Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Bicalutamid Accord 150 mg Filmtabletten
Bicalutamid Accord 150 mg Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Jede Filmtablette enthält 150 mg Bicalutamid.
Sonstige Bestandteil(e) mit bekannter Wirkung :
Jede Filmtablette enthält 159,84 mg Lactose (als Lactase-Monohydrat), siehe Abschnitt 4.4.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette.
Weiße bis gebrochen weiße, runde, beidseitig gewölbte Filmtabletten, ca. 10,0 mm im Durchmesser, mit der Prägung „IO1“ auf der einen Seite und ohne Prägung auf der anderen Seite.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Bicalutamid Accord wird entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zur radikalen Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom mit hohem Progressionsrisiko angewendet (siehe Abschnitt 5.1).
Bicalutamid Accord wird weiters zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasierendem Prostatakarzinom angewendet, bei denen eine chirurgische Kastration oder eine andere medizinische Intervention nicht als geeignet oder akzeptabel erachtet werden.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Männliche Erwachsene einschließlich ältere Personen: Die Dosis beträgt eine 150 mg-Tablette einmal täglich, die oral eingenommen wird.
Bicalutamid Accord ist ohne Unterbrechung einzunehmen, und zwar für die Dauer von mindestens 2 Jahren bzw. bis zur Progression der Erkrankung.
Besondere Patientengruppen
Eingeschränkte Nierenfunktion: Bei Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig. Es liegen keine Erfahrungen zur Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) vor.
Eingeschränkte Leberfunktion: Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Eine erhöhte Kumulation kann bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung auftreten (siehe Abschnitt 4.4).
Kinder und Jugendliche
Die Anwendung von Bicalutamid Accord ist bei Kindern und Jugendlichen kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).
Art der Anwendung
Die Filmtabletten sind im Ganzen mit Flüssigkeit zu schlucken.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Bicalutamid ist bei Frauen und Kindern kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).
Die gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid mit Bicalutamid ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Initiierung der Behandlung hat unter der direkten Aufsicht eines Spezialisten zu erfolgen.
Bicalutamid wird extensiv in der Leber metabolisiert. Daten deuten darauf hin, dass die Elimination von Bicalutamid bei Personen mit stark eingeschränkter Leberfunktion möglicherweise langsamer ist, was zu einer erhöhten Kumulation von Bicalutamid führen könnte. Bicalutamid ist daher bei Patienten mit mäßigen bis starken Leberfunktionsstörungen mit Vorsicht einzusetzen.
Da die Möglichkeit von Leberveränderungen besteht, sind periodische Leberfunktionstests in Erwägung zu ziehen. Der Großteil dieser Veränderungen ist innerhalb der ersten 6 Monate einer Bicalutamid-Therapie zu erwarten.
Schwere Leberveränderungen und Leberversagen wurden mit Bicalutamid selten beobachtet, und es wurden tödliche Ausgänge berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Bei schweren Veränderungen ist die Bicalutamid-Therapie abzubrechen.
Bei Patienten mit objektiver Progression der Erkrankung, gepaart mit erhöhtem PSA, ist ein Abbruch der Bicalutamid-Therapie in Erwägung zu ziehen.
Es wurde gezeigt, dass Bicalutamid Cytochrom P450 (CYP 3A4) hemmt, daher ist bei gleichzeitiger Verabreichung von Arzneimitteln, die vorwiegend durch CYP 3A4 metabolisiert werden, Vorsicht zu üben (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).
In seltenen Fällen wurde bei Patienten, die Bicalutamid einnahmen, über Photosensitivitätsreaktionen berichtet. Die Patienten sind auf die Notwendigkeit hinzuweisen, während der Bicalutamid-Therapie exzessive direkte Sonnenbestrahlung und UV-Licht zu vermeiden und Sonnenschutzmittel zu verwenden. In Fällen von anhaltender und/oder schwerwiegender Photosensitivitätsreaktion ist eine entsprechende symptomatische Behandlung einzuleiten.
