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Rocuronium Kalceks 10 mg/ml Injektions-/Infusionlösung - Zusammengefasste Informationen

Enthält den aktiven Wirkstoff :

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Rocuronium Kalceks 10 mg/ml Injektions-/Infusionlösung

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Rocuronium Kalceks 10 mg/ml Injektions-/Infusionslösung

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 ml Lösung enthält 10 mg Rocuroniumbromid.

Jede Durchstechflasche mit 5 ml Lösung enthält 50 mg Rocuroniumbromid.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Ein Milliliter enthält 1,64 mg Natrium.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Injektions-/Infusionslösung.

Klare, farblose oder gelbliche Lösung, frei von sichtbaren Partikeln.

Der pH-Wert der Lösung ist 3,8 bis 4,2.

Die Osmolalität beträgt ungefähr 280 mOsmol/kg.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Rocuroniumbromid ist angezeigt bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen (reife Neugeborene bis Jugendliche [0 bis < 18 Jahre]) als Hilfsmittel bei der Allgemeinanästhesie zur Erleichterung der trachealen Intubation während der routinemäßigen Einleitung und zur Relaxation der Skelettmuskulatur bei Operationen. Bei Erwachsenen ist Rocuroniumbromid auch indiziert zur Erleichterung der trachealen Intubation während der Blitzeinleitung und als Hilfsmittel in der Intensivmedizin zur Erleichterung der Intubation und Beatmung.

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Wie andere neuromuskuläre Blocker darf Rocuroniumbromid nur durch oder unter Aufsicht von erfahrenen Klinikern, die mit der Wirkung und Anwendung dieser Arzneimittel vertraut sind, verabreicht werden.

Wie bei anderen neuromuskulären Blockern muss die Dosis von Rocuroniumbromid individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Die Art der Anästhesie, die voraussichtliche Operationsdauer, die Art der Sedierung und die voraussichtliche Dauer der künstlichen Beatmung, die mögliche Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln, die gleichzeitig angewendet werden, und der Zustand des Patienten müssen bei der Festlegung der Dosis berücksichtigt werden.

Die Anwendung einer geeigneten neuromuskulären Überwachungstechnik zur Beurteilung der neuromuskulären Blockade und der Erholungszeit wird empfohlen.

Inhalationsanästhe­tika potenzieren die neuromuskuläre Blockadewirkung von Rocuroniumbromid. Im Verlauf einer Anästhesie wird diese Potenzierung dann klinisch relevant, wenn die Inhalationsanästhe­tika im Gewebe die für diese Wechselwirkung erforderliche Konzentration erreicht haben. Aus diesem Grund muss während länger dauernder Eingriffe unter Inhalationsanästhe­sie (länger als 1 Stunde) die Anpassung der Dosen von Rocuroniumbromid dahingehend erfolgen, dass geringere Erhaltungsdosen in größeren Intervallen gegeben werden oder eine niedrigere Infusionsgeschwin­digkeit von Rocuroniumbromid gewählt wird (siehe Abschnitt 4.5).

Bei erwachsenen Patienten können die folgenden Dosierungsempfeh­lungen als allgemeine Richtlinie für die endotracheale Intubation und Muskelrelaxation bei kurzen oder lang dauernden operativen Eingriffen und zur Anwendung in der Intensivmedizin dienen.

Operative Eingriffe

Tracheale Intubation

Die Standard-Intubationsdosis während einer routinemäßigen Anästhesie beträgt 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid, wodurch bei fast allen Patienten innerhalb von 60 Sekunden adäquate Intubationsbe­dingungen erreicht werden. Zur Erleichterung der Intubation bei einer Blitzeinleitung der Anästhesie wird eine Dosis von 1,0 mg/kg Rocuroniumbromid empfohlen. Hierdurch werden bei fast allen Patienten innerhalb von 60 Sekunden adäquate Intubationsbe­dingungen erreicht. Wird eine Dosis von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid zur Blitzeinleitung der Anästhesie verwendet, wird empfohlen, den Patienten 90 Sekunden nach Anwendung von Rocuroniumbromid zu intubieren.

Die Anwendung von Rocuroniumbromid während einer Blitzeinleitung der Anästhesie für Patientinnen, die sich einem Kaiserschnitt unterziehen, wird in Abschnitt 4.6 beschrieben.

Höhere Dosen

Sollte bei einzelnen Patienten ein Grund für die Wahl höherer Dosen bestehen, so gibt es keine Hinweise aus klinischen Studien, dass die Anwendung von Initialdosen bis zu 2 mg/kg Rocuroniumbromid mit einem Anstieg der Häufigkeit oder Schwere kardiovaskulärer Wirkungen assoziiert ist. Die Anwendung dieser hohen Dosen Rocuroniumbromid verkürzt die Dauer bis zum Wirkungseintritt und verlängert die Dauer der Wirkung (siehe Abschnitt 5.1).

Erhaltungsdosis

Die empfohlene Erhaltungsdosis beträgt 0,15 mg/kg Rocuroniumbromid. Bei länger dauernder Inhalationsanästhe­sie muss die Erhaltungsdosis auf 0,075–0,1 mg/kg Rocuroniumbromid reduziert werden. Die Erhaltungsdosen sind vorzugsweise zu verabreichen, wenn die Reizantwort wieder 25 % der Kontrollzuckun­gsamplitude erreicht hat oder wenn 2 bis 3 Reizantworten auf eine Train-of-Four-Stimulation vorhanden sind.

Dauerinfusion

Wenn Rocuroniumbromid als Dauerinfusion verabreicht wird, wird empfohlen, eine Initialdosis von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid zu verabreichen und die Dauerinfusion einzuleiten, sobald die neuromuskuläre Blockade abzuklingen beginnt. Die Infusionsgeschwin­digkeit ist so einzustellen, dass eine Reizantwort (Twitch) von 10 % der Kontrollamplitude oder 1 bis 2 Reizantworten auf eine Train-of-Four-Stimulation erhalten bleiben. Bei Erwachsenen unter intravenöser Anästhesie beträgt die Infusionsgeschwin­digkeit, um die neuromuskuläre Blockade auf diesem Niveau zu halten, 0,30,6 mg/kg/h (300–600 Mikrogramm/kg/h). Unter Inhalationsanästhe­sie liegt die Infusionsgeschwin­digkeit zwischen 0,3 und 0,4 mg/kg/h. Eine kontinuierliche Überwachung der neuromuskulären Blockade ist unbedingt notwendig, da die erforderliche Infusionsgeschwin­digkeit von Patient zu Patient variiert und von der angewandten Anästhesiemethode abhängt.

