Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Bicalutamid Genericon 150 mg Filmtabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Bicalutamid Genericon 150 mg Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Jede Filmtablette enthält: 150 mg Bicalutamid
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:
Jede Filmtablette enthält 181,32 mg Lactose-Monohydrat.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette.
Weiße, runde, bikonvexe Filmtablette mit der Prägung “BCM 150“ auf einer Seite.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Bicalutamid Genericon 150 mg ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Männliche Erwachsene einschließlich älteren Personen (>65 Jahren):
Als Dosierung soll eine Filmtablette (150 mg) einmal täglich oral eingenommen werden.
Bicalutamid Genericon sollte ohne Unterbrechung eingenommen werden, und zwar für die Dauer von mindestens 2 Jahren bzw. bis zur Progression der Erkrankung.
Eingeschränkte Nierenfunktion:
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig.
Eingeschränkte Leberfunktion:
Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig. Eine erhöhte Kumulation kann bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung auftreten (siehe Abschnitt 4.4).
Kinder und Jugendliche:
Bicalutamid ist bei Kindern und Jugendlichen kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).
Art der Anwendung
Die Filmtablette wird unzerkaut mit Wasser eingenommen.
Die Einnahme kann zusammen mit oder unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Sie sollte wegen der besseren Compliance stets zur gleichen Tageszeit erfolgen.
4.3 Gegenanzeigen
Bicalutamid ist bei Frauen, Kinder und Jugendlichen kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Die gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid mit Bicalutamid ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5).
4.4. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Initiierung der Behandlung muss unter der direkten Aufsicht eines Spezialisten erfolgen.
Bicalutamid wird in der Leber weitgehend metabolisiert. Die vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass die Elimination von Bicalutamid bei Personen mit stark eingeschränkter Leberfunktion langsamer sein dürfte, was zu einer erhöhten Kumulation von Bicalutamid führen könnte. Bicalutamid ist daher bei Patienten mit mäßigen bis starken Leberfunktionsstörungen mit Vorsicht einzusetzen.
Da die Möglichkeit von Leberveränderungen besteht, sind periodische Leberfunktionstests durchzuführen. Der Großteil dieser Veränderungen ist innerhalb der ersten 6 Monate einer Bicalutamid-Therapie zu erwarten.
Schwere Leberveränderungen und Leberinsuffizienz wurden mit Bicalutamid selten beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Es wurde über tödliche/lebensbedrohliche Fälle berichtet. In schweren Fällen von Leberveränderungen ist die Therapie abzubrechen.
Bei Patienten mit objektiver Progression der Erkrankung, gepaart mit erhöhtem PSA, sollte die Bicalutamid-Therapie abgebrochen werden.
Bei Patienten mit Herzerkrankung empfiehlt sich eine regelmäßige Überwachung der Herzfunktion. Durch eine Androgenentzugs-Therapie kann das QT-Intervall verlängert werden.
Bei Patienten mit vorbestehender Verlängerung des QT-Intervalls oder mit Risikofaktoren für eine Verlängerung des QT-Intervalls sowie bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, die das QT-Intervall verlängern können (siehe Abschnitt 4.5), muss vor Beginn einer Behandlung mit Bicalutamid das Nutzen-Risiko-Verhältnis, einschließlich der Möglichkeit für das Auftreten von Torsade de Pointes, vom Arzt beurteilt werden.
Es wurde gezeigt, dass Bicalutamid Cytochrom P450 (CYP3A4) hemmt. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Arzneimitteln, die vorwiegend durch CYP3A4 metabolisiert werden, ist daher Vorsicht geboten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).
In seltenen Fällen wurde bei Patienten, die Bicalutamid 150 mg einnahmen, über Photosensitivitätsreaktionen berichtet. Die Patienten sind auf die Notwendigkeit hinzuweisen, exzessive direkte Sonnenbestrahlung und UV-Licht zu vermeiden und Sonnenschutzmittel zu verwenden. In Fällen von anhaltender und/oder schwerwiegender Photosensitivreaktion hat eine entsprechende symptomatische Behandlung zu beginnen.
Eine Verstärkung der gerinnungshemmenden Wirkung von Cumarin wurde bei Patienten mit gleichzeitiger Bicalutamidtherapie berichtet. Dies kann zu einer verlängerten Prothrombin Time (PT) und International Normalised Ratio (INR) führen. Einige Fälle wurden mit einem Blutungsrisiko assoziiert. Es wird eine sorgfältige Überwachung des PT/INR empfohlen, und eine Dosisanpassung des Antikoagulans sollte überlegt werden (siehe Abschnitt 4.5 und 4.8).
