis | |||||
Erkrankungen des Immunsystems | Anaphylaktische Reaktion* | |||||
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Verminderter Appetit* Hyperkaliämie* | |||||
Psychiatrische Erkrankungen | Halluzinationen* Verwirrtheitszustand* | |||||
Erkrankungen des Nervensystems | Somnolenz Dysgeusie | Schwindel* Kopfschmerzen* | ||||
Augenerkrankungen | Verschwommenes Sehen | Trockene Augen | Glaukome* (Grüner Star) | |||
Herzerkrankungen | Torsade de |
Pointes* QT Verlängerung im EKG* Vorhoffli mmern* Palpitatio nen* Tachykard ie* | ||||||
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Trockene Nase | Dysphonie* | ||||
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Mundtrockenheit | Obstipation Übelkeit Dyspepsie Bauchschmerzen | Gastroösophageale Refluxkrankheit Trockener Rachen | Kolon-obstruktion Koprostase Erbrechen* | Ileus Abdominelle Beschwerden | |
Leber- und Gallenerkrankungen | Lebererkrankungen* abnormaler Leberfunktionstest* | |||||
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Hauttrockenheit | Pruritus* Rash* | Erythema multiforme*, Urticaria* Angioödeme* | Exfoliative Dermatitis* | ||
Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | Muskelschwäche* | |||||
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Miktionsschwierigkeiten | Harnverhaltung | Nierenfunktionsstörung* | |||
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Müdigkeit Periphere Ödeme |
*aus der Anwendungsbeobachtung.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Symptome
Eine Überdosierung mit Solifenacinsuccinat kann zu schweren anticholinergen Wirkungen führen. Die höchste, einem Patienten versehentlich verabreichte Dosis betrug 280 mg innerhalb von fünf Stunden und verursachte Veränderungen des mentalen Zustands, die jedoch keine stationäre Behandlung erforderlich machten.
Behandlung
Bei einer Überdosierung mit Solifenacinsuccinat ist der Patient mit Aktivkohle zu behandeln. Innerhalb einer Stunde nach der Überdosierung ist eine Magenspülung sinnvoll. Erbrechen sollte jedoch nicht herbeigeführt werden.
Wie bei anderen Anticholinergika sind die Symptome wie folgt zu behandeln:
– Starke, zentrale, anticholinerge Wirkungen wie Halluzinationen oder ausgeprägte Erregungszustände: Physostigmin oder Carbachol.
– Konvulsionen oder ausgeprägte Erregungszustände: Benzodiazepine.
– Ateminsuffizienz: künstliche Beatmung.
– Tachykardie: Beta-Rezeptorenblocker.
– Harnverhaltung: Katheterisierung.
– Mydriasis: Pilocarpin-Augentropfen und/oder Abdunkeln des Patientenzimmers.
Wie bei anderen Muskarinrezeptorantagonisten ist im Falle einer Überdosierung bei Patienten mit einem bekannten Risiko für QT-Verlängerung (Hypokaliämie, Bradykardie und gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern) sowie bei Patienten mit einer vorbestehenden, relevanten Herzerkrankung (Myokardischämie, Herzrhythmusstörungen, dekompensierte Herzinsuffizienz) besondere Vorsicht geboten.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Urologische Spasmolytika, ATC-Code: G04BD08.
Wirkungsmechanismus
Solifenacin ist ein kompetitiver, spezifischer, cholinerger Rezeptorantagonist.
Die Harnblase wird von parasympathischen, cholinergen Nerven innerviert. Acetylcholin bewirkt über Muskarinrezeptoren, hauptsächlich über den Subtyp M3, eine Kontraktion der glatten Muskulatur des M. detrusor. Pharmakologische In-vitro- und In-vivo -Studien weisen darauf hin, dass Solifenacin den Muskarinrezeptor vom Subtyp M3 kompetitiv hemmt. Außerdem erwies sich Solifenacin als spezifischer Muskarinrezeptorantagonist, da es nur eine geringe oder überhaupt keine Affinität zu verschiedenen anderen untersuchten Rezeptoren und Ionenkanälen aufweist.
