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Carmubris - Trockenstechampulle mit Lösungsmittel - Zusammengefasste Informationen

Enthält den aktiven Wirkstoff :

ATC-Gruppe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Carmubris - Trockenstechampulle mit Lösungsmittel

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Carmubris® – Trockenstechampulle mit Lösungsmittel

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Durchstechflasche enthält 100 mg Carmustin.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 3ml wasserfreies Ethanol (entspricht 2,37g)

3. DARREICHUNGSFORM

Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung.

Gelbliches Pulver zur Rekonstitution

Aussehen der Lösung: farblos bis hellgelb

pH- Wert: 4,0 – 6,8

Die Osmolarität des in wasserfreiem Ethanol und sterilem Wasser rekonstituierten Infusionslösun­gsKonzentrates beträgt 15,6 mOsmol/l. Die gebrauchsfertige Infusion, mit physiologischer Kochsalzlösung oder 5 %iger Glucoselösung verdünnt, ist mit dem Plasma isotonisch.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Carmubris 100 mg- Trockenstecham­pullen werden angewendet bei Erwachsenen.

Carmustin ist als Monosubstanz bzw. in Kombination mit anderen antineoplastisch wirksamen Substanzen und/oder weiteren therapeutischen Maßnahmen (Strahlentherapie, Operation) bei folgenden malignen Neoplasmen wirksam:

■ Hirntumore (Glioblastom, Hirnstammgliom, Medulloblastom, Astrozytom, Ependymom), Hirnmetastasen,

■ multiples Myelom (in Kombination mit einem Glucocorticoid wie Prednison),

■ Sekundärtherapie bei Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin Lymphome,

■ Tumore des Gastrointesti­naltraktes,

■ malignes Melanom in Kombination mit weiteren antineoplastisch wirksamen Medikamenten.

■ Konditionierung vor der autologen hämatopoetischen Stammzelltran­splantation (SZT) bei malignen hämatologischen Erkrankungen (Hodgkin / Non-Hodgkin-Lymphom)

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Bei chemo- und/oder strahlenthera­peutisch nicht vorbehandelten Patienten beträgt bei Monotherapie die Carmustindosis 200 mg/m2 Körperoberfläche intravenös. Diese Dosis kann auf einmal oder fraktioniert in 2 Einzeldosen zu jeweils 100 mg/m2 Körperoberfläche an zwei aufeinander folgenden Tagen verabreicht werden.

Die Therapie soll frühestens in 6-wöchigen Abständen wiederholt werden. Der folgende Behandlungskurs darf erst begonnen werden, wenn sich nach der empfohlenen Anfangsdosierung die Zahl der Blutzellen wieder annähernd normalisiert hat und folgender Blutstatus erreicht ist:

> 100.000 Throm­bozyten/pl

> 4.000 Leukozyten/pl

Die Carmustindosis ist sowohl bei Mono- als auch bei Kombinationsthe­rapie mit anderen myelosuppressiv wirkenden Medikamenten dem individuellen hämatologischen Befund anzupassen.

Hierbei soll Carmustin in Abhängigkeit von den Thrombozyten- und Leukozyten- Tiefstwerten (Nadir) nach folgendem Schema verabreicht werden:

a) Leukozyten >3.000/pl bzw. Thrombozyten >75.000/pl: 100% der empfohlenen Ausgangsdosis

b) Leukozyten 2.000 – 3.000/pl bzw. Thrombozyten 25.000 – 75.000/pl: 70% der empfohlenen Ausgangsdosis

c) Leukozyten < 2.000/pl bzw. Thrombozyten < 25.000/pl: 50% der empfohlenen Ausgangsdosis

Konditionierun­gsschema vor einer SZT

Carmustin wird in Kombination mit anderen Chemotherapeutika bei Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen vor einer SZT in einer intravenösen Dosis von 300 – 600 mg/m2 verabreicht.

Besondere Patientengruppen

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Bei eingeschränkter Nierenfunktion soll die Carmustindosis in Abhängigkeit von der glomerulären Filtrationsrate reduziert werden.