Androgendeprivationstherapie kann das QT-Intervall verlängern. Bei Patienten mit QT-Verlängerung in der Anamnese oder Risikofaktoren für QT-Verlängerung und bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, die das QT-Intervall verlängern können (siehe Abschnitt 4.5), hat der Arzt vor dem Beginn der Behandlung mit Bicalutamid das Nutzen-Risiko-Verhältnis einschließlich des Potenzials für Torsade de Pointes zu bewerten.
Behandlung mit Antiandrogenen kann morphologische Veränderungen der Spermatozoen verursachen. Obwohl die Wirkung von Bicalutamid auf die Spermienmorphologie nicht untersucht wurde und keine derartigen Veränderungen bei Patienten, die Bicalutamid erhielten, berichtet wurden, haben die Patienten und/oder deren Partnerin während und 130 Tage nach der Bicalutamid-Behandlung eine geeignete Verhütungsmethode anzuwenden.
Die Potentierung der Wirkung von Cumarin-Antikoagulantien bei Patienten, die gleichzeitig Bicalutamid erhalten, kann zu einer Verlängerung der Prothrombinzeit (PT) und des International Normalised Ratio (INR) führen. Einige dieser Fälle wurden mit einem erhöhten Blutungsrisiko bzw. mit dem Auftreten akuter Blutungen assoziiert. Daher wird bei Patienten, die gleichzeitig ein Cumarin-Antikoagulans und Bicalutamid erhalten, eine sorgfältige Überwachung der PT/INR empfohlen. Eine Dosisanpassung des Antikoagulans soll erwägt werden (siehe Abschnitte 4.5 und 4.8).
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung
Bicalutamid Accord enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tablette, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
In-vitro -Studien haben gezeigt, dass R-Bicalutamid ein Inhibitor von CYP 3A4 ist, mit geringeren inhibitorischen Wirkungen auf die CYP 2C9-, 2C19– und 2D6-Aktivität. Obwohl bei klinischen Studien in Kombination mit Antipyrin als Marker für die Cytochrom P450 (CYP)-Aktivität ein Arzneimittelwechselwirkungspotential mit Bicalutamid nicht nachgewiesen werden konnte, war die mittlere Midazolam-Exposition (AUC) nach einer 28-tägigen gleichzeitigen Verabreichung mit Bicalutamid um bis zu 80 % erhöht. Für Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite könnte eine solche Erhöhung relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Verwendung von Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3), und bei gleichzeitiger Gabe von Bicalutamid und Verbindungen wie Ciclosporin und Kalziumkanal-Blockern ist Vorsicht geboten. Eine Dosisreduktion kann für diese Arzneimittel vor allem dann erforderlich sein, wenn Beweise für eine Wirkungssteigerung oder eine unerwünschte Arzneimittelwirkung vorliegen. Für Ciclosporin wird empfohlen, dass zu Beginn oder nach Absetzen der Bicalutamid-Therapie Plasmakonzentrationen und klinischer Zustand genau überwacht werden.
Bei der Verschreibung von Bicalutamid mit anderen Mitteln, die die Arzneimitteloxidation hemmen können wie z. B. Cimetidin und Ketoconazol, ist Vorsicht geboten. Theoretisch könnte dies die Plasmakonzentration von Bicalutamid erhöhen und zu vermehrten Nebenwirkungen führen.
In-vitro -Studien haben gezeigt, dass Bicalutamid das Cumarin-Antikoagulans Warfarin von seinen Proteinbindungsstellen verdrängen kann. Es gab Berichte über eine verstärkte Wirkung von Warfarin und anderen Cumarin-Antikoagulantien bei gleichzeitiger Gabe mit Bicalutamid.
