Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Vendal 10 mg - Ampullen
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Vendal 10 mg-Ampullen
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Ampulle mit 1 ml Lösung enthält 10 mg Morphinhydrochlorid-Trihydrat entsprechend 7,6 mg Morphin (Base).
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle (1 ml).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Injektionslösung bzw. Infusionslösung
Klare, farblose bis schwach gelbliche Lösung, pH-Wert 2,9 – 3,1.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Starke und sehr starke akute und chronische Schmerzen, wie Tumorschmerzen und postoperative Schmerzen.
Vendal kann bei Kindern ab dem vollendeten 6. Lebensmonat angewendet werden.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Bei den Opioidanalgetika hängen Eintritt, Maximum und Dauer der Analgesie auch vom Applikationsweg ab.
Bei akuten Schmerzen steht an erster Stelle die intravenöse Verabreichung. Durch wiederholte Nachinjektion der gerade ausreichenden analgetisch wirksamen Dosis wird eine gleichmäßige Analgesie mit relativ geringen Nebenwirkungen aufrechterhalten.
Die Dosierung von Morphin muss dem Alter, dem Allgemeinzustand und der Schmerzempfindlichkeit des Patienten sowie etwaiger Vorbehandlung mit Opioidanalgetika angepasst werden. Die angeführten Dosierungen für Erwachsene und Kinder beziehen sich auf Morphinhydrochlorid-Trihydrat und sind folglich nur als ungefähre Richtwerte für die individuell vorzunehmende Dosierung zu verstehen.
Bei Erstverabreichung von Morphin sowie bei Dosisänderungen ist eine strenge Überwachung, zumindest in den ersten 24 Stunden nach Applikation, angezeigt.
Die epidurale und die intrathekale Verabreichung von Morphin darf nur von einem mit der entsprechenden Applikationstechnik erfahrenen Arzt durchgeführt werden, wobei die Voraussetzung für eine künstliche Beatmung gegeben sein muss. Nach epiduraler und intrathekaler Anwendung müssen die Patienten über 24 Stunden überwacht werden.
Für die epidurale und intrathekale Anwendung soll die Morphin-Lösung verdünnt werden, wobei üblicherweise der Inhalt einer Vendal 10 mg-Ampulle (= 1 ml) mit 9 ml 0,9% NaCl-Lösung verdünnt wird, wodurch eine Endkonzentration von 1 mg Morphin pro ml verdünnter Lösung gegeben ist.
ERWACHSENE und Jugendliche mit einem Körpergewicht über 50 kg:
Verabreichungsweg | Üblicher Dosisbereich | Dosisintervall | Entspricht ca.: Dosis pro Stunde |
Subkutan | 10 – 30 mg | 4 – 6 h | 1,7 – 7,5 mg |
Intravenös* | 5 – 10 mg | 4 – 6 h | 0,8 – 2,5 mg |
Intramuskulär | 10 – 30 mg | 4–6 h | Nicht zutreffend |
Epidural* | 1 – 4 mg | 24 h | 0,04 – 0,17 mg |
Intrathekal* | 0,5 – 1,0 mg | 24 h | 0,02 – 0,04 mg |
Die Angaben zur Dosierung beziehen sich auf Morphinhydrochlorid-Trihydrat. * Eine Verdünnung mit 0,9%iger Kochsalzlösung wird empfohlen.
KINDER und Jugendliche mit einem Körpergewicht unter 50 kg:
Verabreichungsweg | Üblicher Dosisbereich pro Kilogramm Körpergewicht | Dosisintervall | Entspricht ca.: Dosis pro Kilogramm Körpergewicht und pro Stunde |
Subkutan | 0,05 – 0,2 mg | 4 – 6 h | 0,008 – 0,05 mg |
Intravenös* | 0,05 – 0,1 mg | 4 – 6 h | 0,008 – 0,025 mg |
Intramuskulär | 0,05 – 0,2 mg | 4 – 6 h | Nicht zutreffend |
Epidural* | 0,05 – 0,1 mg | 24 h | 0,002 – 0,004 mg |
Intrathekal* | 0,02 mg | 24 h | 0,001 mg |
Die Angaben zur Dosierung beziehen sich auf Morphinhydrochlorid-Trihydrat.* Eine Verdünnung mit 0,9%iger Kochsalzlösung wird empfohlen.
