Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Solifenacin Aristo 5 mg Filmtabletten
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Urologika, ATC-Code: G04BD08
Wirkmechanismus
Solifenacin ist ein kompetitiver, spezifischer, cholinerger Rezeptorantagonist.
Die Harnblase wird von parasympathischen, cholinergen Nerven innerviert. Acetylcholin bewirkt über Muskarinrezeptoren, hauptsächlich über den Subtyp M3, eine Kontraktion der glatten Muskulatur des M. detrusor. Pharmakologische In vitro – und In vivo -Studien weisen darauf hin, dass Solifenacin den Muskarinrezeptor vom Subtyp M3 kompetitiv hemmt. Außerdem erwies sich Solifenacin als spezifischer Muskarinrezeptorantagonist, da es eine geringe oder keine Affinität zu verschiedenen anderen untersuchten Rezeptoren und Ionenkanälen aufweist.
Pharmakodynamische Wirkungen
Die Therapie mit Solifenacinsuccinat in einer Dosierung von 5 mg und 10 mg täglich wurde in mehreren doppelblinden, randomisierten, kontrollierten klinischen Studien bei Männern und Frauen mit überaktiver Blase geprüft.
Wie in der nachstehenden Tabelle dargestellt, kam es sowohl bei der Dosierung von 5 mg als auch bei der Dosierung von 10 mg zu einer statistisch signifikanten Verbesserung bei den primären und den sekundären Endpunkten, verglichen mit Placebo. Eine Wirksamkeit wurde bereits innerhalb von einer Woche nach Therapiebeginn beschrieben und stabilisierte sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. Eine offene Langzeitstudie zeigte, dass die Wirksamkeit über mindestens 12 Monate aufrechterhalten wurde. Nach einer Therapiedauer von 12 Wochen waren circa 50 % der Patienten mit Harninkontinenz vor Therapiebeginn frei von Inkontinenzepisoden. Zusätzlich erreichten 35 % der Patienten eine Miktionshäufigkeit von weniger als 8 Miktionen täglich. Die Behandlung der Symptome der überaktiven Blase erbrachte auch einen Nutzen bei einigen Messparametern der Lebensqualität, wie bei der Wahrnehmung der allgemeinen Befindlichkeit, bei der Bedeutung bzw. den Auswirkungen der Harninkontinenz, bei Messung der Einschränkung der Rollenwahrnehmung und der körperlichen und sozialen Funktionen, sowie bei der emotionalen Befindlichkeit, dem Schweregrad der Symptome und bei Parametern für den Schweregrad des Einflusses auf den Schlaf/die Energie.
Ergebnisse aus vier kontrollierten Studien der Phase 3 (gepoolte Daten) nach einer Therapiedauer von
12 Wochen
Placebo | Solifenacin 5 mg täglich | Solifenacin 10 mg täglich | Tolterodine 2 mg zweimal täglich | |
Zahl der Miktionen/24 h | ||||
Mittlerer Wert bei Baseline | 11,9 | 12,1 | 11,9 | 12,1 |
Mittlere Reduktion gegenüber Baseline | 1,4 | 2,3 | 2,7 | 1,9 |
Veränderung gegenüber Baseline in % | (12 %) | (19 %) | (23 %) | (16 %) |
n | 1138 | 552 | 1158 | 250 |
p -Wert* | < 0,001 | < 0,001 | < 0,004 | |
Zahl der Drang-Episoden/24 h | ||||
Mittlerer Werte bei Baseline | 6,3 | 5,9 | 6,2 | 5,4 |
Mittlere Reduktion gegenüber Baseline | 2,0 | 2,9 | 3,4 | 2,1 |
Veränderung gegenüber Baseline in % | (32 %) | (49 %) | (55 %) | (39 %) |
n | 1124 | 548 | 1151 | 250 |
p -Wert* | < 0,001 | < 0,001 | < 0,031 | |
Zahl der Inkontinenz-Episoden/24 h | ||||
Mittlerer Werte bei Baseline | 2,9 | 2,6 | 2,9 | 2,3 |
Mittlere Reduktion gegenüber Baseline | 1,1 | 1,5 | 1,8 | 1,1 |
Veränderung gegenüber Baseline in % | (38 %) | (58 %) | (62 %) | (48 %) |
n | 781 | 314 | 778 | 157 |
p -Wert* | < 0,001 | < 0,001 | < 0,009 | |
Zahl der Nykturie-Episoden 24 /h | ||||
Mittlerer Werte bei Baseline | 1,8 | 2,0 | 1,8 | 1,9 |
Mittlere Reduktion gegenüber Baseline | 0,4 | 0,6 | 0,6 | 0,5 |
Veränderung gegenüber Baseline in % | (22 %) | (30 %) | (33 %) | (26 %) |
n | 1005 | 494 | 1025 | 232 |