Da Androgendeprivationstherapie das QT-Intervall verlängern kann, ist die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid Accord mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, oder Arzneimitteln wie Klasse IA- (z.B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III-Antiarrhythmika (z.B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid), die Torsade de Pointes auslösen können, Methadon, Moxifloxacin, Antipsychotika usw. sorgfältig zu evaluieren (siehe Abschnitt 4.4).
Kinder und Jugendliche
Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf schwangeren Frauen nicht verabreicht werden.
Stillzeit
Bicalutamid ist während der Stillzeit kontraindiziert.
Fertilität
In Tierstudien wurde eine reversible Einschränkung der männlichen Fertilität beobachtet (siehe Abschnitt 5.3.). Beim Menschen ist vom Auftreten einer Periode eingeschränkter Fruchtbarkeit oder Infertilität auszugehen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit von Patienten und ihre Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. Dennoch ist zu beachten, dass fallweise Schläfrigkeit auftreten kann. Betroffene Patienten müssen entsprechend vorsichtig sein.
4.8 Nebenwirkungen
In diesem Abschnitt sind die unerwünschten Wirkungen folgend definiert: sehr häufig (> 1/10); häufig (> 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100); selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Tabelle 1: Häufigkeit von Nebenwirkungen
Systemorganklasse | Häufigkeit | Nebenwirkung |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | Häufig | Anämie |
Erkrankungen des Immunsystems | Gelegentlich | Überempfindlichkeit, Angioödem und Urticaria |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Häufig | Verminderter Appetit |
Psychiatrische Erkrankungen | Häufig | Abnahme der Libido, Depressionen |
Erkrankungen des Nervensystems | Häufig | Schwindel, Somnolenz |
Herzerkrankungen | Nicht bekannt | QT-Verlängerung (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5) |
Gefäßerkrankungen | Häufig | Hitzewallungen |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Gelegentlich | Interstitielle Lungenkrankheite (tödliche Fälle wurden berichtet) |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Häufig | Abdominale Schmerzen, Obstipation, Dyspepsie, Blähungen, Übelkeit |
Leber- und Gallenerkrankungen | Häufig | Hepatotoxizität, Gelbsucht, erhöhte Transaminasenwertea |
Selten | Leberversagend ( tödliche Fälle wurden berichtet) | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Sehr häufig | Ausschlag |
Häufig | Alopezie, Hirsutismus/Haarnachwuchs, trockene Hautc, Juckreiz | |
Selten | Photosensitivitätsreaktionen | |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Häufig | Hämaturie |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und | Sehr häufig | Gynäkomastie und Spannungsgefühl |
der Brustdrüse | in der Brustb | |
Häufig | Erektile Dysfunktion | |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Sehr häufig | Asthenie |
Häufig | Schmerzen im Brustkorb, Ödem | |
Untersuchungen | Häufig | Gewichtszunahme |
a. Leberveränderungen sind selten schwerwiegend und waren häufig vorübergehend und verschwanden oder besserten sich bei fortgesetzter Therapie oder nach Beendigung der Therapie.
b. Beim Großteil der Patienten, die Bicalutamid 150 mg als Monotherapie erhalten, treten Gynäkomastie und/oder Brustschmerzen auf. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5 % der Patienten als schwer angesehen. Eine spontane Rückbildung der Gynäkomastie kann nach Absetzen der Therapie ausbleiben, besonders nach einer Langzeitbehandlung.
c. Basierend auf den Kodierungs-Konventionen, die in den EPC-Studien verwendet wurden, wurden Nebenwirkungen betreffend „trockene Haut“ unter dem COSTART Begriff „Ausschlag“ angeführt. Aus diesem Grund kann kein eigenständiger Deskriptor für die Häufigkeit bei der 150-mg-Dosis Bicalutamid bestimmt werden. Es wird jedoch dieselbe Häufigkeit wie bei der 50-mg-Dosis angenommen.
d. Wurde nach Begutachtung von Daten nach der Markteinführung als Nebenwirkungsreaktion angeführt. Die Häufigkeit wurde anhand des Auftretens von Leberversagen bestimmt, welches im Zuge der Behandlung von Patienten mit Bicalutamid 150 mg im offenen Arm der EPC-Studien als Nebenwirkung berichtet wurde.
