Metyrapon ist ein Wirkstoff, der in der Medizin zur Diagnostik von Erkrankungen der Nebennierenrinde eingesetzt wird. Es handelt sich um ein synthetisches Steroidderivat, das die Umwandlung von 11-Desoxycortisol zu Cortisol hemmt. Dieser Artikel beschreibt die Eigenschaften, Anwendungsgebiete und Nebenwirkungen von Metyrapon.
Der Wirkstoff Metyrapon hat eine selektive Wirkung auf das Enzym 11β-Hydroxylase. Dieses Enzym spielt eine entscheidende Rolle bei der Biosynthese von Cortisol aus Cholesterin in den Zellen der Nebennierenrinde. Durch die Hemmung dieses Enzyms wird die Produktion von Cortisol reduziert und dadurch eine erhöhte Sekretion des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) ausgelöst.
Die Hauptanwendung von Metyrapon liegt in der Diagnostik des Cushing-Syndroms, einer Erkrankung, die durch einen Überschuss an Kortikosteroiden im Körper verursacht wird. Bei dieser Untersuchung führt man einen sogenannten Metyrapon-Test durch: Der Patient erhält abends eine oral einzunehmende Dosis des Wirkstoffs und am nächsten Morgen wird sein Blut auf den Gehalt an ACTH und 11-Desoxycortisol untersucht.
Ein Anstieg des ACTH-Spiegels nach Gabe von Metyrapon deutet darauf hin, dass die Hypophyse normal funktioniert und auf den niedrigeren Cortisolspiegel reagiert. Ein unveränderter oder nur geringfügig erhöhter ACTH-Spiegel kann auf eine Störung der Hypophyse oder eine autonome Kortisolproduktion in der Nebennierenrinde hindeuten.
In Österreich ist Metyrapon unter dem Handelsnamen Metopirone® erhältlich. Es ist verschreibungspflichtig und wird in Form von Kapseln angeboten, die 250 mg des Wirkstoffs enthalten. Die genaue Dosierung und Dauer der Anwendung hängen von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab und sollten von einem Arzt festgelegt werden.
Metyrapon kann einige Nebenwirkungen verursachen, die jedoch meist mild und vorübergehend sind. Dazu gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. In seltenen Fällen können auch allergische Reaktionen wie Hautausschlag oder Juckreiz auftreten.
Es gibt einige Kontraindikationen für die Anwendung von Metyrapon. Dazu gehören Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels sowie schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Außerdem sollte Metyrapon bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz oder unkontrolliertem Bluthochdruck mit Vorsicht angewendet werden.
Zu beachten ist auch die Wechselwirkung zwischen Metyrapon und anderen Medikamenten. So kann beispielsweise die gleichzeitige Einnahme von Phenobarbital oder Phenytoin (Arzneimittel zur Behandlung von Epilepsie) die Wirkung von Metyrapon abschwächen. Umgekehrt kann Metyrapon die Wirkung von oralen Antikoagulanzien (Blutverdünner) verstärken.
Insgesamt ist Metyrapon ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel zur Untersuchung von Erkrankungen der Nebennierenrinde und der Hypophyse. Es ermöglicht eine gezielte Hemmung der Cortisolproduktion und somit eine differenzierte Analyse des ACTH-Spiegels im Blut. Trotz möglicher Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist es bei korrekter Anwendung ein sicheres und effektives Diagnosemittel.