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Furadantin retard Kapseln - Zusammengefasste Informationen

Enthält den aktiven Wirkstoff :

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Furadantin retard Kapseln

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Furadantin retard Kapseln

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Kapsel enthält 100 mg Nitrofurantoin in makrokristalli­ner Form.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 204,2 mg Laktose pro Kapsel.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Hartkapsel, retardiert

Hartgelatinekapsel, retardiert, mit gelb-opaken Unterteil und gelb-opaken Oberteil

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Furadantin Retard Kapseln sind zur Behandlung der folgenden Infektionen, die durch Nitrofurantoin-empfindliche Erreger verursacht werden, angezeigt (siehe Abschnitte 4.3, 4.4 und 5.1):

– Akute, unkomplizierte Zystitis (der Frau)

Für die folgenden Anwendungen darf Nitrofurantoin nur verabreicht werden, wenn risikoärmere

Antibiotika oder Chemotherapeutika nicht einsetzbar sind (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4):

– Suppressivtherapie chronisch-obstruktiver Harnwegsinfektionen bei Patienten mit angeborener oder erworbener Abflussbehinderung der Harnwege

– Reinfektionsprop­hylaxe chronisch rezidivierender aszendierender Harnwegsinfek­tionen.

Die offiziellen Richtlinien zum angemessenen Einsatz antibakteriell wirksamer Substanzen sind zu beachten.

Furadantin retard Kapseln werden angewendet bei Erwachsenen.

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Anwendungsdauer

Tagesdosis

Nitrofurantoin

Dosierung von 100 mg Hartkapseln, retardiert für Erwachsene

Akuttherapie der unkomplizierten Zystitis

5–7 Tage (max.

7 Tage)

5 mg/kg KG

täglich 3 (-4) Hartkapseln, retardiert in 3–4 Einzelgaben (alle 8–6 Stunden)

intermittierende Therapie (Suppressivthe­rapie)

2–3 × 14 Tage, mit 14-tägigen Pausen (max.

2–3 mg/kg KG

täglich 1–2 Hartkapseln, retardiert in 1–2

3 Monate)

Einzelgaben

Rezidivtherapie (Reinfektionsprop­hylaxe)

max. 6 Monate (siehe Abschnitt 4.4)

1,2 mg/kg KG

abends 1 Hartkapsel, retardiert nach dem letzten

Wasserlassen mit etwas

Flüssigkeit

Patienten mit Niereninsuffizienz

Furadantin retard Kapseln sind bei Patienten mit Niereninsuffizient kontraindiziert (siehe 4.3). Bei eingeschränkter Nierenfunktion sind therapeutisch wirksame Nitrofurantoin-Konzentrationen im Harn nicht mehr mit Sicherheit zu erreichen.

Ältere Patienten

Bei älteren Patienten, bei denen stets mit einer eingeschränkten Nierenfunktion gerechnet werden muss, soll Nitrofurantoin nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).

Kinder und Jugendliche

Nitrofurantoin ist bei Säuglingen unter 3 Monaten kontraindiziert (siehe 4.3). Furadantin retard Kapseln sind wegen des hohen Wirkstoffgehaltes für Kinder und Jugendliche nicht geeignet.

Art der Anwendung

Zum Einnehmen

Die Kapseln werden während oder nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen.

4.3 Gegenanzeigen

– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile

– Überempfindlichkeit gegen andere Nitrofurane

– Niereninsuffizienz (eGFR unter 45 ml/min)

– Oligurie, Anurie

– Akute und chronische Leberfunktion­sstörung

– Neuritiden und Polyneuritis

– Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase (G6PD)-Mangel (Symptom: hämolytische Anämie)

– Akute Porphyrien

– Schwangerschaft im letzten Trimenon (siehe 4.6)

– Frühgeborene und Säuglinge bis Ende des 3. Lebensmonats (wegen Gefahr der hämolytischen Anämie)

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Akute, subakute und chronische Lungenreaktionen wie interstitielle Pneumonie, bis hin zu tödlich verlaufenden Lungenfibrosen wurden bei Patienten beobachtet, die mit Nitrofurantoin behandelt wurden (siehe 4.8). Beim Auftreten von Lungenreaktionen wie z.B. Atemnot, Husten, Lungeninfiltra­tionen und Fieber ist die Therapie sofort abzubrechen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Keinen Reexpositionsver­such durchführen.