Ältere Patienten

Im Allgemeinen soll die Dosis für ältere Patienten achtsam gewählt werden und normalerweise am unteren Ende des Dosierungsbereichs beginnen. Dies spiegelt die größere Häufigkeit einer verminderten Leber-, Nieren- oder Herzfunktion sowie einer Begleiterkrankung oder einer Therapie mit anderen Arzneimitteln wi­der.

Da ältere Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine verminderte Nierenfunktion haben, soll bei der Auswahl der Dosis sorgfältig vorgegangen, die Nierenfunktion überwacht und die Dosis entsprechend reduziert werden.

Bei älteren Patienten ist die Inzidenz einer Stomatitis (orale Mukositis) höher, wenn eine hohe Dosis Carmustin verabreicht wird.

Kinder und Jugendliche

Carmubris darf bei Kindern und Jugendlichen aufgrund des hohen Risikos einer pulmonalen Toxizität nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).

Art der Anwendung

Zur intravenösen Anwendung.

Carmubris wird als langsame intravenöse Infusion verabreicht. Carmubris soll nicht als schnelle intravenöse Injektion verabreicht werden.

Anweisungen zur Handhabung und Rekonstitution des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.

Carmustin wird als intravenöse Infusion über 1–2 Stunden nach vorgeschriebener Verdünnung angewendet. Diese Infusionszeit soll nicht unterschritten werden, da die Infusion sonst zu Schmerzen und Brennen an der Einstichstelle führen kann.

Eine generelle Begrenzung der Anwendungsdauer der Carmustin-Therapie ist nicht vorgesehen. Bei Nichtansprechen des Tumors, progressiver Erkrankung und/oder beim Auftreten nicht mehr tolerierbarer Nebenwirkungen muss die Carmustin-Therapie abgebrochen werden.

Die Anwendung von Carmustin erfolgt meist in sogenannten Therapiekursen. Diese sollen unter Berücksichtigung der hämatologischen Parameter (siehe “Dosierung“) in 6-wöchigen Abständen wiederholt werden.

4.3 Gegenanzeigen

– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder den in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteil,

– Überempfindlichkeit gegen andere Nitrosoharnstoffe,

– schwere Knochenmarksde­pression,

– höhergradige Niereninsuffizienz,

– Schwangerschaft und Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6),

– Kinder und Jugendliche.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Carmustin darf nur von Ärzten mit spezieller Erfahrung auf dem Gebiet der Chemotherapie angewendet werden.

Myelosuppression

Verzögerte und kumulative Knochenmarksde­pression (besonders Thrombozytopenie und Leukopenie) die zu Blutungen und schweren Infektionen bei bereits gefährdeten Patienten führen kann, ist eine häufige und schwere toxische Nebenwirkung von Carmustin. Die hämatologischen Parameter (Leukozyten, Granulozyten, Hämoglobin, Thrombozyten) sollten vor Therapiebeginn kontrolliert und während der Therapie bis mindestens 6 Wochen nach Verabreichung einer Dosis regelmäßig überwacht werden (siehe Abschnitt 4.2). Wiederholte Dosen von Carmubris sollten nicht öfter als alle 6 Wochen gegeben werden.

Die häufigste und dosislimitierende Nebenwirkung ist die reversible und verzögert einsetzende Myelosuppression, die normalerweise nach 4 bis 6 Wochen auftritt und deren Schweregrad von der Dosis abhängt. Die myelosuppressive Wirkung von Carmustin ist kumulativ.

Die niedrigste Thrombozytenzahl wird nach 4 bis 5 Wochen, und die niedrigste Leukozytenzahl 5 bis 6 Wochen nach Beginn der Behandlung, beobachtet. Die Thrombozytopenie ist im Allgemeinen stärker ausgeprägt als die Leukozytopenie, aber beide Nebenwirkungen können dosislimitieren­d sein.

Überwachung Organfunktionen

Zusätzlich sollten vor der Behandlung die Leber-, Nieren- und Lungenfunktionen geprüft und während der Therapie regelmäßig überwacht werden (siehe Abschnitt 4.8).

Intraarterielle Gabe

Die i.a. Verträglichkeit wurde nicht geprüft. Bei versehentlicher i.a. Gabe sind schwere Gewebeschäden zu erwarten.