Kinder und Jugendliche

Bei Neugeborenen (0–27 Tage), jungen Säuglingen (28 Tage bis 2 Monate), Kleinkindern (3–23 Monate), Kindern (2–11 Jahre) und Jugendlichen (12–17 Jahre) ist die empfohlene Dosis zur Intubation bei einer Routineanästhesie und die Erhaltungsdosis vergleichbar mit den Dosen für Erwachsene.

Jedoch ist die Wirkungsdauer der zur Intubation verwendeten Einzeldosis bei Neugeborenen und jungen Säuglingen länger als bei Kindern (siehe Abschnitt 5.1).

Zur Dauerinfusion bei pädiatrischen Patienten gelten, mit Ausnahme von Kindern (2–11 Jahre), die gleichen Infusionsgeschwin­digkeiten wie bei Erwachsenen. Bei Kindern im Alter von 2–11 Jahren können höhere Infusionsgeschwin­digkeiten erforderlich sein.

Für Kinder (2–11 Jahre) werden daher dieselben initialen Infusionsraten empfohlen wie für Erwachsene, sie müssen dann so angepasst werden, dass während des Eingriffs eine Reizantwort von 10 % der Kontrollamplitude oder 1 oder 2 Reizantworten während einer Train-of-Four-Stimulation erhalten bleiben.

Die Erfahrung mit Rocuroniumbromid bei einer Blitzeinleitung bei Kindern und Jugendlichen ist begrenzt. Rocuroniumbromid wird daher nicht zur Erleichterung der trachealen Intubationsbe­dingungen bei einer Blitzeinleitung bei pädiatrischen Patienten empfohlen.

Ältere Patienten und Patienten mit hepatobiliären Erkrankungen und/oder Niereninsuffizienz Die Standard-Intubationsdosis für ältere Patienten und Patienten mit hepatobiliären Erkrankungen und/oder Niereninsuffizienz bei einer Routineanästhesie beträgt 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid. Zur Blitzeinleitung muss bei Patienten, bei denen eine längere Wirkungsdauer zu erwarten ist, eine Dosis von 0,6 mg/kg erwogen werden. Unabhängig von der verwendeten Anästhesietechnik beträgt die empfohlene Erhaltungsdosis für diese Patienten 0,075–0,1 mg/kg Rocuroniumbromid und die empfohlene Infusionsgeschwin­digkeit beträgt 0,3–0,4 mg/kg/h (siehe Abschnitt „Dauerinfusion“). (Siehe auch Abschnitt 4.4.)

Übergewichtige und adipöse Patienten

Bei übergewichtigen oder adipösen Patienten (definiert als Patienten mit einem Körpergewicht von 30 % oder mehr über dem Idealgewicht) muss die Dosis auf Basis des Idealgewichts reduziert werden.

Intensivmedizinische Maßnahmen

Tracheale Intubation

Zur trachealen Intubation wird dieselbe Dosis, wie oben unter operative Maßnahmen beschrieben, verwendet.

Erhaltungsdosis

Die Anwendung einer initialen Sättigungsdosis von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid wird empfohlen, gefolgt von einer kontinuierlichen Infusion, sobald die Zuckungsamplitude wieder 10 % erreicht hat oder bei erneutem Auftreten von 1 bis 2 Reizantworten auf eine Train-of-Four-Stimulation. Die Dosis muss immer bis zum gewünschten Effekt bei dem jeweiligen Patienten titriert werden. Die empfohlene initiale Infusionsrate zur Aufrechterhaltung einer neuromuskulären Blockade von 8090 % (1 bis 2 Reizantworten auf eine TOF-Stimulation) bei erwachsenen Patienten beträgt während der ersten Stunde der Verabreichung 0,3–0,6 mg/kg/h und muss während der folgenden 6–12 Stunden entsprechend der individuellen Reaktion reduziert werden. Danach bleiben die individuell erforderlichen Dosen relativ konstant.

In kontrollierten klinischen Studien wurde eine große Variabilität der stündlichen Infusionsraten zwischen den Patienten festgestellt; die mittleren stündlichen Infusionsraten reichten von 0,20,5 mg/kg/h, je nach Art und Ausmaß von Organinsuffizi­enzen, Begleitmedikation und individuellen Eigenschaften der Patienten. Zur Erreichung einer optimalen individuellen Kontrolle der Patienten wird eine Überwachung der neuromuskulären Erregungsüber­tragung dringend empfohlen. Eine Anwendung bis zu 7 Tagen wurde untersucht.

Besondere Patientengruppen

Rocuroniumbromid wird zur Erleichterung der Beatmung in der Intensivmedizin bei Kindern, Jugendlichen und geriatrischen Patienten aufgrund mangelnder Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit nicht empfohlen.

Art der Anwendung

Rocuroniumbromid wird intravenös entweder als Bolusinjektion oder als kontinuierliche Infusion verabreicht (siehe Abschnitt 6.6).

4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen Rocuroniumbromid oder das Bromid-Ion oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Da Rocuroniumbromid eine Lähmung der Atemmuskulatur hervorruft, ist bei Patienten, die dieses Arzneimittel erhalten, eine künstliche Beatmung unerlässlich, bis wieder eine ausreichende Spontanatmung eingetreten ist. Wie bei allen peripheren Muskelrelaxanzien ist es wichtig, Intubationsschwi­erigkeiten einzukalkulieren, besonders wenn Rocuroniumbromid zur Blitzeinleitung angewendet wird.

Wie bei anderen peripheren Muskelrelaxanzien wurde für Rocuroniumbromid eine anhaltende neuromuskuläre Restblockade beschrieben. Zur Vermeidung von Komplikationen, die aus dieser neuromuskulären Restblockade folgen, wird empfohlen, erst dann zu extubieren, wenn sich der Patient ausreichend von der neuromuskulären Blockade erholt hat. Bei geriatrischen Patienten (65 Jahre oder älter) besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für eine anhaltende neuromuskuläre Restblockade. Weitere Faktoren, die nach der Extubation postoperativ zu einer anhaltenden neuromuskulären Restblockade führen könnten (wie Arzneimittelwechsel­wirkungen oder der Gesundheitszustand des Patienten), müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Falls nicht im Rahmen der standardmäßigen klinischen Praxis eingesetzt, muss die Verwendung eines Antagonisten (wie Sugammadex oder Acetylcholines­terasehemmer) erwogen werden, insbesondere wenn eine größere Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass eine anhaltende neuromuskuläre Blockade eintritt.