Die maximale Einzeldosis bei Kindern soll 15 mg nicht überschreiten.
Bei chronischen Schmerzpatienten ist eine Dosissteigerung möglich.
Für die Therapie chronischer Schmerzen stehen auch Vendal retard-Filmtabletten in verschiedenen Stärken zur Verfügung.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern unter 1 Jahr ist eine Dosisreduktion erforderlich.
Ältere Patienten
Patienten im höheren Lebensalter (im Regelfall ab 75 Jahren) und Patienten mit schlechtem körperlichem Allgemeinzustand können empfindlich auf Morphin reagieren. Daher ist darauf zu achten, dass die Dosiseinstellung vorsichtig erfolgt und/oder längere Dosisintervalle zu wählen sind.
Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen soll Vendal besonders vorsichtig dosiert werden.
Vorsichtige Dosierung (Dosisreduktion) ist bei Patienten mit Hypothyreose/Myxödem und Herzinsuffizienz erforderlich.
Art der Anwendung :
Zur intravenösen, intramuskulären, subkutanen, epiduralen und intrathekalen Anwendung.
Anwendungshinweise:
Brechampulle – ein Anfeilen ist nicht erforderlich.
Hinweise zur Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung siehe Abschnitt 6.6.
Absetzen der Therapie
Bei abruptem Absetzen der Gabe von Opioiden kann sich ein Abstinenzsyndrom einstellen. Daher sollte die Dosis vor dem Absetzen schrittweise reduziert werden.
4.3 Gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,
– Atemdepression,
– Beeinträchtigung der Schleimsekretion in den Atemwegen,
– obstruktive Atemwegserkrankungen,
– zerebrale Krampfanfälle,
– Kopfverletzungen,
– paralytischer Ileus,
– akutes Abdomen bzw. verzögerte Magenentleerung,
– akute hepatische Porphyrie
– akute Lebererkrankung,
– gleichzeitige Behandlung mit Monoaminoxidase-Hemmern oder innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen,
– Kombination mit Morphin-Agonisten/Antagonisten (z.B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin),
– Erregungszustände bei Patienten, die unter Einwirkung von Alkohol oder Schlafmitteln stehen,
– Säuglinge unter 6 Monaten.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Das Hauptrisiko einer Opioidüberdosierung ist eine Atemdepression.
Morphin muss mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit
– Opiatabhängigkeit, Alkoholabhängigkeit und Substanzmissbrauch in der Anamnese,
– erhöhtem Hirndruck,
– Hypotonie mit Hypovolämie,
– Bewusstseinsstörungen,
– Gallenwegserkrankungen,
– Gallen- oder Harnleiterkolik,
– Pankreatitis,
– obstruktiven und entzündlichen Darmerkrankungen,
– Prostatahypertrophie,
– Tumor der Nebenniere (Phäochromozytom),
– Krankheitszuständen, bei welchen eine Störung des Atemzentrums vorliegt oder vermieden werden muss,
– Cor pulmonale,
– Herzinsuffizienz,
– Hypothyreose/Myxödem,
– eingeschränkter Nierenfunktion,
– eingeschränkter Leberfunktion,
– Urethrastrikturen, Harnwegsverengungen oder Koliken der Harnwege.
Akutes Thorax-Syndrom (ATS) bei Patienten mit Sichelzellkrankheit (SZK)
Aufgrund eines möglichen Zusammenhangs zwischen ATS und der Anwendung von Morphin bei SZK-Patienten, die während einer vasookklusiven Krise mit Morphin behandelt werden, ist eine engmaschige Überwachung auf ATS-Symptome angezeigt.
Nebenniereninsuffizienz
Opioid-Analgetika können eine reversible Nebenniereninsuffizienz verursachen, die eine Überwachung und eine Ersatztherapie mit Glukokortikoiden erfordert. Symptome einer Nebenniereninsuffizienz können z.B. Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Erschöpfung, Schwäche, Schwindelgefühl oder niedriger Blutdruck sein.