Eine direkte Applikation von Carmubris in die Karotis-Arterie ist als experimentell anzusehen und wurde mit okularer Toxizität in Zusammenhang gebracht.

Ethanol

Dieses Arzneimittel enthält 0,57 Vol% Ethanol (Alkohol), d.h. bis zu 7,68 g pro Dosis. Das entspricht 11,32 ml Bier oder 4,72 ml Wein pro Dosis. Diese Mengen ergeben sich aus einem berechneten Beispiel mit 320 mg Carmustin (200 mg/m2 KOF für 1,6 m2) in 9,6 ml gelöst (steriler wasserfreier Ethanol) und ein Infusionsendvolumen von 1696 ml (siehe Abschnitt 6.6). Gesundheitliches Risiko für Patienten, die unter Alkoholismus leiden. Ist bei Schwangeren bzw. Stillenden sowie bei Kindern und Patienten mit erhöhtem Risiko aufgrund einer Lebererkrankung oder Epilepsie zu berücksichtigen. Die Alkoholmenge in diesem Arzneimittel kann die Wirksamkeit anderer Medikamente beeinflussen. Die Alkoholmenge in diesem Arzneimittel kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Lungentoxizität

Bei bis zu 30% der Patienten wurde eine Lungentoxizität beobachtet. Die früh einsetzende Lungentoxizität (innerhalb von 3 Jahren nach der Behandlung) führte zu Lungeninfiltraten und/oder Lungenfibrose, die in einigen Fällen tödlich verliefen. Die Patienten waren zwischen 22 Monate und 72 Jahre alt. Zu den Risikofaktoren zählen Rauchen, Atemwegserkran­kungen, bestehende radiographische Auffälligkeiten, sequentielle oder gleichzeitige Thoraxbestrahlung sowie die Kombination mit anderen Wirkstoffen, die Lungenschäden verursachen können. Die Inzidenz von Nebenwirkungen ist wahrscheinlich dosisabhängig. Kumulative Dosen von 1200–1500 mg/m2 wurden mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Lungenfibrose in Verbindung gebracht. Spirometrie (FVC, DLCO) soll während der Behandlung regelmäßig durchgeführt werden. Besonders gefährdet sind Patienten, die bei Spirometrie einen Ausgangswert von <70% der erwarteten forcierten exspiratorischen Vitalkapazität (FVC) oder der Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO) aufweisen.

Fälle von sehr spät einsetzender Lungenfibrose (bis zu 17 Jahre nach der Behandlung) wurde bei Patienten beobachtet, die im Kindes- oder Jugendalter Carmustin erhielten.

Eine Langzeit-Nachbeobachtung von 17 Patienten, die Hirntumoren im Kindesalter überlebten, zeigte, dass 8 von ihnen an Lungenfibrose starben. Zwei dieser 8 Todesfälle traten innerhalb der ersten 3 Jahre der Behandlung und 6 innerhalb von 8–13 Jahren nach der Behandlung auf. Das Durchschnittsalter (zum Zeitpunkt der Behandlung) der verstorbenen Patienten betrug 2,5 Jahre (1–12 Jahre) und das Durchschnittsalter der Langzeitüberle­benden 10 Jahre (5–16 Jahre). Alle Patienten, die zum Zeitpunkt der Behandlung jünger als 5 Jahre waren, starben an Lungenfibrose. Weder die Carmustin-Dosis noch eine zusätzliche Verabreichung von Vincristin oder eine Bestrahlung der Wirbelsäule hatten Einfluss auf das tödliche Ergebnis.

Lungenfibrose wurde bei allen verbleibenden Überlebenden festgestellt, die für eine Nachuntersuchung zur Verfügung standen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Carmustin-Therapie muss aufgrund des hohen Risikos einer Lungentoxizität sorgfältig abgewogen werden.

Es wurde über ein erhöhtes Risiko für Lungentoxizitäten bei der Behandlung mit

Konditionierun­gsschemata und SZT bei Frauen berichtet. Bisher wurde dieses erhöhte Risiko für die Behandlung selbst beschrieben, einschließlich des Konditionierun­gsschemata ohne Carmustin (z.B. TBI oder Busulfancyclop­hosphamid) oder mit Carmustin (BEAM: Carmustin, Etopsid, Cytarabin und Melphalan oder CBV: Cyclophosphamid, Carmustin und Etoposid).