Behandlung mit Antiandrogenen kann morphologische Veränderungen der Spermatozooen verursachen. Obwohl die Wirkung von Bicalutamid auf die Spermienmorphologie nicht untersucht wurde und keine derartigen Veränderungen bei Patienten die Bicalutamid erhielten berichtet wurden, haben die Patienten und/oder deren Partner während und 130 Tage nach der Bicalutamid Behandlung eine geeignete Verhütungsmethode anzuwenden.
Jede Filmtablette enthält 181,32 mg Lactose-Monohydrat. Patienten mit der seltenen erblichen Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
In vitro -Studien haben gezeigt, dass ®-Bicalutamid ein Hemmer von CYP3A4 ist, mit geringerer inhibitorischer Wirkung auf die Aktivität von CYP2C9, 2C19 und 2D6.
In Kombination mit Antipyrin als Marker für die Cytochrom P450 (CYP)-Aktivität konnte in klinischen Studien ein Wechselwirkungspotential mit Bicalutamid nicht nachgewiesen werden. Die mittlere Midazolam-Exposition (AUC) war jedoch nach einer gleichzeitigen Verabreichung mit Bicalutamid über 28 Tage um bis zu 80 % erhöht. Für Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite könnte eine solche Erhöhung relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Verwendung von Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert, und bei der gemeinsamen Gabe von Bicalutamid mit Verbindungen wie Ciclosporin und Kalziumkanal-Blockern ist Vorsicht geboten. Eine Dosisreduktion kann für diese Arzneimittel vor allem dann erforderlich sein, wenn Beweise für eine Wirkungssteigerung oder eine unerwünschte Arzneimittelwirkung vorliegen. Für Ciclosporin wird empfohlen, zu Beginn oder nach Absetzen der Bicalutamid-Therapie Plasmakonzentrationen und den klinischen Zustand genau zu überwachen.
Bei der Verschreibung von Bicalutamid mit anderen Mitteln, die die Arzneimitteloxidation hemmen können (wie Cimetidin und Ketoconazol), ist Vorsicht geboten. Es könnte theoretisch zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Bicalutamid und somit zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen kommen.
In vitro -Studien haben gezeigt, dass Bicalutamid das Cumarin-Derivat Warfarin von seinen Proteinbindungsstellen verdrängen kann. Es gab Berichte über eine verstärkte Wirkung von Warfarin und anderen Cumarin-Antikoagulantien bei gleichzeitiger Gabe mit Bicalutamid. Es wird daher empfohlen, die Prothrombinzeit genau zu überwachen, wenn Bicalutamid bei Patienten eingesetzt wird, die bereits Antikoagulantien vom Cumarin-Typ erhalten (siehe Abschnitt 4.4 und 4.8).
Da durch eine Androgenentzugs-Therapie das QT-Intervall verlängert werden kann, ist die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid mit folgenden Arzneimitteln sorgfältig zu bewerten (siehe Abschnitt 4.4):
– Arzneimittel, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern
– Arzneimittel, die Torsade de Pointes auslösen können wie z.B. Klasse IA- (z.B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III-Antiarrhythmika (z.B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid), Methadon, Moxifloxacin, Neuroleptika usw. –
Kinder und Jugendliche
Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf Schwangeren nicht verabreicht werden.
Stillzeit
Bicalutamid ist während der Stillzeit kontraindiziert.
Fertilität
In Tierstudien wurde eine reversible Einschränkung der männlichen Fertilität beobachtet (siehe Abschnitt 5.3.). Beim Menschen ist vom Auftreten einer Periode eingeschränkter Fruchtbarkeit oder Infertilität auszugehen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit von Patienten und ihre Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. Es ist dennoch zu beachten, dass Schwindel und/oder Schläfrigkeit eintreten können. Betroffene Patienten müssen entsprechend vorsichtig sein.