Es wurden hohe Kreuzsensitivitätsra­ten zwischen peripheren Muskelrelaxanzien berichtet. Daher muss nach Möglichkeit vor Verabreichung von Rocuroniumbromid eine Überempfindlichkeit gegen andere Muskelrelaxanzien ausgeschlossen werden. Rocuroniumbromid muss bei empfindlichen Patienten nur angewendet werden, wenn es absolut unerlässlich ist. Patienten, bei denen unter Allgemeinanästhesie eine Überempfindlichke­itsreaktion auftritt, müssen anschließend auf Überempfindlichkeit gegen andere Muskelrelaxanzien getestet werden.

Rocuronium kann die Herzfrequenz erhöhen.

Im Allgemeinen wurde über eine verlängerte Paralyse und/oder Skelettmuskel­schwäche nach langfristiger Anwendung von peripheren Muskelrelaxanzien in der Intensivmedizin berichtet. Um eine mögliche Verlängerung der neuromuskulären Blockade und/oder Überdosierung zu vermeiden, wird dringend empfohlen, die neuromuskuläre Übertragung während der Anwendung von peripheren Muskelrelaxanzien zu überwachen. Zudem müssen die Patienten eine adäquate Analgesie und Sedierung erhalten. Außerdem müssen die Muskelrelaxanzien bis zum gewünschten Effekt bei den jeweiligen Patienten titriert werden; dies muss nur durch oder unter Aufsicht erfahrener Ärzte erfolgen, die mit den Wirkungen des Arzneimittels und den geeigneten neuromuskulären Überwachungstechni­ken vertraut sind.

Eine Myopathie wurde regelmäßig nach langfristiger Anwendung anderer nicht depolarisierender peripherer Muskelrelaxanzien in der Intensivmedizin in Kombination mit Corticosteroid­therapie gemeldet. Daher muss bei Patienten, die sowohl Muskelrelaxanzien als auch Corticosteroide erhalten, der Zeitraum der Anwendung des Muskelrelaxans so kurz wie möglich gehalten werden.

Wird zur Intubation Suxamethonium verwendet, muss die Gabe von Rocuroniumbromid aufgeschoben werden, bis der Patient sich von der durch Suxamethonium hervorgerufenen neuromuskulären Blockade klinisch erholt hat.

Da Rocuroniumbromid immer zusammen mit anderen Arzneimitteln angewendet wird und aufgrund des Risikos einer malignen Hyperthermie während der Anästhesie, selbst beim Fehlen bekannter auslösender Faktoren, müssen Ärzten vor Beginn der Anästhesie die frühen Symptome, die Diagnosebestätigung und die Behandlung der malignen Hyperthermie bekannt sein. In tierexperimentellen Studien hat sich gezeigt, dass Rocuroniumbromid kein auslösender Faktor einer malignen Hyperthermie ist. Seltene Fälle einer malignen Hyperthermie unter Rocuroniumbromid wurden im Rahmen der Arzneimittelüber­wachung beobachtet, ein kausaler Zusammenhang wurde jedoch nicht nachgewiesen.

Folgende Gesundheitszustände können die Pharmakokinetik und/oder Pharmakodynamik von Rocuroniumbromid beeinflussen:

Hepatobiliäre Erkrankungen und Niereninsuffizienz

Da Rocuroniumbromid im Urin und über die Galle ausgeschieden wird, muss es bei Patienten mit klinisch signifikanten hepatobiliären Erkrankungen und/oder Niereninsuffizienz mit Vorsicht eingesetzt werden. Bei diesen Patientengruppen wurde unter Dosen von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid eine verlängerte Wirkungsdauer beobachtet.

Verlängerte Kreislaufzeit

Zustände, die mit einer verlängerten Kreislaufzeit einhergehen, wie etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, hohes Alter oder Ödeme, die zu einem größeren Verteilungsvolumen führen, können zu einem langsameren Wirkungseintritt beitragen. Die Wirkungsdauer kann außerdem durch eine reduzierte Plasmaclearance verlängert sein.

Neuromuskuläre Erkrankungen

Wie andere neuromuskuläre Blocker muss Rocuroniumbromid bei Patienten mit neuromuskulärer Erkrankung oder nach Poliomyelitis nur mit äußerster Vorsicht verwendet werden, da die Reaktion auf neuromuskuläre Blocker bei diesen Patienten stark verändert sein kann. Das Ausmaß und die Art dieser Veränderung können erheblich variieren. Bei Patienten mit Myasthenia gravis oder mit myasthenischem Syndrom (Lambert-Eaton-Syndrom) haben kleine Dosen Rocuroniumbromid manchmal ausgeprägte Wirkungen; Rocuroniumbromid muss deshalb bis zur gewünschten Reizantwort titriert werden.

Hypothermie

Bei Operationen unter kontrollierter Hypothermie ist die neuromuskuläre Blockadewirkung von Rocuroniumbromid verstärkt und die Wirkungsdauer verlängert.

Adipositas

Wie andere periphere Muskelrelaxanzien kann Rocuroniumbromid bei adipösen Patienten eine längere Wirkungsdauer haben und die Spontanerholung kann verlängert sein, wenn Dosen verabreicht werden, die auf Basis des tatsächlichen Körpergewichts berechnet wurden.

Verbrennungen

Es ist bekannt, dass Patienten mit Verbrennungen eine Resistenz gegen nicht depolarisierende periphere Muskelrelaxanzien entwickeln. Es wird empfohlen, die Dosis bis zum gewünschten Effekt zu titrieren.

Zustände, die die Wirkung von Rocuroniumbromid steigern können

Hypokaliämie (z. B. nach starkem Erbrechen, Diarrhö oder Diuretika-Therapie), Hypermagnesiämie, Hypokalzämie (nach massiven Transfusionen), Hypoproteinämie, Dehydratation, Azidose, Hyperkapnie, Kachexie.

Schwere Störungen des Elektrolythau­shalts, veränderter Blut-pH oder Dehydratation müssen daher nach Möglichkeit korrigiert werden.