Es wurde gezeigt, dass eine Hochdosistherapie mit Carmustin (insbesondere mit 600 mg/m2) vor der hämatopoetischen Stammzelltran­splantation das Risiko für Inzidenz und Schweregrad von Lungentoxizitäten erhöht. Daher muss bei Patientinnen mit anderen Risiken für Lungentoxizitäten die Verwendung von Carmustin gegen die Risiken abgewogen werden.

Nierentoxizität

Nierenveränderungen mit Abnahme der Nierengröße, fortschreitende Azotämie und Nierenversagen wurden nach hoch-kumulativen Dosen und nach Langzeitbehandlung mit Carmustin und verwandten Nitrosoharnstoffen beobachtet.

Lebertoxizität

Eine Lebernekrose kann nach Verabreichung von Dosen auftreten, die höher sind als die in den Dosierungsanwe­isungen empfohlenen Dosen.

Hochdosistherapie

Bei einer Hochdosistherapie mit Carmustin steigt das Risiko und der Schweregrad für Infektionen, für kardiale, hepatische, gastrointestinale und renale Toxizität, sowie für Erkrankungen des Nervensystems und Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypophosphatämie).

Komorbiditäten und schlechter Krankheitszustand

Patienten mit Komorbiditäten und schlechterem Krankheitsstatus haben ein höheres Risiko für unerwünschte Ereignisse. Dies ist besonders wichtig für ältere Patienten.

Lokale Toxizität

Während der Verabreichung von Carmubris können Reaktionen am Verabreichungsort auftreten (siehe Abschnitt 4.8). In Anbetracht der Möglichkeit einer Extravasation wird eine engmaschige Überwachung der Infusionsstelle wegen möglicher Infiltration während der Administration empfohlen. Eine spezielle Methode zur Handhabung von Extravasation ist momentan nicht bekannt.

Ein versehentlicher Kontakt der rekonstituierten Infusionslösung mit der Haut hat zu Verbrennungen und übermäßiger Pigmentbildung in den betroffenen Arealen geführt.

Über lokale Toxizität des Weichgewebes infolge einer Extravasation von Carmubris wurde berichtet. Die Infiltration von Carmubris kann Schwellung, Schmerzen, Erythem, Brennen und Hautnekrose verursachen.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bei der Kombination mit anderen myelosuppressiven Arzneimitteln wie z.B. Methotrexat, Cyclophosphamid, Procarbazin, Chlormethin (Stickstofflost), Fluoruracil, Vinblastin, Actinomycin (Dactinomycin), Bleomycin, Doxorubicin (Adriamycin) – oder bei Patienten, bei denen die Knochenmarksreserve wegen der Erkrankungen selbst oder aufgrund der vorangegangenen Therapie erschöpft ist – muss mit verstärkter Thrombopenie und Leukopenie gerechnet werden.

Bei der Kombination von Carmustin und Cimetidin wurde von stärkerer Myelotoxizität (z.B. Leukopenie und Neutropenie) berichtet.

Kreuzresistenz mit anderen alkylierenden Substanzen, wie z.B. Chlormethin und Cyclophosphamid, ist möglich.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Fertilität und Schwangerschaft

Bisher liegen keine hinreichenden Daten für die Anwendung von Carmustin bei Schwangeren vor.

Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionsto­xizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Carmustin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3). Kontrazeptive Maßnahmen für männliche und weibliche Patienten im geschlechtsreifen Alter sind während der Behandlung mit Carmustin und mindestens bis zu 6 Monate danach angezeigt. Wenn nach Abschluss der Therapie Kinderwunsch besteht, soll unbedingt eine genetische Beratung erfolgen.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt ob Carmustin oder Metabolite in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für das Neugeborene / Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund des Potentials für schwere Nebenwirkungen beim Säugling darf während der Anwendung nicht gestillt werden.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt, jedoch sollte berücksichtigt werden, dass die Alkoholmenge in diesem Arzneimittel die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen kan­n.

