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Tardyferon Fol Retardtabletten - Zusammengefasste Informationen

Enthält aktive Wirkstoffe :

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Tardyferon Fol Retardtabletten

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Tardyferon Fol Retardtabletten

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Retardtablette enthält 247,25 mg getrocknetes Eisen(II)sulfat (entsprechend 80 mg zweiwertigem Eisen) und 0,35 mg Folsäure.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Synthetische Zusammensetzung: Retardtablette.

Runde, blassrosa beschichtete Tablette.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von latentem Eisenmangel und Eisenmangelanämien mit Folsäuredefizit während der Schwangerschaft.

Tardyferon Fol wird angewendet bei Erwachsenen und Jugendlichen (im Alter von 12 – 18 Jahren).

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Leichte Eisenmangelanämien und latenter Eisenmangel mit Folsäuredefizit:

Einmal täglich 1 Tardyferon Fol in der Früh, das entspricht 80 mg elementarem Eisen und 0,35 mg Folsäure.

Schwere Eisenmangelanämien mit Folsäuredefizit:

Zweimal täglich 1 Tardyferon Fol morgens und abends, das entspricht 160 mg elementarem Eisen und 0,70 mg Folsäure.

Für Tardyferon Fol gibt es keine Indikation für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren.

Dauer der Anwendung

Diese hat lang genug zu sein, um eine Anämie zu korrigieren und die Eisenreserven wiederherzustellen.

Eisenmangelanämie: 3 bis 6 Monate, abhängig vom Füllgrad der Eisenspeicher. Falls notwendig, kann die Therapie verlängert werden, wenn die Ursache der Anämie nicht kontrollierbar ist.

Die Kontrolle des Therapieerfolges ist erst nach 3 Monaten ab Beginn der Behandlung sinnvoll: dies soll die Korrektur der Anämie (Hb, MCV) und die Wiederherstellung der Eisenspeicher (Serumferritin, Serumtransferrin­rezeptor und Transferrinsätti­gungskoeffizi­ent) einschließen.

Art der Anwendung

Zum Einnehmen.

Die Tabletten dürfen nicht gelutscht, zerkaut oder länger im Mund gelassen werden, sondern sind unzerkaut mit Wasser zu schlucken.

Je nach gastrointestinaler Verträglichkeit sind die Tabletten vor oder zu den Mahlzeiten einzunehmen (außer mit speziellen Nahrungsmitteln, siehe Abschnitt 4.5).

4.3 Gegenanzeigen

– Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

– Eisenkumulation (Hämochromatosen, Hämosiderose)

– Anämie mit Störung der Eisenverwertung (sideroachrestische Anämie, Bleianämie, Thalassämie) – alle anderen Anämien, die nicht auf Eisenmangel zurückzuführen sind

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Die Verabreichung von Folsäure in Tagesdosen von 1 mg und mehr kann bei Patienten mit Megaloblasten-Anämie infolge eines Vitamin B12-Mangels zu einer Remission der hämatologischen Parameter führen, während die neurologischen Manifestationen jedoch fortschreiten.

Warnhinweise

Patienten mit einer Hyposiderinämie mit systemischen inflammatorischen Anzeichen sprechen nicht auf eine Eisenbehandlung an.

Die Eisentherapie muss, soweit es möglich ist, zusammen mit der Behandlung der Ursache erfolgen.

Aspiration von Eisensulfat-Tabletten kann eine Nekrose der Bronchialschle­imhaut verursachen, die zu Husten, Hämoptyse, Bronchostenose und/oder Lungeninfektion führen kann (selbst wenn die Aspiration einige Tage bis Monate vor diesen Symptomen erfolgte). Ältere Patienten und Patienten, die Schwierigkeiten beim Schlucken haben, sollten nur nach sorgfältiger Abwägung des Aspirationsrisikos mit Eisensulfat-Tabletten behandelt werden. Alternative Formulierungen sollten in Betracht gezogen werden. Patienten sollten bei Verdacht auf Aspiration einen Arzt aufsuchen (siehe Abschnitt 4.8).

