Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Bicalutamid Sandoz 50 mg - Filmtabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Bicalutamid Sandoz 50 mg – Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Jede Filmtablette enthält 50 mg Bicalutamid.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:
Jede Filmtablette enthält 57 mg Lactose und 0,0154 mmol (0,3528 mg) Natrium.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosierungseinheit und kann demnach als „natriumfrei“ angesehen werden.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette
Weiße und runde Filmtablette mit einem Durchmesser von etwa 7 mm.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Kombinationstherapie mit Bicalutamid Sandoz 50 mg:
Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms in Kombination mit einem luteinisierenden Hormon-releasing-Hormon-(LHRH) Analogon oder nach einer chirurgischen Kastration.
Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid Sandoz 50 mg (150 mg Bicalutamid):
Bicalutamid Sandoz in einer Dosierung von 150 mg ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Kombinationstherapie mit Bicalutamid Sandoz 50 mg:
Männliche Erwachsene einschließlich ältere Patienten: 1 Tablette (50 mg) einmal täglich mit oder ohne Nahrung.
Die Behandlung mit Bicalutamid kann entweder 3 Tage vor oder zum Zeitpunkt des Behandlungsbeginns mit einem LHRH-Analogon oder gleichzeitig mit der chirurgischen Kastration begonnen werden.
Eingeschränkte Nierenfunktion: Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Eingeschränkte Leberfunktion: Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Eine erhöhte Kumulation kann bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung auftreten (siehe Abschnitt 4.4).
Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid Sandoz 50 mg (150 mg Bicalutamid):
Männliche Erwachsene einschließlich ältere Patienten: 3 Tabletten (150 mg) einmal täglich mit oder ohne Nahrung.
150 mg Bicalutamid sollten ununterbrochen für einen Zeitraum von mindestens 2 Jahren oder bis zum Fortschreiten der Krankheit eingenommen werden.
Eingeschränkte Nierenfunktion: Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Eingeschränkte Leberfunktion: Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Eine erhöhte Kumulation kann bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung auftreten (siehe Abschnitt 4.4).
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Bicalutamid ist bei Frauen und Kindern kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).
Gleichzeitige Einnahme von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid und Bicalutamid ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Behandlung darf nur unter unmittelbarer Überwachung durch einen entsprechend spezialisierten Arzt eingeleitet werden.
Bicalutamid wird extensiv in der Leber metabolisiert. Die vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass die Elimination von Bicalutamid bei Personen mit stark eingeschränkter Leberfunktion langsamer sein dürfte, was zu einer erhöhten Kumulation von Bicalutamid führen könnte. Bicalutamid ist daher bei Patienten mit mäßigen bis starken Leberfunktionsstörungen mit Vorsicht einzusetzen. Da die Möglichkeit von Leberveränderungen besteht, sollten periodische Leberfunktionstests durchgeführt werden.
Der Großteil der Veränderungen ist innerhalb der ersten 6 Monate einer Bicalutamid-Therapie zu erwarten.
Schwere Leberveränderungen und Leberversagen wurden mit Bicalutamid selten beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Es wurden Fälle mit tödlichem Ausgang berichtet. In schweren Fällen von Leberveränderungen sollte Bicalutamid abgesetzt werden.
Es wurde gezeigt, dass Bicalutamid das Cytochrom P450 (CYP 3A4) hemmt; daher sollte die gleichzeitige Verabreichung mit Arzneimitteln, die vorwiegend durch CYP 3A4 metabolisiert werden, mit Vorsicht erfolgen (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).
Androgendeprivationstherapie kann das QT-Intervall verlängern. Bei Patienten mit QT-Verlängerung in der Anamnese oder Risikofaktoren für QT-Verlängerung und bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, die das QT-Intervall verlängern können (siehe Abschnitt 4.5) soll der Arzt vor dem Beginn der Behandlung mit Bicalutamid das Nutzen-Risiko-Verhältnis einschließlich des Potenzials für Torsade de Pointes bewerten.
