Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Normastigmin 2,5 mg - Ampullen
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Ampulle zu 1 ml enthält 2,5 mg Neostigminmethylsulfat in physiologischer Kochsalzlösung
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung : 3 mg Natrium
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Injektionslösung. Klare, farblose Lösung.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Aufhebung der Wirkung von nicht depolarisierenden Muskelrelaxantien; Myasthenia gravis; Prophylaxe und Therapie der Trägheit des Darmes oder der Harnwege im Anschluss an eine Operation.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Kinder und Jugendliche
Es liegen nur begrenzt Daten vor.
Erwachsene:
0,5 – 1 ml (1,25 – 2,5 mg) i.m. oder langsam i.v., maximal 2 ml (5 mg).
Zusätzlich soll Atropinsulfat (0,6 bis 1,2 mg) intravenös verabreicht werden, allerdings mit getrennten Spritzen und einige Minuten vor der Verabreichung von Neostigmin.
Kinder ab 2 Jahren und Jugendliche:
0,05 mg/kg Körpergewicht (bis maximal 2,5 mg). Falls notwendig, kann noch eine weitere Dosis von 0,025 mg/kg Körpergewicht verabreicht werden). Zusätzlich sollte 0,02 mg/kg Körpergewicht (bis maximal 1,2 mg) Atropinsulfat intravenös verabreicht werden, allerdings mit getrennten Spritzen und einige Minuten vor der Verabreichung von Neostigmin. Glycopyrronium kann auch als Alternative zu Atropinsulfat verwendet werden.
Erwachsene: 0,2 ml (0, 5 mg), bei Bedarf bis zu 1 ml (2,5 mg) intravenös, subkutan oder intramuskulär pro Tag. Eine Kombination mit 0,3 mg Atropinsulfat (intravenös) zur Unterdrückung der parasympatomimetischen Wirkung von Normastigmin ist möglich.
Kinder und Jugendliche: 0,025 – 0,040 mg/kg KG
Prophylaxe: 0,25 mg subkutan oder intramuskulär, wenn nötig, Wiederholung nach 4 Stunden
Therapie: Erwachsene: 0,5 mg subkutan oder intramuskulär oder langsam intravenös, wenn nötig, Wiederholung nach 4 Stunden
Kinder und Jugendliche: 0,125 – 0,25 mg subkutan oder intramuskulär
Erwachsene: 0,5 mg subkutan oder intramuskulär oder langsam intravenös; Kinder und Jugendliche: 0,125–0.25 mg subkutan oder intramuskulär
Kommt es bei postoperativer Harnverhaltung innerhalb einer Stunde nach Verabreichung von Normastigmin nicht zum erwünschten Effekt, so soll eine weitere Anwendung von Normastigmin vermieden werden. Die Entleerung der Harnblase hat dann mittels Katheterisierung zu erfolgen.
Art der Anwendung
Subkutane, intramuskuläre oder intravenöse Anwendung.
4.3 Gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
– Mechanischer Verschluss des Darmes oder der Harnwege
– Peritonitis
– Iritis
– Myotonie
– Hypotonie
– Schwere Herzinsuffizienz, frischer Myokardinfarkt, Herzrhythmusstörungen, insbesondere
Bradykardie und AV-Block
– Personen mit Wolff-Parkinson-White (WPW)-Syndrom, da bei diesen lebensbedrohliche
Tachyarrhythmien auftreten können.
– Herztransplantierte Personen, da mit schwerwiegenden kardialen Reaktionen zu rechnen ist.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
– Neostigmin darf nicht mit depolarisierenden Muskelrelaxantien kombiniert werden, da es synergistisch wirkt. Es ist nur zur Aufhebung der Wirkung nicht depolarisierender Muslelrelaxantien geeignet, wobei bei einer Curare Überdosierung die vorgeschlagenen Dosierungen nicht wesentlich überschritten werden sollten.
– Besonders bei i.v. Applikation kann eine sofortige Atropingabe und Schocktherapie einschließlich künstlicher Beatmung erforderlich sein. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen sind zu treffen!
– Bei jeder gleichzeitigen Verabreichung von Neostigmin mit Atropinsulfat zur Unterdrückung der muscarinergen Nebenwirkungen, ist zu beachten, dass Atropin damit auch die ersten Anzeichen einer Überdosierung verschleiern kann.