Bei älteren Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, Diabetes und/oder Hypertonie und der entsprechenden Medikation, deren assoziierte Anämie mit Eisenergänzun­gspräparaten behandelt wurde, sind Fälle von gastrointestinaler Melanose in der Literatur berichtet worden (siehe Abschnitt 4.8).

Um das Risiko einer möglichen Eisenüberdosierung zu vermeiden, ist besondere Vorsicht geboten, falls diätetische oder andere Eisensalz-Ergänzungen angewendet werden.

Bei vorbestehenden Entzündungen oder Geschwüren der Magen-Darmschleimhaut sollte der Nutzen der Behandlung sorgfältig gegen das Risiko einer Verschlimmerung der Magen-Darmerkrankung abgewogen werden.

Wie bei jeder oralen Eisentherapie verfärbt sich auch nach Einnahme von Tardyferon Fol der Stuhl dunkel. Dies ist ohne jede Bedeutung.

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Aufgrund des Risikos von Mundulzera und Zahnverfärbungen dürfen die Tabletten nicht gelutscht, gekaut oder länger im Mund gelassen werden, sondern sind unzerkaut mit Wasser zu schlucken.

4.5 Wechselwir­kungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Eisen

Nicht zu empfehlende Kombinationen

Eisensalze (i.v.):

Die Kombination einer oralen mit einer i.v.-Eisentherapie kann zu Transferrinsätti­gung sowie zu Unwohlsein, Schwindel bis hin zu einem Schock auf Grund der schnellen Eisenfreisetzung führen.

Mögliche Kombinationen bei Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen

Bisphosphonate:

Die gleichzeitige Einnahme von Bisphosphonaten vermindert deren Magen-Darm-Resorption auf Grund der Bildung von schlecht resorbierbaren Komplexen. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Tetrazykline (oral):

Die gleichzeitige Einnahme von Tetrazyklinen bzw. Tetrazyklinde­rivaten zusammen mit Tardyferon Fol vermindert die Resorption beider Arzneimittel. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Fluorchinolone:

Die gleichzeitige Einnahme von Fluorchinolonen vermindert deren gastrointestinale Resorption auf Grund der Bildung von schlecht resorbierbaren Komplexen. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Methyldopa, Levodopa, Carbidopa:

Die gleichzeitige Einnahme von Dopa-Derivaten vermindert deren gastrointestinale Resorption auf Grund der Bildung von schlecht resorbierbaren Komplexen. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Penicillamin:

Die gleichzeitige Einnahme von Penicillamin vermindert dessen gastrointestinale Resorption auf Grund der Bildung von schlecht resorbierbaren Komplexen. Wenn die Eisen-Behandlung beendet wird, erhöht sich das Toxizitätsrisiko von D-Penicillamin. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Schilddrüsenhor­mone/Thyroxine:

Die gleichzeitige Einnahme von Thyroxin vermindert dessen gastrointestinale Resorption auf Grund der Bildung von schlecht resorbierbaren Komplexen, was zur Hypothyroxinämie führen kann. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Antazida (Aluminium-, Magnesiumtrisilikat-, Calcium-, Wismuthältig):

Vermindern die gastrointestinale Eisen-Resorption. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Cholestyramin:

Vermindert die gastrointestinale Eisen-Resorption. Tardyferon Fol sollte 1–2 Stunden vor oder 4–6 Stunden nach Cholestyramin eingenommen werden.

Calcium, Magnesium, Zink:

Calcium-, Magnesium- und Zink-Ergänzungspräparate vermindern die gastrointestinale EisenResorption. Eisensalze vermindern die Resorption von Zink. Bei gleichzeitiger Einnahme ist ein Abstand zu Tardyferon Fol von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Weitere Wechselwirkungen

Phytinsäuren (Vollkorngetreide), Polyphenole (Tee, Kaffee, Rotwein), Kalzium (Milch, Milchprodukte) und einige Proteine (Eier) hemmen die Eisenaufnahme signifikant. Es ist ein Intervall zwischen der Einnahme von Eisensalzen und diesen Lebensmitteln von mindestens 2 Stunden einzuhalten.

