Fampridin ist ein Wirkstoff, der in der medizinischen Therapie zur Behandlung von bestimmten neurologischen Erkrankungen eingesetzt wird. Insbesondere wird Fampridin bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) verwendet, um die Gehfähigkeit zu verbessern. In Österreich sind schätzungsweise 12.500 bis 15.000 Menschen von Multipler Sklerose betroffen.
Der Wirkstoff Fampridin gehört zur Gruppe der Kaliumkanalblocker und wirkt auf die Nervenzellen im zentralen Nervensystem (ZNS). Bei MS-Patienten kommt es häufig zu einer Schädigung der Myelinschicht, die die Nervenzellen umgibt und für eine schnelle Reizweiterleitung sorgt. Durch diese Schädigung wird die Reizweiterleitung entlang der Nervenzellen gestört, was zu den typischen Symptomen wie Gehstörungen führt.
Fampridin wirkt auf molekularer Ebene, indem es selektiv spannungsabhängige Kaliumkanäle blockiert. Diese Kanäle sind für das Austreten von Kaliumionen aus den Nervenzellen verantwortlich und beeinflussen somit deren Erregbarkeit. Durch das Blockieren dieser Kanäle erhöht Fampridin die Leitfähigkeit in den geschädigten Nervenzellen und verbessert so die Reizweiterleitung.
Die Einnahme von Fampridin erfolgt in Form von Tabletten mit einer Dosierung von 10 mg zweimal täglich im Abstand von etwa zwölf Stunden. Die Tabletten sollten unzerkaut und mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Die Behandlung mit Fampridin sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da es zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Fampridin zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen und Müdigkeit. In einigen Fällen können auch Übelkeit, Erbrechen oder Blasenentzündungen auftreten. Seltenere Nebenwirkungen sind beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Krampfanfälle. Bei Auftreten von schwerwiegenden Nebenwirkungen sollte unverzüglich der behandelnde Arzt kontaktiert werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass Fampridin nicht bei allen MS-Patienten wirksam ist. Studien haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Patienten eine Verbesserung ihrer Gehfähigkeit durch die Einnahme von Fampridin erfährt. Daher wird in der Regel nach etwa zwei bis vier Wochen eine sogenannte "Testphase" durchgeführt, um die individuelle Wirksamkeit des Medikaments zu überprüfen.
Fampridin ist in Österreich verschreibungspflichtig und wird unter dem Handelsnamen Fampyra® vertrieben. Die Kosten für das Medikament werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen, sofern die medizinische Notwendigkeit gegeben ist.
Insgesamt stellt Fampridin eine wichtige Therapieoption für MS-Patienten dar, bei denen Gehstörungen aufgrund einer gestörten Reizweiterleitung in den Nervenzellen auftreten. Durch die gezielte Blockierung von Kaliumkanälen kann Fampridin die Leitfähigkeit in geschädigten Nervenzellen verbessern und somit zu einer Verbesserung der Gehfähigkeit beitragen. Die individuelle Wirksamkeit des Medikaments sollte jedoch stets unter ärztlicher Aufsicht überprüft werden, um mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden.