Irinotecan Hydrochlorid ist ein halbsynthetisches Derivat von Camptothecin, einem Alkaloid, das in der Rinde des chinesischen Baumes Camptotheca acuminata vorkommt. Es gehört zur Gruppe der Topoisomerase-I-Inhibitoren und wird hauptsächlich zur Behandlung von metastasiertem kolorektalem Karzinom eingesetzt. In Österreich ist Irinotecan Hydrochlorid unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich, wie beispielsweise Campto®.
Die Wirkung von Irinotecan Hydrochlorid beruht auf seiner Fähigkeit, die Topoisomerase I zu hemmen. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der DNA-Replikation und Transkription. Durch die Hemmung der Topoisomerase I verhindert Irinotecan Hydrochlorid das Entwinden und Abwickeln der DNA-Doppelhelix während der Zellteilung, was letztendlich zum Zelltod führt.
Irinotecan Hydrochlorid wird als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Chemotherapeutika wie 5-Fluorouracil (5-FU) und Folinsäure eingesetzt. Die Kombinationstherapie hat sich als wirksamer erwiesen als die Monotherapie bei Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom.
In Österreich beträgt die Inzidenz von Darmkrebs etwa 5000 Fälle pro Jahr, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 70 Jahren. Die Behandlungsmöglichkeiten für metastasiertes kolorektales Karzinom sind begrenzt, und Irinotecan Hydrochlorid hat sich als wirksame Therapieoption erwiesen.
Die Dosierung von Irinotecan Hydrochlorid variiert je nach Patient und Krankheitsstadium. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt in der Regel 350 mg/m² Körperoberfläche, die alle drei Wochen intravenös verabreicht wird. Bei Kombinationstherapie mit 5-FU und Folinsäure kann die Dosis auf 180 mg/m² reduziert werden. Die Dosisanpassung kann erforderlich sein, abhängig von der Verträglichkeit des Patienten und dem Auftreten von Nebenwirkungen.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Irinotecan Hydrochlorid sind Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Müdigkeit und Schwäche. Durchfall ist eine schwerwiegende Nebenwirkung, die bei bis zu 30% der Patienten auftritt und zu Dehydration sowie Elektrolytungleichgewichten führen kann. In solchen Fällen ist eine frühzeitige Behandlung mit Antidiarrhoika wie Loperamid unerlässlich.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Neutropenie (eine Abnahme der weißen Blutkörperchen), Anämie (eine Abnahme der roten Blutkörperchen) und Thrombozytopenie (eine Abnahme der Blutplättchen). Diese hämatologischen Nebenwirkungen können das Risiko für Infektionen erhöhen und erfordern möglicherweise eine Dosisanpassung oder eine Unterbrechung der Behandlung.
Irinotecan Hydrochlorid ist kontraindiziert bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Es sollte auch nicht bei Patienten mit schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung angewendet werden.
Insgesamt stellt Irinotecan Hydrochlorid eine wichtige Therapieoption für Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom dar. Die Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs wurden in klinischen Studien nachgewiesen, und es hat sich als wirksame Ergänzung zu anderen Chemotherapeutika erwiesen. Bei richtiger Anwendung und Überwachung kann Irinotecan Hydrochlorid dazu beitragen, die Lebensqualität von Patienten zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.