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Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung - Zusammengefasste Informationen

Enthält den aktiven Wirkstoff:

ATC-Gruppe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml

1 ml der Lösung enthält 1 mg Tobramycin.

1 Flasche mit 80 ml enthält 80 mg Tobramycin.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:

1 Flasche mit 80 ml enthält 283 mg Natrium (als Chlorid).

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml

1 ml Lösung enthält 3 mg Tobramycin.

1 Flasche mit 80 ml enthält 240 mg Tobramycin.

1 Flasche mit 120 ml enthält 360 mg Tobramycin.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:

1 Flasche mit 80 ml enthält 283 mg Natrium (als Chlorid).

1 Flasche mit 120 ml enthält 425 mg Natrium (als Chlorid).

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Infusionslösung.

Klare, farblose, wässrige Lösung.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von schweren Infektionen durch tobramycinempfin­dliche Bakterien (siehe Abschnitt 5.1), wenn weniger toxische antimikrobielle Wirkstoffe nicht wirksam sind. Unter diesen Voraussetzungen kann Tobramycin B. Braun eingesetzt werden für:

Nosokomiale Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Pneumonie Exazerbation von unteren Atemwegsinfektionen bei Patienten mit zystischer Fibrose Komplizierte und rezidivierende Harnwegsinfektionen Intraabdominelle Infektionen Infektionen von Haut und Weichteilgewebe, einschließlich schwerer Verbrennungen

Tobramycin B. Braun wird in der Regel im Rahmen einer Kombinationsthe­rapie eingesetzt, in erster Linie zusammen mit einem Betalactam-Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterien wirksamen Antibiotikum, vor allem bei lebensbedrohlichen Infektionen aufgrund unbekannter bakterieller Erreger, bei anaerob-aeroben Mischinfektionen, bei systemischen Pseudomonas-Infektionen und bei immungeschwächten, hauptsächlich neutropenischen Patienten mit geringer Widerstandskraft.

Die allgemein anerkannten Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antibakteriellen Wirkstoffen sind zu berücksichtigen.

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Dosierung bei Patienten mit normaler Nierenfunktion

Erwachsene und Jugendliche (12 bis 17 Jahre)

Schwere Infektionen:

3 mg/kg Körpergewicht pro Tag als tägliche Einmaldosis oder gleichmäßig aufgeteilt in Dosen von jeweils 1 mg/kg Körpergewicht alle 8 Stunden.

Lebensbedrohliche Infektionen:

Bis zu 5 mg/kg Körpergewicht pro Tag als tägliche Einmaldosis oder gleichmäßig aufgeteilt in Dosen von jeweils 1,66 mg/kg Körpergewicht alle 8 Stunden (fallweise 1,25 mg/kg Körpergewicht alle

6 Stunden). Sobald klinisch angezeigt, ist die Dosis zu reduzieren.

Zystische Fibrose:

Bei Patienten mit zystischer Fibrose kann die Pharmakokinetik von Tobramycin verändert sein und es kann notwendig sein, die Dosis auf 8 – 10 mg/kg Körpergewicht pro Tag in gleich aufgeteilten Dosen zu erhöhen, um therapeutische Serumspiegel zu erreichen. Wegen der großen interindividuellen Variabilität sollten die Tobramycin-Serumspiegel überwacht werden.

Tägliche Infusionsvolumina bei Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml:

Dosis pro kg KG/ Tag

Körpergewicht

Gesamt-Infusionsvolumen pro Tag

50 kg

60 kg

70 kg

80 kg

90 kg

100 kg

3,0 mg

150 ml

180 ml

210 ml

240 ml

270 ml

300 ml

3,5 mg

175 ml

210 ml

245 ml

280 ml

315 ml

350 ml

4,0 mg

200 ml

240 ml

280 ml

320 ml

360 ml

400 ml

4,5 mg

225 ml

270 ml

315 ml

360 ml

405 ml

450 ml

5,0 mg

250 ml

300 ml

350 ml

400 ml

450 ml

500 ml

5,5 mg

275 ml

330 ml

385 ml

440 ml

495 ml

550 ml

6,0 mg

300 ml

360 ml

420 ml

480 ml

540 ml

600 ml

6,5 mg

325 ml

390 ml

455 ml

520 ml

585 ml

650 ml

7,0 mg

350 ml

420 ml

490 ml

560 ml

630 ml

700 ml

7,5 mg

375 ml

450 ml

525 ml

600 ml

675 ml

750 ml

8,0 mg

400 ml

480 ml

560 ml

640 ml

720 ml

800 ml

8,5 mg

425 ml

510 ml

595 ml

680 ml

765 ml

850 ml

9,0 mg

450 ml

540 ml

630 ml

720 ml

805 ml

900 ml

9,5 mg

475 ml

570 ml

665 ml

760 ml

850 ml

950 ml

10,0 mg

500 ml

600 ml

700 ml

800 ml

895 ml

1000 ml

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml:

Dosis pro kg KG/ Tag

Körpergewicht

Gesamt-Infusionsvolumen pro Tag

50 kg

60 kg

70 kg

80 kg

90 kg

100 kg

3,0 mg

50 ml

60 ml

70 ml

80 ml

90 ml

100 ml

3,5 mg

58 ml

70 ml

82 ml

93 ml

105 ml

117 ml

4,0 mg

67 ml

80 ml

93 ml

107 ml

120 ml

133 ml

4,5 mg

75 ml

90 ml

105 ml

120 ml

135 ml

150 ml

5,0 mg

83 ml

100 ml

117 ml

133 ml

150 ml

167 ml

5,5 mg

92 ml

110 ml

128 ml

147 ml

165 ml

183 ml

6,0 mg

100 ml

120 ml

140 ml

160 ml

180 ml

200 ml

6,5 mg

108 ml

130 ml

152 ml

173 ml

195 ml

217 ml

7,0 mg

117 ml

140 ml

163 ml

187 ml

210 ml

233 ml

7,5 mg

125 ml

150 ml

175 ml

200 ml

225 ml

250 ml

8,0 mg

133 ml

160 ml

187 ml

213 ml

240 ml

267 ml

8,5 mg

141 ml

170 ml

199 ml

226 ml

255 ml

284 ml

9,0 mg

149 ml

180 ml

211 ml

239 ml

270 ml

301 ml

9,5 mg

157 ml

190 ml

223 ml

252 ml

285 ml

318 ml

10,0 mg

165 ml

200 ml

235 ml

265 ml

300 ml

335 ml

Kinder und Jugendliche (älter als eine Woche)