Verminderte Spiegel von Sexualhormonen und erhöhte Prolactin-Konzentrationen
Die Langzeitanwendung von Opioid-Analgetika kann mit verminderten Spiegeln von Sexualhormonen und erhöhten Prolaktin-Konzentrationen einhergehen. Zu den Symptomen zählen verminderte Libido, Impotenz oder Amenorrhö.
Besondere Überwachung ist auch erforderlich, wenn bei gleichzeitig bestehenden Vorerkrankungen des Nervensystems oder bei gleichzeitiger systemischer Gabe von Glucocorticoiden eine intrathekale oder epidurale Anwendung erfolgt.
Patienten unter intrathekaler oder epiduraler Dauertherapie sollten im Rahmen der Pumpenkontrolle auf Frühzeichen von Katheterspitzen-Granulomen kontrolliert werden (z.B. Minderung der analgetischen Wirkung, unerwartete Schmerzzunahme, neurologische Symptome), um das Risiko möglicherweise irreversibler neurologischer Komplikationen zu minimieren.
Insbesondere bei hohen Dosen kann Hyperalgesie auftreten. die nicht auf eine weitere Erhöhung der Morphindosis anspricht. Eine Reduzierung der Morphindosis oder eine Umstellung des Opioids kann erforderlich sein.
Die Morphin-Plasmakonzentrationen können durch Rifampicin reduziert werden. Die analgetische Wirkung von Morphin sollte während und nach der Behandlung mit Rifampicin überwacht und die Dosierungen von Morphin angepasst werden (siehe Abschnitt 4.5).
Risiko bei der gleichzeitigen Anwendung sedativer Arzneimittel wie Benzodiazepine oder verwandte Arzneimittel
Die gleichzeitige Anwendung von Vendal und Sedativa wie Benzodiazepinen oder verwandten Arzneimitteln kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken ist eine gleichzeitige Verordnung mit diesen Sedativa Patienten vorbehalten, für die keine alternativen Behandlungsoptionen infrage kommen. Wenn die Entscheidung getroffen wird, Vendal gleichzeitig mit Sedativa zu verordnen, ist die niedrigste wirksame Dosis anzuwenden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.
Die Patienten sind engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Atemdepression und Sedierung zu überwachen. Diesbezüglich wird dringend empfohlen, Patienten und ihre Betreuungspersonen anzuweisen, auf diese Symptome zu achten (siehe Abschnitt 4.5).
Thrombozytenhemmung mit oralen P2Y12-lnhibitoren
Eine verminderte Wirksamkeit der P2Y12-lnhibitor-Therapie wurde innerhalb des ersten Tages einer gemeinsamen Behandlung mit P2Y12-Inhibitoren und Morphin festgestellt (siehe Abschnitt 4.5).
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern im Alter von 6 bis 12 Monaten ist die Indikation besonders streng zu stellen.
Die Wirkungen von Morphin können zu Missbrauch führen, durch regelmäßige unangemessene Anwendung kann sich Abhängigkeit entwickeln.
Die ordnungsgemäße Anwendung bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen reduziert das Risiko einer physischen und psychischen Abhängigkeit und stellt somit kein besonderes Problem bei der Behandlung von Patienten mit schweren Schmerzen dar. Es besteht eine Kreuztoleranz mit anderen Opioiden.
Morphin hat ein Missbrauchspotenzial, das mit dem anderer starker Opioidagonisten vergleichbar ist, und sollte bei Patienten mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Anamnese mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz verbunden sein. Das Risiko steigt mit längerer Anwendungsdauer und höherer Dosierung des Arzneimittels. Die Symptome können durch Anpassung der Dosis oder der Darreichungsform sowie über das schrittweise Absetzen von Morphin verringert werden. Einzelne Symptome, siehe Abschnitt 4.8.
Nicht empfohlene Verwendung
Eine präoperative Verabreichung von Vendal wird nicht empfohlen.
Bei Verdacht auf (paralytischen) Ileus ist Vendal unverzüglich abzusetzen.
