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Nipruss 60 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung - Zusammengefasste Informationen

Enthält den aktiven Wirkstoff:

ATC-Gruppe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Nipruss 60 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS

Nipruss® 60 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Jede Ampulle enthält 60 mg Nitroprussidnatrium Dihydrat entsprechend 53 mg Nitroprussidnatrium wasserfrei.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Hellrosa, hygroskopisches Pulver.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Nipruss wird angewendet zur

Behandlung von hypertensiven Krisen bei Erwachsenen kontrollierten Hypotension bei Operationen bei Erwachsenen.

Nipruss ist nicht für eine Dauertherapie geeignet.

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Nitroprussidnatrium-Infusionen müssen grundsätzlich mit niedrigen Dosen begonnen werden. Die hypotensive Wirkung tritt sofort ein. Nach Infusionsende werden die Ausgangswerte rasch wieder erreicht. In der Einstellungsphase ist eine genaue Titrierung mit ein- bis zweiminütigen Blutdruckmessungen erforderlich. Gegen Infusionsende wird die Infusionsgeschwin­digkeit schrittweise reduziert.

Die Infusion wird mit einer Dosierung von 0,2 ^g Nitroprussidnatrium Dihydrat/kg/min begonnen. Sie wird in Zeitintervallen von 3 bis 5 Minuten verdoppelt bis zum Eintritt des gewünschten Blutdruckniveaus. Die Infusionsgeschwin­digkeit liegt zwischen 0,2 bis 10 ^g Nitroprussidnatrium Dihydrat/kg/min.

Um eine kontrollierte Hypotension während chirurgischer Eingriffe zu erreichen, wird empfohlen, die Gesamtmenge von 1,0 bis 1,5 mg Nitroprussidnatrium Dihydrat/kg pro Fall nicht zu überschreiten.

Bei mehrtägigen Nitroprussidnatrium-Infusionen, wie z.B. zur Behandlung hypertensiver Krisen, werden die oben genannten Maximaldosen in der Regel überschritten.

Zur Anwendung von Nipruss kann eine Infusionspumpe (Perfusor) oder ein Infusomat eingesetzt werden. Weitere Informationen siehe Abschnitt 6.6.

Tabelle 1 : Dosierungstabelle für 50 ml Infusionspumpe und 1,2 mg/ml Nitroprussidnatrium Dihydrat (siehe Abschnitt 6.6)

pg/kg/min

Nitro-prussid-natrium Dihydrat

Infusionsgeschwin­digkeit [ml/h]

Körpergewicht (kg)

