Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Colofac retard 200 mg Kapseln
1.
Colofac retard 200 mg Kapseln
2.
1 Kapsel enthält 200 mg Mebeverinhydrochlorid.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3.
Retardkapsel
Undurchsichtige, weiße Hartkapseln Größe 1 mit der Prägung 245.
4.
4.1 Anwendungsgebiete
Colon irritabile (Reizkolon), ohne organische Ursachen, gekennzeichnet durch spastische Bauchschmerzen, spastische Obstipation, alternierend mit unspezifischer Diarrhoe, eventuellem Schleimabgang und Flatulenz.
Colofac wird angewendet bei Erwachsenen.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Die übliche Dosis für Erwachsene beträgt 2× täglich 1 Colofac retard 200 mg Kapseln (entsprechend 2× 200 mg = 400 mg Mebeverinhydrochlorid pro Tag).
Die Dauer der Anwendung ist zeitlich nicht begrenzt. Falls Patienten eine oder mehrere Einnahmen vergessen haben, sollten sie zum nächsten vorgesehenen Zeitpunkt die Einnahme fortsetzen. Die vergessene Dosis ist nicht zusätzlich einzunehmen.
An älteren Patienten und an Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz wurden keine Dosierungsstudien durchgeführt. Aus verfügbaren Sicherheitsdaten nach Markteinführung konnte bisher kein spezifisches Risiko für ältere Patienten und Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz identifiziert werden. Eine Dosisanpassung bei älteren, leber- und/oder niereninsuffizienten Patienten wird derzeit nicht als notwendig erachtet (siehe auch Abschnitt 4.4).
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren:
Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren dürfen Colofac retard 200 mg Kapseln nicht angewendet werden, da für diese Altersgruppe keine ausreichenden klinischen Daten vorliegen.
Zum Einnehmen.
Die Kapseln sind im Abstand von 12 Stunden (z.B. morgens und abends) mit einer ausreichenden Menge Wasser (mindestens 100 ml) zu schlucken. Kapseln bzw. deren Inhalt nicht zerkauen, da der Überzug des Granulats zur Gewährleistung der verzögerten Wirkstofffreisetzung nicht zerstört werden darf (siehe auch Abschnitt 5.2).
4.3 Gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Mebeverinhydrochlorid oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile;
– Gastrointestinale Erkrankungen, die zu einer partiellen oder kompletten Hemmung der propulsiven Motilität des Darmes führen können, wie z.B. paralytischer Ileus.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Colofac retard 200 mg Kapseln dürfen nicht geöffnet eingenommen werden, da es besonders bei Schluckstörungen zu lokalen Irritationen kommen kann.
Leber und Nierenfunktionsstörungen
Mebeverin wird extensiv metabolisiert und die Metaboliten werden vorwiegend renal ausgeschieden. Aufgrund der Metabolisierung und renalen Ausscheidung ist eine unerwünschte Nebenwirkung in beiden Organsystemen denkbar. Daher sollte Mebeverin bei Patienten mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen nur mit Vorsicht eingesetzt werden obwohl klinische Daten nicht verfügbar sind und vorliegende Sicherheitsdaten keinen direkten Zusammenhang erkennen lassen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Es wurden keine Wechselwirkungsstudien durchgeführt, außer mit Alkohol. Präklinische Studien in vitro und in vivo zeigten keinerlei Wechselwirkungen zwischen Mebeverinhydrochlorid und Alkohol.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Mebeverinhydrochlorid bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien waren hinsichtlich Reproduktionstoxizität unzureichend (siehe Abschnitt 5.3). Daher wird die Anwendung von Colofac während der Schwangerschaft nicht empfohlen.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Mebeverin oder seine Abbauprodukte in die menschliche Muttermilch übergehen. Der Übergang in die Milch ist bei Tieren nicht untersucht worden. Colofac sollte daher während der Stillzeit nicht eingenommen werden.
