Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Mifegyne 600 mg Tabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Mifegyne 600 mg Tabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Jede Tablette enthält 600 mg Mifepriston.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Tablette
Bikonvexe, hellgelbe, mandelförmige Tablette mit einer Länge von 19 mm und einer Breite von 11 mm, mit der Prägung „y“ auf einer Seite und „600“ auf der anderen Seite.
4. KLINISCHE ANGABEN
Zum Abbruch einer Schwangerschaft darf das Antiprogesteron Mifepriston und das
Prostaglandinanalogon nur in Übereinstimmung mit den aktuell gültigen Gesetzen und Bestimmungen verschrieben und verabreicht werden.
Mifegyne wird in Gegenwart des Arztes oder nach schriftlicher ärztlicher Anordnung in Gegenwart einer/eines Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege verabreicht.
4.1 Anwendungsgebiete
Bei anschließender Verwendung mit einem Prostaglandinanalogon, bis zum 63. Tag der Amenorrhoe (siehe Abschnitt 4.2).
2– Vorbereitung für die Wirkung von Prostaglandinanaloga beim Abbruch einer Schwangerschaft aus medizinischen Gründen ( nach dem ersten Trimester )
3- Einleitung von Wehen bei Tod des Fetus in utero
Bei Patientinnen, bei denen Prostaglandine oder Oxytocin nicht verwendet werden können.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
1- Medikamentöser Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft
Die Art der Anwendung ist wie folgt:
Bis zum 49. Tag der Amenorrhoe:
600 mg Mifepriston werden als Einzeldosis (d. h. 1 Tablette mit 600 mg) oral eingenommen, 36–48 Stunden später folgt die Verabreichung eines Prostaglandinanalogons: 400 |ag Misoprostol oral oder Gemeprost 1 mg per vaginam.
Zwischen dem 50. und 63. Tag der Amenorrhoe: 600 mg Mifepriston werden als Einzeldosis (d. h. 1 Tablette mit 600 mg) oral eingenommen, 36–48 Stunden später folgt die Verabreichung eines Prostaglandinanalogons: 1 mg Gemeprost per vaginam.
Informationen über die Dosierung von Misoprostol oder Gemeprost entnehmen Sie bitte den jeweiligen Produktinformationen.
2- Vorbereitung für die Wirkung von Prostaglandinanaloga beim Abbruch einer Schwangerschaft aus medizinischen Gründen
600 mg Mifepriston werden als Einzeldosis (d. h. 1 Tablette mit 600 mg) oral eingenommen, 36–48 Stunden vor der geplanten Verabreichung eines Prostaglandins, die so oft wiederholt wird, wie es indiziert ist.
3- Einleitung von Wehen bei Tod des Fetus in utero
600 mg Mifepriston werden als tägliche Einzeldosis (d. h. 1 Tablette mit 600 mg) oral für zwei aufeinanderfolgende Tage eingenommen.
Wenn die Wehen nicht innerhalb von 72 Stunden nach der ersten Verabreichung von Mifepriston eingesetzt haben, sind sie durch die sonst üblichen Methoden einzuleiten.
Erbrechen innerhalb von 45 Minuten nach der Einnahme kann zu einer verringerten Wirksamkeit von Mifepriston führen. In diesem Fall wird die erneute Einnahme einer 600 mg Mifepriston Tablette empfohlen.
Kinder und Jugendliche
Es liegen nur begrenzte Daten zur Anwendung von Misoprostol bei Jugendlichen vor.
Art der Anwendung
Mifepriston Tabletten sind nur zur oralen Einnahme vorgesehen und dürfen nicht auf andere Weise angewendet werden.
4.3 Gegenanzeigen
Dieses Arzneimittel DARF KEINESFALLS in einer der folgenden Situationen verabreicht werden:
– chronisches Nebennierenversagen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
– schweres, nicht therapeutisch kontrolliertes Asthma
– angeborene Porphyrie
– Kontraindikationen für das ausgewählte Prostaglandinanalogon
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Aufgrund seiner abortiven Eigenschaften darf Misoprostol keinesfalls bei Frauen eingesetzt werden, die schwanger sind und das Kind austragen wollen.