4.8 Nebenwirkungen

Die Tabelle enthält unerwünschte Ereignisse, die während der medikamentösen Behandlung beobachtet wurden, die aber nicht unbedingt in einem direkten kausalen Zusammenhang zur Arzneimittelgabe stehen. Da klinische Studien unter sehr spezifischen Bedingungen durchgeführt werden, spiegeln die beobachteten Raten unerwünschter Ereignisse möglicherweise nicht die in der klinischen Praxis beobachteten Raten wider. Unerwünschte Ereignisse sind im Allgemeinen eingeschlossen, wenn sie bei mehr als 1% der Patienten in der Produktmonographie oder in Zulassungsstudien gemeldet wurden und / oder als klinisch wichtig eingestuft wurden. Wenn placebokontro­llierte Studien verfügbar sind, werden unerwünschte Ereignisse eingeschlossen, wenn die Inzidenz in der Behandlungsgruppe > 5% höher ist.

Die folgende Tabelle enthält Nebenwirkungen von Carmustin, unterteilt nach Gruppen gemäß der MedDRA-Terminologie mit folgenden Häufigkeiten des Auftretens: sehr häufig (> 1/10); häufig (> 1/100 bis <1/10); gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100); selten (>1/10.000 bis <1 /1.000); sehr selten (<1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit kann aus den verfügbaren Daten nicht geschätzt werden).

Eine hohe Dosis ist definiert als > 200 mg/m2. Klinisch wichtige Nebenwirkungen sind in der Tabelle kursiv geschrieben :

MedDRA-Systemorganklasse

Häufigkeit

Nebenwirkungen

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Nicht bekannt

Opportunistische Infektionen (einschließlich tödlicher)

Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)

Häufig

Akute Leukämie, Knochenmarkdys­plasie; nach langfristiger Anwendung.

Nicht bekannt

Sekundärmalignome

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Sehr häufig

Myelosuppression (siehe Abschnitt 4.4)

Häufig

Anämie

Erkrankungen des Immunsystems

Nicht bekannt

Allergische Reaktion

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Nicht bekannt

Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypophosphatämie)

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig

Ataxie, Schwindel, Kopfschmerzen.

Häufig

Enzephalopathie (Hochdosistherapie und dosislimitierend)

Nicht bekannt

Muskelschmerzen, Status epilepticus, Krampfanfall, tonisch-klonischer Anfall (Grand-Mal-Anfall)

Augenerkrankungen

Sehr häufig

Okulare Toxizität, vorübergehende konjunktivale Injektion und

verschwommenes Sehen;

Netzhautblutungen

Selten

Neuroretinitis

Herzerkrankungen

Sehr häufig

Hypotonie aufgrund Alkoholgehalt von

Verdünnungsmitteln

(Hochdosistherapie)

Nicht bekannt

Tachykardie, pektanginöse

Beschwerden

Gefäßerkrankungen

Sehr häufig

Phlebitis

Selten

Venookklusive Erkrankung (Hochdosistherapie)

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Sehr häufig

Lungentoxizität1, interstitielle Fibrose (bei Langzeittherapie und kumulativer Dosis > 1400 mg/m2, siehe Abschnitt 4.4), Pneumonitis (bei Dosen > 450 mg/m2).

Selten

Interstitielle Fibrose (unter niedrigeren Dosen).

Erkrankungen des Gastrointesti­naltrakts

Sehr häufig

Übelkeit und Erbrechen, schwerwiegend; emetogenes Potenzial > 250 mg/m2 hoch, < 250 mg/m2 mittel-hoch; beginnt innerhalb von 2–4 Stunden nach der Verabreichung und hält 4–6 Stunden an.

Häufig

Anorexie, Obstipation, Diarrhoe, Stomatitis

Selten

Blutungen im Magen-Darm-Trakt

Nicht bekannt

Neutropenische Enterokolitis

Leber- und Gallenerkrankungen

Häufig

Hepatotoxizität, reversibel, verzögert einsetzend bis zu 60 Tage nach Verabreichung (Hochdosistherapie und dosislimitierend), manifestiert durch reversiblen Anstieg von Bilirubin, alkalischer Phosphatase und SGOT.