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

90

95

100

0,2

0,3

0,4

0,4

0,5

0,5

0,6

0,6

0,7

0,7

0,8

0,8

0,9

0,9

1,0

1,0

0,4

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

1,1

1,2

1,3

1,4

1,5

1,6

1,7

1,8

1,9

2,0

0,8

1,2

1,4

1,6

1,8

2,0

2,2

2,4

2,6

2,8

3,0

3,2

3,4

3,6

3,8

4,0

1,0

1,5

1,8

2,0

2,3

2,5

2,8

3,0

3,3

3,5

3,8

4,0

4,3

4,5

4,8

5,0

1,6

2,4

2,8

3,2

3,6

4,0

4,4

4,8

5,2

5,6

6,0

6,4

6,8

7,2

7,6

8,0

3,2

4,8

5,6

6,4

7,2

8,0

8,8

9,6

10,4

11,2

12,0

12,8

13,6

14,4

15,2

16,0

5,0

7,5

8,8

10,0

11,3

12,5

13,8

15,0

16,3

17,5

18,8

20,0

21,3

22,5

23,8

25,0

6,4

9,6

11,2

12,8

14,4

16,0

17,6

19,2

20,8

22,4

24,0

25,6

27,2

28,8

30,4

32,0

10,0

15,0

17,5

20,0

22,5

25,0

27,5

30,0

32,5

35,0

37,5

40,0

42,5

45,0

47,5

50,0

Vermeidung von Cyanidtoxizität

Um Cyanidintoxika­tionen effektiv vorzubeugen, wird dringend empfohlen Nitroprussidnatrium Infusionen immer mit Natriumthiosulfat als simultane Dauerinfusion über einen separaten venösen Zugang im Verhältnis von etwa 1:10 (Nitroprussid­natrium Dihydrat : Natriumthiosulfat) bezogen auf die Gewichte der Wirkstoffe zu infundieren. Zum praktischen Vorgehen wird empfohlen, Natriumthiosul­fatlösung 100 mg/ml in eine zweite Perfusorspritze aufzuziehen und im Volumenverhältnis von etwa 10:1 (Nitroprussid­natrium Dihydrat : Natriumthiosulfat) über einen separaten venösen Zugang wie nachfolgend in Tabelle 2 angeführt zu infundieren. Bei Verwendung eines Infusomaten für Nipruss sollte das Volumenverhältnis entsprechend 50:1 bzw. 100:1 betragen (siehe auch Tabelle 2).

Als Antidot im Falle einer erwarteten oder beobachteten Cyanidtoxizität (wenn z.B. kein Thiosulfat für eine gleichzeitige Anwendung verfügbar ist), können Hydroxocobalamin und/oder Methaemoglobin-Bildner erforderlich sein. Die Sicherheitsem­pfehlungen dieser Arzneimittel sind zu beachten.

Thiocyanat-Toxizität

Bei mehrtägigen Infusionen von Nipruss (im Falle von hohen Dosen auch schon innerhalb von 24 Stunden) und besonders bei niereninsuffi­zienten Patienten ist der Thiocyanatspiegel zu kontrollieren und darf 6 mg/100 ml nicht überschreiten. Thiocyanatkon­zentrationen von mehr als 6 mg/100 ml führen zu toxischen Symptomen wie Schwächegefühl, Erbrechen, Schwindel und Tinnitus. Im Fall einer Thiocyanat-Intoxikation soll die Infusion mit Nitroprussidnatrium abgebrochen und falls notwendig, Thiocyanat durch Dialyse aus dem Körper entfernt werden.

Tabelle 2 (siehe Abschnitt 6.6)

Dosierung Nipruss über

Dosierung Natriumthiosulfat 100 mg/ml

Perfusor in 50 ml

Infusomat in 250 ml

Infusomat in 500 ml

Perfusor

1 – 10 ml/h

5 – 50 ml/h

10 – 100 ml/h

1 ml/h

11 – 20 ml/h

51 – 100 ml/h

101 – 200 ml/h

2 ml/h

21 – 30 ml/h

101 – 150 ml/h

201 – 300 ml/h

3 ml/h

31 – 40 ml/h

151 – 200 ml/h

301 – 400 ml/h

4 ml/h

Ältere Patienten

Ältere Patienten benötigen oft geringere Dosen.

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Nipruss bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor. Deshalb soll Nipruss Kindern und Jugendlichen nicht gegeben werden.

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Wird Nitroprussidnatrium über mehrere Tage infundiert (im Falle von hohen Dosen auch schon innerhalb von 24 Stunden) und besonders bei niereninsuffi­zienten Patienten ist der Thiocyanatspiegel zu kontrollieren und darf 6 mg/100 ml nicht überschreiten.

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion

Weil Cyanid, welches aus Nitroprussidnatrium freigesetzt wird, hauptsächlich durch Leberenzyme metabolisiert wird, kann es bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion akkumulieren. Nipruss ist daher bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht anzuwenden, und die Dosistitrierung muss mit Vorsicht erfolgen. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion müssen Anzeichen einer Cyanidtoxizität engmaschig überwacht werden (siehe Abschnitt 4.8). Falls notwendig muss die Anwendung von Nitroprussidnatrium schrittweise reduziert oder unterbrochen werden und die Anweisungen zur Behandlung bei Cyanid-Toxizität sind zu befolgen.

Art der Anwendung

Intravenöse Anwendung.

Die Infusion von Nipruss erfolgt intravenös über eine Infusionspumpe (siehe Tabelle 1) oder einen Infusomat. Die Dauer der Anwendung richtet sich u.a. nach der Gesamtdosis – siehe Angaben in Abschnitt 4.4 und 4.9.