Die Schwangerschaftsdauer muss durch Befragung und eine klinische Untersuchung der Patientin festgestellt werden. Eine Ultraschalluntersuchung des Uterus wird empfohlen.
Im Zusammenhang mit Mifepriston wurden schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen, einschließlich toxisch epidermaler Nekrolyse und akuter generalisierter exanthematischer Pustulose, berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Bei Patientinnen mit schweren Hautreaktionen sollte die Behandlung mit Mifepriston sofort abgebrochen werden. Eine erneute Behandlung mit Mifepriston wird nicht empfohlen.
Da spezifische Studien fehlen, wird Mifepriston nicht empfohlen bei Patientinnen mit:
- Unterernährung
- Leberversagen
- Nierenversagen
1-Medikamentöser Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft
Diese Methode erfordert eine aktive Mitwirkung der Patientin, die über die entsprechenden Voraussetzungen aufgeklärt werden muss:
– die Notwendigkeit, die Behandlung mit einem Prostaglandinanalogon zu kombinieren, das bei einem zweiten Termin 36 – 48 Stunden nach Einnahme dieses Arzneimittels verabreicht wird,
– die Notwendigkeit einer Nachuntersuchung (3. Termin) innerhalb von 14 – 21 Tagen nach der Einnahme von Mifepriston zur Überprüfung der vollständigen Austreibung,
– das mögliche Versagen des Verfahrens, was zum Abbruch der Schwangerschaft durch eine andere Methode führt.
Falls eine Schwangerschaft bei einem eingesetzten Intrauterinpessar auftritt, muss das Pessar vor der Verabreichung von Mifepriston entfernt werden.
- Mit dem Verfahren verbundene Risiken
Misserfolge
Das nicht vernachlässigbare Risiko eines Misserfolgs besteht in 1,3 bis 7,5 % der Fälle und macht den Kontrolltermin unverzichtbar, um zu überprüfen, ob die Austreibung vollständig erfolgt ist. Im seltenen Fall einer unvollständigen Austreibung kann eine chirurgische Nachbehandlung notwendig sein.
Die Wirksamkeit der Methode nimmt mit der Parität und mit zunehmendem Alter der Frau ab.
Blutungen
Die Patientin muss über das Auftreten längerer und möglicherweise starker vaginaler Blutungen (durchschnittlich etwa 12 Tage oder länger nach der Einnahme von Mifepriston) aufgeklärt werden. Blutungen treten in fast allen Fällen auf und sind nicht immer ein Beweis für eine vollständige Austreibung.
Die Blutungen können sehr schnell nach der Einnahme von Misoprostol auftreten, in einigen Fällen aber auch erst später:
– In 60 % der Fälle tritt die Austreibung innerhalb von 4 Stunden nach Verabreichung von Misoprostol ein.
– Bei den restlichen 40 % der Fälle tritt die Austreibung innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach Verabreichung von Misoprostol ein.
In seltenen Fällen kann die Austreibung schon vor Verabreichung des Prostaglandinanalogons eintreten (etwa 3 % der Fälle). Dies schließt den Kontrolltermin jedoch nicht aus, bei dem die vollständige Austreibung und Leere des Uterus überprüft wird.
Die Patientin ist zu informieren, keine weiten Reisen zu unternehmen, solange die vollständige Austreibung nicht nachgewiesen wurde. Sie erhält präzise Anweisungen, wen sie kontaktieren soll und wohin sie bei Auftreten jeglicher Probleme, insbesondere bei sehr starken vaginalen Blutungen, gehen soll. Dies sind Blutungen, die länger als 12 Tage andauern und/oder stärker als die üblichen Menstruationsblutungen sind.
Innerhalb eines Zeitraums von 14 bis 21 Tagen nach Einnahme von Mifepriston muss ein Kontrolltermin wahrgenommen werden, bei dem mit geeigneten Mitteln (klinische Untersuchung zusammen mit Bestimmung von Beta-hCG oder Ultraschallscan) verifiziert wird, ob die Austreibung abgeschlossen ist und die vaginale Blutung aufgehört hat. Bei einer persistierenden Blutung (selbst in leichter Form) nach dem Kontrolltermin, muss deren Stillstand innerhalb einiger Tage überprüft werden.