Behandlung mit Antiandrogenen kann morphologische Veränderungen der Spermatozoen verursachen. Obwohl die Wirkung von Bicalutamid auf die Spermienmorphologie nicht untersucht wurde und keine derartigen Veränderungen bei Patienten die Bicalutamid erhielten berichtet wurden, sollten die Patienten und/oder deren Partner während und 130 Tage nach der Bicalutamid Behandlung eine geeignete Verhütungsmethode anwenden.
Die potenzierenden Effekte von Cumarin-Antikoagulantien, bei Patienten die gleichzeitig mit Bicalutamid behandelt werden, können zu einem Anstieg der Prothrombinzeit (PT) und der International Normalised Ratio (INR) führen. Einige solcher Fälle waren mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden. Bei Patienten die gleichzeitig Cumarin-Antikoagulantien und Bicalutamid erhalten ist deshalb eine engmaschige Beobachtung der PT/INR anzuraten und eine Dosisanpassung des Antikoagulans sollte in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt 4.5 und 4.8).
Kombinationstherapie mit Bicalutamid Sandoz 50 mg:
Eine Reduktion der Glucosetoleranz wurde bei Männern, die LHRH Agonisten einnahmen, beobachtet. Dies kann sich als Diabetes oder als Verlust der glykämischen Kontrolle bei Patienten mit prä-existentem Diabetes äußern. Bei Patienten, die Bicalutamid in Kombination mit LHRH-Agonisten erhalten, sollte deshalb eine Beobachtung des Blut-Glucose-Spiegels in Betracht gezogen werden.
Monotherapie mit 3 Tabletten Bicalutamid Sandoz 50 mg (150 mg Bicalutamid):
Bei Patienten mit fortschreitendem Krankheitsverlauf und erhöhtem PSA sollte ein Abbruch der Therapie in Erwägung gezogen werden.
Dieses Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Es gibt keine Hinweise auf pharmakodynamische oder pharmakokinetische Wechselwirkungen zwischen Bicalutamid und LHRH-Analoga.
In vitro -Studien haben gezeigt, dass R-Bicalutamid ein Inhibitor von CYP 3A4 ist, mit geringeren inhibitorischen Wirkungen auf die Aktivität von CYP 2C9, 2C19 oder 2D6.
Obwohl in klinischen Studien in Kombination mit Antipyrin als Marker für die Cytochrom P450 (CYP)-Aktivität kein Arzneimittelwechselwirkungspotential nachgewiesen wurde, war die mittlere Midazolam-Exposition (AUC) nach einer 28-tägigen gleichzeitigen Verabreichung mit Bicalutamid um bis zu 80% erhöht. Für Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite könnte eine solche Erhöhung relevant sein. Deshalb ist eine gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3) und sollte bei der gleichzeitigen Gabe von Bicalutamid mit Verbindungen wie z.B. Ciclosporin und Kalziumkanal-Blockern Vorsicht geübt werden. Eine Dosisreduktion kann für diese Arzneimittel vor allem dann erforderlich sein, wenn Hinweise auf eine Wirkungssteigerung oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen vorliegen. Für Ciclosporin wird empfohlen, dass zu Beginn oder nach Absetzen der Bicalutamid-Therapie Plasmakonzentrationen und klinischer Zustand engmaschig überwacht werden.
Bei der Verschreibung von Bicalutamid mit anderen Mitteln, die die Arzneimitteloxidation hemmen können, wie z.B. Cimetidin oder Ketoconazol, ist Vorsicht geboten. Es könnte theoretisch zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Bicalutamid und somit zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen kommen.
Es wurde von einer verstärkten Wirkung von Warfarin und anderen Cumarin-Antikoagulantien berichtet bei gleichzeitiger Einnahme mit Bicalutamid.
Da Androgendeprivationstherapie das QT-Intervall verlängern kann, ist die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern oder Arzneimitteln, wie Klasse IA- (z. B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III-Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid) die Torsade de Pointes auslösen können, Methadon, Moxifloxacin, Neuroleptika usw. sorgfältig zu evaluieren (siehe Abschnitt 4.4).
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Bicalutamid ist kontraindiziert bei Frauen und darf schwangeren Frauen nicht verabreicht werden.
Stillzeit
Bicalutamid ist kontraindiziert bei stillenden Müttern.
Fertilität
Reversible Beeinträchtigung der männlichen Fertilität wurde in Tierstudien beobachtet (siehe Abschnitt 5.3). Beim Menschen ist vom Auftreten einer Periode eingeschränkter Fruchtbarkeit oder Infertilität auszugehen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass gelegentlich Schwindel oder Somnolenz auftreten können. Jeder betroffene Patient sollte Vorsicht walten lassen.
4.8 Nebenwirkungen
Nebenwirkungen werden in diesem Abschnitt wie folgt definiert:
Sehr häufig (> 1/10); häufig (> 1/100, < 1/10); gelegentlich (> 1/1.000, < 1/100); selten (> 1/10.000, < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Organsystemklassen | Häufigkeit | Bicalutamid 150 mg Filmtabletten | Bicalutamid 50 mg Filmtabletten Kombinationstherapie |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | Sehr häufig | Anämie | |
Häufig | Anämie | ||
Erkrankungen des Immunsystems | Gelegentlich | Überempfindlichkeitsreaktionen, angioneurotisches Ödem und Urtikaria | Überempfindlichkeitsreaktionen, angioneurotisches Ödem und Urtikaria |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Häufig | verminderter Appetit | verminderter Appetit |
Psychiatrische Erkrankungen | Häufig | Verminderte Libido, Depression | Verminderte Libido, Depression |
Erkrankungen des Nervensystems | Sehr häufig | Schwindel | |
Häufig | Schwindel, Somnolenz | Somnolenz | |
Herzerkrankungen | Häufig | Myokardinfarkt (tödliche Fälle wurden berichtet), Herzversagen |
Nicht bekannt | QT-Verlängerung (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5) | QT-Verlängerung (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5) | |
Gefäßerkrankungen | Sehr häufig | Hitzewallungen | |
Häufig | Hitzewallungen | ||
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Gelegentlich | interstitielle Lungenerkrankung (tödliche Fälle wurden berichtet) | interstitielle Lungenerkrankung(tödliche Fälle wurden berichtet) |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Sehr häufig | Bauchschmerzen, Obstipation, Erbrechen | |
Häufig | Bauchschmerzen, Obstipation, Dyspepsie, Flatulenz, Übelkeit | Dyspepsie, Flatulenz | |
Leber- und Gallenerkrankungen | Häufig | Hepatotoxizität, Ikterus, Hypertransaminasämie | Hepatotoxizität, Ikterus, Hypertransaminasämie |
Selten | Leberversagen (tödliche Fälle wurden berichtet) | Leberversagen (tödliche Fälle wurden berichtet) | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Sehr häufig | Hautausschlag | |
Häufig | Haarausfall, Hirsutismus/Nachwachsen der Haare, trockene Haut, Juckreiz | Haarausfall, Hirsutismus/Nachwachsen der Haare, trockene Haut, Juckreiz, Hautausschlag | |
Selten | Lichtempfindlichkeit | Lichtempfindlichkeit | |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Sehr häufig | Hämaturie | |
Häufig | Hämaturie | ||
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse | Sehr häufig | Gynäkomastie, Spannungs-gefühl in der Brust | Gynäkomastie, Spannungs-gefühl in der Brust |
Häufig | erektile Dysfunktion | erektile Dysfunktion | |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Sehr häufig | Kraftlosigkeit | Kraftlosigkeit, Ödeme |
Häufig | Brustschmerzen, Ödeme | Brustschmerzen | |
Untersuchungen | Häufig | Gewichtszunahme | Gewichtszunahme |
6 Die Mehrheit der Patienten, die 150mg Bicalutamid als Monotherapie erhalten, leiden an Gynäkomastie und/oder Brustschmerzen. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5% der Patienten als schwer eingestuft. Gynäkomastie verschwindet nicht sofort nach Abbruch der Therapie, besonders nach einer Langzeitbehandlung.