Erkrankungen der Haut und des

Unterhautzellge­webes

Sehr häufig

Dermatitis bei topischer Anwendung, bessert sich bei reduzierter Konzentration des zusammengesetzten Produkts; Hyperpigmentierung, vorübergehend, bei versehentlichem Hautkontakt.

Häufig

Alopezie, Flush (aufgrund des Alkoholgehalts des Verdünnungsmittels; verstärkt bei Verabreichungsze­iten von < 1–2 h), Reaktion an der Injektionsstelle

Nicht bekannt

Extravasation­sgefahr: Vesicant

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Selten

Nierentoxizität (verstärkt bei hohen kumulativen Dosen).

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Selten

Gynäkomastie

Nicht bekannt

Infertilität, Teratogenese

Allgemeine Erkrankungen und

Beschwerden am

Verabreichungsort

Häufig

Brennen an der Injektionsstelle

Sehr selten

Thrombophlebitis

1Bei der klinischen Nachbeobachtung nach dem Inverkehrbringen manifestierte sich die pulmonale Toxizität auch als Pneumonitis und interstitielle Lungenerkrankung.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5

1200 WIEN

ÖSTERREICH

Fax: + 43 (0) 50 555 36207

Website:

anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

4.9 Überdosierung

Das wichtigste Symptom einer Intoxikation ist die Myelosuppression. Außerdem können folgende schwere Nebenwirkungen auftreten:

Lebernekrosen, interstitielle Pneumonitis, Encephalomyelitis.

Ein spezielles Antidot steht nicht zur Verfügung. Wirksame Substanzen zum Schutz des Knochenmarks sind nicht bekannt. Die Knochenmarkstran­splantation könnte eine wirksame Maßnahme sein.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antineoplastische Mittel; Alkylierende Mittel; Nitrosoharnstoffe

ATC-Code: L01AD01

Carmustin (1,3– bis (2-chloräthyl)-1-nitrosoharnstoff) wirkt antineoplastisch und zytozid. Es alkyliert DNA, RNA sowie einige Enzyme und Proteine und hemmt dadurch den Zellstoffwechsel. Die unter Alkylantien und Strahlentherapie häufig beobachteten Reparaturmecha­nismen an der DNA werden durch Carmustin bzw. seine Metaboliten gehemmt. Carmustin wirkt zellcyklusphasen-unspezifisch und auch auf ruhende Zellen zytozid.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Verteilung

Intravenös appliziertes Carmustin wird schnell abgebaut. Nach 15 Minuten ist kein intakter Arzneistoff mehr nachweisbar.

Durch die gute Fettlöslichkeit und die fehlende Ionisierung bei physiologischem pH-Wert passiert Carmustin sehr gut die Blut-Hirn-Schranke. Die Liquorspiegel liegen um 50 % und mehr über den Plasmaspiegeln.

Die Kinetik von Carmustin im Menschen wird nach einem offenen Zweikammermodell beschrieben.

Nach der intravenösen Infusion über ca. 1 Stunde fällt der Carmustin-Plasmaspiegel biphasisch ab. Die t/2a beträgt 1–4 Minuten, die t/ß 18–69 Minuten.

Biotransformation

Es wird vermutet, dass die antineoplastische und toxische Aktivität von Carmubris durch seine Metaboliten hervorgerufen wird.

Elimination

Carmustin wird primär in Form von Metaboliten zu 60–70% innerhalb von 96 Stunden renal eliminiert. Ca. 10% werden als CO2 ausgeschieden, während der Verbleib der Restmenge von 20–30% unbestimmt ist.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Carmustin ist im Tierversuch bei Dosierungen, die äquivalent zu den menschlichen Dosen sind, embryotoxisch und teratogen bei Ratten sowie embryotoxisch bei Hasen. Carmubris beeinflusst außerdem bei Dosierungen, die etwas höher als die menschliche Dosis sind, die Fruchtbarkeit von männlichen Ratten. Bei Dosierungen, die in etwa jenen entsprechen die bei klinischen Studien eingesetzt werden, wirkt Carmubris bei Ratten und Mäusen karzinogen, indem es zu einem merklichen Anstieg der Häufigkeit von Tumoren kommt.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

wasserfreies Ethanol.