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Milliliter, d. h. es ist nahezu natriumfrei.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die folgenden Arzneimittel beeinflussen nachweislich das Ausmaß und/oder die Dauer der Wirkung nicht depolarisierender neuromuskulärer Blocker.

Wirkung anderer Arzneimitteln auf Rocuroniumbromid

Wirkungssteige­rung:

Halogenierte volatile Anästhetika verstärken die neuromuskuläre Blockadewirkung von Rocuroniumbromid. Die Wirkung zeigt sich erst unter der Erhaltungsdosierung (siehe Abschnitt 4.2). Die Aufhebung der Blockade mittels Acetylcholines­terasehemmern kann ebenfalls inhibiert werden. Hohe Dosen von: Thiopental, Methohexital, Ketamin, Fentanyl, Gammahydroxybu­tyrat, Etomidat und Propofol. Andere nicht depolarisierende neuromuskuläre Blocker. Nach Intubation mit Suxamethonium (siehe Abschnitt 4.4). Eine langfristige gleichzeitige Anwendung von Corticosteroiden und Rocuroniumbromid in der Intensivmedizin kann zu einer längeren Dauer der neuromuskulären Blockade oder zu einer Myopathie führen (siehe Abschnitt 4.4 und 4.8).

Andere Arzneimittel:

Antibiotika: Aminoglykoside, Lincosamid und Polypeptid-Antibiotika, Acylamino-Penicillin-Antibiotika, Tetracycline, hohe Dosen Metronidazol. Diuretika, Thiamin, MAO-Hemmer, Chinidin und sein Isomer Chinin, Protamin, Adrenozeptoren­blocker, Magnesiumsalze, Kalziumkanalbloc­ker, Lithiumsalze, Lokalanästhetika (Lidocain i. v., Bupivacain epidural) und akute Gabe von Phenytoin oder Betablockern.

Eine Recurarisierung wurde nach postoperativer Anwendung folgender Substanzen gemeldet: Aminoglykoside, Lincosamid, Polypeptidanti­biotika und Acylamino-Penicilline, Chinidin, Chinin und Magnesiumsalze (siehe Abschnitt 4.4).

Wirkungsabschwächun­g:

Neostigmin, Edrophonium, Pyridostigmin, Aminopyridin-Derivate. Vorausgegangene chronische Behandlung mit Corticosteroiden, Phenytoin oder Carbamazepin. Noradrenalin (Norepinephrin), Azathioprin (nur vorübergehende und begrenzte Wirkung), Theophyllin, Calciumchlorid, Kaliumchlorid. Proteasehemmer (Gabexat, Ulinastatin).

Variable Wirkung:

Eine Anwendung anderer, nicht depolarisierender Muskelrelaxanzien zusammen mit Rocuroniumbromid kann zu einer Abschwächung oder Verstärkung der neuromuskulären Blockade führen, abhängig von der Reihenfolge der Anwendung und des verwendeten Muskelrelaxans. Wird Suxamethonium nach Anwendung von Rocuroniumbromid verabreicht, kann dies zu einer Verstärkung oder Abschwächung der neuromuskulären Blockade von Rocuroniumbromid führen.
Wirkung von Rocuroniumbromid auf andere Arzneimittel

Rocuroniumbromid in Kombination mit Lidocain kann zu einem rascheren Wirkungseintritt von Lidocain führen.

Kinder und Jugendliche

Es wurden keine formalen Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt. Die oben für Erwachsene angegebenen Wechselwirkungen sowie die besonderen Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung (siehe Abschnitt 4.4) müssen auch bei Kindern und Jugendlichen beachtet werden.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Für Rocuroniumbromid liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor.

Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen. Bei der Verordnung von Rocuroniumbromid an schwangere Frauen ist Vorsicht geboten.

Kaiserschnitt

Bei Patientinnen, bei denen ein Kaiserschnitt durchgeführt werden soll, kann Rocuroniumbromid im Rahmen einer Blitzeinleitung der Anästhesie angewendet werden, sofern keine Intubationsschwi­erigkeiten zu erwarten sind und eine ausreichende Dosis des Anästhetikums verabreicht wird, oder wenn vorher zur Intubationser­leichterung Suxamethonium verwendet wurde. Rocuroniumbromid in Dosen von 0,6 mg/kg führt jedoch möglicherweise erst 90 Sekunden nach der Verabreichung zu geeigneten Voraussetzungen für eine Intubation. Diese Dosis hat sich bei gebärenden Frauen während eines Kaiserschnitts als sicher erwiesen.

Rocuroniumbromid beeinflusst den Apgar-Score, den fetalen Muskeltonus und die kardiorespira­torische Anpassung nicht. Aus Nabelschnurblut­proben geht hervor, dass Rocuroniumbromid nur sehr begrenzt die Plazenta durchdringt; beim Neugeborenen lassen sich keine unerwünschten klinischen Wirkungen beobachten.

Anmerkung 1: Dosierungen von 1,0 mg/kg wurden während der Blitzeinleitung der Anästhesie untersucht, nicht jedoch bei Patientinnen, bei denen eine Sectio caesarea durchgeführt wurde. Daher wird bei dieser Patientengruppe nur eine Dosis von 0,6 mg/kg empfohlen.

Anmerkung 2: Bei Patientinnen, die wegen einer Schwangerschaf­tstoxikose Magnesiumsalze erhalten, kann die Aufhebung einer durch periphere Muskelrelaxanzien induzierten neuromuskulären Blockade gehemmt oder unzureichend sein, da Magnesiumsalze die neuromuskuläre Blockade verstärken. Daher muss bei diesen Patientinnen die Dosierung von Rocuroniumbromid reduziert und bis zur gewünschten Zuckungsreizantwort titriert werden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Rocuroniumbromid in die menschliche Muttermilch übergeht. In tierexperimentellen Studien hat sich gezeigt, dass Rocuroniumbromid nur in nicht signifikanten Mengen in die Muttermilch übergeht.

