Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Morphinhydrochlorid Lannacher retard 100 mg - Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
10 mg: 1 Tablette enthält 10 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 7,59 mg Morphin.
30 mg: 1 Tablette enthält 30 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 22,78 mg Morphin.
60 mg: 1 Tablette enthält 60 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 45,55 mg Morphin.
100 mg: 1 Tablette enthält 100 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 75,92 mg Morphin.
200 mg: 1 Tablette enthält 200 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 151,84 mg Morphin.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:
10 mg: Lactose-Monohydrat........................................................................8 mg pro Tablette.
30 mg: Lactose-Monohydrat................................................................24,74 mg pro Tablette.
60 mg: Lactose-Monohydrat.................................................................49,48 mg pro Tablette.
Farbstoff Gelborange S (E 110)............................................0,00128 mg pro Tablette.
100 mg: Lactose-Monohydrat.................................................................82,20 mg pro Tablette.
Farbstoff Gelborange S (E 110)..............................................0,0332 mg pro Tablette.
200 mg: Lactose-Monohydrat...............................................................164,40 mg pro Tablette.
Farbstoff Ponceau 4R (E 124)................................................0,0225 mg pro Tablette.
Farbstoff Gelborange S (E 110)............................................0,01375 mg pro Tablette.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Retardtablette mit Filmüberzug
10 mg: Weiße, runde und bikonvexe Tabletten
30 mg: Blaue bis grüne, runde und bikonvexe Tabletten
60 mg: Gelbe, runde und bikonvexe Tabletten
100 mg: Gelbe bis orangefarbene, runde und bikonvexe Tabletten
200 mg: Rote, runde und bikonvexe Tabletten
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur anhaltenden Linderung schwerer und schwerster Schmerzen (z.B. Krebsschmerzen), bei denen andere Analgetika nicht mehr ausreichend sind.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Die Behandlung wird mittels Titration mit einer schnell freisetzenden Morphin-Formulierung (Tabletten oder Lösung) bis zu einer Dosis, die ausreichende Schmerzbefreiung gewährt, begonnen. Danach sollen die Patienten auf die gleiche tägliche Dosis Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten umgestellt werden. Durchbruchsschmerzen sollen mit schnell freisetzenden Morphin-Präparaten behandelt werden.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten sollen in 12-stündlichen Intervallen angewendet werden. Die Dosis muss an die Schwere der Schmerzen, das Alter der Patienten und die Menge der bereits benötigten Analgetika angepasst werden.
Dosierung
Kinder und Jugendliche
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten werden für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren aufgrund nicht ausreichender Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit nicht empfohlen.
Die Anwendung von Morphin ist bei Kindern unter 1 Jahr kontraindiziert.
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren
Bei Patienten mit starken Schmerzen ist die übliche Initialdosis 10 bis 30 mg Morphinhydrochlorid alle 12 Stunden. Patienten mit geringerem Körpergewicht (unter 70 kg) benötigen eine niedrigere Anfangsdosis.
Vorsicht ist bei älteren Patienten und bei Patienten mit eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion geboten. In solchen Fällen sollte die Initialdosis reduziert werden.
Zunehmender Schmerz erfordert eine Erhöhung der Morphindosis. Die richtige Dosis für jeden einzelnen Patienten ist jene, die ausreicht, um den Schmerz mit keinen oder erträglichen Nebenwirkungen für 12 Stunden zu kontrollieren.
Im Allgemeinen sind die Morphinhydrochlorid Lannacher retard 200 mg-Tabletten für die Linderung von vornehmlich Krebsschmerzen bei Patienten gedacht, die Morphin tolerieren und tägliche Dosen von mehr als 200 mg Morphin benötigen.
Patienten, die anstelle von parenteralem Morphin Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten erhalten, sollen aufgrund individuell unterschiedlicher Empfindlichkeit vorsichtig behandelt werden. Das bedeutet, dass der tägliche Bedarf nicht überschätzt werden soll.