– Vorsicht ist bei Geschwüren des Magen-Darm-Traktes, Epilepsie, Bronchialasthma, Koliken der Gallen und Harnwege, Morbus Parkinson geboten.
Bradycardia mit der potentiellen Gefahr der Progression zu Asystolie kann bei Patienten vorkommen, die Neostigmin i.v. ohne gleichzeitige Gabe von Atropin erhalten.
Patienten mit einer Überreaktion auf Neostigmin zeigen eine schwere cholinerge Reaktion auf das Medikament. Atropinsulfat sollte zur Behandlung der muskarinischen Wirkungen des Neostigmin als Antagonist zur Verfügung stehen.
Vorsichtige Verwendung bei Patienten mit Vagotonie und Hyperthyreose.
Die Anwendung bei Patienten mit intestinalen Anastomosen kann einen Riss in einer Anastomose bewirken.
Kinder und Jugendliche
Bei Neugeborenen und Kleinkindern soll Normastigmin nicht eingesetzt werden.
Ältere Menschen
Obwohl es keine spezifischen Dosisanforderungen für ältere Menschen gibt, sind diese Menschen eher anfällig für Rhythmusstörungen als jüngere Patienten.
Inhalative Anästhetika
Neostigminmethylsulfat sollte während einer Cyclopropan- oder Halothan-Anästhesie nicht gegeben werden, kann aber nach Absetzen dieser Substanzen verwendet werden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro ml, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Neostigmin kann die Wirkung verstärken von:
– Beta-Rezeptorenblockern (langanhaltende Bradykardien bei Vorbehandlung mit BetaRezeptorenblockern)
– anderen cholinergen Agonisten (cholinerge Krisen durch direkte und indirekte Parasympathomimetika bei Patienten mit Myasthenia gravis)
– depolarisierenden Muskelrelaxantien wie Suxamethonium (Succinylcholin)
– schmerzstillenden Medikamenten (wie Morphin und seine Derivate) und Schlafmitteln aus der Reihe der Barbiturate
Die Wirkung von Neostigmin kann verstärkt werden durch:
– systemisch verabreichte Kortikosteroide
Neostigmin schwächt die Wirkung ab von:
– stabilisierenden (nicht depolarisierenden) Muskelrelaxantien wie Curare
Die Wirkung von Neostigmin kann abgeschwächt werden durch:
– Medikamente, welche die Erregbarkeit der Skelettmuskulatur herabsetzen, wie bestimmte Antibiotika (z.B. Streptomycin), Narkotika (z.B. Ether, Enfluran, Halothan, Methoxyfluran), Lokalanästhetika und Pharmaka, die bei Herzrhythmusstörungen verwendet werden (z.B. Chinidin, Procainamid), können die Wirkung von Neostigmin auf die Skelettmuskulatur hemmen.
– Atropin: Atropin antagonisiert die muskarinischen Wirkungen des Neostigmin, die Wechselwirkung wird verwendet, den muskarinischen Symptomen der Neostigmin-Toxizität entgegenzuwirken.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte die Anwendung von Normastigmin nur nach strengster Indikationsstellung erfolgen. Nach Behandlung der Mutter mit Normastigmin sind Neugeborene in den ersten zehn Tagen nach der Geburt auf Anzeichen einer Myasthenie zu überwachen. Normastigmin sollte nicht kurz vor dem Geburtstermin gegeben werden, da Neostigmin die uterine Irritabilität steigern und dadurch eine vorzeitige Geburt auslösen kann.
Pyridostigmin, eine ähnliche quarternäre Ammoniumverbindung, wurde in der Brustmilch gefunden. Daher kann die Passage von Neostigmin vom mütterlichen Plasma in die Milch nicht völlig ausgeschlossen werden. Zum Einfluss von Neostigmin auf die Fertilität wurden keine kontrollierten Studien durchgeführt.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Neostigmin kann einen großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen haben.