Chronisch pulmonale Reaktionen (einschließlich Lungenfibrose und diffuse interstitielle Pneumonitis) können sich schleichend entwickeln.

Häufigkeit und Schwere dieser Reaktionen nimmt mit der Dauer der Anwendung zu. Je früher diese Reaktionen erkannt und behandelt werden, desto eher sind sie reversibel. Diese Reaktionen treten selten auf und meist in Patienten die Nitrofurantoin über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten einnehmen. Es wurden auch Fälle von tödlich verlaufenden Lungenfibrosen berichtet. Nitrofurantoin sollte daher in der Rezidivtherapi­e/Prophylaxe nicht länger als 6 Monate angewendet werden. Bei Patienten, die eine Langzeittherapie erhalten (insbesondere bei älteren Patienten) ist eine enge Überwachung der pulmonalen Funktionen angezeigt.

Überempfindlichkeit

Überempfindlichke­its- und allergische Reaktionen, einschließlich anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen, können bereits nach einer Einzeldosis auftreten und lebensbedrohlich sein (siehe 4.8). Nitrofurantoin ist in diesen Fällen abzusetzen und eine adäquate ärztliche Behandlung erforderlich.

Überwachungsmaßnahmen

Vor der Verordnung von Nitrofurantoin sollten Nieren und Leberfunktion überprüft werden, da bei Störung dieser Funktionen mit erheblichen Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Unter der Therapie mit Nitrofurantoin sind Kontrollen von Blutbild, Leber- und Nierenwerten notwendig. Besonders ist zu achten auf Erhöhung der Transaminasen, Nachweis von Antikörpern (SMA, ANA) sowie auf frühzeitige klinische Symptome von Leberschäden.

Bei Langzeitbehandlung sind die Patienten hinsichtlich Hinweise auf Hepatitis (oder Leberschädigung), pulmonalen oder neurologischen Symptomen bzw. anderen Hinweisen auf Toxizität eng zu überwachen.

Nitrofurantoin ist abzusetzen, falls andere unerklärte pulmonale, hepatische, hämatologische oder neurologische Syndrome auftreten.

Hepatotoxizität

Leberreaktionen, einschließlich Hepatitis, autoimmune Hepatitis, cholestatische Gelbsucht, chronisch aktive Hepatitis und Lebernekrose, treten selten auf. Es wurden Todesfälle berichtet. Das Einsetzen chronisch aktiver Hepatitis kann schleichend stattfinden, und Patienten müssen regelmäßig auf Änderungen in biochemischen Tests hin überwacht werden, die auf eine Leberschädigung hinweisen können. Sollte Hepatitis auftreten, muss das Arzneimittel sofort abgesetzt werden, und es sind geeignete Maßnahmen zu treffen.

Polyneuropathien

Polyneuropathien, einschließlich optischer Neuritis, die schwerwiegend oder irreversibel werden können, sind bei Patienten, die mit Nitrofurantoin behandelt wurden, aufgetreten und können lebensbedrohlich sein. Deshalb muss die Behandlung abgebrochen werden, falls Patienten Neuropathiesym­ptome, einschließlich Schmerz, Brennen, Kribbeln, Benommenheit und/oder Schwäche, entwickeln um der Entwicklung einer irreversiblen Schädigung vorzubeugen (siehe Abschnitt 4.8).

Risikofaktoren wie Anämie, Diabetes mellitus, Elektrolytstörungen und Vitamin B Mangel (insbesondere Folat) können das Auftreten verstärken.

Bei Patienten mit vorbestehender Polyneuropathie darf Nitrofurantoin nicht angewendet werden (siehe 4.3).

Glukose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6PD) - Mangel

Hämolytische Reaktionen unter Behandlung mit Nitrofurantoin wurden bei Patienten mit G6PD-Mangel berichtet. Bei Anzeichen einer Hämolyse ist Nitrofurantoin abzusetzen.

Bei Patienten mit bekanntem G6PD-Mangel ist Nitrofurantoin kontraindiziert (siehe 4.3).

Schwere Hautreaktionen

Unter der Anwendung von Nitrofurantoin wurde über Fälle von schweren Hautreaktionen (Erythema multiforme, Stevens-Johnson Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse) berichtet (siehe 4.8). Bei Auftreten solcher Reaktionen ist die Therapie sofort abzubrechen. Keinen Reexpositionsver­such durchführen.