Morphin sollte Männern und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn eine wirksame Empfängnisverhütung sichergestellt ist (siehe Abschnitt 4.6).
Patienten, die auf eine wirksame Dosis eines bestimmten Opioid-Präparats titriert wurden, dürfen nicht ohne Retitration und klinische Beobachtung auf andere Morphin-Formulierungen mit langsamer, verzögerter oder kontrollierter Wirkstofffreisetzung oder andere Narkoanalgetika umgestellt werden. Andernfalls kann ein kontinuierlicher analgetischer Effekt nicht garantiert werden.
Dieses Arzneimittel kann zu positiven Ergebnissen bei Doping-Kontrollen führen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle (1 ml), d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Wirkungen der folgenden Substanzen (insbesondere ZNS-dämpfende Wirkungen) können durch Morphin verstärkt werden und umgekehrt:
Anästhetika Tranquilizer, Schlafmittel, Sedativa Neuroleptika Antidepressiva Antiemetika Antihistaminika andere Opioide Muskelrelaxantien Antihypertensiva AlkoholBei Verdacht auf nicht bestimmungsgemäße Anwendung soll der Patient darüber aufgeklärt werden, dass es bei gleichzeitigem Alkoholmissbrauch und bei Anwendung mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln zu Atemdepression mit möglicher Todesfolge kommen kann.
Die Wirkungen von Morphin werden weiters beeinflusst durch:
Cimetidin:Hemmt den Abbau von Morphin und kann damit die Wirkungen von Morphin verstärken.
Monoaminoxidase-Hemmer:Diese interagieren mit Narkoanalgetika, was zu einer Erregung oder Depression des ZNS mit hyper- oder hypotensiven Krisen führen kann (siehe Abschnitt 4.3).
Rifampicin:Induziert den Metabolismus von oral verabreichtem Morphin in hohem Maße, weshalb höhere Dosen erforderlich sein können.
Clomipramin und Amitriptylin:Erhöhen die analgetische Wirkung von Morphin, was zum Teil auf eine erhöhte Bioverfügbarkeit zurückzuführen ist.
Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, die mit Morphin behandelt wurden, wurde eine verzögerte und verringerte Exposition gegenüber oralen P2Y12-Inhibitoren zur Thrombozytenhemmung beobachtet. Diese Wechselwirkung könnte mit einer verminderten gastrointestinalen Motilität zusammenhängen und besteht auch bei anderen Opioiden. Die klinische Relevanz ist nicht bekannt, aber Daten zeigen das Potenzial für eine verminderte Wirksamkeit von P2Y12-Inhibitoren bei Patienten, denen Morphin und ein P2Y12-lnhibitor gleichzeitig verabreicht wurde (siehe Abschnitt 4.4). Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, bei denen auf den Einsatz von Morphin nicht verzichtet werden kann und eine schnelle P2Y12-Hemmung als entscheidend erachtet wird, kann der Einsatz eines parenteralen P2Y12-lnhibitors erwogen werden.
Eine Kombination mit Morphin-Agonisten/Antagonisten (Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) ist kontraindiziert, da die kompetitive Hemmung der Rezeptoren zu einer Verminderung der analgetischen Wirkung führt und mit dem Risiko eines Entzugsyndroms einhergeht.
Sedative Arzneimittel wie Benzodiazepine oder verwandte Arzneimittel
Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit sedativen Arzneimitteln wie Benzodiazepinen oder verwandten Substanzen erhöht aufgrund der additiven sedativen Wirkung auf das ZNS das Risiko einer Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod. Die Dosis und Dauer einer gemeinsamen Anwendung sind zu begrenzen (siehe Abschnitt 4.4).
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Die derzeit verfügbaren Daten beim Menschen reichen nicht aus, um das teratogene Risiko zu beurteilen. Es gibt Berichte über einen möglichen Zusammenhang von Morphin mit einer erhöhten Inzidenz von Hernien. Morphin passiert die Plazenta. Tierexperimentelle Studien deuten auf mögliche Schädigungen der Nachkommen während der gesamten Schwangerschaftsdauer hin.
Schwangerschaft
Die Anwendung von Morphin während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Wenn überhaupt, darf es nur dann angewendet werden, wenn der erwartete Nutzen für die Mutter eindeutig das Risiko für das Kind überwiegt.
Die Anwendung von Morphin während des Geburtsvorgangs wird wegen der Gefahr einer Atemdepression beim Neugeborenen nicht empfohlen.
Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft Opioid-Analgetika erhalten haben, sollten auf Anzeichen eines neonatalen Entzugs (Abstinenzsyndrom) überwacht werden. Die Behandlung kann ein Opioid und unterstützende Behandlung umfassen.
Stillzeit
Morphin wird in die Muttermilch ausgeschieden und erreicht dort höhere Konzentrationen als im mütterlichen Plasma. Da beim Säugling klinisch relevante Konzentrationen erreicht werden können, soll während der Anwendung von Morphin nicht gestillt werden.
Fertilität
Da Morphin mutagene Eigenschaften hat, sollte es Männern und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn eine wirksame Empfängnisverhütung sichergestellt ist.
In tierexperimentellen Studien wurde gezeigt, dass Morphin die Fertilität reduzieren kann (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Vendal hat großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Es kann die Aufmerksamkeit sowie die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit so weit beeinflussen, dass Fahrtauglichkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen nicht oder nur sehr eingeschränkt gegeben sind.
4.8 Nebenwirkungen Bei der Bewertung von gelegt: | Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde |
Sehr häufig: | > 1/10, |
Häufig: | > 1/100, < 1/10, |
Gelegentlich: | > 1/1.000, < 1/100, |
Selten: | > 1/10.000, < 1/1.000, |
Sehr selten: | < 1/10.000, |
Nicht bekannt: | Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. |
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Verengung der Pupillen und Benommenheit.
Erkrankungen des Immunsystems
Nicht bekannt:Anaphylaktoide Reaktionen
Psychiatrische Erkrankungen
Gelegentlich: Halluzinationen
Selten: Schlaflosigkeit
Nicht bekannt:Abhängigkeit
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Benommenheit
Gelegentlich: Hyperhidrose (Schwitzen), Schwindel, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Veränderungen der Stimmung, Überdosierung kann zu Atembeschwerden führen
Nicht bekannt: kognitive Störungen, Myoklonus, Allodynie, Hyperalgesie (siehe Abschnitt 4.4)
Augenerkrankungen
Häufig: Verengung der Pupillen (Miosis)
Selten: verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Nystagmus
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Herzklopfen
Selten: Abfall oder Anstieg von Blutdruck und/oder Herzfrequenz, Herzinsuffizienz
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: Bronchospasmus, Atemdepression
Selten: Asthmaanfälle bei dafür anfälligen Personen
Sehr selten: Lungenödeme wurden bei Intensivpatienten beobachtet
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung
Gelegentlich: Magen-Darm-Krämpfe, Mundtrockenheit
Leber- und Gallenerkrankungen
Gelegentlich : Gallenwegsspasmen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Flush
Selten: Urtikaria, Pruritus
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Miktionsbeschwerden, Ureterspasmen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: periphere Ödeme (bilden sich nach Absetzen zurück),
Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich anaphylaktischer und anaphylaktoider Reaktionen), allgemeines Schwäche- bis hin zum Ohnmachtsgefühl, Schüttelfrost
Nicht bekannt: Lokale Reaktion an der Einstichstelle (z.B. Erythem, Juckreiz); KatheterspitzenGranulom bei epiduraler/intrathekaler Anwendung, Entzugserscheinungen (Abstinenzsyndrom)
Arzneimittelabhängigkeit und Entzugserscheinungen (Abstinenzsyndrom)
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz einhergehen. Wenn die Gabe von Opioiden abrupt abgesetzt wird oder eine Gabe von Opioidantagonisten erfolgt, kann ein Abstinenzsyndrom ausgelöst werden; es kann in manchen Fällen auch zwischen den Dosen auftreten.
Behandlungsempfehlungen, siehe Abschnitt 4.4.