4.8. Nebenwirkungen
In diesem Abschnitt sind die Häufigkeiten gemäß folgender Konvention definiert: sehr häufig (>1/10); häufig (>1/100 bis <1/10); gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100); selten (>1/10.000 bis <1/1.000); sehr selten (<1/10.000); nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Systemorganklasse | Häufigkeit | Nebenwirkung |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | häufig | Anämie |
Erkrankungen des Immunsystems | gelegentlich | Überempfindlichkeitsreaktionen , Angioödem und Urtikaria |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | häufig | verminderter Appetit |
Psychiatrische Erkrankungen | häufig | Abnahme der Libido, Depression |
Erkrankungen des Nervensystems | häufig | Schwindel, Somnolenz |
Herzerkrankungen | nicht bekannt | Verlängerungen des QT-Intervalls (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5) |
Gefäßerkrankungen | häufig | Hitzewallungen |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | gelegentlich | interstitielle Lungenkrankheit5 (es wurde über tödliche/lebensbedrohliche Fälle berichtet) |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | häufig | abdominale Schmerzen, Obstipation, Dyspepsie, Blähungen, Übelkeit |
Leber- und Gallenerkrankungen 1, 2 | häufig selten | Hepatotoxizität, Gelbsucht, Hypertransaminasämie 1 Leberversagen2 (es wurde über tödliche/lebensbedrohliche Fälle berichtet) |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | sehr häufig häufig selten | Ausschlag Alopezie, Hirsutismus/Haarnachwuchs, trockene Haut4, Juckreiz Photosensitivitätsreaktionen |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | häufig | Hämaturie |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse | sehr häufig häufig | Gynäkomastie und Spannungsgefühl der Brust3 erektile Dysfunktion |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | sehr häufig häufig | Asthenie Schmerzen im Brustkorb, Ödem |
Untersuchungen | häufig | Gewichtszunahme |
1 Leberveränderungen sind selten schwerwiegend und waren häufig vorübergehend, verschwanden oder besserten sich trotz fortgesetzter Therapie bzw. nach Therapieende (siehe Abschnitt 4.4).
2 In seltenen Fällen trat bei Patienten, die mit Bicalutamid behandelt wurden, Leberinsuffizienz auf. Eine periodische Leberfunktionsüberwachung ist in Betracht zu ziehen (siehe auch Abschnitt 4.4).
3 Beim Großteil der Patienten, die Bicalutamid 150 mg als Monotherapie erhalten, treten Gynäkomastie und/oder Brustschmerzen auf. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5 % der Patienten als schwer angesehen. Eine spontane Rückbildung der Gynäkomastie kann nach Absetzen der Therapie ausbleiben, besonders nach einer Langzeitbehandlung.
4 Basierend auf den Kodierungs-Konventionen die in den EPC Studien verwendet wurden, wurden Nebenwirkungen betreffend „trockene Haut“ unter dem COSTART Begriff „Ausschlag“ angeführt. Aus diesem Grund kann kein eigenständiger Deskriptor für die Häufigkeit bei der Bicalutamid 150 mg Dosis bestimmt werden. Es wird jedoch die selbe Häufigkeit wie bei 50 mg Dosis angenommen.
5 Wurde nach Begutachtung von Daten nach der Markteinführung als Nebenwirkungsreaktion angeführt. Die Häufigkeit wurde bestimmt durch das Auftreten von interstitiellen Lungenentzündungen, welche während der randomisierten Behandlungsperiode mit 150 mg in den EPC Studien, als Nebenwirkungen berichtet
6 wurden,
Über erhöhte PT/INR Werte von Cumarin-Antikoagulantien in Wechselwirkung mit Bicalutamid wurde in der Post-Marketing-Surveillance berichtet (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5).
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555–36207
Website:
4.9 Überdosierung
Hinsichtlich einer Überdosierung gibt es keine Erfahrungen beim Menschen. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel; die Behandlung erfolgt symptomatisch. Eine Dialyse dürfte nicht hilfreich sein, da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht unverändert im Urin nachweisbar ist. Eine allgemeine unterstützende Behandlung, zu der eine häufige Überwachung der vitalen Funktionen gehört, ist angezeigt.
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiandrogene
ATC-Code: L02 B B03
Wirkmechanismus
Bicalutamid ist ein nicht-steroidales Antiandrogen ohne sonstige endokrine Aktivität. Es bindet an den Wildtyp- oder normalen Androgenrezeptor, ohne die Genexpression zu aktivieren und hemmt somit den Androgenstimulus. Die Regression von Prostatatumoren basiert auf dieser Hemmung. Klinisch kann das Absetzen von Bicalutamid in einer Untergruppe von Patienten zum “Antiandrogen-EntzugsSyndrom“ führen.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Bicalutamid 150 mg wurde untersucht bei Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0), nicht-metastasierendem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von 3 Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studien an 8113 Patienten, in denen Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 9,7 Jahren trat bei 36,6 % und 38,17 % aller mit Bicalutamid bzw. mit Placebo behandelten Patienten eine objektive Progression der Erkrankung auf.
Eine Verminderung des Risikos einer objektiven Progression der Erkrankung wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei den Patientengruppen mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass für einen Patienten mit geringerem Progressionsrisiko, insbesondere in der adjuvanten Situation nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitsprogression die optimale Behandlungsstrategie ist.