p -Wert* | < 0,025 | < 0,001 | < 0,199 |
Miktionsvolumen/Miktion | ||||
Mittlerer Werte bei Baseline | 166 ml | 146 ml | 163 ml | 147 ml |
Mittlere Reduktion gegenüber Baseline | 9 ml | 32 ml | 43 ml | 24 ml |
Veränderung gegenüber Baseline in % | (5 %) | (21 %) | (26 %) | (16 %) |
n | 1135 | 552 | 1156 | 250 |
p -Wert* | < 0,001 | < 0,001 | < 0,001 | |
Zahl der Vorlagen/24 /h | ||||
Mittlerer Werte bei Baseline | 3,0 | 2,8 | 2,7 | 2,7 |
Mittlere Reduktion gegenüber Baseline | 0,8 | 1,3 | 1,3 | 1,0 |
Veränderung gegenüber Baseline in % | (27 %) | (46 %) | (48 %) | (37 %) |
n | 238 | 236 | 242 | 250 |
p -Wert* | < 0,001 | < 0,001 | < 0,010 |
Anmerkung : In 4 der zulassungsrelevanten Studien kamen Solifenacin 10 mg und Placebo zur Anwendung. In 2 dieser 4 Studien wurde auch Solifenacin 5 mg angewendet und in einer dieser Studien auch Tolterodin 2 mg zweimal täglich.
Es wurden nicht alle Parameter und Behandlungsgruppen in jeder einzelnen Studie evaluiert. Daher kann die Zahl der Patienten je nach Parameter und je nach Behandlungsgruppe variieren.
*p -Wert für den paarweisen Vergleich mit Placebo.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Die Plasmaspitzenkonzentration (Cmax) von Solifenacin wird 3 bis 8 Stunden nach der Einnahme der Solifenacin-Filmtabletten erreicht. Tmax ist dosisunabhängig. Cmax und die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) nehmen zwischen 5 mg und 40 mg dosisproportional zu. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei ungefähr 90 %. Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf Cmax oder die AUC von Solifenacin.
Verteilung
Das apparente Verteilungsvolumen von Solifenacin nach intravenöser Applikation beträgt ungefähr 600 l. Solifenacin wird zum Großteil (zu etwa 98 %) an Plasmaproteine gebunden, vor allem an saures Alpha-1-Glykoprotein.
Biotransformation
Solifenacin wird hauptsächlich über die Leber verstoffwechselt, in erster Linie vom Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4). Es gibt jedoch auch andere Stoffwechselwege, die an der Metabolisierung von Solifenacin beteiligt sein können. Die systemische Clearance von Solifenacin liegt bei ungefähr 9,5 l/h und die terminale Halbwertszeit von Solifenacin beträgt 45–68 h. Nach peroraler Anwendung wurden neben Solifenacin ein pharmakologisch wirksamer Metabolit (4R -Hydroxysolifenacin) und drei inaktive Metaboliten (N -Glucuronid, N -Oxid und 4R -Hydroxy-N -Oxid von Solifenacin) im Plasma festgestellt.
Elimination
Nach der Applikation einer Einzeldosis von 10 mg [14C-markiertem] Solifenacin wurden in einem Zeitraum von 26 Tagen ungefähr 70 % der Radioaktivität im Urin und 23 % im Stuhl nachgewiesen. Im Urin wurden ungefähr 11 % der radioaktiven Substanz als unverändert ausgeschiedener Wirkstoff wiedergefunden, von den Metaboliten etwa 18 % des N -Oxids, 9 % des 4R -Hydroxy-N -Oxids und 8 % des 4R -Hydroxy-Metaboliten (aktiver Metabolit).
Linearität/Nicht-Linearität
Die Pharmakokinetik verhält sich im therapeutischen Dosierungsbereich linear.
Sonstige Patientengruppen
Ältere Patienten
Eine Anpassung der Dosis im Hinblick auf das Lebensalter der Patienten ist nicht erforderlich. Studien mit älteren Patienten ergaben, dass die Exposition gegenüber Solifenacin, als AUC zum Ausdruck gebracht, nach der Applikation von Solifenacinsuccinat (5 mg bzw. 10 mg einmal täglich) bei gesunden älteren Probanden (im Alter von 65 bis 80 Jahren) und bei gesunden jüngeren Probanden (unter 55 Jahren) ähnlich ist. Die mittlere Resorptionsrate, die als tmax wiedergegeben wurde, war bei den älteren Patienten leicht verzögert und die terminale Halbwertszeit um ungefähr 20 % verlängert. Diese geringen Unterschiede wurden als nicht klinisch signifikant erachtet.