6 – 7,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag als tägliche Einmaldosis oder 2 – 2,5 mg/kg Körpergewicht alle 8 Stunden, oder fallweise 1,5 – 1,9 mg/kg Körpergewicht alle 6 Stunden.

Die zu verabreichende Dosis und die anzuwendende Flaschengröße hängen vom Gewicht des Patienten ab. Das zu verabreichende Volumen darf nicht mehr als die ermittelte Dosis betragen. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass dem Patienten die richtige Menge verabreicht wird. Um Überdosierungen zu vermeiden, sollte die berechnete Dosis vor der Verabreichung aus dem Behältnis entnommen werden. Alternativ könnte das nicht benötigte Volumen vor der Verabreichung der berechneten Dosis aus der Flasche entfernt werden.

Weitere Dosierungsempfeh­lungen

Eine exakte Dosierung ist gewährleistet, wenn Tobramycin B. Braun mittels einer Infusionspumpe gegeben wird.

Tägliche Einmaldosierung

Es wird empfohlen, Tobramycin B. Braun einmal täglich zu geben, außer bei Patienten mit geschwächter Immunabwehr (z. B. bei Neutropenie), schwerem Nierenversagen, bestehenden Anzeichen einer Hörminderung oder anamnestisch bekannter Hörminderung oder Störung der Vestibularfunktion, Aszites, bei Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen (mehr als 20 % der Haut), sowie in der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 5.2).

Patienten mit normaler Nierenfunktion sollten 5 mg/kg Körpergewicht pro Dosis einmal täglich erhalten. Üblicherweise wird Tobramycin in gleich geteilten Dosen alle 8 Stunden gegeben. Experimentelle und klinische Studien zeigen jedoch, dass eine einmal tägliche Anwendung, verglichen mit mehrmaligen Gaben pro Tag, im Hinblick auf Wirksamkeit und Sicherheit Vorteile aufweist. Tobramycin hat einen lang anhaltenden postantibiotischen Effekt (siehe Abschnitt 5.1). Zusätzlich wurde gezeigt, dass seine bakterizide Wirkung konzentration­sabhängig ist. Neuere In-vitro- und In-vivo -Studien zeigen, dass der Übertritt von Aminoglykosiden in den renalen Kortex und das Innenohr bei relativ niedrigen Serumspiegeln gesättigt ist und daher bei höheren Serum-Spitzenkonzen­trationen von Tobramycin (nach täglicher Einmaldosierung) weniger Aminoglykosid in den Nieren und im Innenohr gespeichert wird als bei der konventionellen mehrmals täglichen Gabe. Auch bei einer Kombinationsthe­rapie (z. B. mit einem normal dosierten Betalactam-Antibiotikum) ist es möglich, die gesamte Tagesdosis als Einmaldosis zu geben.

Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Nach einer Initialdosis von 1 mg/kg muss die Dosierung angepasst werden, entweder durch Reduzierung der alle 8 Stunden angewendeten Dosis (Muster 1) oder durch Verlängerung des Abstands zwischen den normalen Dosen (Muster 2, siehe Tabelle unten). Wenn die Tobramycin-Serumkonzentra­tionen nicht direkt gemessen werden können, muss die Dosisanpassung als Funktion der Serum-Kreatinin-Konzentration oder der Kreatinin-Clearance ermittelt werden, da diese Parameter gut mit der Halbwertszeit von Tobramycin korrelieren.

Für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss die Erhaltungsdosis entsprechend ihrer Nierenfunktion nach dem folgenden Schema angepasst werden:

Erhaltungstherapie nach einer Initialdosis von 1 mg/kg (), als Funktion der Nierenleistung und des 

Körpergewichtes des Patienten: _____________­________________________­________________________­__

Nierenfunktion

Muster 1

Angepasste Dosen, gegeben in 8-Stunden-Intervallen

Muster 2

Fixe Dosen, gegeben in angepassten Intervallen

HarnstoffStic­kstoff mg/100 ml

SerumKreatinin mg/100 ml

Kreatinin-Clearance ml/min

Körpergewicht

Gewicht/Dosis

50 – 60 kg

60 – 80 kg

50 – 60 kg: 60 – 80 kg:

60 mg 80 mg

Normal

< 20

< 1,3

> 70

60 mg

80 mg

alle 8 h

21 – 34

1,4 – 1,9

69 – 40

30 – 60 mg

50 – 80 mg

alle 12 h

35 – 49

2,0 – 3,3

39 – 20

20 – 25 mg

30 – 45 mg

alle 18 h

50 – 65

3,4 – 5,3

19 – 10

10 – 18 mg

15 – 24 mg

alle 24 h

66 – 74

5,4 – 7,5

9 – 5

5 – 9 mg

7 – 12 mg

alle 36 h

> 75

> 7,6

< 4

2,5 – 4,5 mg

3,5 – 6 mg

alle 48 h

() Bei lebensbedrohlichen Infektionen können Dosen gegeben werden, die 50 % höher sind als die empfohlenen Dosen. Sobald sich der Zustand des Patienten gebessert hat, sollte auf die normale Dosis reduziert werden.