Der Wirkeintritt von Eisen kann bei gleichzeitiger intravenöser Gabe von Chloramphenicol verzögert sein.

Bei Kindern kann das Ansprechen auf Eisen bei gleichzeitiger Einnahme von Vitamin E vermindert sein.

Vitamin C oder Zitronensäure fördern die Eisenresorption.

Die gleichzeitige Einnahme von Eisen und nichtsteroidalen Antirheumatika (NSARs) sollte immer zusammen mit einer Mahlzeit erfolgen, um die durch NSARs verursachten Nebenwirkungen (gastrointestinale Reizungen, erhöhtes Blutungsrisiko) zu verringern.

Folsäure

Aufgrund der Anwesenheit von Folsäure gibt es zusätzliche Kombinationen, die spezielle Vorsichtsmaßnahmen für die Verwendung erfordern:

Antikonvulsiva (wie Phenytoin, Primidon, Barbiturate, Fosphenytoin) können zu einem Folsäuremangel führen. Die Einnahme zusammen mit Folsäure kann die Serumkonzentration der Antikonvulsiva senken und damit die Wirksamkeit verringern. Klinisches Monitoring, Kontrolle der Plasmakonzentra­tionen und ggf. Anpassung der Antiepileptikum-Dosierung während der Folsäuresupple­mentierung und nach deren Absetzen sind angezeigt. Unter antiepileptischer Therapie (vor allem mit Phenobarbital, Phenytoin oder Primidon) kann die Häufigkeit und Stärke epileptischer Anfälle zunehmen.

Folsäureantago­nisten (Pyrimethamin, Methotrexat oder Sulfasalazin) können zu einem Sinken der Serumfolatspiegel führen.

Chloramphenicol kann das Ansprechen auf die Behandlung mit Folsäure verhindern.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine kontrollierten Studien zur Anwendung in der Schwangerschaft vor. Die langjährige Erfahrung mit dem Arzneimittel sowie weitreichende Erfahrungen an schwangeren Frauen (mehr als 1000 Schwanger­schaftsausgänge) deuten nicht auf ein Fehlbildungsrisiko oder eine fetale/neonatale Toxizität hin. Außerdem ergaben Tierstudien keine Hinweise auf Reproduktionsto­xizität (siehe Abschnitt 5.3).

Tardyferon Fol kann in der Schwangerschaft angewendet werden, wenn dies klinisch notwendig ist.

Stillzeit

Eisen(II)salze gehen in die Muttermilch über, aber in therapeutischen Dosen sind keine Auswirkungen auf das Neugeborene / Kind zu erwarten. Folsäure geht ebenfalls in die Muttermilch über. Bei gestillten Neugeborenen / Säuglingen von behandelten Müttern wurden keine Auswirkungen von Folsäure nachgewiesen.

Tardyferon Fol kann während der Stillzeit angewendet werden.

Fertilität

In Tierstudien wurden keine Auswirkungen auf die männliche oder weibliche Fertilität festgestellt.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Tardyferon Fol hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

4.8 Nebenwirkungen

In der nachfolgenden Tabelle sind Nebenwirkungen aus der Marktüberwachung, Literatur sowie aus 7 klinischen Studien mit insgesamt 1051 Patienten (649 Patienten unter Tardyferon) aufgelistet, bei denen ein kausaler Zusammenhang nicht ausgeschlossen wur­de.

Die Auflistung der Nebenwirkungen erfolgt nach der MedDRA-Klassifikation mit folgenden Häufigkeiten:

Sehr häufig (>1/10), Häufig (>1/100, <1/10), Gelegentlich (>1/1.000, <1/100), Selten (>1/10.000, <1/1.000), Sehr selten (<1/10.000) und Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Systemorganklas­sen

Häufig (>1/100, <1/10)

Gelegentlich (>1/1000, <1/100)

Nicht bekannt

Erkrankungen des

Überempfindlichke­its-

Immunsystems

reaktionen, anaphylaktische Reaktion

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Kehlkopfödem

Lungennekrose, *Lungengranulom, *Bronchostenose * pharyngeale Ulzeration

Erkrankungen des Gastrointesti­naltrakts

Diarrhoe, Obstipation, abdominale Blähungen, abdominale Schmerzen, Verfärbung des Stuhles, Übelkeit

Gastritis, abnormaler Stuhl, Dyspepsie, Erbrechen

Zahnverfärbungen, **Mundulzera *ösophageale Läsion, * ösophageale Ulzeration, gastrointestinale Melanose

Erkrankungen der Haut und des

Unterhautzellge­webes

Juckreiz, erythematöser Ausschlag

Angioödem, allergische Dermatitis, Urtikaria

im Zusammenhang mit einer nicht ordnungsgemäßen Verabreichung, wenn die Tabletten gekaut, gelutscht oder länger im Mund gelassen werden.

Bei Patienten, insbesondere bei älteren Patienten und Patienten mit Schluckstörungen, besteht ein Risiko für Ösophagusläsionen (Ulzeration der Speiseröhre), Rachen-Ulzeration, Bronchialgranulom und / oder Nekrose, die zur Bronchostenose führen kann, wenn die Tabletten falsch eingenommen werden (siehe Abschnitt 4.4).

Spezielle Patientengruppen:

Bei älteren Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, Diabetes und/oder Hypertonie und der entsprechenden Medikation, deren assoziierte Anämie mit Eisenergänzun­gspräparaten behandelt wurde, sind Fälle von gastrointestinaler Melanose in der Literatur berichtet worden, deren Häufigkeit jedoch unbekannt ist (siehe Abschnitt 4.4).

Untersuchungen:

Die Benzidinprobe oder ähnliche Tests zum Nachweis okkulter Blutungen im Stuhl können falsche positive Reaktionen liefern. Drei Tage vor einer solchen Untersuchung muss Tardyferon Fol abgesetzt werden.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5

1200 WIEN

Fax: + 43 (0) 50 555 36207

Website:

4.9 Überdosierung

Bei Kindern und Erwachsenen beginnt das Risiko einer Eisenintoxikation bei 20 mg elementarem Eisen pro kg Körpergewicht und steigt über 60 mg elementarem Eisen pro kg Körpergewicht stark an.

Vergiftungssym­ptome

Die klassische Eisenintoxikation besteht aus fünf Phasen: gastrointestinale Phase (diese beinhaltet gastrointestinale Reizungen oder Schleimhautne­krosen, in den meisten Fällen begleitet von Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe), Ruhezustandsphase, Schockphase mit metabolischer Azidose, gefolgt von Leber- und Nierenversagen, Hepatotoxizitätspha­se und Darmverschlus­sphase.

Die Diagnose einer akuten Eisenvergiftung basiert auf den klinischen Symptomen, erhöhten SerumEisenwerten (ca. 2–9 Stunden nach Exposition) und eines abdominalen Röntgens (wenn Eisentabletten eingenommen wurden).

Therapie einer akuten Eisenintoxikation

Symptomatische Behandlung

Enges Monitoring des Patienten und Aufrechterhaltung von Atmung und Blutkreislauf (Gleichgewicht von Flüssigkeiten und Elektrolyten). Wenn notwendig, sind Anti-SchockMaßnahmen durchzuführen.

Gastrointestinale Dekontamination

Ein abdominales Röntgen kann durchgeführt werden, um das Vorhandensein von Eisen-Tabletten im Magen-Darm-Trakt (Magen oder Dünndarm) zu bestätigen.

Falls große Mengen von Eisentabletten eingenommen wurden (über 20 mg Eisen / kg) und nicht mehr als eine Stunde vergangen ist, ist es möglich, einen Teil des eingenommenen Eisens durch eine gastrointestinale Dekontamination zu entfernen. Die folgenden Maßnahmen sollten nur in einem Krankenhaus durchgeführt werden:

* Induktion von Erbrechen, wenn der Patient bei Bewusstsein und kooperativ ist.