Kanzerogenität

Aufgrund der vorliegenden Daten zum genotoxischen Potential in vitro und in vivo (siehe Abschnitt 5.3) sollte Nitrofurantoin möglichst nicht dauerhaft angewendet werden, da ein therapeutisch relevantes mutagenes Potential derzeit zumindest nicht ausgeschlossen werden kann.

Nitrofurantoin ist nicht wirksam zur Behandlung von parenchymalen Infektionen einseitiger funktionsloser Nieren. Bei rezidivierenden oder schweren Fällen sollte ein chirurgischer Grund für eine Infektion ausgeschlossen werden.

Da vorbestehende Krankheitszustände Nebenwirkungen maskieren können, sollte Nitrofurantoin bei Patienten mit Lungenerkrankungen, bei Leberfunktion­sstörungen, neurologischen Störungen und allergischer Diathese nur mit Vorsicht eingesetzt werden (siehe 4.3).

Gastrointestinale Reaktionen können minimiert werden sofern das Arzneimittel zusammen mit Nahrung oder Milch eingenommen wird, bzw. durch Dosisanpassung.

Interaktionen mit Laboruntersuchungen

Die Ergebnisse einiger Laboruntersuchun­gen, wie z.B. auf Glucose, Harnstoff, alkalische Phosphatase, Bilirubin oder Kreatinin können durch Nitrofurantoin falsch erhöht sein. Nach Einnahme von Nitrofurantoin kann sich der Urin gelb oder braun färben.

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder GlucoseGalactose- Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

– Erhöhte Absorption von Nitrofurantoin mit Nahrung oder Substanzen, die eine Magenentleerung verzögern.

– Verminderte Absorption von Nitrofurantoin bei gleichzeitiger Gabe von oralen Antacida (auf Basis von Magnesium- oder Aluminiumsalzen) sowie von Metoclopramid.

– Verminderte renale Ausscheidung von Nitrofurantoin durch Probenecid und Sulfinpyrazon kann zu erhöhter Toxizität führen.

– Atropin und Propanthelin verzögern die Resorption und Elimination, erhöhen aber die Bioverfügbarkeit und die Wiederauffindun­gsrate im Harn.

– Verminderte antibakterielle Aktivität von Nitrofurantoin durch Carboanhydrase-Inhibitoren und Urinalkalisierung.

– harnansäuernde Mittel erhöhen die Wirksamkeit von Nitrofurantoin.

– Antibakterieller Antagonismus von Chinolon-Antiinfektiva, eine gleichzeitige Gabe von Nitrofurantoin und Chinolonen sollte vermieden werden.

– Mögliche Interferenz mit einigen Urintests auf Glukose (siehe 4.4).

– Typhus Vakzine (oral): Antibakterielle Substanzen inaktivieren Typhus Vakzine.

– Da Nitrofurantoin möglicherweise mit Phenytoin interagiert, ist eine Kontrolle des Phenytoinspiegels erforderlich.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Nitrofurantoin passiert die Plazentaschranke. Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionsto­xizität gezeigt (siehe 5.3). Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Die Anwendung von Nitrofurantoin ist während des letzten Trimenons der Schwangerschaft kontraindiziert (wegen der Gefahr einer hämolytischen Anämie bei Neugeborenen, siehe 4.3). In den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft darf Nitrofurantoin nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko Bewertung angewendet werden.

Stillzeit

Nitrofurantoin geht in die Muttermilch über. Nitrofurantoin ist bei Säuglingen unter 3 Monaten kontraindiziert (wegen der Gefahr einer hämolytischen Anämie bei Neugeborenen, siehe 4.3). Vorsicht ist geboten während der Stillzeit eines Säuglings mit bekanntem oder vermutetem G6PD Enzymmangel, da Nitrofurantoin in die Muttermilch übergeht.

Nitrofurantoin darf in der Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko Bewertung angewendet werden.

Fertilität

Nitrofurantoin wird im Organismus zu einem Metaboliten mit potentiellen karzinogenen Eigenschaften abgebaut (Aminofurantoin). In tierexperimentellen Untersuchungen wurde eine erhöhte Missbildungsrate beobachtet (siehe Abschnitt 5.3).

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Unter der Therapie mit Nitrofurantoin kann es zu Nebenwirkungen wie Schwindel und Benommenheit kommen, wodurch die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinflusst werden kann.