( ) Zur Berechnung der Kreatinin-Clearance ist eine stabile Nierenfunktion, d. h. ein stabiler Blut-Harnstoffspiegel, erforderlich.

Eine alternative Methode zur Berechnung reduzierter Dosen bei Anwendung in 8-stündlichen Intervallen (bei Patienten mit einem stabilen und bekannten Serum-Kreatinin-Spiegel) besteht darin, die normale empfohlene Dosis durch die spezifische Kreatinin-Konzentration (mg/100 ml) des Patienten zu dividieren. Für die Ermittlung der Dosierungshäu­figkeit in Stunden genügt es im Allgemeinen, die Serum-Kreatinin-Konzentration (mg/100 ml) des Patienten mit 6 zu multiplizieren.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion, bei einer Langzeit- und Hochdosistherapie, bei Säuglingen und Kleinkindern und bei Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren für toxische Reaktionen sollte die Dosis durch Messung der Tobramycin-Serumkonzentration kontrolliert und, wenn nötig, angepasst werden.

Die maximale Serumkonzentration sollte zwischen 4 und 10 Mikrogramm/ml und die minimale Konzentration vor Gabe der nächsten Dosis unter 2 Mikrogramm/ml liegen, damit toxische Nebenwirkungen vermieden werden.

Hämodialyse

Nach jeder Dialysesitzung muss die Dosis individuell je nach Tobramycin-Serumkonzentration angepasst werden. Die üblicherweise empfohlene Tobramycin-Dosis nach Hämodialyse ist eine Dosis, die der halben Aufsättigungsdosis entspricht.

Ältere Patienten

Ältere Patienten benötigen zum Erreichen therapeutischer Plasmakonzentra­tionen möglicherweise niedrigere Erhaltungsdosen als jüngere Erwachsene.

Übergewicht

Die angemessene Tagesdosis kann berechnet werden, indem zu dem geschätzten Idealgewicht des Patienten 40 % des Übergewichts addiert werden.

Behandlungsdauer

Die übliche Behandlungsdauer beträgt 7 bis 10 Tage. Bei refraktären oder komplizierten Infektionen kann eine Langzeittherapie notwendig sein. Es ist ratsam, die Nieren-, Hör- und Gleichgewichtsfun­ktion des Patienten zu überwachen, da die Wahrscheinlichkeit einer Nephro- oder Neurotoxizität zunimmt, wenn die Behandlung länger als 10 Tage andauert.

Art der Anwendung

Intravenöse Anwendung.

Tobramycin B. Braun ist ausschließlich durch eine intravenöse Infusion zu verabreichen. Die bevorzugte Zeitspanne beträgt 30 Minuten, kann aber bis zu 60 Minuten betragen (siehe Abschnitte 5.1 und 5.2).

4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Aminoglykoside oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Myasthenia gravis.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Aufgrund des nephrotoxischen und ototoxischen Potentials von Aminoglykosiden müssen die Patienten während der Behandlung klinisch engmaschig überwacht werden. Bei Patienten, die bereits eine Beeinträchtigung des achten Hirnnervs aufweisen (z. B. Innenohrschwer­hörigkeit oder Störungen der Vestibularfun­ktion), sollte Tobramycin nur bei lebensbedrohlichen Infektionen angewendet werden. Wenn möglich, wird empfohlen, bei Patienten, die alt genug sind, um bei ihnen serielle Audiogramme anzufertigen, diese Untersuchung durchzuführen, vor allem bei Hochrisikopati­enten. Wesentlich ist die Überwachung der Nierenfunktion und der Funktion des achten Hirnnervs, wenn eine eingeschränkte Nierenfunktion erwiesen ist oder ein entsprechender Verdacht besteht, sowie bei solchen Patienten, deren Nierenfunktion anfangs normal war, die während der Behandlung aber Anzeichen einer eingeschränkten Nierenfunktion zeigen (siehe Abschnitt 4.8).

Wann immer möglich, sollten während der Behandlung die Serumkonzentra­tionen von Tobramycin bestimmt werden. Eine engmaschige Kontrolle der Serumkonzentra­tionen ist besonders bei Patienten mit bekannter Beeinträchtigung der Nierenfunktion wichtig. Serum-Talspiegel (am Ende jedes Dosierungsinter­valls gemessen) über 2 Mikrogramm/ml können auf eine Akkumulation im Gewebe hindeuten und müssen vermieden werden, entweder durch eine Dosisreduktion oder durch eine Verlängerung des Dosierungsinter­valls. Maximale Serumkonzentra­tionen (unmittelbar nach dem Abschluss der Infusion gemessen) über 12 Mikrogramm/ml über einen längeren Zeitraum (besonders bei mehrmals täglicher Gabe) können mit toxischen Wirkungen verbunden sein und sind zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.2).

Urin sollte auf eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß, Zellen und Zylindern untersucht werden. Serum-Kreatinin oder die Kreatinin-Clearance sollten regelmäßig gemessen werden. Wenn möglich, wird empfohlen, bei Patienten, die alt genug sind, um bei ihnen serielle Audiogramme anzufertigen, diese Untersuchung durchzuführen, vor allem bei Hochrisikopati­enten. Überwacht werden müssen auch Calcium, Magnesium und Natrium im Serum.

Ein erhöhtes Risiko für toxische Wirkungen haben Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, ältere Patienten, dehydrierte Patienten und Patienten, die eine Hochdosis- oder Langzeitbehandlung oder wiederholte Therapiezyklen erhalten. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit vestibulären oder kochlearen Abnormalitäten (siehe Abschnitt 4.8). Eine gleichzeitige Verabreichung von Tobramycin mit sehr stark wirksamen Diuretika und generell mit allen ototoxisch oder nephrotoxisch wirkenden Substanzen ist zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.5). Anzeichen von Nephrotoxizität oder Ototoxizität erfordern eine Dosisanpassung oder das Absetzen des Arzneimittels.