Vorsichtsmaßnahmen vor und während der Handhabung bzw. der Anwendung des Arzneimittels Lichtschutz kann durch Verwendung eingefärbter Spritzen und Schläuche erreicht werden. Die Infusionslösung ist schwach gelblich. Intensiv gefärbte Lösungen dürfen nicht verwendet werden. Der fertigen Infusionslösung dürfen keine weiteren Arzneimittel zugesetzt werden. Die Applikation der Infusionslösung erfolgt am sichersten über einen separaten Venenkatheter, um eine Akkumulation von Wirkstoffen im Schlauchsystem oder den peripheren Venen zu vermeiden.

Hinweise zur Rekonstitution und Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.

4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Kompensatorische Hypertension verursacht durch z.B. Aortenisthmus­stenose oder arteriovenöse Shunts Lebersche Optikusatrophie Tabakamblyopie Vitamin B12-Mangel metabolische Azidose Hypothyreose, intrapulmonale arteriovenöse Shunts.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Die Anwendung von Nipruss soll bei Patienten, die zuvor PDE 5-Inhibitoren eingenommen haben, nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bei Anwendung von PDE 5-Inhibitoren kann es zu einer erheblichen Verstärkung des blutdrucksenkenden Effektes von Nipruss kommen, wenn Nitroprussidnatrium innerhalb von 24 Stunden nach Sildeafil oder Vardenafil oder innerhalb von 48 Stunden nach Tadalafil gegeben wird, abhängig von der Halbwertszeit des PDE 5-Inhibitors. In diesem Fall soll eine besonders vorsichtige Dosistitration erfolgen.

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei Erkrankungen, die mit einem erhöhten intrakraniellen Druck einhergehen.

Während der Infusion von Nipruss ist eine fortlaufende Überwachung des EKG und ggf. der wichtigsten hämodynamischen Parameter erforderlich. Der Blutdruck wird unter Operationsbedin­gungen am besten direkt über eine arterielle Kanüle gemessen. Bei mehrtägigen Infusionen genügen Blutdruckmessungen mit einer nicht-invasiven Methode.

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Bei mehrtägigen Infusionen von Nitroprussidnatrium (im Falle von hohen Dosen auch schon innerhalb von 24 Stunden), und besonders bei niereninsuffi­zienten Patienten muss der Thiocyanatspiegel kontrolliert werden und darf 6 mg/100 ml nicht überschreiten.

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion

Weil Cyanid, welches aus Nitroprussidnatrium freigesetzt wird, hauptsächlich durch Leberenzyme metabolisiert wird, kann es in Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion akkumulieren. Nipruss ist daher bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht anzuwenden, und die Dosistitrierung muss mit Vorsicht erfolgen. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion müssen Anzeichen einer Cyanidtoxizität engmaschig überwacht werden (siehe Abschnitt 4.8). Falls notwendig muss die Anwendung von Nitroprussidnatrium schrittweise reduziert oder unterbrochen werden und die Anweisungen zur Behandlung bei Cyanid-Toxizität sind zu befolgen.

Cyanid Toxizität

Um der Cyanidtoxizität von Nipruss effektiv vorzubeugen (weil möglicherweise die Entgiftungska­pazität des menschlichen Organismus überschritten wird), siehe Empfehlungen in Abschnitt 4.2. Zu den Symptomen einer Cyanid Toxizität siehe Abschnitt 4.8.

Thiocyanat Toxizität

Um eine Natriumthiocyanat Toxizität zu behandeln, siehe Empfehlungen in Abschnitt 4.2. Zu den Symptomen einer Natriumthiocyanat Toxizität siehe Abschnitt 4.8.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die blutdrucksenkende Wirkung von Nipruss kann verstärkt werden durch die gleichzeitige Verabreichung von

Vasodilatatoren, Antihypertonika, Antihypertonika zur Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie Sedativa und Anästhetika.

Dies gilt insbesondere bei vorheriger Einnahme von PDE 5-Inhibitoren (siehe Abschnitt 4.4).

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft und Stillzeit

Da ausreichende Erfahrungen bei der Gabe von Nitroprussidnatrium während der Schwangerschaft und der Stillzeit fehlen, soll Nitroprussidnatrium während dieser Zeit nicht angewendet werden (nur nach strengster Indikationsste­llung).

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Nicht zutreffend.