Zu den körperlichen Entzugssymptomen gehören: Körperschmerzen, Tremor, Restless-Legs-Syndrom, Diarrhö, Bauchkolik, Übelkeit, grippeähnliche Symptome, Tachykardie und Mydriasis. Psychische Symptome sind unter anderem dysphorische Stimmung, Angst und Reizbarkeit. Arzneimittelabhängigkeit geht häufig mit „Drogenhunger" einher.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Symptome
Anzeichen von Morphin-Intoxikation und -Überdosierung sind stecknadelkopfgroße Pupillen, Atemdepression und niedriger Blutdruck. Es kann zu Todesfällen aufgrund von Atemversagen kommen. Kreislaufversagen und tiefes Koma können in besonders schweren Fällen auftreten. Zusätzlich wurden Aspirationspneumonie, Tachykardie, Schwindel, Abfall der Körpertemperatur, Relaxation der Skelettmuskulatur und bei Kindern Krampfanfälle beobachtet.
Behandlung
Zu Beginn sollte das Hauptaugenmerk auf freie Atemwege und eine kontrollierte oder künstliche Beatmung gelegt werden.
Bei massiver Überdosierung ist die Gabe von Naloxon i.v. angezeigt. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte auf die vorhergehende Bolusverabreichung und auf das Ansprechen des Patienten abgestimmt sein. Da die Wirkdauer von Naloxon relativ kurz ist, muss der Patient sorgfältig bis zum zuverlässigen Wiedereintritt der spontanen Atmung überwacht werden.
Wenn keine signifikanten klinischen Zeichen einer Atem- oder Kreislaufdepression vorliegen, sollte Naloxon nicht verabreicht werden. Naloxon soll bei Patienten, von denen bekannt oder anzunehmen ist, dass sie physisch von Morphin abhängig sind, mit Vorsicht verabreicht werden. Abrupte oder völlige Aufhebung der Morphinwirkung könnte in solchen Fällen ein akutes Entzugssyndrom bewirken.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opiumalkaloide, Morphin
ATC-Code:
Wirkmechanismus
Morphin ist ein Opioidrezeptor-Agonist im ZNS, insbesondere an den p-Rezeptoren und in geringerem Ausmaß an den K-Rezeptoren. Es wird angenommen, dass p-Rezeptoren supraspinale Analgesie, Atemdepression sowie Euphorie vermitteln, wohingegen k-Rezeptoren spinale Analgesie, Miosis und Sedierung vermitteln. Morphin wirkt auch direkt auf das Nervengeflecht der Darmwand und verursacht Obstipation.
Bei älteren Patienten ist der analgetische Effekt von Morphin erhöht.
Andere Wirkungen von Morphin auf das ZNS sind Übelkeit, Erbrechen und Freisetzung von Vasopressin.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Der atemdepressive Effekt von Morphin kann bei Patienten, die aufgrund pulmonaler Erkrankungen oder von Wirkungen anderer Arzneimittel eine herabgesetzte Lungenleistungsfähigkeit haben, zu Atemschwäche führen.
Die Wirkungen von Morphin können bei Patienten mit Enzephalitis verstärkt sein.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption und Verteilung
Nach intravenöser oder intramuskulärer Applikation gelangt Morphin rasch in die Blutbahn. Bei subkutaner oder intramuskulärer Gabe ist die maximale analgetische Wirkung nach 60 bis 90 Minuten, bei intravenöser Gabe nach 20 bis 30 Minuten zu erwarten. Die Analgesie hält je nach Applikationsart 2 bis 5 Stunden an. Bei epiduraler oder intrathekaler Applikation von Morphin kann für 12 bis 24 Stunden Schmerzfreiheit erzielt werden.
Nach parenteraler Anwendung wird Morphin rasch resorbiert mit einer Bioverfügbarkeit von bis zu 100%. Hohe Gewebekonzentrationen finden sich in der Leber, Niere, im Gastrointestinaltrakt und im Muskel. Morphin überwindet die Blut-Hirn-Schranke. Morphin passiert die Plazenta-Schranke und geht in die Muttermilch über.