In der Milch von laktierenden Ratten wurden nicht signifikante Mengen Rocuroniumbromid festgestellt. Es liegen keine Daten zur Anwendung von Rocuroniumbromid beim Menschen während der Stillzeit vor. Andere Arzneimittel dieser Stoffgruppe werden nur in geringem Maße über die Muttermilch ausgeschieden und kaum vom gestillten Kind resorbiert. Rocuroniumbromid darf bei stillenden Frauen nur angewendet werden, wenn der behandelnde Arzt entscheidet, dass die Vorteile die Risiken überwiegen. Nach Anwendung einer Einzeldosis wird empfohlen, das Stillen für fünf Eliminationshal­bwertszeiten von Rocuronium, d. h. ca. 6 Stunden, auszusetzen.

Fertilität

Es liegen keine Daten zu den Auswirkungen von Rocuroniumbromid auf die Fertilität vor.

In Tierstudien wurden keine Auswirkungen auf die männliche oder weibliche Fertilität beobachtet (siehe Abschnitt 5.3).

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Rocuroniumbromid hat großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Da Rocuroniumbromid als Hilfsmittel bei einer Allgemeinanästhesie angewendet wird, müssen die üblichen Vorsichtsmaßregeln für ambulante Patienten nach einer Allgemeinanästhesie beachtet werden. Es wird nicht empfohlen, in den ersten 24 Stunden nach einer vollständigen Rückbildung der neuromuskulären Blockade durch Rocuroniumbromid potenziell gefährliche Maschinen zu bedienen oder Auto zu fahren.

4.8 Nebenwirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Die am häufigsten auftretenden unerwünschten Arzneimittelre­aktionen sind Schmerzen/Reak­tionen an der Injektionsstelle, Veränderungen der Vitalzeichen und eine verlängerte neuromuskuläre Blockade. Die im Rahmen der Arzneimittelüber­wachung am häufigsten gemeldeten schwerwiegenden unerwünschten Arzneimittelwir­kungen sind „anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen“ und damit verbundene Symptome. Siehe auch die Erläuterungen nach der Tabelle.

Die Häufigkeit der Nebenwirkungen ist in folgende Kategorien eingeteilt:

Gelegentlich (> 1/1.000, < 1/100)

Selten (> 1/10.000, < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Tabellarische Zusammenstellung der Nebenwirkungen _____________­________________________­____

MedDRA

Systemorganklasse

Bevorzugter Begriff1

Gelegentlich/sel­ten2

Sehr selten

Nicht bekannt

Erkrankungen des Immunsystems

Überempfindlichkeit Anaphylaktische Reaktion Anaphylaktoide Reaktion Anaphylaktischer Schock Anaphylaktoider Schock

Erkrankungen des Nervensystems

Schlaffe Lähmung

Herzerkrankungen

Tachykardie

Kounis-Syndrom

Gefäßerkrankungen

Hypotonie

Kreislaufkollaps und Schock

Hautrötung

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Bronchospasmen

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Angioödem Urtikaria Exanthem Erythematöser Ausschlag

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Muskelschwäche3

Steroid-Myopathie3

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Arzneimittelun­wirksamk eit

Verminderte

Arzneimittelwir­kung/ verringertes therapeutisches Ansprechen

Verstärkte

Arzneimittelwir­kung/ erhöhtes therapeutisches Ansprechen

Schmerzen an der Injektionsstelle Reaktionen an der Injektionsstelle

Gesichtsödem

Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen

Verlängerte neuromuskuläre Blockade

Verzögerte Erholung von der Narkose

Atemwegskompli­kation en aufgrund der Narkose

1 Die Häufigkeiten sind Schätzungen, die von Berichten aus der Arzneimittelüber­wachung und Daten aus der allgemeinen Literatur abgeleitet sind.

2 Die Daten aus der Arzneimittelüber­wachung ergeben keine genauen Inzidenzwerte. Aus diesem Grund wurde die Häufigkeit der Meldungen in zwei anstatt in fünf Kategorien eingeteilt.

3 Nach langfristiger Anwendung in der Intensivmedizin

Anaphylaxie

Wenn auch sehr selten, wurden schwere anaphylaktische Reaktionen auf periphere Muskelrelaxanzien einschließlich Rocuroniumbromid gemeldet. Anaphylaktische/a­naphylaktoide Reaktionen sind: Bronchospasmus, Herz-Kreislauf-Störungen (z. B. Hypotonie, Tachykardie, Kreislaufkollaps -Schock) und Hautveränderungen (z. B. Angioödem, Urtikaria). Diese Reaktionen verliefen in einigen Fällen tödlich. Aufgrund der möglichen Schwere dieser Reaktionen muss man stets mit ihnen rechnen und die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Da periphere Muskelrelaxanzien dafür bekannt sind, dass sie eine Histaminfreisetzung sowohl lokal an der Injektionsstelle als auch systemisch induzieren können, muss bei Verabreichung dieser Arzneimittel immer mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass Juckreiz und erythematöse Reaktionen an der Injektionsstelle und/oder generalisierte histaminoide (anaphylaktoide) Reaktionen auftreten (siehe auch oben unter anaphylaktische Reaktionen).

In klinischen Studien war nach rascher Bolusinjektion von 0,3–0,9 mg/kg Rocuroniumbromid nur ein leichter Anstieg des mittleren Histaminspiegels im Plasma zu beobachten.

Verlängerte neuromuskuläre Blockade

Die häufigste Nebenwirkung von Präparaten aus der Stoffgruppe der nicht depolarisierenden Muskelrelaxanzien ist eine Verlängerung der pharmakologischen Wirkung der Substanz über den erforderlichen Zeitraum hinaus. Dies kann von einer Schwäche der Skelettmuskulatur bis zu einer tiefen und verlängerten muskulären Paralyse reichen, die zur Ateminsuffizienz oder Apnoe führt.

Myopathie

Über eine Myopathie wurde nach Anwendung verschiedener neuromuskulärer Blocker in Kombination mit Corticosteroiden in der Intensivmedizin berichtet (siehe Abschnitt 4.4).

Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle

Während einer Blitzeinleitung der Anästhesie wurden Schmerzen bei der Injektion berichtet, vor allem, wenn der Patient noch nicht vollständig das Bewusstsein verloren hatte, und insbesondere, wenn Propofol bei der Einleitung angewendet wurde. In klinischen Studien wurden Schmerzen während der Injektion bei 16 % der Patienten beobachtet, die einer Blitzeinleitung mit Propofol unterzogen wurden, und bei weniger als 0,5 % der Patienten unter einer Blitzeinleitung mit Fentanyl und Thiopental.