4.8 Nebenwirkungen

Nebenwirkungen werden in der folgenden Tabelle nach Systemorganklassen geordnet dargestellt, unter Nutzung der „Bevorzugte Bezeichnung“ entsprechend MedDRA. Bei den Häufigkeitsangaben werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Häufig (> 1/100 bis < 1/10), Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100), Selten (>1/10.000 bis <1/1.000), Sehr selten (< 1/10.000), Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar.

Die folgenden Nebenwirkungen wurden beobachtet:

Systemorganklasse

Häufigkeit

Nebenwirkung

Infektionen und parasitäre

Erkrankungen

Nicht bekannt

Sialadenitis

Super-Infektionen durch Pseudomonas – oder Candida -Spezies (auf den Urogenital-trakt begrenzt)

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Selten

aplastische Anämie

Nicht bekannt

Blutbildverände­rungen: Agranulozytose, Leukopenie, Granulozytopenie, hämolytische Anämie, Thrombozytopenie, megaloblastische Anämie und Eosinophilie

Erkrankungen des

Immunsystems

Selten

Dermatitis exfoliativa und Erythema multiforme (inkl. Stevens-Johnson Syndrom)

Nicht bekannt

Allergische Hautreaktionen, manifestiert als Angioödem, makulopapulare, erythematöse, oder ekzematöse Eruptionen, Urtikaria, Hautausschläge und Pruritus, kutane Vaskulitis

Autoimmunreaktionen (Lupus-ähnliche

Syndrome)

mit Symptomen wie Exanthem, Arthralgie und Fieber; anaphylaktischer Schock

Anaphylaktische Reaktion

Psychiatrische Erkrankungen

Selten

Verwirrtheit, Depression, Euphorie und psychotische Reaktionen

Erkrankungen des

Nervensystems

Selten

Nystagmus, Schwindel, Asthenie, Ataxie, Kopfschmerzen und Benommenheit

Systemorganklasse

Häufigkeit

Nebenwirkung

Periphere Neuropathie (inkl. optische Neuritis) mit Symptomen und Beteiligung der Sensorik und Motorik; die Symptome können schwer oder irreversibel sein (siehe Abschnitt 4.4)

Nicht bekannt

Idiopathische intrakranielle Hypertension

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Selten

Chronische pulmonale Reaktionen (siehe Abschnitt 4.4)

Sehr selten

Lungenfibrose (siehe Abschnitt 4.4); Asth-maanfälle

Nicht bekannt

Akute pulmonale Reaktione, allergisches Lungenödem, interstitielle Pneumonie (siehe Abschnitt 4.4)

Erkrankungen des

Gastrointesti­naltrakts

Gelegentlich

Erbrechen, abdominelle Schmerzen und Diarrhoe

Nicht bekannt

Nausea und Anorexie Pankreatitis

Leber- und

Gallenerkrankun­gen

Selten

Hepatische Reaktionen, einschließlich cholestatischer Ikterus und chronisch aktive

Hepatitis

Anstieg der Transaminasen

Nicht bekannt

Autoimmune Hepatitis, Lebernekrosen mit tödlichem Leberversagen (siehe Abschnitt 4.4)

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Nicht bekannt

Vorübergehende Alopezie

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkran­kungen

Nicht bekannt

Arthralgie

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Nicht bekannt

Kristallurie, Interstitielle Nephritis

Kongenitale, familiäre und genetische Erkrankungen

Nicht bekannt

Glukose-6-Phosphatdehydro­genase Mangelanämie

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Nicht bekannt

Arzneimittelfieber

a. Eine Beendigung der Therapie führte in der Regel zu einer Normalisierung des Blutbildes.

b. In Verbindung mit pulmonalen Reaktionen bei Gabe von Nitrofurantoin berichtet.

c. Bei ersten Anzeichen von neurologischen Symptomen sollte die Behandlung abgebrochen werden.

d. Über Todesfälle wurde berichtet. Cholestatischer Ikterus tritt im Allgemeinen bei Kurzzeittherapie auf (üblicherweise bis zu zwei Wochen). Chronisch aktive Hepatitis führt gelegentlich bei Langzeittherapie (üblicherweise nach 6 Monaten) zu hepatischen Nekrosen. Das Auftreten kann maskiert sein.