4.8 Nebenwirkungen
Das Auftreten von Nebenwirkungen ist dosisabhängig und häufig ein erstes Zeichen einer Überdosierung. Die Häufigkeiten der Nebenwirkungen sind nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Systemorganklasse | Nebenwirkung |
Erkrankungen des Nervensystems | Faszikulationen, Spasmen oder Schwächegefühl, im Extremfall Lähmungszustände |
Erkrankungen des Auges | Verengung der Pupillen und Sehstörungen, vermehrter Tränenfluss |
Herzerkrankungen | Verlangsamung der Herzfrequenz und Blutdruckabfall. Verminderte Reizüberleitung, kann in schweren Fällen zu einem Herzblock oder Herzstillstand führen. Lebensbedrohliche Tachyarrhythmien bei Personen mit WPW-Syndrom. Schwere kardiale Reaktionen bei herztransplantierten Patienten |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Verengung der Bronchien und Schwierigkeiten beim Atmen, vermehrte bronchiale Sekretion, Bronchospasmus |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Aufgrund zu starker Wirkungen kann es zu Speichelfluss, Bauchkrämpfen, Übelkeit und Durchfall kommen. Vermehrte intestinale Mobilität kann zu einer unfreiwilligen Defäkation führen. |
Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Überempfindlichkeitsreaktionen (Allergien) |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Harndrang, Harninkontinenz |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Schwitzen |
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 WIEN, ÖSTERREICH
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website:
4.9 Überdosierung
Bei akuter Überdosierung kann es zu Blutdruckabfall, Bronchospasmus, Bradykardie und -paradoxerweise – Tachykardie, sowie zu Lähmungserscheinungen, die auch zu einer lebensbedrohlichen Lähmung der Atemmuskulatur führen können, kommen (cholinerge Krise).
Dieser Zustand ist eventuell schwer von einer Verschlechterung der Myasthenie zu unterscheiden (myasthenische Krise). Im Zweifel einer Unterscheidung zwischen cholinerger und myasthenischer Krise kann durch Verabreichung von Normastigmin eine Abgrenzung ermöglicht werden. Im Fall einer myasthenischen Krise kommt es zur Besserung des Zustandsbildes, im Falle einer cholinergen Krise zu einer Verschlechterung.
Achtung: Neostigmin-Test nur bei Beatmungsmöglichkeit durchführen!
Gegenmaßnahmen bei Überdosierung mit Neostigmin bestehen im sofortigen Absetzen von Neostigmin und der langsamen i.v. Verabreichung von 1–2 mg Atropinsulfat. Je nach Pulsfrequenz ist diese Dosis bei Bedarf in Abständen von 2–4 Stunden zu wiederholen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Parasympathomimetika/Cholinesterasehemmer ATC-Code: N07AA01
Neostigmin ist eine quarternäre Ammoniumverbindung, die das Enzym Cholinesterase hemmt. Dadurch wird der Abbau von Acetylcholin inhibiert und somit eine Erregung parasympathisch innervierter Organe bewirkt: Anregung der Darmtätigkeit, Kontraktion der ableitenden Harnwege, Steigerung der Sekretion von Schweiß-, Speichel- und Verdauungsdrüsen, Verlangsamung der Herzfrequenz, Verengung der Pupillen und Steigerung der Kraft der Skelettmuskulatur. Die Wirkung von Normastigmin setzt innerhalb weniger Minuten ein und dauert 2 – 4 Stunden an.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Neostigmin wird durch Cholinesterasen hydrolisiert, durch die Leber metabolisiert und über die Nieren ausgeschieden. 80 % werden nach 24 Stunden über den Urin eliminiert, wobei 50 % unmetabolisiert und 15 % als 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium ausgeschieden wird. Die Plasmahalbwertszeit von Neostigmin bei intravenöser und intramuskulärer Gabe liegt bei 0,89 bis 1,20 Stunden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Neostigmin ist bis dato nur unzureichend auf Mutagenität, Teratogenität und Kanzerogenität untersucht worden. Vorhandene Untersuchungen zeigen jedoch diesbezüglich keine Hinweise, daher ist keine weitere, spezielle Gefährdung für den Menschen zu erwarten.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumchlorid, Aqua ad injectionem
6.2 Inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 °C lagern. Ampullen im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Glasampullen (farblos, Type I) mit 1 ml Inhalt. Packungsgrößen mit 5 × 1 ml und 50 × 1 ml.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
SIGMAPHARM Arzneimittel GmbH
Leystraße 129
1200 Wien
8. ZULASSUNGSNUMMER
Z. Nr.: 10.293
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 1.August.1958
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 12.Oktober.2012
10. STAND DER INFORMATION
Februar 2021
Mehr Informationen über das Medikament Normastigmin 2,5 mg - Ampullen
Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 10293
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Sigmapharm Arzneimittel GmbH, Leystraße 129, 1200 Wien, Österreich