Digitoxin ist ein Wirkstoff, der aus der Pflanze Digitalis purpurea, auch bekannt als Roter Fingerhut, gewonnen wird. Diese Pflanze hat eine lange Geschichte in der Medizin und wurde bereits im 18. Jahrhundert von dem englischen Arzt William Withering zur Behandlung von Herzinsuffizienz eingesetzt.
Der Wirkstoff Digitoxin gehört zur Gruppe der Herzglykoside und wirkt direkt auf das Herz. Es beeinflusst die Kontraktionskraft des Herzmuskels und erhöht somit die Pumpleistung des Herzens. Dadurch verbessert sich die Durchblutung des Körpers und die Sauerstoffversorgung der Organe.
Die Wirkung von Digitoxin beruht auf einer Hemmung des Enzyms Natrium-Kalium-ATPase in den Herzmuskelzellen. Dies führt zu einer Erhöhung der intrazellulären Kaliumkonzentration und einer Verringerung der Natriumkonzentration. Infolgedessen kommt es zu einer verstärkten Freisetzung von Kalziumionen, was wiederum eine stärkere Kontraktion des Herzmuskels bewirkt.
Digitoxin wird hauptsächlich bei chronischer Herzinsuffizienz eingesetzt, wenn andere Therapieoptionen nicht ausreichend wirksam sind oder nicht vertragen werden. Die Anwendung erfolgt in Form von Tabletten oder Injektionslösungen. Die Dosierung muss individuell angepasst werden, da es sich um einen sehr potenten Wirkstoff handelt und das Risiko für Nebenwirkungen hoch ist.
Zu den möglichen Nebenwirkungen von Digitoxin gehören unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen und Schwindel. Besonders gefährlich sind Herzrhythmusstörungen, die bei einer Überdosierung auftreten können. Eine engmaschige Kontrolle der Therapie durch den behandelnden Arzt ist daher unerlässlich.
In Österreich sind Präparate mit Digitoxin nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Die Verwendung von Digitalis purpurea als Heilpflanze ist in Österreich jedoch nicht zugelassen, da die Pflanze als giftig eingestuft wird und eine genaue Dosierung schwierig ist.
Statistiken über den Einsatz von Digitoxin in Österreich sind nicht leicht verfügbar. Allerdings kann man davon ausgehen, dass der Wirkstoff aufgrund seiner Risiken und der Verfügbarkeit alternativer Therapieoptionen eher selten eingesetzt wird.
In den letzten Jahren hat sich die Verwendung von Herzglykosiden wie Digitoxin zurückgebildet, da neuere Medikamente zur Behandlung der Herzinsuffizienz entwickelt wurden. Dazu gehören beispielsweise ACE-Hemmer, Betablocker und Aldosteron-Antagonisten. Diese Medikamente haben in vielen Fällen eine bessere Verträglichkeit und ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen.
Trotzdem bleibt Digitoxin ein wichtiger Wirkstoff in der Behandlung der Herzinsuffizienz für bestimmte Patientengruppen. Insbesondere bei älteren Patienten oder solchen mit eingeschränkter Nierenfunktion kann Digitoxin eine sinnvolle Therapieoption darstellen.
Zusammenfassend ist Digitoxin ein potenter Wirkstoff zur Behandlung der Herzinsuffizienz, dessen Einsatz jedoch aufgrund der Risiken und Nebenwirkungen genau abgewogen werden muss. In Österreich wird es eher selten verwendet, da alternative Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Dennoch kann es in bestimmten Fällen eine wichtige Rolle in der Therapie spielen.