Patienten mit Mutationen der mitochondrialen DNA, insbesondere bei einer A zu G Substitution des Nukleotids 1555 (A1555G-Mutation) im 12S rRNA Gen, können einem höheren Risiko einer Ototoxizität unterliegen, selbst wenn die Aminoglykosid­spiegel im Serum des Patienten innerhalb der empfohlenen Bereiche liegen. Im Falle einer durch Aminoglykoside induzierten Taubheit oder bei bekannten Mutationen der mitochondrialen DNA im 12S rRNA Gen in der Familienanamnese müssen gegebenenfalls Behandlungsal­ternativen zu Aminoglykosiden in Erwägung gezogen werden.

Neuromuskuläre Störungen

Über neuromuskuläre Blockade und Atemlähmung wurde bei Tieren berichtet, die das Mehrfache der empfohlenen Dosis erhalten hatten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass derartige Wirkungen beim Menschen auftreten, besonders, wenn das Arzneimittel Patienten gegeben wird, die Muskelrelaxantien, Anästhetika oder massive Transfusionen von Citrat-antikoaguliertem Blut erhalten. Wenn es zu einer neuromuskulären Blockade kommt, kann diese durch Gabe von Calciumsalzen aufgehoben werden. Wegen der neuromuskulär blockierenden Effekte sollten Aminoglykoside bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen, wie z. B. Parkinsonismus, mit Vorsicht angewendet werden (hinsichtlich Myasthenia gravis siehe Abschnitt 4.3).

Antibiotika-assoziierte Diarrhö

Bei der Anwendung von Tobramycin wurde über Antibiotika-assoziierte Diarrhö berichtet. Diese Diagnosen sollten bei jedem Patienten, der während oder innerhalb von zwei Monaten nach der Behandlung Durchfall entwickelt, in Betracht gezogen werden. Falls es während der Behandlung zu schwerem und/oder blutigem Durchfall kommt, sollte Tobramycin abgesetzt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. Peristaltikhemmer dürfen nicht gegeben werden (siehe Abschnitt 4.8).

Bei Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen kann die Pharmakokinetik von Aminoglykosiden verändert sein, was zu verminderten Serumkonzentra­tionen führen kann. Es ist wichtig, die Serumkonzentra­tionen zu überwachen.

Es ist wichtig, dass Patienten, die mit Aminoglykosiden behandelt werden, während der Behandlung gut hydriert sind.

Aminoglykoside aus lokalen Spülungen oder Applikationen können in beträchtlichen Mengen über die Körperoberflächen absorbiert werden und Neurotoxizität und Nephrotoxizität verursachen. Dies ist bei gleichzeitiger systemischer Anwendung bei der Gesamtdosis zu berücksichtigen.

Kinder und Jugendliche

Tobramycin muss bei Frühgeborenen und Neugeborenen wegen der Unreife ihrer Nieren, die zu einer Verlängerung der Serumhalbwertszeit des Arzneimittels führt, mit Vorsicht angewendet werden.

Kreuzallergie/Kre­uzresistenz

Kreuzallergie und Kreuzresistenz wurden bei Aminoglykosiden nachgewiesen.

Sonstige Bestandteile

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml enthält 283 mg Natrium pro 80-ml-Flasche, entsprechend 14,2 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml enthält 283 mg Natrium pro 80-ml-Flasche, entsprechend 14,2 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml enthält 425 mg Natrium pro 120-ml-Flasche, entsprechend 21,3 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

Die Lösung ist isotonisch. Der Gehalt an Natrium und Chlorid in Tobramycin B. Braun ist zu berücksichtigen, wenn die Gabe von Natrium und Chlorid klinisch nachteilig sein kann. Die Menge der infundierten Lösung ist bei der Berechnung der täglich intravenös zuzuführenden Flüssigkeiten zu berücksichtigen, besonders bei Kindern und Jugendlichen.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Muskelrelaxantien und Ether/Citratblut (siehe Abschnitt 4.4)

Die neuromuskulär blockierenden Wirkungen von Aminoglykosiden werden durch Ether, Muskelrelaxantien oder große Mengen von Citratblut forciert. Eine eventuelle neuromuskuläre Blockade kann durch Anwendung von Calciumsalzen aufgehoben werden.

Methoxyfluran-Anästhesie

Aminoglykoside können die nephrotoxischen Wirkungen von Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung kann es zu schweren Nephropathien kommen. Der Anästhesist sollte vor dem chirurgischen Eingriff über die Anwendung von Aminoglykosiden in Kenntnis gesetzt werden.

Andere potentiell nephrotoxische oder ototoxische Substanzen (siehe Abschnitt 4.4)

Patienten, die gleichzeitig oder anschließend potentiell ototoxische oder nephrotoxische Substanzen erhalten, z. B. Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Tacrolimus, Cisplatin, Vancomycin, Polymyxin B, Aminoglykoside, Cefalotin, oder Schleifendiuretika wie z. B. Etacrynsäure oder Furosemid, sollten sorgfältig überwacht werden, weil ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wirkungen besteht.

Im Hinblick auf Cisplatin-haltige Arzneimittel ist zu bedenken, dass noch drei bis vier Wochen nach Anwendung dieser Arzneimittel die Nephrotoxizität von Tobramycin erhöht sein kann.