Wenn eine weiterbestehende Schwangerschaft vermutet wird, kann eine weitere Ultraschalluntersuchung erforderlich sein.
Das Fortbestehen der vaginalen Blutung zu diesem Zeitpunkt könnte einen unvollständigen Abgang oder eine unbemerkte ektopische Schwangerschaft bedeuten, und es muss eine geeignete Therapie erwogen werden.
Da eine starke Blutung, die eine hämostatische Kürettage erfordert, in 0 bis 1,4 % der Fälle während des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs auftritt, ist besonders sorgfältig auf Patientinnen mit Blutgerinnungsstörungen mit verminderter Gerinnbarkeit oder mit Anämie zu achten. Die Entscheidung zur Anwendung des medikamentösen oder chirurgischen Verfahrens ist zusammen mit spezialisierten Fachärzten je nach Typ der Blutgerinnungsstörung oder dem Grad der Anämie zu treffen.
Bei einer nach dem Kontrolltermin diagnostizierten weiterbestehenden Schwangerschaft wird der Patientin der Abbruch durch eine andere Methode vorgeschlagen.
Infektion
Schwere (einschließlich tödlicher) Fälle eines toxischen und septischen Schocks infolge von Infektionen mit atypischen pathogenen Keimen (Clostridium sordellii und Escherichia coli ) wurden nach Schwangerschaftsabbrüchen mit 200 mg Mifepriston, gefolgt von einer nicht zugelassenen vaginalen oder bukkalen Applikation von Misoprostol-Tabletten berichtet.
Ärzte müssen sich dieser potenziell tödlichen Komplikation bewusst sein.
Bei einem vermuteten akuten Nebennierenversagen wird die Verabreichung von Dexamethason empfohlen. 1 mg Dexamethason neutralisiert eine Dosis von 400 mg Mifepriston.
Aufgrund der antiglucocorticoiden Wirkung von Mifepriston kann die Wirksamkeit einer Langzeittherapie mit Corticosteroiden, einschließlich inhalierter Corticosteroide bei Asthmapatienten, 3 bis 4 Tage nach der Einnahme von Mifegyne verringert sein. Die Therapie ist anzupassen.
Rhesus-Allo-Immunisierung
Bei einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch ist eine Bestimmung des Rhesus-Faktors und folglich die Prävention einer Rhesus-Allo-Immunisierung erforderlich, ebenso wie andere allgemeine Maßnahmen, die bei jedem Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden müssen.
Beginn des Einsatzes von Verhütungsmitteln nach einem Schwangerschaftsabbruch
Bei klinischen Studien kam es zu neuen Schwangerschaften zwischen der Austreibung des Embryos und dem Wiedereinsetzen der Monatsblutung. Deswegen wird empfohlen, nach der Bestätigung eines erfolgreichen medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs sofort wieder mit einer kontrazeptiven Methode zu beginnen.
Anderes
Die für Prostaglandinanaloga geltenden Vorsichtsmaßnahmen müssen ebenfalls befolgt werden.
2- Medikamentöser Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft
Es wurden seltene, aber ernste kardiovaskuläre Zwischenfälle (Myokardinfarkt und/oder Krampf der Koronararterien und schwere Hypotonie) nach der intravaginalen und intramuskulären Verabreichung von Prostaglandinanaloga in hohen Dosen berichtet. Oral verabreichtes Misoprostol kann ebenfalls ein potentielles Risiko für akute kardiovaskuläre Ereignisse darstellen. Aus diesem Grund sind Patientinnen mit Risikofaktoren für eine kardiovaskuläre Erkrankung (z. B. Alter über 35 Jahre mit chronischem Rauchen, Hyperlipidämie, Diabetes) oder bestehender kardiovaskulärer Erkrankung mit erhöhter Vorsicht zu behandeln.