Art der Anwendung
Die Tabletten sollten im Ganzen mit einer ausreichenden Menge an Flüssigkeit eingenommen werden.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten dürfen vor der Anwendung nicht zerteilt oder aufgelöst werden. Das Auflösen oder Zerteilen der Filmtabletten beschädigt das RetardSystem und führt zu einer raschen Freisetzung von Morphin, was erhebliche Nebenwirkungen nach sich ziehen kann.
Absetzen der Therapie
Bei abruptem Absetzen der Gabe von Opioiden kann sich ein Abstinenzsyndrom einstellen. Daher sollte die Dosis vor dem Absetzen schrittweise reduziert werden.
4.3 Gegenanzeigen
Bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile Atemdepression Beeinträchtigung der Schleimsekretion der Atemwege Obstruktive Atemwegserkrankungen Krampfanfälle oder Kopfverletzungen Paralytischer Ileus Akutes Abdomen oder verzögerte Magenentleerung Akute Lebererkrankung Begleittherapie mit Monoaminoxidase-Hemmern oder innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen Erregungszustände bei Patienten, die unter Einwirkung von Alkohol oder Schlafmitteln stehen Kinder unter 1 Jahr4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Das Hauptrisiko einer Opioidüberdosierung ist Atemdepression.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard muss mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit
Opiatabhängigkeit erhöhtem Hirndruck Hypotonie mit Hypovolämie Bewusstseinsstörungen Gallenwegserkrankungen Gallen- oder Harnleiterkolik Pankreatitis obstruktiven und entzündlichen Darmerkrankungen ProstatahypertrophieAkutes Thorax-Syndrom (ATS) bei Patienten mit Sichelzellkrankheit (SZK)
Aufgrund eines möglichen Zusammenhangs zwischen ATS und der Anwendung von Morphin bei SZK-Patienten, die während einer vasookklusiven Krise mit Morphin behandelt werden, ist eine engmaschige Überwachung auf ATS-Symptome angezeigt.
Nebenniereninsuffizienz
Opioid-Analgetika können eine reversible Nebenniereninsuffizienz verursachen, die eine Überwachung und eine Ersatztherapie mit Glukokortikoiden erfordert. Symptome einer Nebenniereninsuffizienz können z.B. Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Erschöpfung, Schwäche, Schwindelgefühl oder niedriger Blutdruck sein.
Verminderte Spiegel von Sexualhormonen und erhöhte Prolactin-Konzentrationen
Die Langzeitanwendung von Opioid-Analgetika kann mit verminderten Spiegeln von Sexualhormonen und erhöhten Prolaktin-Konzentrationen einhergehen. Zu den Symptomen zählen verminderte Libido, Impotenz oder Amenorrhö.
Insbesondere bei hohen Dosen kann Hyperalgesie auftreten, die nicht auf eine weitere Erhöhung der Morphindosis anspricht. Eine Reduzierung der Morphindosis oder eine Umstellung des Opioids kann erforderlich sein.Die Morphin-Plasmakonzentrationen können durch Rifampicin reduziert werden. Die analgetische Wirkung von Morphin sollte während und nach der Behandlung mit Rifampicin überwacht und die Dosierungen von Morphin angepasst werden (siehe Abschnitt 4.5).
Risiko bei gleichzeitiger Anwendung von Sedativa wie Benzodiazepinen oder verwandten Substanzen:
Die gleichzeitige Verabreichung von Morphinhydrochlorid Lannacher retard und Sedativa wie Benzodiazepinen oder verwandten Substanzen kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken muss die gemeinsame Verschreibung dieser Sedativa Patienten vorbehalten sein, bei denen keine alternative Behandlung möglich ist. Wenn die Entscheidung getroffen wird, Morphinhydrochlorid Lannacher retard zusammen mit Sedativa zu verordnen, muss die niedrigste wirksame Dosis angewendet werden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich gehalten werden.
Die Patienten sind engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Atemdepression und Sedierung zu überwachen. In Hinblick darauf wird dringend empfohlen, Patienten und deren Betreuer darüber zu informieren, auf diese Symptome zu achten (siehe Abschnitt 4.5).