Antibiotika

Eine Kombinationsthe­rapie mit geeigneten Antibiotika (z. B. Betalactame) kann zu einem Synergieeffekt führen. Tobramycin und Betalactam-Antibiotika können chemisch miteinander reagieren und inaktive Amide bilden. Deshalb sollten Tobramycin und Betalactam-Antibiotika nicht über denselben Infusionszugang gegeben werden.

Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion kann Tobramycin durch Betalactam-Antibiotika inaktiviert werden. Eine solche Inaktivierung findet man nicht bei Patienten mit normaler Nierenfunktion, denen die Arzneimittel über getrennte Zugänge gegeben werden.

Diuretika

Intravenös angewendete Diuretika können die Toxizität von Aminoglykosiden durch Veränderung der Serum- und Gewebespiegel des Antibiotikums erhöhen. Einige Diuretika wirken selbst ototoxisch; eine gleichzeitige Anwendung kann zu einem erhöhten Risiko für unerwünschte Wirkungen dieser Art führen.

4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Tobramycin passiert die Plazenta. Es liegen keine hinreichenden Daten für die Anwendung von Tobramycin bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf einen teratogenen Effekt von Tobramycin (siehe Abschnitt 5.3). Allerdings können Aminoglykoside schädliche Wirkungen auf den Fetus haben (z. B. kongenitale Taubheit und Nephrotoxizität), wenn bei schwangeren Frauen hohe systemische Konzentrationen erreicht werden. Wegen des potentiellen Risikos für den Fetus darf Tobramycin während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, die Vorteile für die Mutter überwiegen die Risiken für den Fetus. Im Falle einer Exposition während der Schwangerschaft ist es ratsam, beim Neugeborenen das Gehör und die Nierenfunktion zu prüfen.

Stillzeit

Tobramycin wird in kleinen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden. Da Tobramycin bei Kleinkindern potentiell oto- und nephrotoxisch wirkt, muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Tobramycin verzichtet werden soll / die Behandlung mit Tobramycin zu unterbrechen ist. Tobramycin kann die Darmflora des Kindes schädigen. Wenn bei einem gestillten Kind Verdauungsstörungen (intestinale Candidose, Diarrhö) auftreten, muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Tobramycin verzichtet werden soll / die Behandlung mit Tobramycin zu unterbrechen ist.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Bei ambulanter Anwendung ist angesichts möglicher unerwünschter Wirkungen wie Schwindel beim Lenken eines Fahrzeugs und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.

4.8 Nebenwirkungen

Tobramycin zeigt ototoxische und/oder nephrotoxische Wirkungen. Eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion wird bei Patienten, die mit Tobramycin behandelt werden, gelegentlich beobachtet; diese ist in der Regel reversibel und verschwindet mit Absetzen des Arzneimittels. Toxische Wirkungen treten häufiger auf bei Personen mit Nierenversagen, bei Patienten, denen andere ototoxische oder nephrotoxische Substanzen gegeben werden, bei Langzeit- und wiederholter Behandlung und/oder bei Personen, die eine höhere als die empfohlene Dosis erhalten. Das ototoxische Risiko kann mit höherem Lebensalter und bei Dehydrierung ansteigen.

Die unerwünschten Wirkungen, die als zumindest potentiell mit der Therapie zusammenhängend angesehen werden, sind unten nach Systemorganklasse und absoluter Häufigkeit angegeben.

Häufigkeit

Häufig

(> 1/100, < 1/10)

Gelegentlich

(> 1/1.000,

< 1/100)

Selten

(> 1/10.000, < 1/1.000)

Sehr selten

(< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Systemorganklasse

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Superinfektion mit Tobramycin-resistenten

Erregern

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Eosinophilie

Leukopenie

Anämie, Granulozytopenie, Thrombozytopenie, Leukozytose

Erkrankungen des

Immunsystems

Hypersensibilitätsre­aktionen einschließlich Pruritus, arzneimittelbe­dingtes Fieber und Hauterkrankungen wie bei „Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes“ unten beschrieben

Schwere Hypersensibilitätsre­aktionen einschließlich Hauterkrankungen wie bei „Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes“ unten beschrieben und systemische Reaktionen bis hin zu anaphylaktischem Schock

Psychiatrische Erkrankungen

Verwirrtheit,

Desorientiertheit

Erkrankungen des

Nervensystems

Kopfschmerzen

Lethargie

Parästhesien, Hautkribbeln, Muskelzucken, Konvulsionen (Anzeichen von Neurotoxizität); Benommenheit Atemlähmung, Zittern, Gleichgewichtsstörun­gen Neuromuskuläre Blockade, siehe auch Abschnitt 4.4.

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Kochleare und vestibuläre Schädigung (bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion)

Kochleare und vestibuläre Schädigung (bei Patienten mit normaler Nierenfunktion)

Benommenheit, Schwindel

Gefäßerkrankungen

Thrombophlebitis

Hypotonie

Erkrankungen des Gastrointesti­naltrakts

Übelkeit, Erbrechen

Diarrhö, siehe auch

Abschnitt 4.4.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Allergisches

Hautexanthem

Hautrötung

Toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Eingeschränkte Nierenfunktion (bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion), siehe auch Abschnitt 4.4.

Eingeschränkte Nierenfunktion (bei Patienten mit normaler Nierenfunktion), siehe auch Abschnitt 4.4.

Akutes Nierenversagen (Symptome können einen progressiven Anstieg des Serum-Kreatinins, der HarnstoffStickstoff- und Reststickstof­fKonzentratio­nen, Oligurie, Zylindrurie und progressive Proteinurie beinhalten. Eine regelmäßige Überwachung ist notwendig, siehe Abschnitt 4.4)

Allgemeine

Erkrankungen und

Beschwerden am Verabreichungsort

Schmerzen und lokale Reaktionen an der

Einstichstelle

Fieber

Untersuchungen

Aspartatamino-transferase (AST) erhöht, Alaninamino-transferase (ALT) erhöht

Alkalische Phosphatase erhöht, Laktatdehydrogenase erhöht, Serum-Bilirubin erhöht

Stoffwechsel- und Ernährungsstörun­gen

Hypokalzämie, Hypomagnesiämie, Hyponatriämie, Hypokaliämie, siehe auch Abschnitt 4.4.