e. Wurde nach Begutachtung von Daten nach der Markteinführung als Nebenwirkungsreaktion angeführt. Die Häufigkeit wurde anhand des Auftreten von interstitiellen Lungenentzündungen bestimmt, welche während der randomisierten Behandlungsperiode mit 150 mg in den EPC-Studien als Nebenwirkung berichtet wurde.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Hinsichtlich Überdosierung gibt es keine Erfahrungen beim Menschen. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel; die Behandlung soll symptomatisch erfolgen. Eine Dialyse dürfte nicht hilfreich sein, da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht unverändert im Urin nachweisbar ist. Eine allgemeine unterstützende Behandlung, wozu eine häufige Überwachung der vitalen Funktionen gehört, ist angezeigt.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Hormonantagonisten und verwandte Mittel, Antiandrogene. ATC-Code: L02B B03
Wirkmechanismus
Bicalutamid ist ein nicht-steroidales Antiandrogen ohne sonstige endokrine Aktivität. Es bindet an den Wildtyp- oder normalen Androgenrezeptor, ohne die Genexpression zu aktivieren, und hemmt somit den Androgenstimulus. Die Regression von Prostatatumoren basiert auf dieser Hemmung.
Klinisch kann das Absetzen von Bicalutamid in einer Untergruppe von Patienten zum „AntiandrogenEntzugs-Syndrom“ führen.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Bicalutamid wurde untersucht bei Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0) nicht metastasierendem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von 3 placebokontrollierten, doppelblinden Studien an 8113 Patienten, in denen Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zur radikalen Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 9,7 Jahren trat bei 36,6 % und 38,17 % aller mit Bicalutamid bzw. mit Placebo behandelten Patienten eine objektive Progression der Erkrankung auf.
Eine Verminderung des Risikos einer objektiven Progression der Erkrankung wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei den Patientengruppen mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass für einen Patienten mit geringem Progressionsrisiko, insbesondere in der adjuvanten Situation nach einer radikalen Prostatektomie, ein Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitsprogression die optimale Behandlungsstrategie ist.
Nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 9,7 Jahren wurde kein Unterschied hinsichtlich des Gesamtüberlebens beobachtet, bei einer Mortalität von 31,4 % (HR=1,01; 95% CI 0,94 bis 1,09).
Dennoch waren in exploratorischen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.
Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens über die Zeit, basierend auf der Kaplan-Meier-Schätzung, bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:
Tabelle 2 Verhältnis der Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-
Subgruppen im | Hinblick auf die | Progression im Laufe der Zeit | |||
Analyse Population | BehandlungsArm | Ereignisse (%) nach 3 Jahren | Ereignisse (%) nach 5 Jahren | Ereignisse (%) nach 7 Jahren | Ereignisse (%) nach 10 Jahren |
Watchful Waiting (n=657) | Bicalutamid 150 mg | 19,7 % | 36,3 % | 52,1 % | 73,2 % |
Placebo | 39,8 % | 59,7 % | 70,7 % | 79,1 % | |
Strahlentherapie (n=305) | Bicalutamid 150 mg | 13,9 % | 33,0 % | 42,1 % | 62,7 % |
Placebo | 30,7 % | 49,4 % | 58,6 % | 72,2 % | |
Radikale Prostatektomie (n=1719) | Bicalutamid 150 mg | 7,5 % | 14,4 % | 19,8 % | 29,9 % |
Placebo | 11,7 % | 19,4 % | 23,2 % | 30,9 % |
Tabelle 3 Gesamtüberleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen
Analyse Population | BehandlungsArm | Ereignisse (%) nach 3 Jahren | Ereignisse (%) nach 5 Jahren | Ereignisse (%) nach 7 Jahren | Ereignisse (%) nach 10 Jahren |