Thrombozytenhemmung mit oralen P2Y12-lnhibitoren
Eine verminderte Wirksamkeit der P2Y12-lnhibitor-Therapie wurde innerhalb des ersten Tages einer gemeinsamen Behandlung mit P2Y12-Inhibitoren und Morphin festgestellt (siehe Abschnitt 4.5).
Missbrauchspotential:
Die Wirkungen von Morphin können zu Missbrauch führen, und Abhängigkeit kann sich durch regelmäßige unangemessene Anwendung entwickeln. Die ordnungsgemäße Anwendung bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen reduziert das Risiko von physischer und psychischer Abhängigkeit und stellt somit kein besonderes Problem bei der Behandlung von Patienten mit schweren Schmerzen dar. Es besteht eine Kreuztoleranz mit anderen Opioiden.
Morphin hat ein Missbrauchspotenzial, das mit dem anderer starker Opioidagonisten vergleichbar ist, und sollte bei Patienten mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Anamnese mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Abhängigkeit und Entzugssyndrom (Abstinenzsyndrom)
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz verbunden sein. Das Risiko steigt mit längerer Anwendungsdauer und höherer Dosierung des Arzneimittels. Die Symptome können durch Anpassung der Dosis oder der Darreichungsform sowie über das schrittweise Absetzen von Morphin verringert werden. Einzelne Symptome, siehe Abschnitt 4.8.
Ein Entzugssyndrom kann durch plötzliches Absetzen des Opioids oder Anwendung von Opioid-Antagonisten herbeigeführt werden.
Die Filmtabletten dürfen nicht aufgelöst und parenteral verabreicht werden. Dies kann zu Atemdepression, lokaler Gewebenekrose und granulomatöser Entzündung von Organen (besonders der Lungen) führen.
Nicht empfohlene Verwendung :
Aufgrund seiner mutagenen Eigenschaften sollen Männer und Frauen im zeugungs- oder gebärfähigem Alter Morphin nur dann erhalten, wenn die Verwendung von effektiven kontrazeptiven Maßnahmen gesichert ist (siehe Abschnitte 4.6 und 5.3).
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten sind nicht während Schwangerschaft und Geburt sowie für den präoperativen Gebrauch oder innerhalb von 24 Stunden postoperativ empfohlen.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten müssen sofort abgesetzt werden, sobald der Verdacht auf paralytischen Ileus besteht oder ein paralytischer Ileus auftritt.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol und Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten können vermehrt Nebenwirkungen von Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten auftreten. Die gleichzeitige Einnahme sollte vermieden werden.
Dosistitration:
Eine Dosisreduktion kann bei älteren Patienten, Patienten mit Hypothyreose und Patienten mit signifikanter Nieren- oder Leberfunktionsstörung ratsam sein.
Patienten, die auf eine effektive Dosis eines bestimmten Opioids eingestellt wurden, dürfen nicht ohne wiederholte Dosistitration und klinische Untersuchung auf andere langsam-, schnell- oder kontrolliert-freisetzende Morphine oder narkotische Analgetika umgestellt werden.
Anderenfalls ist eine fortdauernde analgetische Wirkung nicht gesichert.
Dopingtests:
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten können zu positiven Ergebnissen bei Doping-Kontrollen führen.
Hilfsstoffe:
Dieses Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären GalactoseIntoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard 60 mg- und 100 mg-Filmtabletten enthalten den Farbstoff Gelborange S (E 110). Dieser kann allergische Reaktionen einschließlich Asthma hervorrufen.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard 200 mg-Filmtabletten enthalten die Farbstoffe Gelborange S (E 110) und Ponceau 4R (E 124). Diese können allergische Reaktionen einschließlich Asthma hervorrufen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die ZNS-dämpfenden Wirkungen, z.B. Sedierung und Atemdepression, von
Anästhetika Tranquilizern, Schlafmitteln und Sedativa Neuroleptika Antidepressiva Antiemetika Antihistaminika anderen Opioiden oder Alkoholkönnen durch Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten verstärkt werden.
Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten verstärken die Wirkungen von
Anästhetika Tranquilizern, Schlafmitteln, Sedativa wie Benzodiazepinen oder verwandten Substanzen:Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden und Sedativa wie Benzodiazepinen oder verwandten Substanzen erhöht das Risiko von Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod aufgrund der additiven ZNS-dämpfenden Wirkung. Die Dosis und Dauer der gemeinsamen Anwendung sollten limitiert sein (siehe Abschnitt 4.4).
Alkohol Muskelrelaxantien und Antihypertensiva.Im Fall von möglichem Missbrauch sollten die Patienten darüber informiert werden, dass der gleichzeitige Missbrauch mit Alkohol und auch die unkontrollierte Kombination mit anderen zentral dämpfenden Arzneistoffen zu Atemdepression mit möglicherweise letalem Ausgang führen kann.
Alkohol kann die pharmakodynamischen Effekte von Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten verstärken. Die gleichzeitige Einnahme sollte vermieden werden.
Die Wirkungen von Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten werden beeinflusst durch
Antazida. Die gleichzeitige Anwendung kann zu einer rascheren Morphinfreisetzung führen als andernfalls erwartet. Ein mindestens zweistündiger Abstand zwischen den Einnahmen wird empfohlen. Cimetidin. Es hemmt den Abbau von Morphin und kann damit die Wirkungen von Morphin verstärken. Monoaminoxidase-Hemmer. Sie interagieren mit Narkoanalgetika, was zu einer Erregung oder Depression des ZNS mit hyper- oder hypotensiven Krisen führen kann (siehe Abschnitt 4.3). Rifampicin. Es induziert den Metabolismus von oral verabreichtem Morphin in hohem Maße, weshalb höhere Dosen erforderlich sein können. Clomipramin und Amitriptylin. Sie verstärken die analgetische Wirkung von Morphin, was zum Teil auf eine erhöhte Bioverfügbarkeit zurückzuführen ist.Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, die mit Morphin behandelt wurden, wurde eine verzögerte und verringerte Exposition gegenüber oralen P2Y12-Inhibitoren zur Thrombozytenhemmung beobachtet. Diese Wechselwirkung könnte mit einer verminderten gastrointestinalen Motilität zusammenhängen und besteht auch bei anderen Opioiden. Die klinische Relevanz ist nicht bekannt, aber Daten zeigen das Potenzial für eine verminderte Wirksamkeit von P2Y12-Inhibitoren bei Patienten, denen Morphin und ein P2Y12-lnhibitor gleichzeitig verabreicht wurde (siehe Abschnitt 4.4). Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, bei denen auf den Einsatz von Morphin nicht verzichtet werden kann und eine schnelle P2Y12-Hemmung als entscheidend erachtet wird, kann der Einsatz eines parenteralen P2Y12-lnhibitors erwogen werden.
Eine Kombination mit Morphin-Agonisten/Antagonisten (Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazozin) ist kontraindiziert, weil eine Reduktion des analgetischen Effekts durch kompetitive Hemmung der Rezeptoren mit dem Risiko eines Entzugssyndroms einhergeht.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es gibt ungenügend Daten an Menschen die eine Bewertung des teratogenen Risikos erlauben würden. Es gab Berichte über einen möglichen Zusammenhang mit einen vermehrten Auftreten von Hernien. Morphin passiert die Plazentaschranke. Tierstudien zeigen ein schädigendes Potential für die Nachkommenschaft während der gesamten Dauer der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 5.3). Daher darf Morphin während der Schwangerschaft nur dann verwendet werden, wenn der Nutzen für die Mutter deutlich das Risiko für das Kind überwiegt; andere Therapieoptionen müssen vorher in Erwägung gezogen werden. Aufgrund seiner mutagenen Eigenschaften wird die Anwendung von Morphin bei Männer und Frauen im zeugungsfähigen oder gebärfähigen Alter nur dann empfohlen, wenn effektive kontrazeptive Maßnahmen gesichert sind.