Biotransformation
Morphin wird vorwiegend in der Leber, aber auch im Darmepithel metabolisiert. Der wesentliche Schritt ist die Glucuronidierung der phenolischen Hydroxylgruppe und N-Demethylierung.
Hauptmetabolite sind vor allem Morphin-3-glucuronid und in geringerer Menge Morphin-6-glucuronid. Die Halbwertszeit der Glucuronide ist erheblich länger als die des freien Morphins. Das Morphin-6-glucuronid ist biologisch wirksam. Es ist möglich, dass eine verlängerte Wirkung bei Patienten mit Niereninsuffizienz auf diesen Metaboliten zurückzuführen ist.
Elimination
Im Harn werden nach oraler oder parenteraler Applikation ca. 80% des verabreichten Morphins wiedergefunden (10% unverändertes Morphin, 4% Normorphin und 65% als Glucuronide, davon Morphin-3-glucuronid : Morphin-6-glucuronid (10 : 1)).
Die Eliminationshalbwertszeit von Morphin unterliegt großen interindividuellen Schwankungen. Sie liegt nach parenteraler Gabe durchschnittlich zwischen 1,7 und 4,5 Stunden, gelegentlich wurden auch Werte um 9 Stunden gefunden. Etwa 10% der MorphinGlucuronide werden über die Galle mit den Faeces ausgeschieden.
Durch Dialyse wird Morphin-3-glucuronid entfernt, allerdings nicht Morphin-6-glucuronid.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Folgende Nebenwirkungen wurden nicht in klinischen Studien beobachtet, traten aber bei Tieren nach Exposition im humantherapeutischen Bereich auf und sind als möglicherweise relevant für die klinische Anwendung zu bewerten:
Morphinsulfat kann Schädigungen an Chromosomen in tierischen Soma- und Keimzellen sowie in menschlichen Somazellen induzieren. Beim Menschen kann ein genotoxisches Potential angenommen werden. Langzeitstudien an Tieren zum kanzerogenen Potential von Morphin wurden nicht durchgeführt. Einige Studien zeigten, dass Morphin das Tumorwachstum erhöhen kann.
In Tierstudien zeigte Morphin ein teratogenes Potential und neural bedingte Verhaltensschäden im sich entwickelnden Organismus, während es beim Menschen keine Hinweise auf Fehlbildungen oder fetotoxische Effekte von Morphin gibt.
Bei männlichen Ratten wurde über reduzierte Fertilität und Chromosomenschäden in Keimzellen berichtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke
Salzsäure (zur pH-Wert Einstellung)
Natriumhydroxid (zur pH-Wert Einstellung)
6.2 Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 angeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Es wurden physikalisch-chemische Unvereinbarkeiten (Fällungsbildung) zwischen Lösungen mit Morphinsulfat und 5-Fluorouracil nachgewiesen.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Zur einmaligen Entnahme.
Haltbarkeit nach Verdünnung: Aus mikrobiologischer Sicht sollte die verdünnte Lösung sofort verwendet werden. Falls diese nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer und Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich, die normalerweise 24 Stunden bei 25°C nicht überschreiten sollte.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
OPC-Ampullen aus Weißglas (hydrolytische Klasse I).
Packungsgrößen: 10 Ampullen (10 × 1 ml) und 10 x10 Ampullen (Bündelpackung mit 10 × 10 × 1 ml)
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise für die Handhabung
Der Inhalt der Vendal 10 mg-Ampullen ist mit 5%iger Glucoselösung oder physiologischer Kochsalzlösung (0,9%ige NaCl-Lösung) mischbar und kompatibel.
Brechampulle – ein Anfeilen ist nicht erforderlich.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach
8. ZULASSUNGSNUMMER
36
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 10. März 1949
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 31. Oktober 2013
10. STAND DER INFORMATION September 2020
Mehr Informationen über das Medikament Vendal 10 mg - Ampullen
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Ja
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 36
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur Abgabe gegen besondere aerztliche Verschreibung, Suchtgifte
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
G.L. Pharma GmbH, Schloßplatz 1, 8502 Lannach, Österreich