7 Kann durch gleichzeitige Kastration vermindert werden.
Anstieg von PT/INR
Nach der Vermarktung wurde von Fällen berichtet mit Interaktionen zwischen CumarinAntikoagulantien und Bicalutamid (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen.
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Es gibt keine Erfahrung beim Menschen über eine Überdosierung. Es existiert kein spezifisches Antidot; die Behandlung sollte symptomatisch erfolgen. Eine Dialyse dürfte nicht sinnvoll sein, da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht unverändert im Urin nachweisbar ist. Eine allgemeine unterstützende Behandlung, einschließlich häufiger Überwachung der vitalen Funktionen, ist angezeigt.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Hormonantagonisten und verwandte Stoffe, Antiandrogene, ATC-Code: L02BB03
Wirkmechanismus
Bicalutamid ist ein nicht-steroidales Antiandrogen ohne sonstige endokrine Wirksamkeit. Es bindet an Androgen-Rezeptoren, ohne die Genexpression zu aktivieren und hemmt somit den Androgenstimulus. Die Regression von Prostatatumoren basiert auf dieser Hemmung. Klinisch kann das Absetzen von Bicalutamid in einer Untergruppe von Patienten zum AntiandrogenEntzugssyndrom führen.
Bicalutamid ist ein Racemat, wobei die antiandrogene Wirksamkeit beinahe ausschließlich auf das ®-Enantiomer zurückzuführen ist.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Bicalutamid 150 mg wurde untersucht bei Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0) nicht-metastasiertem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von 3 Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studien an 8113 Patienten, in denen Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren trat bei 27,4% und 30,7% aller mit Bicalutamid bzw. mit Placebo behandelten Patienten eine objektive Progression der Erkrankung auf.
Eine Verminderung des Risikos einer objektiven Progression der Erkrankung wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei den Patientengruppen mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass für einen Patienten mit geringem Progressionsrisiko, insbesondere in der adjuvanten Situation nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitsprogression die optimale Behandlungsstrategie ist.
Bei einer Mortalität von 22,9% (HR=0,99; 95% CI 0,91 bis 1,09) wurde nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 7,4 Jahren kein Unterschied hinsichtlich Gesamtüberleben beobachtet. Dennoch waren in exploratorischen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.
Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:
Tabelle 1 Progressionsfreies Überleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen
Analyse-Population | Ereignisse (%) bei Bicalutamid-Patienten | Ereignisse (%) bei Placebo-Patienten | Hazard ratio (95% CI) |
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) | 193/335 (57,6) | 222/322 (68,9) | 0,60 (0,49 bis 0,73) |
Strahlentherapie | 66/161 (41,0) | 86/144 (59,7) | 0,56 (0,40 bis 0,78) |
Radikale Prostatektomie | 179/870 (20,6) | 213/849 (25,1) | 0,75 (0,61 bis 0,91) |
Analyse-Population | Todesfälle (%) bei Bicalutamid-Patienten | Todesfälle (%) bei Placebo-Patienten | Hazard ratio (95% CI) |
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) | 164/335 (49,0) | 183/322 (56,8) | 0,81 (0,66 bis 1,01) |
Strahlentherapie | 49/161 (30,4) | 61/144 (42,4) | 0,65 (0,44 bis 0,95) |
Radikale Prostatektomie | 137/870 (15,7) | 122/849 (14,4) | 1,09 (0,85 bis 1,39) |
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid alleine erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden. Bei diesen Patienten gab es einen Trend zu verminderter Überlebensdauer im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten (HR=1,16; 95% CI 0,99 bis 1,37). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei dieser Patientengruppe als unvorteilhaft erachtet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Bicalutamid wird nach oraler Verabreichung gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf eine klinisch relevante Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Bioverfügbarkeit.
Verteilung
Das (S)-Enantiomer wird im Vergleich zum ®-Enantiomer rasch ausgeschieden, wobei letzteres eine Plasma-Eliminationshalbwertszeit von etwa einer Woche aufweist.
Bei täglicher Verabreichung von Bicalutamid kommt es zu einer etwa zehnfachen Kumulation des ®-Enantiomers im Plasma, was auf seine lange Halbwertszeit zurückzuführen ist.