3- Für die sequenzielle Anwendung von Mifegyne - Prostaglandin, unabhängig von der Indikation
Falls zutreffend, sind die Vorsichtsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem verwendeten Prostaglandin zu befolgen.
Verfahren der Prosta.glandin-Verabreichung
Während und für drei Stunden nach der Einnahme ist die Patientin im Behandlungszentrum zu überwachen, damit mögliche akute Wirkungen der Prostaglandinanwendung nicht übersehen werden. Das Behandlungszentrum muss mit angemessener medizinischer Einrichtung ausgestattet sein.
Bei der Entlassung aus dem Behandlungszentrum sind alle Frauen über die Anzeichen und Symptome möglicher unerwünschter Nebenwirkungen aufzuklären und sollen bei Bedarf die erforderlichen Arzneimittel erhalten. Jede Patientin muss die Möglichkeit des direkten oder telefonischen Kontakts mit dem Behandlungszentrum haben.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Es wurden keine Untersuchungen über Wechselwirkungen durchgeführt. Da Mifepriston über das CYP3A4-Enzymsystem der Leber verstoffwechselt wird, ist es möglich, dass Ketoconazol, Itraconazol, Erythromycin und Grapefruitsaft seinen Metabolismus hemmen (erhöhte Serumwerte von Mifepriston). Außerdem können Rifampicin, Dexamethason, Johanniskraut und bestimmte Antikonvulsiva (Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin) den Mifepriston-Metabolismus anregen (Senkung der Serumwerte von Mifepriston).
Basierend auf Daten zur In-vitro-Hemmung kann die gleichzeitige Verabreichung von Mifepriston zu einem Anstieg der Serumwerte von Arzneimitteln führen, die Substrate für CYP3A4 sind. Aufgrund der langsamen Eliminierung von Mifepriston aus dem Körper kann eine solche Wechselwirkung für einen längeren Zeitraum nach seiner Verabreichung beobachtet werden. Deshalb muss man Vorsicht walten lassen, wenn Mifepriston mit anderen Arzneimitteln verabreicht wird, die CYP3A4-Substrate sind und einen engen therapeutischen Bereich haben. Dazu gehören auch einige Wirkstoffe, die während einer Allgemeinanästhesie verwendet werden.
Eine Verringerung der Wirksamkeit des Verfahrens kann theoretisch durch die antiprostaglandinen Effekte nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR), einschließlich Aspirin (Acetylsalicylsäure), auftreten. Einige Hinweise deuten darauf hin, dass die gleichzeitige Verabreichung von NSAR am Tag der Prostaglandin-Gabe die Wirkungen von Mifepriston oder des Prostaglandins auf die Zervixreifung oder Uteruskontraktilität nicht beeinträchtigt und die klinische Wirksamkeit des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs nicht reduziert.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Bei Tieren (siehe Abschnitt 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit) schließt die abortive Wirkung von Mifepriston die korrekte Beurteilung jeglicher teratogener Effekte des Moleküls aus.
Bei subabortiven Dosen wurden Missbildungen bei Kaninchen, jedoch nicht bei Ratten, Mäusen oder Affen beobachtet.
In der klinischen Praxis wurden seltene Fälle von Missbildungen der unteren Extremitäten berichtet (darunter Klumpfuß), in Situationen, in denen Mifepriston allein oder in Verbindung mit einem Prostaglandin angewendet wurde. Ein möglicher Mechanismus könnte das Amniotische Band Syndrom sein. Die vorhandenen Daten sind allerdings zu begrenzt, um das Molekül als humanes Teratogen bezeichnen zu können.
Folglich gilt:
Patientinnen müssen darüber aufgeklärt werden, dass aufgrund der Gefahr eines Misserfolgs der medikamentösen Methode des Schwangerschaftsabbruchs und des Risikos für den Fötus, ein Kontrolltermin zwingend erforderlich ist (siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“). Falls beim Kontrolltermin ein Misserfolg des Verfahrens diagnostiziert wird (lebensfähige, weiterbestehende Schwangerschaft) und falls die Patientin weiterhin eine Beendigung der Schwangerschaft wünscht, ist der Schwangerschaftsabbruch durch ein anderes Verfahren zu beenden. Sollte die Patientin ihre Schwangerschaft fortsetzen wollen, muss eine sorgfältige Ultraschallüberwachung der Schwangerschaft mit besonderer Beachtung der Extremitäten in einem darauf spezialisierten Zentrum erfolgen.Stillzeit
Kleine Mengen Mifepriston gehen in die Muttermilch über. Deshalb ist die Anwendung von Mifepriston während der Stillzeit zu vermeiden.