Die Anwendung von Morphin während der Geburt wird wegen der Gefahr einer Atemdepression beim Neugeborenen nicht empfohlen.
Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft Opioid-Analgetika erhalten haben, sollten auf Anzeichen eines neonatalen Entzugs (Abstinenzsyndrom) überwacht werden. Die Behandlung kann ein Opioid und unterstützende Behandlung umfassen.
Stillzeit
Die Anwendung bei stillenden Müttern wird nicht empfohlen, da Morphin in die Muttermilch übertritt. Entzugserscheinungen bei Neugeborenen von Müttern, die eine Dauertherapie erhalten, können beobachtet werden.
In tierexperimentellen Studien wurde gezeigt, dass Morphin die Fertilität reduzieren kann (siehe Abschnitt 5.3).
Fertilität
In tierexperimentellen Studien wurde gezeigt, dass Morphin die Fertilität reduzieren kann (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Morphin hat großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Es kann die Aufmerksamkeit verändern, die Konzentration und Reaktionsfähigkeit in solchem Ausmaß beeinflussen, dass die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt oder nicht mehr sichergestellt ist.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1 /10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Miosis und Benommenheit.
Erkrankungen des Immunsystems
Nicht bekannt:Anaphylaktoide Reaktionen.
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: Halluzinationen.
Selten: Insomnie.
Nicht bekannt: Abhängigkeit
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Benommenheit.
Gelegentlich: Hyperhidrose (Schwitzen), Schwindel, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Veränderungen der Stimmung. Überdosierung kann zu Atembeschwerden führen.
Sehr selten: Hyperalgesie (siehe Abschnitt 4.4).
Nicht bekannt: kognitive Störungen, Myoklonus, Allodynie.
Augenerkrankungen
Häufig: Miosis.
Selten: verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Nystagmus.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Palpitationen.
Selten: Abnahme oder Anstieg der Herzfrequenz.
Gefäßerkrankungen
Selten: Abnahme oder Anstieg des Blutdrucks.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraumes und Mediastinums
Gelegentlich: Bronchospasmen, Atemdepression.
Selten: Asthmaanfälle bei dafür anfälligen Patienten.
Sehr selten: Lungenödeme wurden bei Intensivpatienten beobachtet.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung.
Gelegentlich: Koliken, Mundtrockenheit.
Leber- und Gallenerkrankungen
Gelegentlich: biliäre Spasmen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Gesichtsrötung.
Selten: Urtikaria, Pruritus.
Erkrankungen der Nieren und der Harnwege
Gelegentlich: Miktionsbeschwerden, Ureterspasmen.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Nicht bekannt: Amenorrhoe, verminderte Libido, Erektionsstörung
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: periphere Ödeme (reversibel nach Beendigung der Behandlung), Überempfindlichkeitsreaktionen, allgemeines Schwächegefühl bis hin zur Ohnmacht, Kältegefühl.
Nicht bekannt: Entzugserscheinungen (Abstinenzsyndrom)
Arzneimittelabhängigkeit und Entzugserscheinungen (Abstinenzsyndrom)
Die Anwendung von Opioidan-Algetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz einhergehen. Wenn die Gabe von Opioiden abrupt abgesetzt wird oder eine Gabe von Opioidantagonisten erfolgt, kann ein Abstinenzsyndrom ausgelöst werden; es kann in manchen Fällen auch zwischen den Dosen auftreten.
Behandlungsempfehlungen, siehe Abschnitt 4.4.
Zu den körperlichen Entzugssymptomen gehören: Körperschmerzen, Tremor, Restless-Legs-Syndrom, Diarrhö, Bauchkolik, Übelkeit, grippeähnliche Symptome, Tachykardie und Mydriasis. Psychische Symptome sind unter anderem dysphorische Stimmung, Angst und Reizbarkeit. Arzneimittelabhängigkeit geht häufig mit „Drogenhunger" einher.