* Die Gabe von Macrogol-Abführmitteln oder eine Gesamtdarm-Spülung sind ebenfalls möglich (z.B. kann eine Polyethylenglycol-Waschlösung mit einer Geschwindigkeit von 15–40 ml / kg pro Stunde für 4–8 Stunden verwendet werden). Diese Maßnahmen sind indiziert, wenn der SerumEisenspiegel trotz effizientem Erbrechen weiter ansteigt.

Nach erfolgreicher Spülung sollte mittels Abdominal-Röntgen auf weitere Eisentabletten oder deren Fragmente geprüft werden.

Vorsicht: eine gastrointestinale Dekontamination ist zwar möglich, sollte aber nicht routinemäßig zur Behandlung von Eisenvergiftungen verwendet werden.

Therapie durch Eisen-Komplexbildung (Chelattherapie)

Im Falle einer schweren Eisenintoxikation besteht die Standardtherapie in der Gabe von intravenösem Deferoxamin. Detaillierte Informationen finden Sie in der Fachinformation von Deferoxamin. Dimercaprol ist im Falle einer Eisenintoxikation kontraindiziert.

5. PHARMAKOLO­GISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antianämika, Eisen-haltige Zubereitungen

ATC-Code: B03AD03 (Eisensulfat in Kombination mit Folsäure)

Eisen

Eisen ist ein essentielles Spurenelement des Organismus. Als Coenzym der Cytochromoxidase, Katalase und Peroxidase und als Bestandteil von Hämoglobin, Myoglobin und Cytochromen ist es an zahlreichen Stoffwechselvor­gängen beteiligt, z.B. Sauerstofftran­sport, ATP Produktion, DNA Synthese und Elektronentran­sport.

Wirkmechanismus:

Als Zentralatom von Häm ist Eisen ein Bestandteil des Hämoglobins und damit notwendig für die Erythropoese.

Pharmakodynamische Effekte:

Eisen unterscheidet sich dadurch von anderen Mineralstoffen, dass das Eisengleichgewicht im menschlichen Körper nur durch die Resorption geregelt wird, da es keinen physiologischen Mechanismus für die Elimination gibt. Die Aufnahme von Eisensulfat (FeSO4) erfolgt durch den

Protonen-gekoppelten divalenten Metalltransporter 1 (DMT1) in den vorderen Darmabschnitten (Duodenum und proximales Jejunum). Die Resorptionska­pazität von anämischen Patienten kann im Vergleich zu Gesunden deutlich erhöht sein, wobei sich die Resorptionsober­fläche nach distal verlängert. Der Resorptionsprozess wird von diätetischen und anderen Faktoren beeinflusst, welche die Aufnahme verringern und in der Folge zu Eisenmangel führen können.

Der Tagesbedarf liegt für Schwangere bei 2 – 5 mg. Bei einer durchschnittlichen Resorptionsquote von 10% ist mindestens die 10-fache Menge oral zuzuführen, um diesen Bedarf zu decken. Das Gesamtkörpereisen beträgt beim Erwachsenen 3–5 g, beim Neugeborenen 0,2–0,3 g. Davon befinden sich ca. 60% als Häm-Eisen in den Erythrozyten und dienen dem Sauerstofftran­sport.

Etwa 1g liegt als mobilisierbares Speichereisen in den Zellen des retikuloendot­helialen Systems (RES) von Leber, Milz und Knochenmark vor. Als Transporteisen im Plasma fungieren nur ca. 4 mg, die bis zu 4-mal täglich umgesetzt werden. Zur Blutbildung werden dem Knochenmark 25 mg pro Tag zugeführt, die zum größten Teil aus dem Erythrozytenabbau stammen.

Klinische Wirksamkeit und Sicherheit:

Klinische Studien bestätigen die Wirksamkeit des hämatologischen Ansprechens (Änderung des Hb) und der Wiederauffüllung der Eisenreserven (Normalisierung des Ferritins) durch orale EisensulfatPräpa­rate in Kombination mit Folsäure.