Fertilität
Misoprostol hat keine Auswirkungen auf die Fertilität. Es ist möglich, dass die Patientin unmittelbar nach der Beendigung der Schwangerschaft erneut schwanger wird. Daher ist es wichtig, die Patientin darüber zu informieren, sofort nach der Bestätigung des erfolgreichen Schwangerschaftsabbruchs mit einer Verhütung zu beginnen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es liegen keine Daten vor, dass dieses Arzneimittel Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit hat. Als Nebenwirkungen des Schwangerschaftsabbruchs kann Schwindel auftreten. Diese mögliche Nebenwirkung muss beim Lenken eines Fahrzeuges oder beim Bedienen von Maschinen bedacht werden.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Häufig :
– Infektion infolge des Schwangerschaftsabbruchs. Unklare und bestätigte Infektionen (Endometritis, Beckenentzündung) wurden bei weniger als 5 % der Frauen berichtet.
Sehr selten:
– Sehr seltene Fälle eines schweren oder tödlichen toxischen oder septischen Schocks (verursacht durch Clostridium sordellii oder Escherichia coli ), die mit oder ohne Fieber oder anderen offensichtlichen Symptomen einer Infektion auftreten, wurden nach medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen mit nicht zugelassener vaginaler oder bukkaler Applikation von oral anzuwendenden Misoprostol-Tabletten berichtet. Ärzte müssen sich über diese potenziell tödliche Komplikation bewusst sein (siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).
Erkrankungen des Nervensystems
Selten:
– Kopfschmerzen
Gefäßkrankheiten
Gelegentlich:
– Hypotonie (0,25 %)
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig:
– Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (diese Auswirkungen auf den Magen- und Darmtrakt stehen in Zusammenhang mit der Prostaglandinanwendung und werden häufig berichtet)
Häufig:
– Leichte bis moderate Krämpfe
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich:
– Überempfindlichkeit: Untypische Hautausschläge (0,2 %)
Selten:
– Einzelne Fälle von Urtikaria, Erythrodermie, Erythema nodosum und toxischer epidermaler Nekrolyse wurden ebenfalls berichtet
Sehr selten:
– Angioödem
Nicht bekannt
– Akute generalisierte exanthematische Pustulose
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Sehr häufig:
– Uteruskontraktionen oder -krämpfe (10 bis 45 %) in den Stunden nach der Prostaglandinanwendung
Häufig:
– Starke Blutungen treten in etwa 5 % der Fälle auf und können in bis zu 1,4 % der Fälle eine hämostatische Kürettage erforderlich machen
Selten:
– Während der Einleitung eines Schwangerschaftsabbruchs im zweiten Trimester oder der Einleitung von Wehen wegen Tod des Fetus in utero im dritten Trimester wurde in seltenen
Fällen eine Uterusruptur nach Prostaglandinanwendung berichtet. Diese Berichte ergaben sich insbesondere bei Mehrfachgebärenden oder Patientinnen mit Kaiserschnittnarbe.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Selten:
– Unwohlsein, vagale Symptome (Hitzewallungen, Schwindel, Kältegefühl), Fieber
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Es wurden keine Fälle einer Überdosierung berichtet.
Im Falle eines unbeabsichtigten, massiven Verschluckens könnten Anzeichen eines Nebennierenversagens auftreten. Anzeichen einer akuten Intoxikation können eine fachärztliche Behandlung einschließlich Verabreichung von Dexamethason erforderlich machen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Sexualhormone und Modulatoren des Genitalsystems, ATC-Code: G03XB01
Mifepriston ist ein synthetisches Steroid mit einer antiprogesteronen Wirkung aufgrund kompetitiver Bindung an den Progesteron-Rezeptoren.