Wenn Übelkeit und Erbrechen bei der Einnahme von Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten auftreten, können sie gegebenenfalls mit einem Antiemetikum kombiniert werden. Bei Obstipation sollte ein geeignetes Laxans verabreicht werden.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Symptome
Anzeichen einer Morphin-Intoxikation und -Überdosierung sind stecknadelkopfgroße Pupillen, Atemdepression und niedriger Blutdruck. Es kann zu Todesfällen aufgrund von Atemversagen kommen. Kreislaufversagen und tiefes Koma können in besonders schweren Fällen auftreten. Zusätzlich wurden Aspirationspneumonie, Tachykardie, Schwindel, Abfall der Körpertemperatur, Relaxation der Skelettmuskulatur und bei Kindern generelle Krampfanfälle beobachtet.
Behandlung
Zu Beginn sollte das Hauptaugenmerk auf freie Atemwege und eine kontrollierte oder künstliche Beatmung gelegt werden.
Bei massiver Überdosierung ist die intravenöse Gabe von Naloxon angezeigt. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte auf die vorhergehende Bolusverabreichung und auf das Ansprechen des Patienten abgestimmt sein. Da die Wirkdauer von Naloxon relativ kurz ist, muss der Patient sorgfältig bis zum zuverlässigen Wiedereintritt der spontanen Atmung überwacht werden. Bei der weiteren Behandlung der Überdosierung ist zu beachten, dass aus Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Filmtabletten bis zu 12 Stunden nach der Verabreichung Morphin freigesetzt wird.
Naloxon sollte nach Morphin-Überdosierung nicht verabreicht werden, wenn keine signifikanten klinischen Zeichen einer Atem- oder Kreislaufdepression vorliegen. Naloxon soll bei Patienten, von denen bekannt oder anzunehmen ist, dass sie physisch von Morphin abhängig sind, mit Vorsicht verabreicht werden. Abrupte oder völlige Aufhebung der Morphinwirkung könnte in solchen Fällen ein akutes Entzugssyndrom bewirken.
Um den nicht resorbierten Medikamentenanteil zu entfernen, kann eine Magenspülung besonders nach der Gabe von Retard-Präparaten angezeigt sein.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opium-Alkaloide.
ATC-Code: N02AA01
Morphin ist ein Opioidrezeptor-Agonist im ZNS, insbesondere an den p-Rezeptoren und in geringerem Ausmaß an den K-Rezeptoren. Es wird angenommen, dass p-Rezeptoren supraspinale Analgesie, Atemdepression sowie Euphorie vermitteln, wohingegen k-Rezeptoren spinale Analgesie, Miosis und Sedierung vermitteln. Morphin wirkt auch direkt auf das Nervengeflecht der Darmwand und verursacht Obstipation.
Bei älteren Patienten ist der analgetische Effekt von Morphin erhöht.
Andere Wirkungen von Morphin auf das ZNS sind Übelkeit, Erbrechen und Freisetzung von Vasopressin.
Der atemdepressive Effekt von Morphin kann bei Patienten, die eine herabgesetzte Lungenleistungsfähigkeit aufgrund pulmonaler Erkrankungen oder von Wirkungen anderer Arzneimittel haben, zu Atemschwäche führen.
Die Wirkungen von Morphin können bei Patienten mit Enzephalitis verstärkt sein.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption und Verteilung
Oral verabreichtes Morphin wird gut resorbiert und unterliegt einem extensiven und schwankenden First-Pass Metabolismus in der Leber.
Die Bioverfügbarkeit von Morphin beträgt 30% (der Bereich variiert zwischen 10 und 50%). Die Bioverfügbarkeit kann bei Patienten mit Leberkrebs erhöht sein. Morphin verfügt über eine dosislineare Pharmakokinetik.
In Morphinhydrochlorid Lannacher retard-Tabletten liegt Morphinhydrochlorid als Retardformulierung mit Einnahmeintervallen von jeweils 12 Stunden vor, während bei nicht retardierten Formulierungen ein Dosierungsintervall von 4 bis 6 Stunden gegeben ist.
Nach Nahrungsaufnahme erhöht sich Tmax von 2,4 (nüchtern) auf 3,4 Stunden.
Morphin passiert die Plazentaschranke und tritt in die Muttermilch über.
Biotransformation
Ein großer Teil des Wirkstoffes wird zu Glucuroniden metabolisiert, die einem enterohepatischen Kreislauf unterliegen.
Elimination
Die Ausscheidung von Morphin, das zu 90% in Form seiner Metaboliten (Morphin-3-glucuronid und Morphin-6-glucuronid) ausgeschieden wird, erfolgt größtenteils renal und nur zu einem geringen Teil biliär. Morphin-6-glucuronid ist aktiver als nicht-metabolisiertes Morphin.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Es gibt klar positive Ergebnisse zur Mutagenität welche zeigen, dass Morphin einen klastogenen Effekt hat und diesen auch in Keimzellen ausübt. Daher muss Morphin als mutagene Substanz betrachtet werden; so ein Effekt muss auch für Menschen angenommen werden. Morphin darf nur mit sicheren Verhütungsmethoden verwendet werden. Langzeitstudien an Tieren zum kanzerogenen Potential von Morphin wurden nicht durchgeführt. Einige Studien zeigten, dass Morphin das Tumorwachstum fördern kann.
In Tierstudien zeigte Morphin teratogenes Potential und neural bedingte Verhaltensschäden im sich entwickelnden Organismus, während es beim Menschen keine Hinweise auf Fehlbildungen oder fetotoxische Effekte von Morphin gibt.
Bei männlichen Ratten wurde über reduzierte Fertilität und Chromosomenschäden in Keimzellen berichtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
10 mg:
Lactose-Monohydrat, Polyacrylat-Dispersion 30%, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Ammoniummethacrylat-Copolymer Typ B, Hypromellose 4000, kolloidales wasserfreies Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E171), Hypromellose 5.
30 mg:
Lactose-Monohydrat, Polyacrylat-Dispersion 30%, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Ammoniummethacrylat-Copolymer Typ B, Hypromellose 4000, Magnesiumstearat, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E171), Hypromellose 5, Indigocarmin Aluminiumlack (E 132), Chinolingelb Aluminiumlack (E 104).
60 mg:
Lactose-Monohydrat, Polyacrylat-Dispersion 30%, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Ammoniummethacrylat-Copolymer Typ B, Hypromellose 4000, Magnesiumstearat, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E171), Hypromellose 5, Chinolingelb Aluminiumlack (E 104), Gelborange S Aluminiumlack (E 110).
100 mg:
Lactose-Monohydrat, Polyacrylat-Dispersion 30%, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Ammoniummethacrylat-Copolymer Typ B, Hypromellose 4000, Magnesiumstearat, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E171), Hypromellose 5, Chinolingelb Aluminiumlack (E 104), Gelborange S Aluminiumlack (E 110).
200 mg:
Lactose-Monohydrat, Polyacrylat-Dispersion 30%, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Ammoniummethacrylat-Copolymer Typ B, Hypromellose 4000, Magnesiumstearat, Macrogol 6000, Talkum, Hypromellose 5, Ponceau 4R Aluminiumlack (E 124), Gelborange S Aluminiumlack (E 110).
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
10 mg: 3 Jahre
30 mg, 60 mg, 100 mg, 200 mg: 5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
10, 14, 20, 30, 50, 60, 100 und 100 × 1 Tabletten in PVC/Aluminium-Blisterpackungen.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach
8. ZULASSUNGSNUMMERN
10 mg: 1-22873
30 mg: 1-22874
60 mg: 1–22875
100 mg: 1–22876
Mehr Informationen über das Medikament Morphinhydrochlorid Lannacher retard 100 mg - Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-22876
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur Abgabe gegen besondere aerztliche Verschreibung, Suchtgifte
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
G.L. Pharma GmbH, Schloßplatz 1, 8502 Lannach, Österreich