Bei einer Mortalität von 31,4 % (HR=1,01; 95 % CI 0,94 bis 1,09) wurde nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 9,7 Jahren kein Unterschied hinsichtlich Gesamtüberleben beobachtet. Dennoch waren in exploratorischen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.
Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens über die Zeit, basierend auf der Kaplan-Meier Schätzung, bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:
Tabelle 1 Verhältnis der Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung nach TherapieSubgruppen im Hinblick auf die Progression im Laufe der Zeit
Analyse Population | Behandlungsarm | Ereignisse (%) nach 3 Jahren | Ereignisse (%) nach 5 Jahren | Ereignisse (%) nach 7 Jahren | Ereignisse (%) nach 10 Jahren |
Watchful Waiting | |||||
(Beobachtendes | Bicalutamid 150 mg | 19,7 % | 36,3 % | 52,1 % | 73,2 % |
Abwarten) | Placebo | 39,8 % | 59,7 % | 70,7 % | 79,1 % |
(n=657) | |||||
Strahlentherapie | Bicalutamid 150 mg | 13,9 % | 33,0 % | 42,1 % | 62,7 % |
(n=305) | Placebo | 30,7 % | 49,4 % | 58,6 % | 72,2 % |
Radikale | Bicalutamid 150 mg | 7,5 % | 14,4 % | 19,8 % | 29,9 % |
Prostatektomie Placebo 11,7 % 19,4 % 23,2 % 30,9 %
(n=1719)
Analyse Population | Behandlungsarm | Ereignisse (%) nach 3 Jahren | Ereignisse (%) nach 5 Jahren | Ereignisse (%) nach 7 Jahren | Ereignisse (%) nach 10 Jahren |
Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) (n=657) | Bicalutamid 150 mg Placebo | 14,2 % 17,0 % | 29,4 % 36,4 % | 42,2 % 53,7 % | 65,0 % 67,5 % |
Strahlentherapie (n=305) | Bicalutamid 150 mg Placebo | 8,2 % 12,6 % | 20,9 % 23,1 % | 30,0 % 38,1 % | 48,5 % 53,3 % |
Radikale Prostatektomie (n=1719) | Bicalutamid 150 mg Placebo | 4,6 % 4,2 % | 10,0 % 8,7 % | 14,6 % 12,6 % | 22,4 % 20,2 % |
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid alleine erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden. Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid als adjuvante Therapie, nach Strahlentherapie (HR=0,98; 95 % CI 0,80 bis 1,20) oder radikaler Prostatektomie (HR=1,03; 95 % CI 0,85 bis 1,25) erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben nachgewiesen werden. Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, deren Behandlung durch beobachtendes Abwarten erfolgte, gab es ebenfalls einen Trend zu verminderter Überlebensdauer im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten (HR=1,15; 95 % CI 1,00 bis 1,32). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung als unvorteilhaft erachtet.
In einem getrennten Programm wurde die Wirksamkeit von Bicalutamid 150 mg zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasierendem Prostatakrebs, bei denen eine unmittelbare Kastration angezeigt ist, in einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 480 zuvor unbehandelten Patienten mit nicht metastasierendem (M0) Prostatakrebs bewiesen. Bei einer Mortalität von 56 % und einer mittleren Nachbehandlungsdauer von 6,3 Jahren war hinsichtlich der Überlebensrate kein signifikanter Unterschied zwischen Bicalutamid-Behandlung und Kastration (Ausfallsrate=1,05 [CI 0,81 bis 1,36]); jedoch war der statistische Rückschluss auf die Äquivalenz der beiden Behandlungen nicht möglich.
In einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 805 zuvor unbehandelten Patienten mit metastasierender (M1) Erkrankung bei einer Mortalität von 43% zeigte Bicalutamid 150 mg eine im Vergleich zur Kastration geringere Wirksamkeit hinsichtlich der Überlebensdauer (Ausfallsrate=1,30 [CI 1,04 bis 1,65]) mit einer zahlenmäßigen Differenz in der berechneten Lebenserwartung von 42 Tagen (6 Wochen) bei einer mittleren Überlebensdauer von 2 Jahren.
Bicalutamid ist ein Racemat, wobei die antiandrogene Wirksamkeit beinahe ausschließlich auf das ®-Enantiomer zurückzuführen ist.
Kinder und Jugendliche
Es wurden keine Studien bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt (siehe Abschnitt 4.3 und 4.6)
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Bicalutamid wird nach oraler Verabreichung gut resorbiert.
Es gibt keine Hinweise auf eine klinisch relevante Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Bioverfügbarkeit.