6.2 Inkompatibilitäten

Die Herstellung und Verwendung der rekonstituierten Lösung sollte nur in Glasflaschen oder Polypropylenbehältern erfolgen.

Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre

Nur zur einmaligen Entnahme, Restmengen sind zu verwerfen.

Wurde Carmustin nach Vorschrift hergestellt, ist es 24 Stunden lang bei (2 ° C – 8 ° C) in einem Glasbehältnis stabil.

Die rekonstituierte Lösung, die für die Injektion weiter mit 500 ml Natriumchlorid oder 5% Glucose in Glas- oder Polypropylenbehältnis­sen verdünnt wurde, sollte als Lösung innerhalb von 4 Stunden bei Raumtemperatur verwendet und vor Licht geschützt werden. Diese Lösungen sind weiterhin für 24 Stunden unter Kühlung (2–8 ° C) und weitere 3 Stunden bei Raumtemperatur lichtgeschützt stabil. Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Produkt sofort verwendet werden, es sei denn, die Rekonstitution­smethode schließt das Risiko einer mikrobiologischen Kontamination aus. Falls die Anwendung nicht sofort erfolgt, liegen die Lagerzeiten und -bedingungen für den Gebrauch in der Verantwortung des Anwenders.

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Die ungeöffnete Durchstechflasche mit dem trockenen Arzneimittel:

Im Kühlschrank lagern (2°C bis 8°C).

In der Originalverpackung aufbewahren um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Die ungeöffneten Durchstechflaschen mit dem Trockenpulver sollten bei Kühlschranktem­peratur (2 bis 8°C) transportiert und gelagert werden. Alternativ kann Carmubris auf Trockeneis transportiert werden und anschließend bei Kühlschranktem­peratur (2°C bis 8°C) gelagert werden. Durch die empfohlenen Lagerungsbedin­gungen der ungeöffneten Durchstechflaschen wird bis zu dem auf der Packung angegebenen Verfalldatum eine deutliche Zersetzung verhindert. Das lyophilisierte Produkt enthält keine Konservierungsstof­fe und ist nur zur einmaligen Entnahme geeignet. In der ungeöffneten Durchstechflasche können physikalische Erscheinungen von spitzen Flocken bis hin zu einer starren Masse auftreten, ohne dass dabei eine Zersetzung des Wirkstoffs Carmustin erfolgt. Die Lagerung von Carmustin bei 27°C oder höheren Temperaturen führt zur Verflüssigung der Substanz, da Carmustin einen niedrigen Schmelzpunkt (ca. 30,5°C bis 32,0°C) hat. Als Zeichen des Zerfalls erscheint ein Ölfilm auf dem Boden der Durchstechflasche. Diese dürfen nicht mehr verwendet werden. Wenn es bei Erhalt des Produkts unklar ist ob adäquat gekühlt wurde, sollte sofort die größere Durchstechflasche jedes einzelnen Kartons inspiziert werden. Zur Überprüfung wird die Durchstechflasche in helles Licht gehalten.

Carmustin erscheint als sehr kleine Menge von trockenen Flocken oder als trockene, starre Masse. Ist das der Fall, ist Carmubris zur Anwendung geeignet und sollte sofort gekühlt werden. Für die in diesem Abschnitt angegebenen Stabilitätsdaten wurden Glasgeräte verwendet. Die Herstellung und Verwendung sollte nur in Glasflaschen oder Polypropylenbehältern erfolgen. Die Lagerungsbedin­gungen des rekonstituierten Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Jede Packung enthält 1 Durchstechflasche mit 100 mg Pulver (Braunglasflasche mit Butylkautschuk­stopfen) und 1 Durchstechflasche (Durchschaubar Glasflasche Typ I) mit 3 ml sterilem Lösungsmittel.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Hinweise zur Handhabung

Carmustin sollte nur von Ärzten angewendet werden, die in der Tumortherapie Erfahrung haben.