Bei oralen Dosen von 3 bis 10 mg/kg hemmt Mifepriston die Wirkung von endogenem oder exogenem Progesteron bei verschiedenen Tierarten (Ratte, Maus, Kaninchen und Affe). Diese Wirkung manifestiert sich in Form einer Schwangerschaftsunterbrechung bei Nagetieren.
In Dosen von 1 mg/kg oder darüber antagonisiert Mifepriston bei Frauen die endometrialen und myometrialen Wirkungen des Progesterons. Während der Schwangerschaft sensibilisiert Mifepriston das Myometrium für die kontraktionsinduzierende Wirkung von Prostaglandin. Während des ersten Trimesters ermöglicht die Vorbehandlung mit Mifepriston die Dilatation und Öffnung der Cervix uteri. Während klinische Daten gezeigt haben, dass Mifepriston die Dilatation der Cervix erleichtert, sind keine Daten verfügbar, die belegen, dass dies zu einer Verringerung der Rate von frühen oder späten Komplikationen des Dilatationsverfahrens führt.
Im Falle eines frühzeitigen Abbruchs der Schwangerschaft führt die Kombination mit einem Prostaglandinanalogon, das im Anschluss an Mifepriston angewendet wird, zu einer Steigerung der Erfolgsrate auf etwa 95 Prozent und beschleunigt die Austreibung des Schwangerschaftsgewebes. In klinischen Studien weichen die Ergebnisse je nach verwendetem Prostaglandin und Zeitpunkt der Anwendung leicht voneinander ab.
Die Erfolgsrate beträgt etwa 95 %, wenn 600 mg Mifepriston mit 400 pg Misoprostol oral bis zum 49. Tag der Amenorrhoe kombiniert wird. Bei vaginaler Applikation von Gemeprost werden 98% bis zum 49. Tag und 95 % bis zum 63. Tag der Amenorrhoe erreicht.
Bei der sequenziellen Anwendung von Mifegyne und einem Prostaglandinanalogon schwankt die Misserfolgsrate, je nach klinischer Studie und Typ des verwendeten Prostaglandins, zwischen 1,3 und 7,5 % der Fälle, mit folgender Verteilung:
- 0 bis 1,5 % fortbestehende Schwangerschaften,
- 1,3 bis 4,6 % partieller Abort, mit unvollständiger Austreibung
- 0 bis 1,4 % hämostatische Kürettage notwendig
Kombinationen von Mifepriston mit anderen Prostaglandinanaloga als Misoprostol und Gemeprost wurden nicht untersucht.
Beim Abbruch einer Schwangerschaft aus medizinischen Gründen nach dem ersten Trimester reduziert Mifepriston bei Verabreichung einer Dosis von 600 mg 36 bis 48 Stunden vor der ersten Gabe des Prostaglandins den Zeitraum zwischen Induktion und Abort und senkt außerdem die für die Austreibung erforderlichen Prostaglandin-Dosen.
Bei der Verwendung zur Einleitung von Wehen bei Tod des Fetus in utero induziert Mifepriston allein innerhalb von 72 Stunden nach der ersten Einnahme die Austreibung bei etwa 60 % der behandelten Frauen. In diesem Fall wäre die Verabreichung eines Prostaglandins oder Oxytocin nicht erforderlich.
Mifepriston bindet sich an den Glucocorticoid-Rezeptor. Bei Tieren und in Dosen von 10 bis 25 mg/kg hemmt es die Wirkung von Dexamethason. Beim Menschen manifestiert sich die antiglucocorticoide Wirkung ab einer Dosis von 4,5 mg/kg durch eine kompensatorische Erhöhung von ACTH und Cortisol. Die Glucocorticoid-Bioaktivität (GBA) kann für einige Tage nach einer einfachen Gabe von 200 mg Mifepriston verringert sein. Die klinischen Folgen dieses Sachverhalts sind unklar; bei anfälligen Patientinnen können jedoch verstärkt Erbrechen und Übelkeit auftreten.