Die manchmal schlechte Verträglichkeit einer oralen Eisentherapie wird durch zu hohe punktuelle Eisenkonzentra­tionen bzw. durch ein zu schnelles Freisetzen der Eisenionen im Gastrointesti­naltrakt hervorgerufen. Die Zusammensetzung von Tardyferon Fol verlangsamt die Freisetzung des divalenten Eisens. So werden zu hohe lokale Eisen-Konzentrationen im Magen-Darm-Trakt vermieden und damit die Verträglichkeit der Therapie und die Compliance der Patienten verbessert.

Folsäure

Folsäure hat eine zentrale Stellung im Intermediärstof­fwechsel aller lebenden Zellen.

Wirkmechanismus:

Nach Umwandlung zu Tetrahydrofolsäure, der aktiven Form, fungiert diese als Coenzym für die Übertragung von C1-Gruppen bei der Biosynthese von Purinnukleotiden und Deoxythymidylsäure (entscheidend für DNA- bzw. RNA-Synthese) und im Aminosäure-Stoffwechsel. In der Regel benötigen schnell wachsende und sich oft teilende Zellen (Nervengewebe, glatte Muskelzellen, rote Blutzellen) eine ausreichende Versorgung mit Folsäure.

Pharmakodynamische Effekte:

Der menschliche Körper kann Folsäure nicht selbst synthetisieren und muss diese daher über die Nahrung aufnehmen. Folsäure hat eine wesentliche höhere Bioverfügbarkeit als natürliche Folate und wird rasch über den Darm resorbiert.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Oral zugeführtes zweiwertiges Eisen wird normalerweise zu ca. 10–15% im Duodenum und oberen Jejunum resorbiert. Daneben findet vor allem bei erhöhtem Eisenangebot ein passiver Transport statt. Die Eisenresorption ist stark erhöht bei Eisenmangel und bei gesteigerter Erythropoese. Sie ist bei niedrigen Hämoglobinwerten und geringer Füllung der Eisenspeicher am größten (50–60%) und nimmt mit zunehmender Normalisierung dieser Parameter wieder ab. Die Kombination von Eisensulfaten und Hilfsstoffen ermöglicht eine schrittweise und beständige Eisenabgabe. Die Resorption steigt, wenn die Eisenreserven geleert sind und sinkt, wenn die Eisenspeicher gefüllt sind. Durch die gleichzeitige Einnahme gewisser Nahrungsmittel und Arzneimittel kann die Resorption beeinträchtigt werden (siehe Abschnitt 4.5)). Maximale Serumeisenkon­zentrationen treten 2 bis 4 Stunden nach der Einnahme auf.

Verteilung

Die Eisenspeicher im menschlichen Körper befinden sich in erster Linie im Knochenmark (Erythroblasten), Erythrozyten, Leber und Milz. Im Blut wird Eisen in seiner dreiwertigen Form an Transferrin gebunden zu den Orten der Blutbildung (wo es in Hämoglobin umgewandelt wird) oder in spezifische Speicher transportiert. Bei voller Sättigung kann das gesamte Plasmatransferrin maximal 12 mg Eisen aufnehmen. Diese Menge ist relativ klein und bei einer Vergiftung durch oral oder parenteral gegebenes Eisen kann die Bindungskapazität von Transferrin erschöpft werden, so dass im Plasma freies, nicht gebundenes Eisen auftritt, welches toxisch ist. Die Speicherung erfolgt nach Bindung an Apoferritin als Ferritin u.a. in Leber, Milz und Knochenmark.

Eisen passiert die Plazentaschranke und tritt in geringen Mengen in die Muttermilch über.

Biotransformation

Als Metallion wird Eisen nicht in der Leber metabolisiert.

Elimination

Es gibt keinen aktiven Mechanismus zur Eisenelimination. Die durchschnittliche Eisenausscheidung bei gesunden Probanden wird auf 0,8 – 1 mg / Tag geschätzt. Die hauptsächlichen Eliminationswege sind der Magen-Darm-Trakt (Desquamation von Enterozyten, Abbau von Häm aus Extravasation von roten Blutkörperchen), der Urogenitaltrakt und die Haut.Orales Eisen im Überschuss wird hauptsächlich mit dem Stuhl ausgeschieden. Mit der Menstruationsblu­tung geht ebenfalls ca. 1 mg Eisen /Tag verloren.