Kinder und Jugendliche

In einer Metaanalyse von 11 klinischen Studien bei Kindern und Jugendlichen (n = 704) mit Rocuroniumbromid (bis zu 1 mg/kg) trat eine Tachykardie als Nebenwirkung mit einer Häufigkeit von 1,4 % auf.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen.

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5

1200 WIEN

ÖSTERREICH

Fax: + 43 (0) 50 555 36207

Website:

4.9 Überdosierung

Im Falle einer Überdosierung und verlängerten neuromuskulären Blockade muss der Patient künstlich weiterbeatmet und sediert werden. Es gibt zwei Möglichkeiten der Aufhebung der neuromuskulären Blockade:

(1) Bei Erwachsenen kann Sugammadex zur Aufhebung einer intensiven (profunden) und tiefen Blockade angewendet werden. Die zu verabreichende Dosis Sugammadex ist abhängig vom Grad der neuromuskulären Blockade.

(2) Ein Acetylcholines­terasehemmer (z. B. Neostigmin, Edrophonium, Pyridostigmin) oder Sugammadex kann angewendet werden, sobald die Spontanerholung beginnt, und muss in ausreichender Dosis verabreicht werden. Falls trotz der Verabreichung eines Acetylcholines­terasehemmers die neuromuskulären Wirkungen von Rocuroniumbromid nicht aufgehoben werden, muss die Beatmung fortgesetzt werden, bis die Spontanatmung wiedereinsetzt. Wiederholte Gaben von Acetylcholines­terasehemmern können gefährlich sein.

In tierexperimentellen Studien trat eine schwere Depression der Herz-Kreislauf-Funktion, die schließlich zum Herzversagen führte, erst dann ein, wenn kumulative Dosen von 750 x ED90 (135 mg/kg Rocuroniumbromid) gegeben wurden.

5. PHARMAKOLO­GISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Muskelrelaxanzien, peripher wirkende Mittel.

ATC-Code: M03AC09.

Wirkmechanismus

Rocuroniumbromid ist ein mittellang wirkender, nicht depolarisierender neuromuskulärer Blocker mit raschem Wirkungseintritt, der alle charakteristischen pharmakologischen Wirkungen dieser Arzneimittel-Stoffgruppe besitzt (curarewirksame Gruppe). Es hat eine kompetitive Wirkung an den cholinergen Nikotinrezeptoren der motorischen Endplatte. Diese Wirkung wird durch Acetylcholines­terasehemmer wie Neostigmin, Edrophonium und Pyridostigmin antagonisiert.

Pharmakodynamische Wirkungen

Die ED90 (Dosis, die erforderlich ist, um Reizantworten des Daumens nach Stimulation des Nervus ulnaris zu 90 % zu unterdrücken) unter intravenöser Anästhesie liegt bei ungefähr 0,3 mg/kg Rocuroniumbromid. Die ED95 bei jungen Säuglingen ist niedriger als bei Erwachsenen und Kindern (0,25, 0,35 bzw. 0,40 mg/kg).

Die klinische Wirkungsdauer (Dauer bis zum Erreichen einer Spontanerholung auf 25 % der Kontrollzuckun­gsamplitude) beträgt bei 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid 30–40 Minuten. Die Gesamtwirkungsdauer (Zeitraum der Spontanerholung auf 90 % der Kontrollzuckun­gsamplitude) beläuft sich auf 50 Minuten. Die mittlere Dauer der Spontanerholung der Reizantwort von 25 auf 75 % (Erholungsindex) beträgt nach einer Bolusdosis von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid 14 Minuten. Bei niedrigeren Dosen von 0,3–0,45 mg/kg Rocuroniumbromid (1–1‘ä x ED90) ist die Zeit bis zum Wirkungseintritt verzögert und die Wirkungsdauer verkürzt. Bei hohen Dosen von 2 mg/kg beträgt die klinische Wirkungsdauer 110 Minuten.

Intubation während einer routinemäßigen Anästhesie

Innerhalb von 60 Sekunden nach intravenöser Gabe einer Dosis von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid (2 x ED90 bei intravenöser Anästhesie) lassen sich bei nahezu allen Patienten geeignete Bedingungen für die Intubation erzielen. Bei 80 % dieser Patienten waren die Intubationsbe­dingungen ausgezeichnet. Innerhalb von 2 Minuten ist eine für alle Operationsarten ausreichende allgemeine Muskelrelaxation erreicht. Nach Verabreichung von 0,45 mg/kg Rocuroniumbromid bestehen nach 90 Sekunden akzeptable Bedingungen für die Intubation.

Blitzeinleitung

Während einer Blitzeinleitung der Anästhesie werden nach Anwendung einer Dosis von 1,0 mg/kg Rocuroniumbromid bei gleichzeitiger Anwendung von Propofol oder Fentanyl/Thiopental geeignete Intubationsbe­dingungen innerhalb von 60 Sekunden bei 93 % bzw. 96 % der Patienten erreicht. Bei 70 % dieser Patienten werden die Bedingungen als ausgezeichnet beurteilt. Die klinische Wirkungsdauer nach dieser Dosis beträgt annähernd 1 Stunde; nach diesem Zeitraum kann der neuromuskuläre Block sicher antagonisiert werden. Nach Anwendung einer Dosis von 0,6 mg/kg Rocuroniumbromid wurden bei gleichzeitiger Anwendung von Propofol oder Fentanyl/Thiopental geeignete Intubationsbe­dingungen innerhalb von 60 Sekunden bei 81 % bzw. 75 % der Patienten erreicht.

Bei höheren Dosen als 0,1 mg/kg Rocuroniumbromid werden die Intubationsbe­dingungen nicht wesentlich verbessert; die Wirkungsdauer ist jedoch verlängert. Höhere Dosen als 4 x ED90 wurden nicht untersucht.

Kinder und Jugendliche

Der mittlere Zeitraum bis zum Wirkungseintritt nach Anwendung einer Dosis von 0,6 mg/kg zur Intubation ist bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern etwas kürzer als bei Erwachsenen. Ein Vergleich in den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen zeigte, dass die mittlere Zeit bis zum Wirkungseintritt bei Neugeborenen und Jugendlichen (1,0 Minuten) etwas länger ist als bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern (0,4, 0,6 bzw. 0,8 Minuten). Die Dauer der Relaxation und die Zeit bis zur Erholung sind bei Kindern etwas kürzer als bei jungen Säuglingen und Erwachsenen. Ein Vergleich in den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen zeigte, dass die mittlere Zeit bis zum Wiederauftreten von T3 bei Neugeborenen und jungen Säuglingen länger war (56,7 bzw. 60,7 Minuten) als bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen (45,4, 37,6 bzw. 42,9 Minuten).