4.8 Nebenwirkungen

Während der Behandlung mit Natriumnitroprussid können die folgenden Nebenwirkungen auftreten gelistet nach Systemorganklassen und Häufigkeit:

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig (>1/100, < 1/10)

Gelegentlich (>1/1.000, < 1/100)

Selten (> 1/10.000, < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Nicht bekannt: Hellrotes venöses Blut

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Nicht bekannt: Metabolische Azidose, Lactatanstieg, Appetitlosigkeit, Hypothyreose

Psychiatrische Erkrankungen

Nicht bekannt: Psychose

Erkrankungen des Nervensystems

Nicht bekannt: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Nervosität, Tinnitus, Miosis, Hyperreflexie, Verwirrtheit, Halluzinationen, Krämpfe, Paralyse, Koma

Herzerkrankungen

Nicht bekannt: Tachykardie, Herzrhythmusstörun­gen, Palpitationen

Gefäßerkrankungen

Nicht bekannt: Schwere Hypotension, Rebound-Effekt

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Nicht bekannt: Hypoventilation, verminderte Sauerstoffaufnahme, respiratorische Paralyse

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Nicht bekannt: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Inkontinenz

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Nicht bekannt: Schwächegefühl, unzureichende Blutdrucksenkung, Tachyphylaxie und Toleranzentwicklung (häufiger in jüngeren Patienten im Vergleich zu älteren); Reaktionen an der Applikationsstelle (z.B.: Schmerz, Hautrötung, Jucken)

Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen

Nicht bekannt: Cyanid Intoxikation, Thiocyanat Intoxikation

Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen

Unzureichende Blutdrucksenkung und Auftreten von Tachyphylaxie und/oder Toleranz sind eher bei jüngeren als bei älteren Hypertonikern zu erwarten.

Symptome einer Cyanid Intoxikation

Hinweise einer Cyanidvergiftung sind: hellrotes venöses Blut, Hypoventilation, Lactatanstieg, verminderte Sauerstoffaufnahme, Herzklopfen, Herzrhythmusstörun­gen, Kopfschmerzen, metabolische Azidose, Koma, Atemlähmung und Krämpfe. Todesfälle sind beschrieben.

Solche Vergiftungssymptome können auftreten, wenn die der Entgiftungska­pazität des menschlichen Organismus entsprechende Dosis von 0,05 mg CN-/kg/min ohne gleichzeitige Thiosulfatappli­kation überschritten wird.

Eine Cyanidvergiftung ist durch die gleichzeitige Infusion von Thiosulfat im molaren Verhältnis von 5 : 1 (Thiosulfat : Nitroprussidna­trium) völlig vermeidbar.

Symptome einer Thiocyanatinto­xikation

Cyanid wird zusammen mit Thiosulfat zu Thiocyanat metabolisiert, welches im Vergleich zu Cyanid etwa 100 mal weniger toxisch ist. Symptome einer Thiocyanatinto­xikation, die bei Überdosierung entstehen kann – bei Niereninsuffizienz früher als bei Nierengesunden – sind: Schwindel, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Nervosität, Hypothyreose, Durchfälle, Erbrechen, Inkontinenz, Psychose, Paralyse und Koma. Bei sehr hohen Serumkonzentra­tionen kann der Tod eintreten.

Auch die Symptome einer Thiocyanatinto­xikation sind bei Beachtung der Dosierungsanleitung vermeidbar.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels.

Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5

1200 WIEN

ÖSTERREICH

Fax: + 43 (0) 50 555 36207

Website:

4.9 Überdosierung

Beim akuten Herzinfarkt kann durch zu starke Reduktion des Aortendrucks die Gefahr einer Verminderung der diastolischen Koronarperfusion entstehen. Bei akuter Herzinsuffizienz mit erniedrigten Füllungsdrucken kann das Herzminutenvolumen weiter abfallen.

Tachyphylaxie und Rebound-Phänomen sind möglich.

Während der Behandlung mit Nipruss kann eine Cyanidintoxikation auftreten. Dies hängt von der Dauer und Höhe der Dosierung ab. Eine kurzfristige Behandlung mit 2,5 ^g/kg/min ist ungefährlich. Dagegen können

5 ^g/kg/min nach 10 Stunden,

10 ^g/kg/min nach 4 Stunden und

20 ^g/kg/min bereits nach 1,5 Stunden

zu lebensgefährlichen Cyanidspiegeln führen.