* Sowohl der vestibuläre als auch der auditorische Zweig des achten Hirnnervs können betroffen sein. Symptome beinhalten Schwindel, Benommenheit, Zisch- und Pfeifgeräusche im Ohr sowie eine Abnahme der Schallempfindung. Der Verlust der Schallempfindung ist im Allgemeinen irreversibel und zeigt sich zuerst als Verlust der Wahrnehmung hoher Frequenzen (siehe Abschnitt 4.4).

Tobramycin B. Braun enthält Natrium. Natriumhaltige Lösungen sind mit großer Sorgfalt anzuwenden, wenn das Risiko einer Natriumretention oder von Komplikationen aufgrund einer Natrium-Überbelastung besteht.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5

1200 WIEN

ÖSTERREICH

Fax: + 43 (0) 50 555 36207

Website: anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Symptome

Tobramycin hat ein enges therapeutisches Fenster. Im Falle einer Akkumulation (z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion) kann es zu einer Schädigung der Niere und des Nervus vestibulocochle­aris kommen. Darüber hinaus kann eine neuromuskuläre Blockade oder Atemlähmung auftreten.

Behandlung

Behandlung bei Überdosierung:

Das Arzneimittel ist abzusetzen. Ein spezifisches Antidot gibt es nicht. Daher ist eine Aufrechterhaltung der Harnausscheidung wesentlich bei Patienten mit normaler Nierenfunktion. Tobramycin kann durch Hämodialyse aus dem Blut entfernt werden (bei Peritonealdialyse verläuft die Elimination langsamer und diskontinuierlich).

Behandlung einer neuromuskulären Blockade:

Falls es zu einer neuromuskulären Blockade kommt (in der Regel verursacht durch Wechselwirkungen, siehe Abschnitt 4.5), ist eine intravenöse Infusion von Calciumchlorid ratsam und, falls erforderlich, künstliche Beatmung.

5. PHARMAKOLO­GISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Andere Aminoglykoside, ATC-Code: J01GB01

Wirkmechanismus

Tobramycin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum, das von Streptomyces tenebrarius produziert wird. Die bakterizide Wirkung beruht auf einer Hemmung der Proteinsynthese; diese erfordert den aktiven Transport von Tobramycin durch die Bakterienzellmem­bran und findet unter anaeroben Bedingungen nicht statt. Tobramycin bindet an die 30S-Untereinheit des Bakterienribosoms und blockiert den ersten Schritt der Proteinsynthese, die Initiation.

PK/PD-Verhältnis

Der wichtigste PK/PD-Parameter zur Vorhersage der bakteriziden Wirkung von Tobramycin ist das Verhältnis zwischen der maximalen Serumkonzentration (Cmax) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des jeweiligen Erregers. Bei einem Cmax/MHK-Verhältnis von 8:1 oder 10:1 erwartet man, dass die Bakterien effizient abgetötet werden und weiteres Bakterienwachstum verhindert wird.

Tobramycin zeigt in vitro und in vivo einen postantibiotischen Effekt. Der postantibiotische Effekt ermöglicht eine Verlängerung des Dosierungsinter­valls ohne Wirksamkeitsverlust gegenüber den meisten gramnegativen Bakterien.

Resistenzmechanismen

Resistenz kann entstehen infolge reduzierter Permeation, schwacher Bindungsaffinität zum Bakterienribosom, Expression von Multidrug-Efflux-Systemen oder Inaktivierung von Tobramycin durch mikrobielle Enzyme. Die Entwicklung einer Resistenz während einer Behandlung ist ungewöhnlich.

Grenzwerte

Nach EUCAST gelten für Tobramycin die folgenden Grenzwerte:

Organismus

EUCAST-Grenzwerte ( mg/l )

S <

R >

Enterobacteri­aceae

2

4

Pseudomonas spp.

4

4

Acinetobacter spp.

4

4

Staphylococcus spp.

1

1

Nicht speziesbezogene Grenzwerte

2

4

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz ausgewählter Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation wünschenswert. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Tobramycin bei zumindest einigen Infektionen in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Die Identifikation des/r Erreger(s) und ein Empfindlichke­itsnachweis wird dringend empfohlen.

Üblicherweise empfindliche Spezies

(nach EUCAST) _____________­________________________­______________________

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen _____________­________________________­_______

______ Corynebacterium spp. _____________­________________________­________________________­___

Listeria monocytogenes

Staphylococcus aureus (MSSA)

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Citrobacter koseri

Francisella tularensis

Haemophilus influenzae

Klebsiella oxytoca

Moraxella catarrhalis

Proteus vulgaris

Providencia rettgeri

Salmonella spp.

Shigella spp.

Yersinia spp.