Mittlere (SD) Zeit bis zum Wirkungseintritt und klinische Wirkungsdauer nach einer Anfangsdosis von 0,6 mg/kg Rocuronium zur Intubation* während einer Anästhesie mit Sevofluran/Lachgas und Isofluran/Lachgas (Erhaltungsanästhe­sie) (Kinder und Jugendliche), PP-Grupp e

Zeit bis zur maximalen

Blockade** (min)

Zeit zum Wiederauftreten von T3** (min)

Neugeborene (0–27 Tage) n = 10

0,98 (0,62)

56,69 (37,04) n = 9

Junge Säuglinge (28 Tage bis 2

Monate) n = 11

0,44 (0,19) n = 10

60,71 (16,52)

Kleinkinder (3–23 Monate) n = 28

0,59 (0,27)

45,46 (12,94) n = 27

Kinder (2–11 Jahre) n = 34

0,84 (0,29)

37,58 (11,82)

Jugendliche (12–17 Jahre) n = 31

0,98 (0,38)

42,90 (15,83) n = 30

* Innerhalb von 5 Sekunden verabreichte Rocuronium-Dosis.

** Berechnet ab Ende der Verabreichung der Rocuronium-Dosis zur Intubation

Geriatrische Patienten und Patienten mit hepatobiliären Erkrankungen und/oder Niereninsuffizienz Die Wirkungsdauer von Erhaltungsdosen von 0,15 mg/kg Rocuroniumbromid kann bei einer Enfluran- oder Isoflurananästhesie bei geriatrischen Patienten oder Patienten mit Leber- und/oder Nierenerkrankung etwas länger sein (etwa 20 Minuten) als bei Patienten unter intravenöser Anästhesie ohne Beeinträchtigung der Funktion der Ausscheidungsorgane (etwa 13 Minuten) (siehe Abschnitt 4.2). Ein kumulativer Effekt (progressiver Anstieg der Wirkungsdauer) bei wiederholter Erhaltungsdosis in der empfohlenen Höhe wurde nicht beobachtet.

Intensivmedizin

Nach einer Dauerinfusion in der Intensivmedizin hängt der Zeitraum bis zur Erholung des Train-of-Four-Verhältnisses auf 0,7 von der Intensität der Blockade am Ende der Infusion ab. Nach einer Dauerinfusion über 20 Stunden oder darüber beträgt der mediane (Bereich) Zeitraum zwischen der Wiederkehr von T2 der Train-of-Four-Stimulation und der Erholung des Train-of-Four-Verhältnisses auf 0,7 ungefähr 1,5 (1–5) Stunden bei Patienten ohne multiples Organversagen und 4 (1–25) Stunden bei Patienten mit multiplem Organversagen.

Kardiovaskuläre Eingriffe

Bei Patienten, bei denen eine kardiovaskuläre Operation vorgesehen ist, sind die häufigsten kardiovaskulären Veränderungen bei Eintritt der maximalen Blockade nach Gabe von 0,6–0,9 mg/kg Rocuroniumbromid ein leichter, klinisch nicht signifikanter Anstieg der Herzfrequenz um bis zu 9 % und ein Anstieg des mittleren arteriellen Blutdrucks um bis zu 16 % gegenüber den Kontrollwerten.

Aufhebung der Muskelrelaxation

Durch Verabreichung von Acetylcholines­terasehemmern (Neostigmin, Pyridostigmin oder Edrophonium) bei der Wiederkehr von T2 oder bei den ersten Zeichen einer klinischen Erholung wird die Wirkung von Rocuroniumbromid antagonisiert.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Verteilung und Elimination

Nach intravenöser Injektion einer einzelnen Bolusdosis von Rocuroniumbromid durchläuft der zeitliche Verlauf der Plasmakonzentration drei exponentielle Phasen. Bei gesunden Erwachsenen beträgt die mittlere (95 %-Konfidenzintervall) Eliminationshal­bwertszeit 73 (66–80) Minuten, das (scheinbare) Verteilungsvolumen unter Steady-State-Bedingungen beträgt 203 (193–214) ml/kg und die Plasmaclearance beträgt 3,7 (3,5–3,9) ml/kg/min.

Rocuronium wird im Urin und über die Galle ausgeschieden. Die Exkretion im Urin erreicht innerhalb von 12–24 Stunden 40 %. Nach Injektion einer radioaktiv markierten Dosis Rocuroniumbromid betrug die Exkretion der markierten Substanz nach 9 Tagen im Durchschnitt 47 % im Urin und 43 % in den Faeces. Etwa 50 % wurde in Form der Ausgangssubstanz wiedergefunden.

Biotransformation

Im Plasma werden keine Metaboliten nachgewiesen.

Kinder und Jugendliche

Die Pharmakokinetik von Rocuroniumbromid bei Kindern und Jugendlichen (n = 146) im Alter von 0 bis 17 Jahren wurde anhand einer Populationsanalyse gepoolter pharmakokinetischer Datensätze aus zwei klinischen Studien unter Anästhesie mit Sevofluran (Induktion) und Isofluran/Lachgas (Erhaltung) bestimmt. Alle pharmakokinetischen Parameter waren linear proportional zum Körpergewicht, was sich an einer ähnlichen Clearance (l x kg-1 x h-1) zeigte. Das Verteilungsvolumen (l x kg-1) und die Eliminationshal­bwertszeit (h) nehmen mit dem Alter (Jahre) ab. Die für pädiatrische Patienten typischen pharmakokinetischen Parameter in jeder Altersgruppe sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

Geschätzte PK-Parameter (Mittelwert [SD]) von Rocuroniumbromid bei typischen pädiatrischen Patienten während einer Anästhesie mit Sevofluran/Lachgas (Einleitung) und

PK-Parameter

Altersbereich der Patienten

reife Neugeborene (0–27 Tage)

Säuglinge

(28 Tage bis 2 Monate)

Kleinkinder

(3–23 Monate)

Kinder

(2–11 Jahre)

Jugendliche

(12–17 Jahre)

Cearance (l/kg/h)

0,31 (0,07)