Therapeutische Gegenmaßnahmen sind eine Reduktion der Infusionsdosis bzw. Gabe eines Antidots.

Als sofort wirkendes Antidot bei der Cyanidvergiftung wird 4-Dimethylaminop­henolhydrochlo­rid (4-DMAP) 3 bis 4 mg/kg i.v. (Methämoglobin­bildner) empfohlen gefolgt von einer Infusion von Natriumthiosulfat 50 bis 100 mg/kg KG.

In Fällen einer Thiocyanatinto­xikation soll die Infusion von Nitroprussidnatrium abgebrochen und erforderlichenfalls Thiocyanat per Dialyse aus dem Organismus entfernt werden.

Weitere Informationen siehe auch Abschnitte 4.2 und 4.4.

5. PHARMAKOLO­GISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antihypertensiva, Mittel mit Wirkung auf die arterielle Gefäßmuskulatur, ATC-Code: C02DD01

Wirkmechanismus

Nitroprussidnatrium wirkt an der Muskulatur der präkapillaren Arteriolen und der venösen Kapazitätsgefäße dilatierend. Die tonusherabsetzende Wirkung auf Venen und Arterien ist etwa gleich ausgeprägt. Die Venodilatation bewirkt venöses Pooling mit der Abnahme der Vorlast des Herzens und Senkung erhöhter Füllungsdrücke. Die arterioläre Dilatation führt zur Senkung des Blutdrucks, Abnahme des peripheren arteriellen Widerstandes und Senkung der Nachlast des Herzens. Nitroprussidnatrium führt zur Dilatation der großen Koronararterien.

Glatte Muskulatur mit überwiegend phasischer Aktivität – wie z.B. Duodenum und Uterus – ist gegenüber der Wirkung von Nitroprussidnatrium weniger empfindlich.

Die blutdrucksenkende Wirkung ist durch eine ungewöhnlich steile Dosiswirkungskurve charakterisiert. Bei gesundem Herz bleibt das Herzminutenvolumen praktisch unverändert. Beim insuffizienten Herz wird es, abhängig von der Ausgangslage, zum Teil wesentlich gesteigert.

Nitroprussidnatrium bewirkt eine reflektorische Stimulation des Sympathikus mit Tachykardie und eine Stimulation der Reninsekretion, besonders im Wachzustand.

Nitroprussidnatrium hemmt die in vitro durch Kollagen, ADP und Adrenalin ausgelöste Thrombozytenag­gregation und vermindert in vivo die Zahl zirkulierender Plättchenaggregate.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Nitroprussidnatrium wird ausschließlich intravenös appliziert und ist somit 100 %ig bioverfügbar.

Verteilung

Wegen der extremen Kurzlebigkeit von Nitroprussidnatrium sind Eiweißbindungen und -verteilung nicht bekannt. Es kommt zu keiner Anhäufung in bestimmten Geweben (z.B. den Gefäßwänden).

Biotransformation

Nitroprussidnatrium wird rasch zu Cyanid abgebaut, 30 bis 50 % sind im Blut nachweisbar, der Rest im Gewebe. Cyanid wird zum Teil an Hämoglobin gebunden. Cyanid wird mit Hilfe von Schwefeldonatoren – in erster Linie Thiosulfat – in Thiocyanat umgewandelt. Der geschwindigke­itsbegrenzende Faktor ist die Verfügbarkeit schwefelhaltiger Substrate.

Elimination

Bei Thiosulfat beträgt die optimale Substratkonzen­tration etwa 3 mol Thiosulfat auf 1 mol Cyanid. Die Umwandlungsleistung von Cyanid in Thiocyanat beträgt beim Menschen etwa 0,05 mg CN-/kg/min. Bei höheren Nitroprussidnatrium-Dosen kommt es zu einer Kumulation der Serumkonzentration von Thiocyanat, weil dieser Metabolit rascher entsteht, als er durch die Nieren ausgeschieden wird. Die Thiocyanat-Clearance beträgt beim Nierengesunden 2,2 ml/kg/min, bei Patienten mit Nierenfunktion­sstörungen ist sie geringer.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Nach einmaliger intravenöser Applikation liegt die LD50 bei der Ratte bei 9 mg/kg und beim Kaninchen bei 1,8 mg/kg.