Watchful Waiting (n=657) | Bicalutamid 150 mg | 14,2 % | 29,4 % | 42,2 % | 65,0 % |
Placebo | 17,0 % | 36,4 % | 53,7 % | 67,5 % | |
Strahlentherapie (n=305) | Bicalutamid 150 mg | 8,2 % | 20,9 % | 30,0 % | 48,5 % |
Placebo | 12,6 % | 23,1 % | 38,1 % | 53,3 % | |
Radikale Prostatektomie | Bicalutamid 150 mg | 4,6 % | 10,0 % | 14,6 % | 22,4 % |
| (n=1719) | Placebo | 4,2 % | 8,7 % | 12,6 % | 20,2 % |
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid alleine erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden. Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, die Bicalutamid als adjuvante Therapie, nach Strahlentherapie (HR=0,98; 95% CI 0,80 bis 1,20) oder radikaler Prostatektomie (HR=1,03; 95% CI 0,85 bis 1,25) erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben nachgewiesen werden. Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung, deren Behandlung durch beobachtendes Abwarten erfolgte, gab es ebenfalls einen Trend zu verminderter Überlebensdauer im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten (HR=1,15; 95% CI 1,00 bis 1,32). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung als unvorteilhaft erachtet.
In einem getrennten Programm wurde die Wirksamkeit von Bicalutamid zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasierendem Prostatakrebs, bei denen eine unmittelbare Kastration angezeigt ist, in einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 480 zuvor unbehandelten Patienten mit nicht metastasierendem (M0) Prostatakrebs bewiesen. Bei einer Mortalität von 56 % und einer medianen Nachbehandlungsdauer von 6,3 Jahren bestand hinsichtlich der Überlebensrate kein signifikanter Unterschied zwischen Bicalutamid Accord-Behandlung und Kastration (Hazard Ratio = 1,05 [CI 0,81 bis 1,36]); jedoch war der statistische Rückschluss auf die Äquivalenz der beiden Behandlungen nicht möglich.
In einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 805 zuvor unbehandelten Patienten mit metastasierender (M1) Erkrankung bei einer Mortalität von 43 %, zeigte Bicalutamid eine im Vergleich zur Kastration geringere Wirksamkeit hinsichtlich der Überlebensdauer (Hazard Ratio = 1,30 [CI 1,04 bis 1,65]), mit einer zahlenmäßigen Differenz in der berechneten Lebenserwartung von 42 Tagen (6 Wochen) bei einer medianen Überlebensdauer von 2 Jahren.
Bicalutamid ist ein Racemat, wobei die antiandrogene Aktivität beinahe ausschließlich auf das ®-Enantiomer zurückzuführen ist.
Kinder und Jugendliche
Es wurden keine Studien bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt (siehe Abschnitt 4.3 und 4.6).
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Bicalutamid wird nach oraler Verabreichung gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf eine klinisch relevante Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Bioverfügbarkeit.
Verteilung
Bicalutamid ist zu einem hohen Prozentsatz an Proteine gebunden (Racemat 96 %, ®-Enantiomer > 99 %) und wird weitgehend metabolisiert (Oxidation und Glucuronidation). Seine Metaboliten werden zu ungefähr gleichen Teilen über Niere und Galle ausgeschieden.
Bei täglicher Verabreichung von Bicalutamid kommt es zu einer etwa zehnfachen Kumulation des ®-Enantiomers im Plasma, was auf seine lange Halbwertszeit zurückzuführen ist.
Steady-State-Plasmakonzentrationen des ®-Enantiomers von ca. 22 gg/ml werden bei der täglichen Verabreichung von Bicalutamid 150 mg beobachtet. Im Steady State macht das überwiegend aktive ®-Enantiomer 99 % der gesamten zirkulierenden Enantiomere aus.
Biotransformation
In-vitro -Studien haben gezeigt, dass R-Bicalutamid ein Inhibitor von CYP 3A4 ist, mit geringeren inhibitorischen Wirkungen auf die CYP 2C9-, 2C19– und 2D6-Aktivität.