0,30 (0,08)

0,33 (0,10)

0,35 (0,09)

0,29 (0,14)

Verteilungsvolu men (l/kg)

0,42 (0,06)

0,31 (0,03)

0,23 (0,03)

0,18 (0,02)

0,18 (0,01)

t% ß (h)

1,1 (0,2)

0,9 (0,3)

0,8 (0,2)

0,7 (0,2)

0.8 (0.3)

Geriatrische Patienten und Patienten mit hepatobiliären Erkrankungen und/oder Niereninsuffizienz In kontrollierten Studien war die Plasmaclearance bei geriatrischen Patienten und Patienten mit Niereninsuffizienz verringert, in den meisten Studien jedoch ohne statistische Signifikanz. Bei Patienten mit Lebererkrankung ist die mittlere Eliminationshal­bwertszeit um 30 Minuten verlängert und die mittlere Plasmaclearance ist um 1 ml/kg/min verringert (siehe Abschnitt 4.2).

Intensivmedizin

Bei Anwendung als Dauerinfusion zur Erleichterung der künstlichen Beatmung über 20 Stunden oder darüber sind die mittlere Eliminationshal­bwertszeit und das mittlere (scheinbare) Verteilungsvolumen im Steady State erhöht. In kontrollierten klinischen Studien zeigte sich eine starke Variabilität zwischen den Patienten in Abhängigkeit von zu Art und Ausmaß eines (multiplen) Organversagens und individuellen Patientencharak­teristika. Bei Patienten mit Multiorganversagen fanden sich eine mittlere (± SD) Eliminationshal­bwertszeit von 21,5 (± 3,3) Stunden, ein (scheinbares) Verteilungsvolumen im Steady State von 1,5 (± 0,8) l/kg und eine Plasmaclearance von 2,1 (± 0,8) ml/kg/min (siehe Abschnitt 4.2).

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Effekte in präklinischen Studien wurden nur bei Expositionen beobachtet, die als ausreichend weit oberhalb der maximalen humantherapeu­tischen Exposition anzusehen sind. Dies weist auf geringe Relevanz für die klinische Anwendung hin.

Es gibt kein geeignetes Tiermodell zur Nachbildung der normalerweise extrem komplexen klinischen Situation des Intensivpatienten. Daher basiert die Sicherheitsbe­wertung von Rocuroniumbromid bei der Erleichterung der Beatmung in der Intensivmedizin überwiegend auf Ergebnissen aus klinischen Studien.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Natriumchlorid

Natriumacetat-Trihydrat

Essigsäure (Eisessig) (zur pH-Einstellung)

Wasser für Injektionszwecke

6.2 Inkompatibilitäten

Rocuroniumbromid ist physikalisch inkompatibel mit Lösungen der folgenden Wirkstoffe: Amphotericin, Amoxicillin, Azathioprin, Cefazolin, Cloxacillin, Dexamethason, Diazepam, Enoximon, Erythromycin, Famotidin, Furosemid, Hydrocortison-Natriumsuccinat, Insulin, Intralipid, Methohexital, Methylprednisolon, Prednisolon-Natriumsuccinat, Thiopental, Trimethoprim und Vancomycin.

Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Wenn Rocuroniumbromid durch dieselbe Infusionsleitung verabreicht wird, die auch für andere Arzneimittel verwendet wurde, ist es wichtig, dass diese Infusionsleitung zwischen der Verabreichung von Rocuroniumbromid und Arzneimitteln, für die eine Inkompatibilität mit Rocuroniumbromid nachgewiesen wurde oder die Kompatibilität mit Rocuroniumbromid nicht erwiesen ist, ausreichend gespült wird (z. B. mit NaCl 0,9 %).

6.3 Dauer der Haltbarkeit

Ungeöffnete Durchstechflasche: 2 Jahre

Verdünntes Arzneimittel:

Nach Verdünnung mit Infusionslösungen (siehe Abschnitt 6.6) wurde die chemische und physikalische Gebrauchsstabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung für 72 Stunden bei 30 °C nachgewiesen.

Aus mikrobiologischer Sicht muss das Arzneimittel sofort verwendet werden. Falls die gebrauchsfertige Lösung nicht sofort verwendet wird, liegen die Aufbewahrungszeit nach Anbruch und die Lagerungsbedin­gungen vor Gebrauch im Verantwortungsbe­reich des Anwenders und betragen normalerweise nicht länger als 24 Stunden bei 2–8°C, es sei denn, die Verdünnung hat unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen stattgefunden.

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Im Kühlschrank lagern (2 °C-8 °C). Nicht einfrieren.

Ungekühlte Lagerung:

Rocuroniumbromid kann auch ungekühlt maximal 12 Wochen bei einer Temperatur von bis zu 25 °C aufbewahrt werden; danach muss es verworfen werden. Das Arzneimittel darf nach einer Lagerung außerhalb des Kühlschranks nicht wieder im Kühlschrank eingelagert werden. Die Aufbewahrungsdauer darf die Dauer der Haltbarkeit nicht überschreiten.

Aufbewahrungsbe­dingungen nach Verdünnung oder Anbruch des Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

5 ml Lösung in einer Durchstechflasche aus farblosem Glas (Typ I) mit Brombutyl-Gummistopfen und Flip-off-Kappe aus Aluminium.

Packungsgröße: 10 Durchstechflas­chen.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Es wurde nachgewiesen, dass Rocuroniumbromid in nominalen Konzentrationen von 0,5 mg/ml und

2,0 mg/ml kompatibel ist mit NaCl 0,9 %, Dextrose 5 %, Dextrose 5 % in isotoner Kochsalzlösung, sterilem Wasser für Injektionszwecke und Ringer-Lactat-Lösung. Die Verabreichung muss unmittelbar nach dem Mischen begonnen werden und innerhalb von 24 Stunden beendet sein.

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER

AS KALCEKS

Krustpils iela 53

Riga LV-1057

Lettland

Tel.: +371 67083320

E-Mail:

8. ZULASSUNGSNUMMER(N)

Z.Nr.: 138627

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Datum der Erteilung der Zulassung: 16.01.2019

10. STAND DER INFORMATION

03/2020

Mehr Informationen über das Medikament Rocuronium Kalceks 10 mg/ml Injektions-/Infusionlösung

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 138627
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
AS Kalceks, Krustpils iela 53, 1057 Riga, Lettland