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen _____________­________________________­________

_____ Staphylococcus aureus (MRSA)+ _____________­________________________­_______________

______ Staphylococcus – Koagulase-negativ+ _____________­________________________­_____________

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen _____________­________________________­_______

_____ Acinetobacter baumanii _____________­________________________­_______________________

______ Citrobacter , freundii _____________­________________________­________________________­_____________

_____ Enterobacter aerogenes+ _____________­________________________­_________________________

_____ Enterobacter cloacae _____________­________________________­________________________­____

______ Escherichia coli _____________­________________________­________________________­_____________

_____ Klebsiella pneumoniae _____________­________________________­________________________­___

_____ Morganella morganii _____________­________________________­_________________________

______ Proteus mirabilis _____________­________________________­________________________­____________

_____ Pseudomonas aeruginosa _____________­________________________­___________________</em>

Serratia marcescens

Von Natur aus resistente Spezies _____________­________________________­______________

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen _____________­________________________­___

______ Enterococcus spp . _____________­________________________­________________________­__

_______ Streptococcus spp . _____________­________________________­________________________­_____

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen _____________­________________________­___

______ Alcaligenes denitrificans _____________­________________________­_______________________

______ Burkholderia cepacia _____________­________________________­_______________________

______ Legionella pneumophila _____________­________________________­_________________</em>

_______ Providencia stuartii _____________­________________________­________________________­___

______ Stenotrophomonas maltophilia _____________­________________________­______________

Anaerobe Mikroorganismen _____________­________________________­___________

______ Alle anaeroben Mikroorganismen _____________­________________________­_________

Andere Mikroorganismen _____________­________________________­_____________

______ Chlamydia spp . _____________­________________________­________________________­____

______ Chlamydophila spp . _____________­________________________­________________________

_____ Mycoplasma spp . _____________­________________________­_____________________

_______ Rickettsia spp . _____________­________________________­________________________­_____________

Ureaplasma urealyticum

Abkürzungen:

MRSA = Methicillin-resistenter Staphylococcus au­reus

MSSA = Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus

+Hohe Resistenzraten (> 50 %) wurden in einer oder in mehreren Regionen der EU beobachtet.

Synergie zwischen verschiedenen Antibiotika

Eine Kombination von Tobramycin und einem Cephalosporin kann auch synergistisch gegen bestimmte Gram-negative Mikroorganismen wirksam sein (Pseudomonas aeruginosa ). Die Kombination von Penicillin G und Tobramycin hat in vitro einen synergistischen bakteriziden Effekt gegen einige Stämme von Enterococcus faecalis (Stämme, die den Phänotyp mit niedriger Resistenz zeigen). Diese Kombination zeigt jedoch keinen synergistischen Effekt gegenüber anderen, eng verwandten Mikroorganismen, wie z. B. Enterococcus faecium und Stämmen von Enterococcus faecalis , die den Phänotyp mit hoher Resistenz zeigen.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Tobramycin B. Braun wird intravenös angewendet. Nach oraler Gabe von Tobramycin findet keine signifikante intestinale Absorption statt. 30 bis 60 Minuten nach intramuskulärer Injektion von 1 mg/kg Körpergewicht wird eine mittlere maximale Serumkonzentration von 4 bis 6 Mikrogramm/ml gemessen. Mit einer intravenösen Kurzinfusion über 15 bis 30 Minuten erreicht man vergleichbare Konzentrationen. Wenn Tobramycin mittels intravenöser Kurzinfusion von 30 Minuten in einer Dosierung von 10 mg/kg Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt auf drei Dosen, angewendet wurde, betrugen die bei erwachsenen Patienten mit zystischer Fibrose gemessenen Spitzen- und Talspiegel von Tobramycin 10,5 bzw. 1,3 Mikrogramm/ml. Wurde die gleiche Tagesdosis einmal täglich über 60 Minuten infundiert, wurden Spitzenkonzen­trationen von 19,9 Mikrogramm/ml gemessen. Bei schweren Gram-negativen Infektionen sollten die maximalen Serumkonzentra­tionen zwischen 4 und 10 Mikrogramm/ml betragen. Der Serum-Talspiegel sollte unter 2 Mikrogramm/ml liegen.

Verteilung

Nach parenteraler Anwendung passiert Tobramycin die intakte Blut-Kammerwasser-Schranke nur geringfügig, so dass nur minimale Konzentrationen dieses Antibiotikums in der Glaskörperflüssig­keit, im Kammerwasser und im Bindehautgewebe gefunden wurden.

Das mittlere Verteilungsvolumen von Tobramycin beträgt 0,22 l/kg, entsprechend dem extrazellulären Raum. Die höchsten Organkonzentra­tionen werden in den Nieren gefunden. Selektive Aufnahme und/oder verzögerte Abgabe führen zur Anreicherung, besonders in den tubulären Zellen und in der Lymphflüssigkeit des Innenohrs.

Die geringsten Gewebekonzentra­tionen werden im Zentralnervensystem gemessen. Tobramycin gelangt nur in geringem Maß in die Zerebrospinal­flüssigkeit, selbst wenn die Meningen entzündet sind. Auch in der Galle sind die Tobramycin-Konzentrationen niedrig. Bei Entzündungspro­zessen beobachtet man nach mehrmaliger Anwendung therapeutisch wirksame Konzentrationen in Peritoneal-, Pleura- und Synovialexsudaten.

Tobramycin ist nicht an Serumeiweiß gebunden.

Tobramycin passiert die Plazentaschranke und fetale Konzentrationen können 20 % der mütterlichen Plasmakonzentration erreichen. In die Muttermilch gelangen nur geringe Aminoglykosid-Konzentrationen.

Biotransformation

Tobramycin wird im Organismus nicht verstoffwechselt.

Elimination

Tobramycin wird fast ausschließlich über die Nieren durch glomeruläre Filtration in unveränderter, mikrobiologisch aktiver Form ausgeschieden. Die Halbwertszeit während der Eliminationsphase beträgt im Durchschnitt 2 bis 3 Stunden. Nach 8 bis 12 Stunden folgt die Freisetzung aus tiefen Kompartimenten, z. B. dem renalen Kortex. Innerhalb von 24 Stunden sind bis zu 93 % der Tobramycin-Dosis in den Urin ausgeschieden.

Bei Dialysepatienten können 25 % bis 70 % der gegebenen Dosis entfernt werden, je nach Dauer und Art der Dialyse.

