Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Betagentin 1 mg/g + 0,5 mg/g Salbe
1.
Betagentin 1 mg/g + 0,5 mg/g Salbe
2.
1 g Salbe enthält 1 mg Gentamicin (als 1,67 mg Gentamicinsulfat) und 0,5 mg Betamethason (als 0,64 mg Betamethasondipropionat).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3.
Salbe
Betagentin Salbe ist eine weiße bis leicht gelbliche, glänzende Salbe
4.
4.1
Betagentin Salbe wird angewendet bei lokalisierten, entzündlichen, kleinflächigen Hauterkrankungen, die einer Behandlung mit einem stark wirksamen Glukokortikoid bedürfen bei gleichzeitiger Superinfektion mit Gentamicin-empfindlichen Erregern. Die amtlichen Leitlinien zur angemessenen Verwendung von antibakteriellen Mitteln sind zu berücksichtigen.
4.2
Dosierung
Betagentin Salbe wird ein- bis zweimal täglich, bei Kindern einmal täglich, aufgetragen.
Die Behandlungsdauer mit Betagentin Salbe sollte wegen des Gehalts an Gentamicin 7 –10 Tage, bei Kindern 7 Tage, nicht überschreiten.
Sobald klinisch vertretbar (d.h. die mit einem stark wirksamen Glukokortikoid behandlungsbedürftige Dermatose oder eine Superinfektion mit Gentamicinempfindlichen Erregern liegt nicht mehr vor) sollte die Weiterbehandlung in Form einer Monotherapie mit einem Glukokortikoid (gegebenenfalls auch mit einem schwächer wirksamen topischen Glukokortikoid) bzw. einem Antibiotikum erfolgen.
Kinder und Jugendliche
Betagentin Salbe ist bei Säuglingen und Kleinkindern unter 1 Jahr kontraindiziert.
Art der Anwendung
Zur Anwendung auf der Haut
Betagentin Salbe wird dünn auf die erkrankten Hautstellen aufgetragen und leicht eingerieben.
Die behandelte Hautfläche sollte nicht mehr als 10 % der Körperoberfläche betragen. Betagentin Salbe ist bei Kindern nur kurzfristig und kleinflächig anzuwenden. Allgemein ist bei der Behandlung von Kindern mit Kortikoidpräparaten erhöhte Vorsicht geboten, da es im Vergleich zum Erwachsenen zu einer erhöhten Aufnahme des Kortikoids durch die kindliche Haut kommen kann.
Eine Behandlung unter Okklusivverband ist wegen der Gefahr einer möglichen Resorption von Betamethasondipropionat ebenfalls zu vermeiden.
Betagentin Salbe ist auf trockener Haut anzuwenden.
4.3
Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, gegen andere Arzneistoffe vom Typ der Glukokortikoide bzw. Aminoglykosidantibiotika oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Betagentin Salbe ist in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).
Weiters darf Betagentin Salbe nicht angewendet werden bei
viralen Infekten einschließlich Impfreaktionen und Windpocken, Tuberkulose und Syphilis der Haut, Virusinfektionen der Haut (z.B. Herpes simplex, Herpes zoster), Rosacea und Rosacea-artiger Dermatitis, periorale Dermatitis, Dermatomykosen, ophthalmologischen Erkrankungen, gleichzeitiger systemischer Anwendung von Aminoglykosidantibiotika wegen der Gefahr toxischer Serumspiegel, fortgeschrittener Niereninsuffizienz, Säuglingen und Kleinkindern unter 1 Jahr.4.4
Betagentin Salbe ist nicht zur Anwendung im Gehörgang, am Auge oder auf den Schleimhäuten bestimmt. Bei versehentlichem Kontakt mit den Augen mit reichlich Wasser ausspülen und falls erforderlich einen Augenarzt aufsuchen.
Gentamicin-haltige Produkte wie Betagentin Salbe sind sorgfältig für die jeweilige individuelle Therapie auszuwählen. Sie sind nur anzuwenden, wenn ein Ansprechen auf antiseptische Maßnahmen nicht zeitnah erfolgt, dieses nicht ausreichend ist bzw. die antiseptische Therapie kontraindiziert ist.
Betagentin Salbe ist im Gesichtsbereich mit besonderer Vorsicht anzuwenden.
Wegen einer möglichen Wirkstoffresorption ist eine Langzeitbehandlung und/oder eine Anwendung auf großen Hautflächen zu vermeiden.
Die Nebenwirkungen, die für systemisch angewendete Glukokortikoide berichtet werden, einschließlich der eingeschränkten Nebennierenrindenfunktion, können ebenso bei äußerlich angewendeten Glukokortikoiden nach systemischer Resorption auftreten. Dies gilt besonders für Kleinkinder und Kinder.
Die systemische Resorption von topisch angewendeten Glukokortikoiden steigt im Allgemeinen mit der Wirkungsstärke der Glukokortikoide, der Anwendungsdauer, dem Ausmaß der behandelten Körperoberfläche und bei Behandlung von intertriginösen Hautarealen oder bei Anwendung von Okklusivverbänden. Luftdicht abschließende Verbände sollten insbesondere bei Kindern nicht zur Anwendung kommen.
Die topische Anwendung von Gentamicin bei Hautinfektionen bringt das Risiko allergischer Reaktionen mit sich. Gentamicin ist ein Kontaktallergen mit einer individuellen Sensibilisierungshäufigkeit von etwa 1,4 % mit steigender Tendenz. Die Sensibilisierungsgefahr steigt mit zunehmender Therapiedauer. Zwischen Gentamicin und anderen Aminoglykosiden wie Neomycin und Kanamycin besteht Gruppenallergie. Die topisch akquirierte Gentamicin-Allergie schließt eine spätere systemische Anwendung von Gentamicin und anderen Aminoglykosiden aus (siehe auch Abschnitte 4.3 Gegenanzeigen und 4.8 Nebenwirkungen).
Gelegentlich führt eine längerfristige oder ausgedehnte topische Anwendung von Antibiotika zu einer Besiedelung durch nicht empfindliche Erreger einschließlich Pilze. In diesem Fall oder bei Auftreten von Hautirritationen, allergischen Reaktionen oder Superinfektionen ist die Behandlung mit Gentamicin abzubrechen und eine geeignete Therapie einzuleiten.
Die systemische Resorption von topisch angewendetem Gentamicin kann bei Behandlung großflächiger Hautgebiete, insbesondere über längere Zeit oder bei Hautrissen, erhöht sein. Unter diesen Umständen ist, insbesondere bei Kindern, Vorsicht geboten, da die Möglichkeit besteht, dass Nebenwirkungen auftreten, die auch nach systemischer Anwendung von Gentamicin vorkommen.
Aufgrund der neuromuskulär blockierenden Wirkung von Aminoglykosiden bei systemischer Resorption ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Myasthenia gravis, Parkinson, anderen Erkrankungen mit muskulärer Schwäche oder gleichzeitiger Anwendung von anderen Arzneimitteln mit neuromuskulär blockierender Wirkung.
Bei der systemischen und topischen (einschließlich intranasaler, inhalativer und intraokularer) Anwendung von Kortikosteroiden können Sehstörungen auftreten. Wenn ein Patient mit Symptomen wie verschwommenem Sehen oder anderen Sehstörungen vorstellig wird, sollte eine Überweisung des Patienten an einen Augenarzt zur Bewertung möglicher Ursachen der Sehstörung in Erwägung gezogen werden; diese umfassen unter anderem Katarakt, Glaukom oder seltene Erkrankungen, wie z.B. zentrale seröse Chorioretinopathie (CSC), die nach der Anwendung systemischer oder topischer Kortikosteroide gemeldet wurden.
Betagentin Salbe soll nicht auf Wunden oder Ulcera cruris aufgetragen werden.
Bei der Behandlung mit Betagentin Salbe im Genital- oder Analbereich kann es wegen der Hilfsstoffe weißes Vaselin und dickflüssiges Paraffin bei gleichzeitiger Anwendung von Kondomen aus Latex zu einer Verminderung der Reißfestigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Sicherheit von Kondomen kommen.
4.5
Aufgrund der möglichen gegenseitigen Inaktivierung sollte Betagentin Salbe nicht gleichzeitig zusammen mit anderen topischen Dermatika aufgetragen werden.
Gentamicin ist inkompatibel mit Amphotericin B, Heparin, Sulfadiazin und Betalaktam-Antibiotika (z.B. Cephalosporine).
4.6
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Betagentin Salbe bei Schwangeren vor. Gentamicin durchdringt die Plazentaschranke und erreicht im fetalen Gewebe und in der Amnionflüssigkeit messbare Konzentrationen. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3).
Betamethason zeigte in Tierversuchen nach systemischer und topischer Gabe embryotoxische und teratogene Wirkungen. In Tierversuchen mit anderen Vertretern aus der Wirkstoffgruppe der Glukokortikoide sind als typische embryotoxische und teratogene Wirkungen u. a. Gaumenspalten, Skelettanomalien sowie intrauterine Wachstumsstörungen und Embryoletalität festgestellt worden.
Auch bei menschlichen Feten wird ein erhöhtes Risiko für orale Spaltbildungen bei der systemischen Anwendung von Glukokortikoiden während des ersten Trimenons diskutiert.
Tierstudien haben gezeigt, dass die Gabe von Glukokortikoiden in subteratogenen Dosen während der Schwangerschaft zu einem erhöhten Risiko für eine intrauterine Wachstumsverzögerung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und/oder Stoffwechselkrankheiten im Erwachsenenalter und zu einer bleibenden Veränderung der Glukokortikoidrezeptordichte, des Neurotransmitterumsatzes und des Verhaltens beiträgt.
Die Anwendung von Betagentin Salbe während der ersten drei Schwangerschaftsmonate ist daher kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).
Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Deshalb sollte Betagentin Salbe nach den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potentielle Nutzen das Risiko überwiegt. Während der Schwangerschaft soll eine langfristige und großflächige Anwendung vermieden werden.
Stillzeit
Gentamicin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Es liegen keine Daten zum Übertritt von Betamethasondipropionat in die Muttermilch vor. Andere Glukokortikoide gehen in die Muttermilch über. Bei einer großflächigen oder langfristigen Anwendung soll Betagentin Salbe deshalb nicht während der Stillzeit angewendet werden. Ein Kontakt des Säuglings mit den behandelten Hautpartien ist zu vermeiden.
Fertilität
Es wurden keine Studien mit Betagentin Salbe in Bezug auf die Fertilität durchgeführt.
4.7
Betagentin Salbe hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8
Sehr häufig Häufig Gelegentlich Selten Sehr selten Nicht bekannt | (>1/10) (>1/100 bis <1/10) (>1/1.000 bis <1/100) (>1/10.000 bis <1/1.000) (<1/10.000) (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar.) |
Organklassen | Häufigkeit | Nebenwirkungen |
Endokrine Erkrankungen | Nicht bekannt | Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, Cushing-Syndrom bei Kindern |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Nicht bekannt | verzögerte Gewichtszunahme bei Kindern |
Augenerkrankungen | Nicht bekannt | Verschwommenes Sehen (siehe auch Abschnitt 4.4) |
Gefäßerkrankungen | Nicht bekannt | intrakranielle Hypertension bei Kindern |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes | Nicht bekannt | Brennen, Jucken, Irritationen, Trockenheit, Follikulitis, Hypertrichose, Steroid-Akne, akneähnlicher Hautausschlag, Änderungen der Hautpigmentierung, Rosaceaartige (periorale) Dermatitis, allergische Kontaktdermatitis, Mazeration der Haut, Hautatrophie, Striae, Miliaria, Erythem, Überempfindlichkeit, Hautverfärbung |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | Nicht bekannt | Vermindertes Längenwachstum bei Kindern |
Bei langdauernder (mehr als 4 Wochen) und/oder großflächiger (ca. 10 % der Körperoberfläche oder mehr) Anwendung, besonders unter Okklusion, kann es zu Hautmazerationen, Hautatrophien, Teleangiektasien, Striae, Steroidakne, Miliaria, Follikulitis, Hypertrichosis, Pigmentveränderungen und perioraler Dermatitis kommen.
Vorübergehende leichte Irritationen (Erytheme, Juckreiz), verursacht durch Gentamicin, erfordern üblicherweise keine Unterbrechung der Behandlung.
Beim Auftreten von starken Irritationen, Sensibilisierungen oder Superinfektionen sollte die Behandlung unterbrochen und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.
Die topische Anwendung von Gentamicin kann zu Störungen der Wundgranulation führen.
Weiters kann es auch nach äußerlicher Anwendung von Gentamicin gelegentlich zu oto-, vestibular- und nephrotoxischen Erscheinungen kommen, insbesondere bei wiederholter Anwendung von Gentamicin auf großflächigen Wunden. Die Behandlung mit Gentamicin verursachte transiente Irritationen (Erythem und Pruritus).
Kinder und Jugendliche:
Die Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse äußert sich bei Kindern durch einen niedrigen Plasmakortisolspiegel und das fehlende Ansprechen auf eine ACTH-Stimulation.
Die intrakranielle Hypertension äußert sich durch eine Vorwölbung der Fontanelle, Kopfschmerzen und ein bilaterales Papillenödem.
Kinder sind aufgrund des größeren Verhältnisses Hautoberfläche zu Körpergewicht für eine Glukokortikoid-induzierte suppressive Wirkung auf die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und für exogene Glukokortikoideffekte empfänglicher als erwachsene Patienten.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen.
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen,
Traisengasse 5,
1200 Wien,
ÖSTERREICH,
Fax: +43 (0) 50 555 36207
4.9
4.9Betagentin Salbe sollte nur in der empfohlenen Dosierung angewendet werden.
Symptome einer Überdosierung
Exzessive oder ausgedehnte Anwendung von topischen Glukokortikoiden (chronische Überdosierung oder Missbrauch) kann zu einer Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Funktion mit der Folge einer sekundären Nebennierenrinden-Insuffizienz führen. Weiters können Symptome einer überhöhten Anwendung von Glukokortikoiden auftreten einschließlich des Cushing-Syndroms. Exzessive oder ausgedehnte Anwendung von topischen Antibiotika kann zur Wundbesiedelung durch Pilze oder nicht empfindliche Erreger führen.
Therapie
Wenn Betagentin Salbe aus Versehen eingenommen wurde oder zu große Mengen bzw. über einen zu langen Zeitraum angewendet wurden, ist sofort der Arzt darüber zu informieren.
Eine angemessene symptomatische Behandlung ist einzuleiten.
In der Regel sind akute Symptome des Hyperkortizismus reversibel. Elektrolytstörungen sind gegebenenfalls zu behandeln.
In Fällen von chronischer Toxizität ist ein schrittweises Absetzen des Glukokortikoids zu empfehlen. Falls Besiedelung durch nicht empfindliche Erreger auftritt, ist die Behandlung mit Betagentin Salbe abzubrechen und eine geeignete Therapie einzuleiten.
Wurde eine Anwendung vergessen, so ist sie sobald wie möglich nachzuholen und anschließend der gewohnte Anwenderrhythmus wieder aufzunehmen.
5.
5.5.2
Pharmakotherapeutische Gruppe: Kortikosteroide, stark wirksam, Kombinationen mit Antibiotika
ATC-Code: D07CC01
Betamethasondipropionat ist ein synthetisches Glukokortikoid und wird lokal angewendet.
Betamethason, ein Derivat des Prednisolon, zeigt hohe Glukokortikoidaktivität und nur geringe Mineralokortikoidwirkung. Glukokortikoide zur lokalen Anwendung wie Betamethasondipropionat sind vornehmlich wegen ihrer antientzündlichen, juckreizlindernden und vasokonstriktiven Wirkung zur Behandlung von Glukokortikoidempfindlichen Dermatosen angezeigt.
Zum pharmakodynamischen Vergleich der Wirksamkeit zwischen Betamethasondipropionat und verschiedenen bekannten fluorierten topischen Glukokortikoiden kann u.a. der McKenzie Vasokonstriktionstest herangezogen werden. In einem Test zeigte Betamethasondipropionat eine signifikant höhere Abblassungsrate (p < 0,05) als Fluocinolonacetonid, Fluocortoloncapronat, Flumethasonpivalat und Betamethasonvalerat.
Gentamicin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Es stellt ein Gemisch aus den strukturell sehr ähnlichen Homologen Gentamicin C1, C1a und C2 dar.
Wirkmechanismus
Kortikosteroide induzieren das entzündungshemmende Protein Lipocortin, das das Enzym Phospholipase A2 hemmt. Dieses Enzym hemmt die Synthese von Prostaglandinen und Lipoxygenaseprodukten. Kortikosteroide binden auch an zytoplasmatische Glucokortikoidrezeptoren (GRs), die in den Zellkern translozieren, wo es zu einer positiven Regulation von entzündingshemmenden Genen kommt (wie Lipocortin, neutrale Endopeptidase oder Inhibitoren des Plasminogenaktivators).
Der Wirkungsmechanismus von Gentamicin beruht auf einer Störung der Proteinbiosynthese durch Interaktion mit der ribosomalen RNS und nachfolgend fehleranfälligem Aminosäureeinbau während der Translation. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus maximal erreichter Konzentration am Wirkort (Cmax) und minimaler Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Gentamicin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
Enzymatische Inaktivierung: Die enzymatische Modifikation der Aminoglykosidmoleküle ist der häufigste Resistenzmechanismus. Hierfür sind Acetyltransferasen, Phosphotransferasen oder Nukleotidyltransferasen verantwortlich, die zumeist plasmidkodiert sind. Verminderte Penetration und aktiver Efflux: Diese Resistenzmechanismen finden sich vor allem bei Pseudomonas aeruginosa. Veränderung der Zielstruktur: Modifikationen innerhalb der Ribosomen kommen als Ursache einer Resistenz vor. Diese entstehen entweder durch Mutation oder die Bildung von Methyltransferasen.Es besteht eine weit verbreitete Kreuzresistenz zwischen Gentamicin und anderen Aminoglykosid-Antibiotika.
Es gibt zahlreiche Fälle von partiellen einseitigen Resistenzen, aber auch von kompletten Parallelresistenzen zwischen den Keimen und den verschiedenen
Aminoglykosidantibiotika.
Grenzwerte
Die Testung von Gentamicin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger | S : sensibel bei Standardexposition | R : resistent |
Enterobacterales (systemische Infektionen) | (< 2 mg/l) 1) | (> 2 mg/l) 1) |
Enterobacterales (Harnwegsinfektionen) | < 2 mg/l | > 2 mg/l |
Acinetobacter spp. (systemische Infektionen) | (< 4 mg/l) 1) | (> 4 mg/l) 1) |
Acinetobacter spp. (Harnwegsinfektionen) | < 4 mg/l | > 4 mg/l |
Staphylococcus aureus (systemische Infektionen) | (< 1 mg/l) 1) | (> 1 mg/l) 1) |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte* | < 0,5 mg/l | > 0,5 mg/l |
1) Die Grenzwerte basieren auf dem epidemiologischen Cut-Of | f-Wert (ECOFF), der |
Wildtyp Isolate von solchen mit verminderter Sensibilität unterscheidet. * Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik
Diese Daten basieren hauptsächlich auf den tatsächlich erreichten pharmakokinetischen Serumwerten. Für die topischen Präparationen von Gentamicin haben die vorliegenden EUCAST-Grenzwerte jedoch keine Bedeutung, da mit der Creme/Salbenanwendung lokale Antibiotikakonzentrationen erreicht werden, die 250–500fach über diesen Grenzwerten liegen. Durch die hohen Antibiotikakonzentrationen am Wirkort ist die Entwicklung von Resistenzen bei der lokalen Anwendung von Betagentin Salbe unwahrscheinlich. In einer multizentrischen In-vitro – Studie zur Bestimmung der Resistenzsituation bei Hautkeimen gegenüber Gentamicin erwiesen sich alle untersuchten S. aureus -Isolate und S.pyogenes -Isolate ab einer Konzentration von 128 mg/l als sensibel. Damit der Creme-bzw. Salbenformulierung Konzentrationen von bis zu 1.000 mg/l erreicht werden, konnten somit keine S. aureus- und
S. pyogenes -Stämme mit einer Resistenz gegenüber Gentamicin gefunden werden.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls aufgrund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Gentamicin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Gentamicin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten aus parenteraler
Anwendung der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: April 2020). Gesondertes Datenmaterial bezüglich der topischen Anwendung liegt nicht vor:
Üblicherweise empfindliche Spezies _________________________________________
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Staphylococcus aureus
Staphylococcus saprophyticus°
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Acinetobacter baumannii
Acinetobacter pittii
Citrobacter freundii
Citrobacter koseri
Enterobacter cloacae
Escherichia coli
Klebsiella aerogenes
Klebsiella oxytoca
Klebsiella pneumoniae
Morganella morganii
Proteus mirabilis
Proteus vulgaris°
Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen)
Serratia liquefaciens°
Serratia marcescens ___________________________________________________________
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können __________________________________________________________
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Staphylococcus epidermidis +
Staphylococcus haemolyticus +
Staphylococcus hominis ________________________________________________________</em>
Von Natur aus resistente Spezies ____________________________________________
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Enterococcus spp.§
Streptococcus spp.§
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Burkholderia cepacia
Legionella pneumophila
Pseudomonas aeruginosa
Stenotrophomonas maltophilia
Anaerobe Mikroorganismen
Bacteroides spp.
Clostridioides difficile
Andere Mikroorganismen
Chlamydia spp.
Chlamydophila spp.
Mycoplasma spp.
Ureaplasma urealyticum ____________________________________________________
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und
Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
§ Klinische Wirksamkeit für die Therapie der Enterokokken- und Streptokokken-Endokarditis in Kombination mit
Penicillin belegt, wenn keine hochgradige Resistenz (Enterokokken) vorliegt.
5.3
Die Pharmakokinetik von topisch angewendeten Glukokortikoiden nach der Penetration der Haut verläuft ähnlich der systemisch angewendeter Glukokortikoide.
Resorption
Betamethasonedipropionat
Das Ausmaß der perkutanen Resorption von topischen Kortikosteroiden wird durch verschiedene Faktoren wie Grundlage, Unversehrtheit der Haut und der Anwendung von Okklusivverbänden bestimmt. Da topische Kortikosteroide von der normalen, intakten Haut resorbiert werden, kann entzündete Haut und/oder andere Hauterkrankungen die perkutane Resorption erhöhen. Besonders erhöhen Okklusivverbände die perkutane Resorption von topischen Kortikosteroiden.
Im Humanversuch konnte festgestellt werden, dass erst bei einer Anwendung von über 60 g Gentamicin/Betamethason Salbe pro Tag auf großen Teilen der Körperoberfläche über einen Zeitraum von 4 Wochen bei Psoriasis oder atopischem Ekzem ein vorübergehendes Absinken des Plasmakortisolspiegels auftrat.
Gentamicinsulfat
Die Metabolisierung topisch angewendeter Antibiotika nach Penetration der Haut folgt grundsätzlich demselben Schema wie bei parenteral angewendeten.
Bei intramuskulärer Gabe von 1 mg Gentamicin/kg Körpergewicht werden nach 30 – 60 Minuten mittlere maximale Gentamicin-Konzentrationen von 3,5 – 6,4 mg/l gemessen.
Die Halbwertszeit liegt bei ca. 2 Stunden während der ersten 8 – 12 Stunden, danach wird Gentamicin langsam mit einer Halbwertszeit von 100 – 150 Stunden aus tiefen Kompartimenten abgegeben.
Nach topischer Anwendung von Gentamicin-Zubereitungen beträgt die dermale Resorptionsrate von Gentamicin bei intakter Haut aus einer 0,1 %igen Cremezubereitung ca. 2 % der aufgetragenen
Menge, aus einer 0,1 %igen Salben-Zubereitung etwa 0,5 %.
Aus Wunden werden pro cm2 Wundfläche aus einer Cremezubereitung durchschnittlich 6,9 pg, aus einer Salbenzubereitung 1,5 pg Gentamicin resorbiert. Diese Wirkstoff-Dosen können Serumkonzentrationen bis 1 pg/ml ergeben, die etwa 10 % der minimalen toxischen Spiegel entsprechen. Bei Brandverletzungen wurden nach topischer Gentamicin-Therapie Serumspiegel zwischen 3 und 4,3 pg/ml festgestellt.
Verteilung, Biotransformation, Ausscheidung
Glukokortikoide werden an Plasmaproteine in unterschiedlichem Maße gebunden, hauptsächlich in der Leber metabolisiert und in der Regel über die Nieren ausgeschieden. Wird Betamethasondipropionat Nagern intravenös angewendet, so werden die Substanz und ihre Metaboliten mit den Faeces ausgeschieden. Die Substanz wird somit in der Leber metabolisiert und mit der Galle ausgeschieden.