Pharmakodynamische Wirkungen
Die Behandlung mit Solifenacin in Dosen von täglich 5 mg und 10 mg war Gegenstand mehrerer randomisierter, kontrollierter, klinischer Doppelblindstudien an Männern und Frauen mit überaktiver Blase. Wie aus der folgenden Tabelle zu ersehen ist, kam es im Vergleich zu Placebo unter einer Dosierung von 5 mg wie auch unter 10 mg zu einer statistisch signifikanten Besserung bei den primären und sekundären Endpunkten. Die Wirkung setzte bereits innerhalb einer Woche nach Therapiebeginn ein und stabilisierte sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. In einer offenen Langzeitstudie konnte gezeigt werden, dass die Wirkung mindestens 12 Monate anhält. Nach einer zwölfwöchigen Behandlung waren 50 % der inkontinenten Patienten frei von Inkontinenzepisoden. Bei 35 % der Patienten war die Miktionshäufigkeit < 8/die. Die Behandlung der Symptome der überaktiven Blase hatte auch einen günstigen Einfluss auf eine Reihe von Kriterien für die Lebensqualität wie Wahrnehmung des Allgemeinzustands, Auswirkungen der Inkontinenz, Rollenbegrenzung, körperliche und soziale Einschränkungen, Emotionen, Schweregrad der Symptome, Kriterien für den Schweregrad sowie Schlaf/Energie.
Ergebnisse von 4 kontrollierten Phase-3-Studien (gepoolte Daten, Behandlungsdauer: 12 Wochen)
Placebo | Solifenacin tägl. 5 mg | Solifenacin tägl. 10 mg | Tolterodin 2× tägl. 2 mg | |
Anzahl der Blasenentleerungen/24 h |
Mittelwert vor der Behandlung Mittlere Reduktion des Ausgangswerts Prozentuale Veränderung N p -Wert* | 11,9 1,4 (12 %) 1138 | 12,1 2,3 (19 %) 552 <0,001 | 11,9 2,7 (23 %) 1158 <0,001 | 12,1 1,9 (16 %) 250 0,004 |
Anzahl der Harndrangepisoden/24 h | ||||
Mittelwert vor der Behandlung | 6,3 | 5,9 | 6,2 | 5,4 |
Mittlere Reduktion des Ausgangswerts | 2,0 | 2,9 | 3,4 | 2,1 |
Prozentuale Veränderung | (32 %) | (49 %) | (55 %) | (39 %) |
N | 1124 | 548 | 1151 | 250 |
p -Wert* | <0,001 | <0,001 | 0,031 | |
Anzahl der Inkontinenzepisoden/24 h | ||||
Mittelwert vor der Behandlung | 2,9 | 2,6 | 2,9 | 2,3 |
Mittlere Reduktion des Ausgangswerts | 1,1 | 1,5 | 1,8 | 1,1 |
Prozentuale Veränderung | (38 %) | (58 %) | (62 %) | (48 %) |
N | 781 | 314 | 778 | 157 |
p -Wert* | <0,001 | <0,001 | 0,009 | |
Anzahl der nächtl. Blasenentleerungen/24 h | ||||
Mittelwert vor der Behandlung | 1,8 | 2,0 | 1,8 | 1,9 |
Mittlere Reduktion des Ausgangswerts | 0,4 | 0,6 | 0,6 | 0,5 |
Prozentuale Veränderung | (22 %) | (30 %) | (33 %) | (26 %) |
N | 1005 | 494 | 1035 | 232 |
p -Wert* | 0,025 | <0,001 | 0,199 | |
Harnvolumen/Miktion | ||||
Mittelwert vor der Behandlung | 166 ml | 146 ml | 163 ml | 147 ml |
Mittlere Reduktion des Ausgangswerts | 9 ml | 32 ml | 43 ml | 24 ml |
Prozentuale Veränderung | (5 %) | (21 %) | (26 %) | (16 %) |
N | 1135 | 552 | 1156 | 250 |
p -Wert* | <0,001 | <0,001 | <0,001 | |
Anzahl der Einlagen/24 h | ||||
Mittelwert vor der Behandlung | 3,0 | 2,8 | 2,7 | 2,7 |
Mittlere Reduktion des Ausgangswerts | 0,8 | 1,3 | 1,3 | 1,0 |
Prozentuale Veränderung | (27 %) | (46 %) | (48 %) | (37 %) |
N | 238 | 236 | 242 | 250 |
p -Wert* | <0,001 | <0,001 | 0,010 |
Anmerkung: In 4 der zulassungsrelevanten Studien kamen Solifenacin 10 mg und Placebo zur Anwendung. In 2 dieser 4 Studien wurde auch Solifenacin 5 mg eingesetzt und in einer Studie wurde 2mal täglich 2 mg Tolterodin verabreicht.