Die Behandlung sollte bei ersten Anzeichen abgebrochen werden.

e. Chronische pulmonale Reaktionen treten selten bei Patienten auf, die eine Langzeittherapie über 6 Monate oder länger erhalten haben und sind bei älteren Patienten häufiger. Änderungen im EKG sind in Verbindung mit pulmonalen Reaktionen aufgetreten.

Geringfügige Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Husten und Atemnot können signifikant sein.

Über Kollaps und Zyanose wurde selten berichtet. Der Schweregrad von chronischen pulmonalen Reaktionen und das Ausmaß der Rückbildung scheinen mit der Therapiedauer nach den ersten Anzeichen des Auftretens zusammenzuhängen. Es ist wichtig, die Symptome so früh wie möglich zu erkennen. Die pulmonale Funktion kann permanent beeinträchtigt bleiben, sogar nach Absetzen der Therapie.

f. Akute pulmonale Reaktionen treten meist innerhalb der ersten Behandlungswoche auf und sind nach Absetzen der Therapie reversibel. Akute pulmonale Reaktionen zeigen sich im Allgemeinen als Fieber, Schüttelfrost, Husten, Brustschmerz, Atemnot, pulmonale Infiltration mit Konsolidierung oder Pleuraerguss nach Röntgenaufnahme des Brustraums und Eosinophilie. Bei subakuten pulmonalen Reaktionen treten Fieber und Eosinophilie weniger häufig auf im Vergleich zur akuten Form.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen.

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5

1200 WIEN

Fax: +43 (0) 50 555 36207

Website:

4.9 Überdosierung

Symptome

Symptome einer Überdosierung oder individuellen Überempfindlichkeit sind das verstärkte Auftreten von Nebenwirkungen, besonders Nausea und Erbrechen.

Therapie

Es existiert kein spezifisches Antidot. Im Falle einer kürzlichen Ingestion kann Nitrofurantoin hämodialysiert werden. Als Standardbehandlung gilt eine Auslösung von Emesis oder eine Magenspülung. Um die Ausscheidung des Arzneimittels im Urin zu fördern, sollte eine hohe Flüssigkeitsau­fnahme aufrechterhalten werden, weiters fördert Alkalisierung des Urins die Ausscheidung. Die weitere Behandlung erfolgt symptomatisch. Kontrolle des Blutbildes, der Leberfunktion, der Nierenfunktion und der Lungenfunktion wird empfohlen.

5. PHARMAKOLO­GISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antibiotika zur systemischen Anwendung, andere Antibiotika, Nitrofuran-Derivate

ATC-Code: J01XE01

Wirkmechanismus

Nitrofurantoin ist ein Harnwegsthera­peutikum aus der Gruppe der Nitrofurane.

Nitrofurantoin hat keine eigene antimikrobielle Aktivität. Es wird von bakteriellen Nitroreduktasen zur aktiven Verbindung metabolisiert. Die Reduktionsmeta­boliten führen durch Adduktbildung mit der DNS zu teilweise deletären Strangbrüchen bzw. hemmen zahlreiche Stoffwechselak­tivitäten durch Elektronenentzug.

Resistenzmecha­nismen

Die Resistenzmecha­nismen gegen Nitrofurantoin sind nur ansatzweise erforscht. Experimentelle Hinweise in resistenten Escherichia-coli -Isolaten deuten darauf hin, dass ein erniedrigter Gehalt an Nitroreduktasen mit einer verminderten Empfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin assoziiert ist.

Eine Kreuzresistenz von Nitrofurantoin mit den Antibiotika anderer Wirkstoffklassen besteht nicht.

Grenzwerte

Die Testung von Nitrofurantoin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:

EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte v 10.0 (2020)

Erreger

Sensibel

Resistent

Enterobacterales 1, 2)

<64 mg/l

>64 mg/l

Staphylococcus spp. 1, 3)

<64 mg/l

>64 mg/l

Enterococcus spp. 1)

<64 mg/l

>64 mg/l

Streptococcus spp.

(Gruppen A, B, C, G) 1, 4)

<64 mg/l

>64 mg/l

Aerococcus sanguinicola und

Aerococcus urinae 1)

<16 mg/l

> 16 mg/l

1) Nur akute, unkomplizierte Zystitiden

2) Gilt nur für Escherichia coli

3) Gilt nur für S. saprophyticus

4Gilt nur für Streptococcus agalactiae (Gruppe B Streptokokken)

Prävalenz der erworbenen Resistenz

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Nitrofurantoin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin anzustreben.

Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüber­wachungsprojek­ten und -studien (Stand: Januar 2015):

Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecalis

Staphylococcus saprophyticus °

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Escherichia coli

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Morganella morganii

Proteus mirabilis

Proteus vulgaris

Pseudomonas aeruginosa

Serratia marcescens

° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfeh­lungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Nitrofurantoin wird nach oraler Gabe rasch und nahezu vollständig resorbiert. 4–5 Stunden nach oraler Einnahme von 100 mg Nitrofurantoin werden maximale Urinkonzentrationen von 37–60 gg/ml erreicht.

Nach Verabreichung von makrokristallinem Nitrofurantoin (Furadantin retard) per os wird der Wirkstoff langsamer resorbiert und damit auch protrahiert im Harn ausgeschieden. Dadurch werden kurzdauernde hohe Initialkonzen­trationen vermieden, die Verträglichkeit von Furadantin retard-Kapseln verbessert und verlängerte Wirkspiegel im Harn erreicht (Wirkungsdauer: ca. 8 Stunden).

Verteilung

Nitrofurantoin wird in alle Gewebe und Körperflüssigkeiten einschließlich Muttermilch und Plazenta verteilt. Die resultierenden Serum- und Gewebespiegel sind gering und liegen unter der minimalen Hemmkonzentration. Antibakteriell wirksame Konzentrationen werden nur im Urin erreicht. Die Eiweißbindung liegt bei 50–90 %.

Biotransformation

Die geringen Serum- und Gewebespiegel sind wesentlich durch eine enzymatische Inaktivierung in diesen Kompartimenten bedingt. Der Anteil der aktiven Substanz im Urin beträgt 35–45 %, der von inaktiven Metaboliten 45–50 %.

Elimination

Nitrofurantoin wird nahezu vollständig über die Nieren durch Filtration (ca. 17 %) und Sezernierung im proximalen Tubulus (ca. 83 %) ausgeschieden, wobei jedoch ca. 50 % als unwirksame Metaboliten erscheinen, die eine gelbbraune Urinverfärbung bedingen. Nur 2 – 4% erscheinen in den Faeces. Die Eliminationshal­bwertzeit bei normaler Nierenfunktion aus dem Plasma liegt zwischen 20 und 90 Minuten.

Elimination bei eingeschränkter Nierenfunktion:

Bei eingeschränkter Nierenfunktion liegen verzögerte Eliminationsver­hältnisse vor. In Abhängigkeit vom Ausmaß einer Nierenfunktion­sstörung besteht die Gefahr, dass in solchen Fällen die Nitrofurantoin-Konzentration im Harn und damit die antibakterielle Wirkung des Präparates abnimmt, toxisch wirksame Konzentrationen im Serum hingegen erreicht werden.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Nitrofurantoin wirkt mutagen in Bakterien- und menschlichen Fibroblastenkul­turen. Eine karzinogene Wirkung beim Menschen wurde nicht beobachtet, allerdings wird Nitrofurantoin im Organismus zu einem Metaboliten mit potentiell karzinogenen Eigenschaften abgebaut (Aminofurantoin).

Nitrofurantoin passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über. In tierexperimentellen Untersuchungen wurde eine erhöhte Missbildungsrate beobachtet.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Kapselinhalt:

Laktose

Maisstärke

Talkum

Magnesiumstearat (Ph.Eur.)

Kapselhülle:

Gelatine

Titandioxid

Chinolingelb (E-104)

Erythrosin (E-127)

Gereinigtes Wasser

6.2 Inkompatibilitäten

nicht zutreffend

6.3 Dauer der Haltbarkeit

5 Jahre

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Blisterpackung aus PVC/Aluminium

Packung mit 20 Kapseln, retardiert

Packung mit 50 Kapseln, retardiert

Packung mit 10 × 50 Kapseln (Bündelpackung)

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

7. INHABER DER ZULASSUNG

Amdipharm Limited

Temple Chambers

3 Burlington Road

Dublin 4

Irland

8. ZULASSUNGSNUMMER(N)

Z.Nr.: 14328

9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER

Datum der Erteilung der Zulassung: 09.12.1969

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 16.09.2016

10. STAND DER INFORMATION

12/2020

Mehr Informationen über das Medikament Furadantin retard Kapseln

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 14328
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Amdipharm Ltd, Burlington Road, Temple Chambers 3, 4 Dublin, Irland