Spezielle Patientengruppen

Abhängig vom Gestationsalter verfügen Frühgeborene und Neugeborene über ein erheblich größeres Verteilungsvolumen, das mit zunehmendem Alter abnimmt. Die Plasma-Eliminationshal­bwertszeit wird für termingerecht geborene Säuglinge mit durchschnittlich 4,6 Stunden angeben, bei Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht beträgt sie durchschnittlich 8,7 Stunden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Serumkonzentration des Antibiotikums im Allgemeinen höher; bei diesen Patienten muss die Dosis entsprechend angepasst werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei Patienten mit schweren Verbrennungen kann die Serum-Halbwertszeit reduziert sein, so dass die Serumkonzentra­tionen eventuell niedriger sind als erwartet.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Für Mäuse, Ratten und Katzen betrugen die LD50-Werte nach intravenöser Verabreichung 53 – 107 mg/kg Körpergewicht, 133 mg/kg Körpergewicht, bzw. über 50, aber unter 100 mg/kg Körpergewicht.

Toxizität bei wiederholter Gabe

In Studien zur subchronischen und/oder chronischen Toxizität an Ratten, Hunden, Katzen und Meerschweinchen wurden nach parenteraler Verabreichung von Tobramycin Anzeichen für eine dosisabhängige Nephrotoxizität beobachtet (Anstieg von Blut-Harnstoff-Stickstoff, Proteinurie, kortikale Tubulusnekrose, Veränderungen des Tubulusepithels). Bei Ratten zeigte sich nach hohen Dosen eine leichte Abnahme von Hämatokrit, Hämoglobin und Erythrozytenzahl. Dosisabhängige kochleare Ototoxizität beobachtete man bei Meerschweinchen bei Tobramycin-Dosen zwischen 25 und 150 mg/kg Körpergewicht, und bei einem Hund, der 15 mg/kg Körpergewicht Tobramycin i.m. erhielt, kam es ebenso zum Hörverlust. Bei Katzen induzierten 40 mg/kg Körpergewicht Tobramycin Muskel- und Atemlähmung, 50 mg/kg Körpergewicht Tobramycin waren mit schwerer vestibulärer Schädigung assoziiert.

Genotoxisches und kanzerogenes Potential

Das mutagene Potential von Tobramycin ist unzureichend untersucht, doch fielen frühere Tests an Mikroorganismen negativ aus. Untersuchungen zum kanzerogenen Potential von Tobramycin liegen nicht vor.

Reproduktionstoxizität

Es gab Anzeichen für Ototoxizität bei Muttertieren und Neugeborenen nach Verabreichung von hohen Dosen Tobramycin an Meerschweinchen während der zweiten Hälfte der Trächtigkeit.

Untersuchungen an anderen Tierarten ergaben keinerlei Hinweis auf Teratogenität, Embryotoxizität oder postnatale Entwicklungsstörun­gen infolge einer Verabreichung von Tobramycin.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml:

Natriumchlorid

Wasser für Injektionszwecke

Schwefelsäure (zur pH-Einstellung)

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml:

Natriumchlorid

Wasser für Injektionszwecke

Salzsäure (zur pH-Einstellung)

6.2 Inkompatibilitäten

Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. Unter keinen Umständen dürfen Aminoglykoside in einer Infusionslösung mit Betalactam-Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da dies zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung des Kombinationspar­tners führen kann. Wenn Tobramycin zusammen mit einem Penicillin oder Cephalosporin gegeben wird, müssen die beiden Substanzen getrennt voneinander verabreicht werden und für jedes der beiden Arzneimittel muss die empfohlene Dosierung verwendet werden.

Tobramycin ist nicht kompatibel mit Heparin.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

Ungeöffnet 3 Jahre

Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Arzneimittel sofort verwendet werden. Wenn das Arzneimittel nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer der Aufbewahrung und die Lagerungsbedin­gungen vor der Anwendung verantwortlich; die Aufbewahrung sollte normalerweise 24 Stunden bei 2 bis 8 °C nicht überschreiten.

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml:

LDPE-Flaschen mit 80 ml Inhalt, erhältlich in den Packungsgrößen: 10 × 80 ml

20 × 80 ml

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml:

LDPE-Flaschen mit 80 ml oder 120 ml Inhalt, erhältlich in den Packungsgrößen:

10 × 80 ml

20 × 80 ml

10 × 120 ml

20 × 120 ml

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Nach Gebrauch Behältnis und etwaigen verbleibenden Inhalt verwerfen.

Nicht verwendete Lösung ist zu entsorgen.

Es dürfen nur klare, partikelfreie Lösungen verwendet werden.

Die Lösung ist unter aseptischen Bedingungen mit sterilem Infusionsbesteck zu infundieren. Das Infusionsbesteck ist mit der Lösung so zu entlüften, dass keine Luft in das System gerät.

Tobramycin B. Braun ist eine Fertigformulierung. Sie sollte vor der Verabreichung nicht verdünnt werden.

Weitere Informationen siehe Abschnitt 4.2.

7. INHABER DER ZULASSUNG

B. Braun Melsungen AG

Carl-Braun-Straße 1

34212 Melsungen

Deutschland

Postanschrift

B. Braun Melsungen AG

34209 Melsungen

Deutschland

Telefon: +49–5661–71–0

Fax: +49–5661–71–4567

8. ZULASSUNGSNUMMER(N)

Tobramycin B. Braun 1 mg/ml: 1–29023

Tobramycin B. Braun 3 mg/ml: 1–29024

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Datum der Erteilung der Zulassung: 25. Februar 2010

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 8. Juli 2014

10. STAND DER INFORMATION

September 2021

Mehr Informationen über das Medikament Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-29024
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
B. Braun Melsungen AG, Carl-Braun-Straße 1, 34212 Melsungen, Deutschland