Fertilität
Es liegen keine klinischen Daten über Auswirkungen auf die männliche oder weibliche Fertilität vor. Tierexperimentelle Studien erbrachten keinen Hinweis auf einen direkt oder indirekt schädigenden Einfluss (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nach bisherigen Erfahrungen hat Mebeverin im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Konzentrationsund Reaktionsfähigkeit.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt.
sehr häufig häufig gelegentlich selten sehr selten nicht bekannt | (>1/10) (>1/100, <1/10), (>1/1000, <1/100), (>1/10000, <1/1000), (<1/10000), einschließlich gemeldeter Einzelfälle, Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. |
Die folgenden Nebenwirkungen wurden spontan nach Vermarktung berichtet. Die Häufigkeit ist auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar (nicht bekannt).
Allergische Reaktionen
Allergische Reaktionen, hauptsächlich aber nicht ausschließlich der Haut, wurden beobachtet.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Urtikaria, Angioödem, Gesichtsödem, Exanthem
Erkrankungen des Immunsystems
Überempfindlichkeit (einschließlich anaphylaktischer Reaktionen)
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN
ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
4.9 ÜberdosierungTheoretisch könnte es bei Überdosierung zu einer Übererregbarkeit des ZNS kommen. In Fällen, in denen Mebeverin überdosiert eingenommen wurde, waren die Symptome entweder nicht oder nur mild vorhanden und gewöhnlich rasch reversibel. Die beobachteten Symptome waren neurologischer und kardiovaskulärer Natur. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt, es wird eine symptomatische Behandlung empfohlen. Magenspülung sollte nur bei multipler Vergiftung in Betracht gezogen werden, die innerhalb einer Stunde bemerkt wird. Maßnahmen zur Verminderung der Resorption sind nicht notwendig.
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5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Synthetische Anticholinergika, Ester mit tertiären Aminogruppen, Mebeverin
ATC-Code: A03AA04
Wirkmechanismus undpharmakodynamische Aktivität
Mebeverin ist ein muskulotropes Spasmolytikum mit einer selektiven Wirkung auf die glatte Muskulatur des Verdauungstraktes, ohne die physiologische Motilität zu beeinflussen.
Es ist in der empfohlenen Dosierung frei von atropinartigen bzw. anticholinergen Begleiterscheinungen wie Mundtrockenheit, Beeinträchtigung der Blasenentleerung, Sehstörungen oder Obstipation.
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Die klinische Wirksamkeit und Sicherheit unterschiedlicher Mebeverin-Formulierungen wurde an mehr als 1.500 Patienten untersucht. Generell wurde eine beträchtliche Verbesserung der vorherrschenden Colon irritabile -Symptomatologie (z.B. abdominale Schmerzen, Stuhlcharakteristik) im Vergleich zur Baseline beobachtet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Mebeverin wird nach oraler Administration schnell und vollständig resorbiert. Durch die retardierte Formulierung der Retardkapseln ist eine nur zweimal tägliche Dosierung möglich.
Verteilung
Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben eine homogene Verteilung von Mebeverinhydrochlorid in allen Geweben.
Anhaltspunkte für eine Akkumulation konnten auch nach Mehrfachgabe nicht festgestellt werden
Metabolismus
Mebeverinhydrochlorid wird hauptsächlich durch Esterasen metabolisiert, welche zunächst die Esterbindung in Veratrumsäure und Mebeverinalkohol spalten. Im Humanplasma findet man sowohl freie Veratrumsäure als auch ihre Glukuronidform. Der Mebeverinalkohol wird ebenfalls weiter verstoffwechselt, vor allem zu Konjugaten in Form von Glukuroniden und/oder Sulfaten. Der Hauptmetabolit im Plasma ist DMAC (demethylierte Carboxylsäure). Die Eliminationshalbwertzeit von DMAC im steady state ist 5,77h. Bei Mehrfachgaben (2 x täglich 200 mg Mebeverinhydrochlorid) liegt Cmax von DMAC für die Retardkapseln bei 804 ng/ml und tmax bei 3 Stunden. Die relative Bioverfügbarkeit der Retardkapseln ist mit einer durchschnittlichen AUC-Rate von 97% optimal.