Elimination
In einer klinischen Studie lag die mittlere R-Bicalutamid-Konzentration im Sperma von Männern unter Bicalutamid bei 4,9 ^g/ml. Die Menge an Bicalutamid, die beim Geschlechtsverkehr potentiell auf den weiblichen Partner übertragen wird, ist gering und entspricht etwa 0,3 ^g/kg. Dies liegt unter der Menge, die bei Labortieren erforderlich ist, um Veränderungen bei der Nachkommenschaft hervorzurufen.
Das (S)-Enantiomer wird im Vergleich zum ®-Enantiomer rasch ausgeschieden, wobei letzteres eine Plasma-Eliminationshalbwertszeit von etwa 1 Woche aufweist.
Besondere Patientengruppen
Die Pharmakokinetik des ®-Enantiomers ist unabhängig von Alter, Nierenfunktionsstörungen oder leichten bis mäßigen Leberfunktionsstörungen. Es gibt Anzeichen dafür, dass bei Personen mit schwerer Leberfunktionsstörung das ®-Enantiomer langsamer aus dem Plasma ausgeschieden wird.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bicalutamid ist ein hochwirksames Antiandrogen und ein Enzym-Induktor von mischfunktionellen Oxidasen bei Tieren. Veränderungen der Zielorgane, einschließlich Tumorinduktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber) bei Tieren hängen mit diesen Wirkungen zusammen. Beim Menschen wurde eine Enzyminduktion nicht beobachtet. Atrophie der Samenkanälchen ist bei Antiandrogenen ein vorhersehbarer Klasseneffekt und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet. Zur Aufhebung der Hodenatrophie kam es 4 Monate nach Beendigung der Dosierung in einer sechsmonatigen Studie an Ratten (mit Dosen des ungefähr 0,6-Fachen der humanen therapeutischen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150 mg). Keine Erholung wurde beobachtet 24 Wochen nach Beendigung der Dosierung in einer zwölfmonatigen Studie an Ratten (mit Dosen des ungefähr 0,9Fachen der humanen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150 mg). Nach 12 Monaten von wiederholter Dosierung bei Hunden (bei Dosen von ungefähr der dreifachen humanen therapeutischen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150 mg) war die Häufigkeit von testikulärer Atrophie nach 6 Monaten Erholungsphase identisch bei Hunden mit Dosierung und der Kontrollgruppe. In einer Fertilitätsstudie (bei Dosen von ungefähr dem 0,6-Fachen der menschlichen therapeutischen Konzentration bei der empfohlenen humanen Dosis von 150 mg) kam es bei männlichen Ratten zu einem verlängerten Intervall bis zur erfolgreichen Befruchtung unmittelbar 11 Wochen nach der Dosierung; eine Umkehr des Effekts wurde 7 Wochen nach Beendigung der Dosierung festgestellt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tablettenkern
Lactose-Monohydrat
Natriumstärkeglykolat (Mais) Povidon
Magnesiumstearat
Filmüberzug
Hypromellose 5 mPas (E464) Titandioxid (E171) Macrogol (E1521)
6.2 Inkompatibilitäten
6.3 Dauer der Haltbarkeit
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Die Filmtabletten sind in klaren PVC-PVdC/Aluminium-Blisterpackungen erhältlich.
Packungsgrößen mit 7, 28, 30, 60, 90 oder 100 Filmtabletten.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Accord Healthcare B.V.
Winthontlaan 200
3526KV Utrecht
Niederlande
8. ZULASSUNGSNUMMER
Zul. Nr:
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung:
10. STAND DER INFORMATION
01/2020
Mehr Informationen über das Medikament Bicalutamid Accord 150 mg Filmtabletten
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 139446
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Accord Healthcare B.V., Winthontlaan 200, 3526 KV Utrecht, Niederlande