Die Toxizität wird geprägt von der Cyanid-Wirkung und der Blutdrucksenkung, weshalb die in Abschnitt 4.2 und 4.4 angegebenen Hinweise unbedingt zu beachten sind.

Aufgrund spezieller Untersuchungen an Ratten und Kaninchen ergaben sich – auch in maternaltoxischen Dosierungen – keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Keine.

6.2 Inkompatibilitäten

Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

Ampullen in der Originalverpackung: 60 Monate

Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Infusionslösung wurde über 16 Stunden bei 25°C unter Lichtschutz nachgewiesen (Licht geschützte Perfusor Spritze).

Aus mikrobiologischer Sicht ist die gebrauchsfertige Lösung sofort zu verwenden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich. Sofern die Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei 2 bis 8°C aufzubewahren.

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Ampullen in der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Für dieses Arzneimittel sind bezüglich der Temperatur keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich.

Die gebrauchsfertige Zubereitung durch Verwendung gefärbter Spritzen und Schläuche vor Licht schützen.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Braunglasampullen. Packungsgröße: 5 Ampullen

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Zubereitung der Infusionslösung

Das Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (der Inhalt der braunen Ampulle entspricht 60 mg Nitroprussidnatrium Dihydrat) wird in Wasser für Injektionszwecke oder 5%iger Glucoselösung gelöst. Diese konzentrierte Lösung ist rotbraun gefärbt und darf niemals direkt injiziert werden. Die weitere Verdünnung erfolgt ausschließlich mit 5%iger Glucoselösung. Die Nitroprussidnatrium-haltige Infusionslösung muss unmittelbar vor der Anwendung frisch zubereitet werden.

Die Ampulle ist bereits unterhalb des weißen Punktes angesägt. Ansägen ist deshalb nicht mehr erforderlich. Aufbrechen der Ampulle wie gewohnt.

Die gebrauchsfertige Infusionslösung ist lichtempfindlich, siehe Abschnitt 6.3. Lichtschutz kann durch Verwendung gefärbter Spritzen und Schläuche erreicht werden.

Infusionspumpe (siehe auch Dosierungstabelle (Tabelle 1) in Abschnitt 4.2)

Bei Verwendung eines Perfusors werden zunächst 50 ml 5%ige Glucoselösung in eine 50 ml-Perfusorspritze aufgezogen. Die Nipruss-Ampulle wird geöffnet und zu etwa drei Viertel des Volumens mit Glucoselösung aus der Perfusorspritze gefüllt. Wenn das Pulver gelöst ist, wird die so hergestellte konzentrierte Lösung in die Perfusorspritze aufgezogen. Um Überdosierungen zu vermeiden, muss der Inhalt der Spritze durch Schütteln homogen gemischt werden.

Infusomat (siehe auch Tabelle 2 in Abschnitt 4.2)

Bei Verwendung eines Infusomaten wird der Inhalt einer Ampulle nach Auflösung in Wasser für Injektionszwecke oder 5%iger Glucoselösung in 250 oder 500 ml 5%ige Glucoselösung eingespritzt. Für die kontrollierte intraoperative Hypotension empfiehlt sich die Verdünnung in 250 ml. Die Umrechnung der Dosierung ergibt sich aus der Dosierungstabelle (Tabelle 1). Die in Tabelle 1 angegebenen Infusionsgeschwin­digkeiten in ml pro Stunde werden bei der Verdünnung mit 250 ml Glucoselösung mit dem Faktor 5, bei der Verdünnung mit 500 ml Glucoselösung mit dem Faktor 10 multipliziert. Zur Vermeidung einer hohen Flüssigkeitsbe­lastung ist bei länger dauernden Infusionen der Perfusor zu bevorzugen.

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

Mehr Informationen über das Medikament Nipruss 60 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 140146
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Altamedics GmbH, Josef-Lammerting-Allee 16, 50933 Köln, Deutschland