In manchen Studien wurden nicht alle Parameter und Behandlungsgruppen ausgewertet. Daher kann die Anzahl der Patienten pro Parameter und Behandlungsgruppe unterschiedlich sein.
* p -Wert für den paarweisen Vergleich mit Placebo.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Drei bis acht Stunden nach Einnahme von Solifenacin-Tabletten ist eine maximale Plasmakonzentration (Cmax) von Solifenacin zu beobachten. tmax hängt nicht von der Dosierung ab. Cmax und AUC steigen zwischen 5 und 40 mg proportional zur Dosis an. Die absolute
Bioverfügbarkeit beträgt ca. 90 %. Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf Cmax und AUC von Solifenacin.
Verteilung
Das apparente Verteilungsvolumen von Solifenacin nach intravenöser Verabreichung beträgt ca. 600 l. Solifenacin wird in hohem Maße an die Plasmaproteine gebunden (zu ca. 98 %), hauptsächlich an saures a1-Glycoprotein.
Biotransformation
Solifenacin wird weitgehend über die Leber metabolisiert, hauptsächlich durch das Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4). Aber auch andere Stoffwechselkanäle können an der Metabolisierung von Solifenacin beteiligt sein. Die systemische Clearance von Solifenacin beträgt ca. 9,5 l/h, seine terminale Halbwertzeit 45 – 68 Stunden. Nach oraler Gabe wurden neben der unveränderten Substanz ein pharmakologisch aktiver Metabolit (4R-Hydroxysolifenacin) und drei inaktive Metaboliten (N-Glucuronid, N-Oxid und 4R-Hydroxy-N-oxid) von Solifenacin im Plasma nachgewiesen.
Elimination
Nach einmaliger Verabreichung von 10 mg [14C-markiertem] Solifenacin wurden in einem Zeitraum von 26 Tagen ca. 70 % der Radioaktivität im Urin und 23 % im Kot nachgewiesen. Im Urin fanden sich ca. 11 % der Radioaktivität als unveränderte Substanz, ca. 18 % als N-Oxid-, 9 % als 4R-Hydroxy-N-oxid- und 8 % als 4R-Hydroxy-Metabolit (aktiver Metabolit).
Linearität/Nicht-Linearität
Die Pharmakokinetik verhält sich im therapeutischen Dosisbereich linear.
Ältere Patienten
Eine Anpassung der Dosis im Hinblick auf das Lebensalter der Patienten ist nicht erforderlich. Untersuchungen an älteren Patienten haben gezeigt, dass die als AUC ausgedrückte Exposition gegenüber Solifenacin nach Gabe von einmal täglich 5 mg und 10 mg bei älteren gesunden (65 – 80 Jahre) und jüngeren gesunden Probanden (< 55 Jahre) vergleichbar ist. Die als tmax ausgedrückte, mittlere Resorptionsrate war bei den älteren Probanden etwas niedriger, die terminale Halbwertzeit hingegen um ca. 20 % länger. Diese geringen Unterschiede wurden als klinisch nicht bedeutsam betrachtet.