Der weitaus größte Teil des durch Abbau von Hämoglobin freigesetzten Eisens (20–30 mg täglich) wird vom Körper hauptsächlich zur Hämoglobinsynthese wiederverwendet.

Folsäure

Bis zu einer Dosis von 15 mg wird Folsäure rasch und nahezu vollständig vom proximalen Abschnitt des Dünndarmes resorbiert. Maximale Plasmakonzentra­tionen werden nach ca. 30 – 60 Minuten erreicht. Die empfohlene Tageszufuhr mit der Nahrung liegt für den gesunden Erwachsenen bei 300 ^g/Tag, berechnet als Gesamtfolat, entsprechend 120 ^g/Tag Folsäure. Dabei wird vorausgesetzt, dass bei intaktem enterohepatischem Kreislauf die mit der Galle sezernierte Folsäure praktisch quantitativ reabsorbiert wird.

Verteilung

Die Verteilung von Tetrahydrofolsäure und seinen Derivaten erfolgt in alle Gewebe, wobei ca. 50% in der Leber gefunden werden, größere Mengen auch in der Zerebrospinal­flüssigkeit. Folat geht in die Muttermilch über.

Die Gesamtkörpermenge an Folat im menschlichen Organismus liegt zwischen 5 und 10 mg. Die Körperreserven an Folsäure sind relativ gering. Wird keine Folsäure mit der Nahrung zugeführt, kommt es nach 4 – 5 Monaten zur Manifestation einer megaloblastischen Anämie.

Biotransformation

Nach Absorption wird Folsäure im Plasma und in der Leber zu N-Methyltetrahy­drofolsäure (5MTHF), der hauptsächlichen Speicher- und Transportform metabolisiert. Folsäure-Metaboliten sind Teil des enterohepatischen Kreislaufs.

Elimination

Die in der Hülle enthaltene Folsäure wird im Magen-Darm-Trakt schnell freigesetzt und nahezu vollständig resorbiert. Die Elimination von Folsäure erfolgt vorwiegend renal, überschüssiges Folat wird unverändert über den Urin ausgeschieden.

Die Bioverfügbarkeit des Eisens wird durch die Folsäure nicht beeinträchtigt.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitsphar­makologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Reproduktions- und Entwicklungsto­xizität, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten von Eisen und Folsäure bei vorgeschriebenen Dosierungen keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

Es gibt keine Hinweise für eine potentielle Mutagenität von Eisen bei Säugetierzellen in vivo.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Kern : Maltodextrin, mikrokristalline Cellulose, Ammoniummethacrylat-Copolymer Dispersion Typ B (Eudragit RS 30 D), Ammoniummethacrylat-Copolymer Dispersion Typ A (Eudragit RL 30 D), Talk, Triethylcitrat, Glyceroldibehenat.

Hülle: Sepifilm LP010*, Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid rot (E 172), Titandioxid (E 171), Triethylcitrat.

* Zusammensetzung Sepifilm LP010: Hypromellose, mikrokristalline Cellulose, Stearinsäure.

6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre.

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 30 °C lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Blisterpackung aus PVC/PVDC/Alumi­niumfolie. Packungen zu 30 und 100 Stück.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

7. INHABER DER ZULASSUNG

Pierre Fabre Pharma GmbH

Jechtinger Straße 13

79111 Freiburg

Deutschland

8. ZULASSUNGSNUMMER(N)

Z.Nr.: 16.520

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Datum der Erteilung der Zulassung: 06. Juni 1979

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 22. November 2016

10. STAND DER INFORMATION

April 2019

Mehr Informationen über das Medikament Tardyferon Fol Retardtabletten

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 16520
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Pierre Fabre Pharma GmbH, Jechtinger Strasse 13, 79111 Freiburg, Deutschland