Nur zur einmaligen Entnahme. Nur klare und farblose bis hellgelbe Lösungen verwenden. Die Herstellung und Verwendung sollte nur in Glasflaschen oder Polypropylenbehältern erfolgen.

Die für den Umgang mit Zytostatika erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen sind streng zu beachten. Es wurden verschiedenste Richtlinien zu diesem Thema veröffentlicht. Es gibt kein generelles Abkommen, dass die in diesen Richtlinien empfohlenen Verfahren notwendig oder geeignet sind.

Versehentlicher Kontakt der fertigen Infusionslösung mit der Haut hat zu Verätzungen und übermäßiger Pigmentbildung an den betroffenen Stellen geführt. Wenn die Haut oder Schleimhaut mit Carmubris Lyophilisat oder Lösung in Kontakt kommt, sollte die Haut oder Schleimhaut sofort sorgfältig mit Wasser gewaschen werden.

Um das Risiko einer dermalen Exposition zu minimieren sollten beim Hantieren mit Carmubris-Trockenstecham­pullen mit Lösungsmittel immer undurchlässige Handschuhe getragen werden. Das beinhaltet jeglichen Umgang mit dem Präparat in Kliniken, Apotheken, Lagerräumen, Heimpflegesta­tionen. Außerdem während dem Auspacken und der Inspektion, während des Transports innerhalb eines Gebäudes und während der Zubereitung und Applikation der Dosis.

Um die Lösung von Carmustin mit Ethanol zu erleichtern, sollten die Durchstechflaschen mit Pulver und die Durchstechflaschen mit Lösungsmittel vor dem Mischen auf kontrollierte Raumtemperatur (15°C bis 30°C) erwärmt werden.

Zur Herstellung des Infusionslösungs-Konzentrates wird der Inhalt der Durchstechflasche mit Lösungsmittel (3 ml steriler wasserfreier Ethanol) dem Inhalt der Durchstechflasche beigefügt, die 100 mg Carmustin werden gelöst und mit 27 ml sterilem Wasser auf 30 ml verdünnt. 1 ml dieser Lösung enthält 3,3 mg Carmustin in 10 Vol.-%iger Alkohollösung (pH 5,6–6,0). Carmustin muss vollständig in Ethanol gelöst sein bevor steriles Wasser zur Injektion beigefügt wird. Rekonstitution wie empfohlen resultiert in einer klaren, farblosen bis hellgelben Lösung, die im Kühlschrank (2–8°C) für 24 Stunden haltbar ist. Vor Anwendung ist das Infusionslösungs-Konzentrat auf Ausfällungen zu kontrollieren. Sind Ausfällungen entstanden, können diese durch Erwärmung der Durchstechflasche auf Raumtemperatur bei leichtem Schütteln wieder aufgelöst werden.

Zur Herstellung der gebrauchsfertigen Infusion wird das nach Vorschrift angefertigte Infusionslösun­gsKonzentrat mit 500 ml physiologischer Kochsalzlösung oder 5 %iger Glucoselösung weiter verdünnt und sollte innerhalb von 4 Stunden verwendet und vor Licht geschützt werden.

Die gebrauchsfertige Infusion ist weiterhin für 24 Stunden unter Kühlung (2–8 ° C) und weitere 3 Stunden bei Raumtemperatur lichtgeschützt stabil.

Bitte beachten Sie, dass Zytostatika und kontaminierte Gegenstände als überwachungsbedürfti­ge Sonderabfälle aus dem medizinischen Bereich einer gesonderten Entsorgung bedürfen (ÖNORM S 2100 sowie S 2104).

7. INHABER DER ZULASSUNG

Zulassungsinhaber

Tillomed Pharma GmbH

Mittelstr. 5/5A

12529 Schönefeld

Deutschland

8. ZULASSUNGSNUMMER

Z.Nr.: 1–21762

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Datum der Erteilung der Zulassung: 31. Juli 1996

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 24. Jänner 2013

Mehr Informationen über das Medikament Carmubris - Trockenstechampulle mit Lösungsmittel

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-21762
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Tillomed Pharma GmbH, Mittelstr. 5/5A, 12529 Schönefeld, Deutschland