Elimination
Mebeverin wird komplett metabolisiert, die Metaboliten werden nahezu vollständig über den Urin (< 95%) ausgeschieden. Dabei wird es hauptsächlich durch Esterasen hydrolysiert, wodurch zunächst Veratrumsäure und Mebeverinalkohol entstehen. Veratrumsäure wird in den Urin ausgeschieden, ebenso Mebeverinalkohol, dieser jedoch zu einem Teil als korrespondierende Carboxylsäure (MAC) und um anderen als demethylierte Carboxylsäure (DMAC).
Pädiatrische Population
Es wurden keine Pharmakokinetikstudien an Kindern durchgeführt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
5.3 Präklinische Daten zur SicherheitWährend der Entwicklungsphase wurde mit Mebeverin in verschiedenen Tierspezies auf akute und (sub)chronische Toxizität getestet sowie Fortpflanzungsuntersuchungen durchgeführt.
Nach sehr hohen oralen und parenteralen Dosen weisen die Hauptsymptome in Tieren auf eine Beteiligung des ZNS mit Verhaltenserregungen (vorwiegend Tremor und krampfartige Zuckungen) hin.
Die Dosierungen, die in Studien mit Tieren verwendet wurden, überstiegen die Dosis, die für Menschen eingesetzt wird, um ein Vielfaches (40mg/kg für Tiere versus 6mg/ kg für Menschen).
Die Reproduktionstoxizität von Mebeverin wurde in Tieren nur unzureichend untersucht. Die einmalige Verabreichung von bis zu 100 mg/kg/Tag an Ratten und Kaninchen ergab keinen Hinweis auf ein teratogenes Potential. Jedoch zeigten sich bei Ratten in Dosierungen, die der 2-fachen maximalen klinischen Dosis für Menschen entsprach, embryotoxische Effekte wie Wachstumsstörung und erhöhte embryonale Sterblichkeit. Bei Kaninchen wurden diese Effekte nicht beobachtet.
Eine orale Fertilitätsstudie an weiblichen und männlichen Ratten bis zu einer Dosierung, die für Menschen eingesetzt wird, zeigte weder in der Generation F0 noch bei drei weiteren F1-Generationen schädigende Auswirkungen. Auch wurden bei beiden Spezien keine teratogenen Effekte beobachtet.
In in vitro und in vivo Studien mit Mebeverin konnten keine mutagenen oder klastogenen Wirkungen festgestellt werden. Da kein Verdacht auf ein karzinogenes Potential vorliegt, wurden keine Kanzerogenitätsstudien durchgeführt.
In einer Studie zur Untersuchung der potentiellen Wirkung von Mebeverin und Mebeverinsäure auf das Alkohol-metabolisierende Cytochrom P 2E1 System, hemmten weder Mebeverin noch Mebeverinsäure das Isoenzym CYP2E1.
Die Wirkung von Mebeverin und Alkohol auf die motorische Koordination wurde an Ratten untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass weder Mebeverin allein noch in Kombination mit Alkohol Einfluss auf die motorische Koordinationsfähigkeit hat. Auch kam es durch Mebeverin zu keiner Steigerung der Alkoholwirkung.
6.
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Kapselinhalt (Granulat):
Magnesiumstearat
Polyacrylat-Dispersion 30%
Talkum
Hypromellose
Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer 1:1 Dispersion 30%
Glyceroltriacetat
Kapselhülle:
Titandioxid (E 171)
Gelatine
Tinte:
Schellack (E 904)
Eisenoxid schwarz (E 172)
Ammoniak-Lösung
Kaliumhydroxid
Propylenglycol
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 °C und nicht unter 5 °C lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackung aus Aluminium- und PVC -Folie
Packungen zu 20, 30, 60 Stück
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die BeseitigungNicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7.
Mylan Österreich GmbH
Guglgasse 15
1110 Wien
8.
Z.Nr.: 1–23472
9.
Datum der Erteilung der Zulassung: 27. Januar 2000
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 06. Oktober 2011
10.
Mai 2019
Mehr Informationen über das Medikament Colofac retard 200 mg Kapseln
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-23472
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Mylan Österreich GmbH, Guglgasse 15, 1110 Wien, Österreich