Das pharmakokinetische Profil von Solifenacin bei Kindern und Jugendlichen wurde nicht bestimmt.
Geschlecht
Das pharmakokinetische Profil von Solifenacinsuccinat wird nicht vom Geschlecht beeinflusst.
Ethnische Zugehörigkeit
Das pharmakokinetische Profil von Solifenacinsuccinat wird nicht von der ethnischen Zugehörigkeit beeinflusst.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Die Werte für AUC und Cmax von Solifenacin bei Patienten mit leicht oder mäßig eingeschränkter Nierenfunktion unterschieden sich nicht signifikant von den Werten bei gesunden Probanden. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) war die Exposition von Solifenacin signifikant höher als bei der Kontrollgruppe mit Erhöhung der Werte für Cmax um etwa 30 %, der AUC-Werte um mehr als 100 % und der t1/2 um mehr als 60 %. Zwischen der Kreatinin-Clearance und der Solifenacin-Clearance bestand eine statistisch signifikante Korrelation. Für Hämodialyse-Patienten wurde das pharmakokinetische Profil nicht bestimmt.
Eingeschränkte Leberfunktion
Bei Patienten mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion (Child-Pugh-Score 7 bis 9) bleibt Cmax unbeeinflusst, die AUC vergrößert sich um 60 % und t1/2 verdoppelt sich. Bei Patienten mit einer stark eingeschränkten Leberfunktion wurde das pharmakokinetische Profil von Solifenacin nicht bestimmt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die präklinischen Daten basierend auf konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität nach wiederholter Gabe, Fertilität, embryofetalen Entwicklung, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potenzial zeigen kein spezielles Risiko für den Menschen. In einer Studie zur pränatalen und postnatalen Entwicklung bei Mäusen führte die Behandlung der Muttertiere mit Solifenacin in klinisch relevanten Dosierungen in der Laktationsperiode dosisabhängig zu einer niedrigeren postpartalen Überlebensrate, zu Untergewicht der Jungtiere und einer verzögerten körperlichen Entwicklung. Bei jungen Mäusen, die ab Tag 10 oder ab Tag 21 nach der Geburt mit Dosen behandelt wurden, die eine pharmakologische Wirkung erreichten, trat ohne vorausgehende klinische Anzeichen eine dosisabhängige erhöhte Mortalität auf, und beide Gruppen hatten eine höhere Mortalität verglichen mit erwachsenen Mäusen. Bei jungen Mäusen, die postnatal ab Tag 10 behandelt wurden, war die Plasma-Exposition höher als bei erwachsenen Mäusen; ab Tag 21 postnatal war die systemische Exposition vergleichbar zu erwachsenen Mäusen. Die klinischen Implikationen der erhöhten Mortalität in jungen Mäusen sind nicht bekannt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Filmtablettenkern
vorverkleisterte Stärke (Mais)
Lactose
Hypromellose (E464)
Magnesiumstearat
Siliciumdioxid
Filmüberzug
Macrogol
Talkum
Hypromellose (E464)
Titandioxid (E171)
Eisen(III)-oxid (E172)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Die Filmtabletten sind in PVC/Aluminiumblistern erhältlich
Packungsgrößen für Solifenacin Aristo 5 mg Filmtabletten:
10, 30, 50, 90 oder 100 Filmtabletten
Packungsgrößen für Solifenacin Aristo 10 mg Filmtabletten
20, 30, 50, 90 oder 100 Filmtabletten
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die BeseitigungNicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Aristo Pharma GmbH
Wallenroder Straße 8–10
13435 Berlin
Deutschland
Tel.: +49 30 71094–4200
Fax: +49 30 71094–4250
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Solifenacin Aristo 5 mg Filmtabletten:
Z.Nr.: 138316
Solifenacin Aristo 10 mg Filmtabletten:
Z.Nr.: 138315
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 03.05.2018
10. STAND DER INFORMATION
02.2019
Mehr Informationen über das Medikament Solifenacin Aristo 5 mg Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 138316
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Aristo Pharma GmbH, Wallenroder Straße 8-10, 13435 Berlin, Deutschland