Mifepriston besitzt eine schwache antiandrogene Wirkung, die nur in Tierversuchen während der verlängerten Gabe sehr hoher Dosen zu sehen war.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Nach oraler Verabreichung einer Einzeldosis von 600 mg wird Mifepriston schnell resorbiert. Die Spitzenkonzentration von 1,98 mg/l wird nach 1,5 Stunden erreicht (Mittelwert aus 10 Probanden). Nach oraler Verabreichung niedriger Dosen von Mifepriston (20 mg) beträgt die absolute Bioverfügbarkeit 69 %.
Verteilung
Im Plasma ist Mifepriston zu 98 % an Albumin und vor allem an alpha-1-saures Glycoprotein (AAG), an dem die Bindung sättigbar ist, gebunden. Aufgrund dieser spezifischen Bindung verhält sich das Verteilungsvolumen und die Plasma-Clearance von Mifepriston umgekehrt proportional zur Plasmakonzentration von AAG.
Biotransformation
N-Demethylierung und terminale Hydroxylierung der 17-Propynylkette sind die primären Stoffwechselwege des oxidativen Abbaus in der Leber.
Elimination
Es zeigt sich eine nicht-lineare Dosisantwort. Nach einer Verteilungsphase beginnt die Eliminierung zunächst langsam, wobei die Serumkonzentration zwischen etwa 12 und 72 Stunden nach der Einnahme um die Hälfte abnimmt, und verläuft danach schneller, was eine Eliminationshalbwertszeit von 18 Stunden ergibt. Mit Radio-Rezeptor-Assay-Techniken bestimmt, beträgt die terminale Halbwertszeit bis zu 90 Stunden, einschließlich aller Metaboliten von Mifepriston, die in der Lage sind, sich an Progesteron-Rezeptoren zu binden.
Mifepriston wird vor allem über den Faeces ausgeschieden. Nach Verabreichung einer radioaktiv markierten Dosis von 600 mg werden 10 % der gesamten Radioaktivität über den Urin und 90 % über den Faeces eliminiert.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
In toxikologischen Studien an Ratten und Affen über einen Zeitraum von bis zu 6 Monaten waren Effekte in Zusammenhang mit der antihormonellen (antiprogesteronen, antiglucocorticoiden und antiandrogenen) Wirkung des Mifepristons zu erkennen.
In Studien zur Reproduktionstoxikologie wirkte Mifepriston als potenter Abortauslöser. Bei Ratten und Mäusen, die eine fetale Exposition von Mifepriston überlebten, wurde kein teratogener Effekt beobachtet. Bei Kaninchen, die eine fetale Exposition überlebten, wurden jedoch fetale Anomalien beobachtet (Schädeldach, Gehirn und Rückenmark). Die Wirkung war dosisabhängig. Bei Affen war die Anzahl der Feten, die die abortauslösende Wirkung von Mifepriston überlebten, nicht ausreichend, um eine abschließende Beurteilung abzugeben zu können. Bei einer Mifepriston-Exposition von Ratten- und Affenembryonen nach der Implantation in vitro wurden keine Anzeichen für teratogene Effekte beobachtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1. Liste der sonstigen Bestandteile
Hochdisperses wasserfreies Siliziumdioxid (E551)
Maisstärke
Povidon (E1201)
Magnesiumstearat (E572)
Mikrokristalline Cellulose (E460)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
4 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/Aluminium Blisterpackungen mit 1, 8, 16 oder 20 Tabletten.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7.
EXELGYN
216 boulevard Saint-Germain
75007 Paris
Frankreich
Medizinische Information:
Nordic Pharma GmbH
Fraunhoferstr.4
85737 Ismaning
Deutschland
8. ZULASSUNGSNUMMER
Z.Nr.: 138602
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER
Datum der Erteilung der Zulassung: 02.01.2019
Verlängerung der Zulassung: 12.06.2019
10. STAND DER INFORMATION
10.2021
Mehr Informationen über das Medikament Mifegyne 600 mg Tabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 138602
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur eingeschraenkten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung, deren Anwendung definierten Spezialisten vorbehalten ist; Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Exelgyn, Boulevard Saint-Germain 216, 75007 Paris, Frankreich