Biotransformation
Das (S)-Enantiomer wird im Vergleich zum ®-Enantiomer rasch ausgeschieden, wobei letzteres eine Plasma-Eliminationshalbwertszeit von etwa 1 Woche aufweist.
Bei täglicher Verabreichung von Bicalutamid 150 mg kommt es zu einer etwa zehnfachen Kumulation des ®-Enantiomers im Plasma, was auf seine lange Halbwertszeit zurückzuführen ist.
Steady State-Plasmakonzentrationen des ®-Enantiomers von ca. 22 tig/ml werden bei der täglichen Verabreichung von Bicalutamid 150 mg beobachtet. Im Steady State macht das überwiegend aktive ®-Enantiomer 99 % der gesamten zirkulierenden Enantiomere aus.
Besondere Patientengruppen
Die Pharmakokinetik des ®-Enantiomers ist unabhängig von Faktoren wie Alter, Nierenfunktionsstörungen oder leichten bis mäßigen Leberfunktionsstörungen. Es gibt Anzeichen dafür, dass bei Personen mit schwerer Leberfunktionsstörung das ®-Enantiomer langsamer aus dem Plasma ausgeschieden wird.
Verteilung
Bicalutamid wird in hohem Maße an Protein gebunden (das Racemat zu 96 %, das ®-Enantiomer zu >99 %) und extensiv metabolisiert (Oxidation und Glukuronidierung); seine Metaboliten werden zu annähernd gleichen Teilen über die Nieren und die Galle ausgeschieden.
In einer klinischen Studie lag die mittlere ®-Bicalutamid-Konzentration im Sperma von Männern unter Bicalutamid 150 mg bei 4,9 ^g/ml. Die Menge an Bicalutamid, die beim Geschlechtsverkehr potentiell auf den weiblichen Partner übertragen wird, ist gering und entspricht etwa 0,3 ^g/kg. Dies liegt unter der Menge, die bei Labortieren erforderlich ist, um Änderungen in der Nachkommenschaft hervorzurufen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bicalutamid ist ein hochwirksames Antiandrogen und ein Enzyminduktor von mischfunktionellen Oxidasen bei Tieren. Veränderungen der Zielorgane, einschließlich Tumorinduktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber) bei Tieren hängen mit diesen Wirkungen zusammen. Beim Menschen wurde eine Enzyminduktion nicht beobachtet, und keiner dieser Befunde wird hinsichtlich der Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom als relevant betrachtet.
Atrophie der Samenkanälchen ist bei Antiandrogenen ein vorhersehbarer Klasseneffekt und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet.
Zur Aufhebung der Hodenatrophie kam es 4 Monate nach Beendigung der Dosierung in einer sechsmonatigen Studie an Ratten (mit Dosen des ungefähr 0,6-fachen der humanen therapeutischen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150mg). Keine Erholung wurde beobachtet 24 Wochen nach Beendigung der Dosierung in einer zwölfmonatigen Studie an Ratten (mit Dosen des ungefähr 0,9-fachen der humanen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150mg). Nach 12 Monaten von wiederholter Dosierung bei Hunden (bei Dosen von ungefähr der dreifachen humanen therapeutischen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150mg), war die Häufigkeit von testikulärer Atrophie nach 6 Monaten Erholungsphase ident bei Hunden mit Dosierung und der Kontrollgruppe. In einer Fertilitätsstudie (bei Dosen von ungefähr dem 0,6 fachen der menschlichen therapeutischen Dosis bei der empfohlenen humanen Dosis von 150mg) kam es bei männlichen Ratten zu einem verlängerten Intervall bis zur erfolgreichen Befruchtung unmittelbar 11 Wochen nach der Dosierung, Rückbildung wurde 7 Wochen nach Beendigung der Dosierung festgestellt.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstige Bestandteile
Tablettenkern
Lactose-Monohydrat, Povidon, Crospovidon, Magnesiumstearat, Natriumdodecylsulfat.
Tablettenüberzug
Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol (PEG 4000).
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackung (PVC/PE/PVDC/Aluminium-Blister) zu 10, 20, 30, 40, 50, 60, 90 und 100 Stück.
Einzeldosis-Blisterverpackung (PVC/PE/PDC/Aluminium-Blister) 30 × 1 und 90 × 1 Stück
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H.
A-8054 Graz
E-Mail:
8. Zulassungsnummer
1–26789
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
Datum der Erteilung der Zulassung: 15.12.2006
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 06.10.2011
10. Stand der Information
August 2021
Mehr Informationen über das Medikament Bicalutamid Genericon 150 mg Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-26789
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Genericon Pharma GmbH, Hafnerstraße 211, 8054 Graz, Österreich