Bei Kindern und Jugendlichen wurden keine Untersuchungen zur Pharmakokinetik von Solifenacin durchgeführt.
Geschlecht
Das Geschlecht der Patienten hat keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Solifenacin.
Ethnische Zugehörigkeit
Die Pharmakokinetik von Solifenacin wird durch die ethnische Zugehörigkeit nicht beeinflusst.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Hinsichtlich der Werte für AUC und Cmax von Solifenacin gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion und gesunden Probanden. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Creatinin-Clearance < 30 ml/min) war die Exposition gegenüber Solifenacin signifikant größer als bei den Kontrollpersonen. Cmax war um ca. 30 %, AUC um über 100 % und t1/2 um über 60 % erhöht. Zwischen der Creatinin-Clearance und der Solifenacinclearance war ein statistisch signifikanter Zusammenhang zu beobachten.
Bei Hämodialysepatienten wurden keine Untersuchungen zur Pharmakokinetik von Solifenacin durchgeführt.
Eingeschränkte Leberfunktion
Bei Patienten mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion (Child-Pugh 7 – 9) bleibt Cmax unverändert, während AUC um 60 % erhöht und t1/2 verdoppelt wird. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion wurden keine Untersuchungen zur Pharmakokinetik von Solifenacin durchgeführt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Fertilität, embryofetalen Entwicklung, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potenzial lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. In einer Studie zur pränatalen und postnatalen Entwicklung von Mäusen führte die Behandlung der Muttertiere mit Solifenacin in klinischen Dosen in der Laktationsperiode dosisabhängig zu einer niedrigeren postpartalen Überlebensrate, einem Untergewicht der Jungtiere und einer verzögerten körperlichen Entwicklung. In jungen Mäusen, die von Tag 10 oder von Tag 21 mit einer pharmakologisch-
wirksamen Dosis behandelt wurden, trat ohne vorhergehende klinische Anzeichen eine dosisabhängige erhöhte Mortalität auf. Beide Gruppen hatten eine höhere Mortalitätsrate im Vergleich zu erwachsenen Mäusen. In von postnatalem Tag 10 behandelten Jungtieren war die PlasmaExposition höher als in erwachsenen Mäusen; in ab postnatalem Tag 21 behandelten Jungtieren war die systemische Exposition vergleichbar zu den erwachsenen Mäusen. Die klinische Implikation für die erhöhte Mortalität in den jungen Mäusen ist nicht bekannt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tablettenkern
Lactose-Monohydrat
Maisstärke
Talkum
Magnesiumstearat (E470b)
Filmüberzug
Opadry gelb OY 32823:
Hypromellose 6cP (E464)
Titandioxid (E171)
Macrogol 400
Eisenoxid, gelb (E172)
Eisenoxid, rot (E172)
Opadry weiß 03B28796:
Hypromellose 6cP (E464)
Titandioxid (E171)
Macrogol 400
Opadry braun 02F23883:
Hypromellose 5cP (E464)
Titandioxid (E171)
Macrogol 6000
Eisenoxid, gelb (E172)
Eisenoxid, rot (E172)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blister aus OPA/AL/PVC / Aluminium in einer Schachtel.
Packungsgrößen: 10, 20, 30, 50, 60, 90 oder 100 Tabletten.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
9/10
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
PRO.MED.CS Praha a.s.
Telcska 377/1
Michle, 140 00 Prag 4
Tschechische Republik
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
Solifenacin PMCS 5 mg Filmtabletten: 135540
Solifenacin PMCS 10 mg Filmtabletten: 135541
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 25.04.2014
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 05.12.2018
10. STAND DER INFORMATION
Oktober 2018
Mehr Informationen über das Medikament Solifenacin PMCS 5 mg Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 135540
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
PRO.MED.CS Praha AS, Michle, Telcska 377/1, 140 00 Praha 4, Tschechische Republik