Als Hauptmetaboliten wurden Betamethason-17-propionat und 6ß-Hydroxybetamethason-17-propionat gefunden.
Die Ausscheidung erfolgt ausschließlich renal durch glomeruläre Filtration in unveränderter und biologisch aktiver Form.
5.3
Akute Toxizität
Gentamicin ist wie alle Aminoglykosidantibiotika potenziell oto- und nephrotoxisch. Basierend auf den konventionellen Studien zum akuten toxischen Potenzial von Betamethasondipropionat lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren von Betagentin Salbe für den Menschen erkennen.
Chronische Toxizität
Betamethasondipropionat
Untersuchungen zur chronischen und subchronischen Toxizität von Betamethasondipropionat zeigten bei oraler und dermaler Anwendung dosisabhängige Symptome einer Glukokortikoidüberdosierung (z.B. erhöhte Serumglukose- und Cholesterinwerte, Abnahme der Lymphozyten im peripheren Blut, Knochenmarksdepression, atrophische Veränderungen in Milz, Thymus und Nebennieren sowie verminderte Körpergewichtszunahme).
Gentamicinsulfat
Zur subakuten und chronischen Toxizität von Gentamicin liegen eine Reihe von Daten zur systemischen Wirkung vor. Wie alle Aminoglykosidantibiotika ist auch Gentamicin potenziell oto und nephrotoxisch. Bisherige In- vitro -Tests mit Gentamicin ergaben keine Hinweise auf ein klinisch relevantes genotoxisches Potenzial.
Mutagenität
In bisherigen Untersuchungen zeigten Gentamicin und Glukokortikoide keine mutagenen Wirkungen.
Langzeitstudien zur Überprüfung eines kanzerogenen Potenzials liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Betamethasondipropionat zeigte in Tierversuchen teratogene Wirkungen (z.B. Gaumenspalten, Skelettanomalien, Untergewicht, Embryoletalität). Untersuchungen zur peri- und postnatalen Toxizität sowie zur Fertilität wurden nicht durchgeführt.
Gentamicin zeigte bei Ratten nach i.m. Verabreichung sehr hoher Dosen (75 mg/kg KG) zu verschiedenen Zeitpunkten der Gestation eine transplazentare Nierentoxizität. Bei Meerschweinchen führte die tägliche i.m. Gabe von 4 mg/kg KG Gentamicin von Tag 48 bis 54 der Gestation zu einer vorübergehenden transplazentaren Nierentoxizität. Von anderen Aminoglykosiden ist bekannt, dass sie zu einer Innenohrschädigung des Fetus führen können.
6.
6.1
weißes Vaselin
all-rac-a-Tocopherol
dickflüssiges Paraffin
6.2
Säure- und insbesondere basische pH-Bedingungen führen zur Zersetzung des Glucocorticoids.
Gentamicinsulfat ist inkompatibel mit anionischen Hilfsstoffen (z.B. wässrige hydrophile Salbe DAB 10).
Wegen möglicher gegenseitiger Inaktivierung sollte Betagentin Salbe nicht gleichzeitig mit anderen topischen dermatologischen Mitteln angewendet werden (siehe auch Abschnitt 4.5).
6.3
Nach dem ersten Öffnen der Tube 6 Monate haltbar.
6.4
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich Das Arzneimittel wird durch eine kurze Lagerung im Kühlschrank nicht beeinträchtigt. Eine längerfristige Lagerung im Kühlschrank (mehr als 8 Wochen) ist nicht vorgesehen.
6.5
6.6
6.6Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7.
Dermapharm GmbH
Kleeblattgasse 4/13
1010 Wien
E-Mail:
8.
Z.Nr.:
9.
Datum der Erteilung der Zulassung: {TT.Monat JJJJ}
Mehr Informationen über das Medikament Betagentin 1 mg/g + 0,5 mg/g Salbe
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 140748
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur einmaligen Abgabe auf aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Dermapharm GmbH, Kleeblattgasse 4/13, 1010 Wien, Österreich