Steady State-Plasmakonzentrationen des ®-Enantiomers von ca. 9 pg/ml werden bei der täglichen Verabreichung von Bicalutamid-Dosen von 50 mg beobachtet. Im Steady State macht das überwiegend aktive ®-Enantiomer 99% der gesamten zirkulierenden Enantiomere aus.
Die Pharmakokinetik des ®-Enantiomers ist unabhängig von Alter, Nierenfunktionsstörung oder leichten bis mäßigen Leberfunktionsstörungen. Es gibt Anzeichen dafür, dass bei Personen mit schwerer Leberfunktionsstörung das ®-Enantiomer langsamer aus dem Plasma ausgeschieden wird.
Biotransformation und Elimination
Bicalutamid wird in hohem Maße an Proteine gebunden (das Racemat zu 96%, R-Bicalutamid zu 99,6%) und weitgehend metabolisiert (über Oxidation und Glukuronidierung). Seine Metaboliten werden zu annähernd gleichen Teilen über die Nieren und die Galle ausgeschieden. Nach der Ausscheidung in der Galle findet eine Hydrolyse der Glukuronide statt. Im Urin wird kaum verändertes Bicalutamid gefunden.
In einer klinischen Studie war die mittlere Konzentration von R-Bicalutamid in der Samenflüssigkeit von Männern, die 150 mg Bicalutamid erhielten, 4,9 Mikrogramm/ml. Der Gehalt an Bicalutamid, der möglicherweise während des Geschlechtsverkehrs an den weiblichen Partner übertragen wird, ist gering und entspricht ca. 0,3 Mikrogramm/kg. Dies ist ein geringerer Gehalt als notwendig, um Veränderungen im Nachwuchs von Labortieren zu induzieren.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bicalutamid ist ein hochwirksames Antiandrogen und führt im Tierversuch zu einer Induktion von mischfunktionellen Oxidasen. Veränderungen der Zielorgane, einschließlich Tumorinduktion, bei Tieren hängen mit diesen Wirkungen zusammen. Beim Menschen wurde eine Enzyminduktion nicht beobachtet. Atrophie der Samenkanälchen ist bei Antiandrogenen ein vorhersehbarer Klasseneffekt und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet.
Zur Aufhebung der Hodenatrophie kam es 4 Monate nach Beendigung der Dosierung in einer sechsmonatigen Studie an Ratten (mit human relevanten Dosen von Bicalutamid). Keine Erholung wurde beobachtet 3 Monate nach Beendigung der Dosierung in einer zwölfmonatigen Studie. Sechs Monate nach einer zwölfmonatigen Studie bei Hunden (bei Dosen der ungefähr drei- bis siebenfachen humanen therapeutischen Konzentration) bildete sich die testikuläre Atrophie zurück. Bei männlichen Ratten kam es zu einem verlängerten Intervall bis zur erfolgreichen Befruchtung unmittelbar 11 Wochen nach der Dosierung, Rückbildung wurde 7 Wochen nach Beendigung der Dosierung festgestellt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tablettenkern:
Lactose-Monohydrat
Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A)
Povidon K30 (E 1201)
Maisstärke
Magnesiumstearat (E 572)
Filmüberzug:
Methylcellulose
Titandioxid (E 171)
Triacetin (E 1518)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/AclarAluminiumblister: 20, 28, 30, 50, 56, 60, 84, 90, 98 oder 100 Filmtabletten.
PVC/AclarAluminium-Einzeldosenblister: 50, 100 Filmtabletten.
Die Blister sind in Faltschachteln verpackt.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Sandoz GmbH, 6250 Kundl, Österreich
8. ZULASSUNGSNUMMER
Z.Nr.: 1–26954
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 29.03.2007
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 01.10.2011
10. STAND DER INFORMATION
März 2019
Mehr Informationen über das Medikament Bicalutamid Sandoz 50 mg - Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-26954
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Sandoz GmbH, Biochemiestraße 10, 6250 Kundl, Österreich