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Depakine Chronosphere 250 mg Retardgranulat in Beuteln - Zusammengefasste Informationen

Enthält aktive Wirkstoffe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Depakine Chronosphere 250 mg Retardgranulat in Beuteln

Epilepsien

Zur Behandlung primär generalisierter, sekundär generalisierter und fokaler epileptischer Anfallsformen.

Bipolare Störungen

Behandlung manischer Episoden bei einer bipolaren Störung, wenn Lithium kontraindiziert ist oder nicht vertragen wird. Die weiterführende Behandlung nach einer manischen Episode kann bei Patienten in Erwägung gezogen werden, die auf Valproat bei der Behandlung der akuten Manie angesprochen haben.

4.2 Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Depakine Chronosphere Retardgranulat ist eine Darreichungsform, die speziell für Kinder (sobald sie weiche Nahrung schlucken können) sowie für Jugendliche und Erwachsene mit Schluckbeschwerden entwickelt wurde.

Depakine Chronosphere Retardgranulat kann ein oder zweimal täglich verabreicht werden. Patienten, bei denen eine adäquate Anfallskontrolle erreicht wurde, können von Depakine Chronosphere Retardgranulat auch auf Depakine chrono retard 300 mg bzw. 500 mg Filmtabletten in der äquivalenten täglichen Dosierung umgestellt werden.

Die tägliche Dosierung ist individuell zu adaptieren an Alter, Körpergewicht und individuelle Empfindlichkeit gegenüber Valproinsäure und zu kontrollieren.

Da es keine therapeutisch relevante Korrelation zwischen Tagesdosis, Serumkonzentration und therapeutischem Effekt gibt, ist die optimale Dosierung anhand der klinischen Response zu bestimmen. Falls keine adäquate Anfallskontrolle erzielt wird oder ein Verdacht auf Nebenwirkungen besteht, kann zusätzlich zum klinischen Monitoring die Bestimmung der Valproinsäure Serumspiegel in Erwägung gezogen werden. Üblicherweise liegt der effektive Bereich zwischen 40–100 mg/l (300700 gmol/l).

Die Retardformulierung reduziert Plasmaspitzen und ermöglicht über das gesamte Dosierungsintervall annähernd gleichbleibende Plasmaspiegel.

Für die Anwendung bei Kleinkindern unter drei Jahren oder bei Patienten mit Schluckbeschwerden stehen auch Depakine 300 mg/ml Tropfen zur Verfügung.

Epilepsie

Die Epilepsie-Behandlung ist immer eine Langzeitbehandlung.

Über die Dosiseinstellung, die Behandlungsdauer und das Absetzen von Depakine sollte ein Facharzt (Neurologe, Neuropädiater) aufgrund der individuellen Situation entscheiden. Im Regelfall ist eine Verringerung der Dosis oder ein Absetzen des Arzneimittels frühestens nach 2– bis 3-jähriger Anfallsfreiheit in Erwägung zu ziehen. Das Absetzen muss schrittweise über einen Zeitraum von einem bis zwei Jahren erfolgen. Kinder kann man aus der Dosierung pro kg Körpergewicht „herauswachsen“ lassen, statt ihre Dosis dem Alter entsprechend anzupassen; der EEG-Befund darf sich dabei jedoch nicht verschlechtern.

Erfahrungen mit der Langzeitanwendung von Valproat liegen nur im begrenzten Umfang vor, dies gilt besonders für Kinder unter 6 Jahren.

Allgemeine Richtlinien zur Therapieeinleitung

– Bei Patienten ohne zusätzliche Antiepileptika-Therapie empfiehlt sich eine einschleichende Dosierung mit stufenweiser Dosiserhöhung jeden 2.-3. Tag bis zum Erreichen der optimal wirksamen Dosis innerhalb von etwa einer Woche.

– Bei Patienten, die bereits andere Antiepileptika erhalten, soll die Substitution mit Valproinsäure/Na­triumvalproat progressiv erfolgen. Ein Erreichen der optimal wirksamen Dosis innerhalb von zwei Wochen ist anzustreben, während die vorausgegangene Medikation ausgeschlichen bzw. dann zur Gänze abgesetzt wird.

– Bei Patienten, die mit Valproinsäure/Na­triumvalproat behandelt werden, soll, falls notwendig, eine zusätzliche Therapie mit einem anderen Antiepileptikum einschleichend erfolgen (siehe Abschnitt 4.5).

Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter

Die Behandlung mit Valproat muss von einem in der Therapie von Epilepsie oder bipolaren Störungen erfahrenen Spezialisten eingeleitet und überwacht werden. Valproat darf nur dann bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter angewendet werden, wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden.

Valproat wird entsprechend dem Valproat-Schwangerschaf­tspräventionspro­gramm verschrieben und abgegeben (Abschnitte 4.3 und 4.4).

Valproat sollte vorzugsweise als Monotherapie und in der niedrigsten wirksamen Dosis verschrieben werden, wenn möglich als Retardformulierung. Die tägliche Dosis sollte in mindestens zwei Einzeldosen aufgeteilt werden (siehe Abschnitt 4.6).

Dosierung bei Erwachsenen

Bei Behandlungsbeginn beträgt die Dosis üblicherweise 10–15 mg/kg Körpergewicht/Tag, danach wird bis zur optimalen Dosierung im wöchentlichen Intervall auftitriert. Die Erhaltungsdosis liegt im Allgemeinen im Bereich von 20–30 mg/kg Körpergewicht/Tag. Falls in diesem Dosisbereich keine Anfallskontrolle erzielt wird, ist es möglich, die Dosis weiter zu erhöhen. Bei einer Tagesdosis über 50 mg/kg Körpergewicht/Tag ist jedoch eine sorgfältige Überwachung des Patienten notwendig (siehe Abschnitt 4.4).

Dosierung bei Kindern

Bei Kindern liegt die übliche Dosis bei 30 mg/kg Körpergewicht/Tag.

Dosierung bei Jugendlichen (ab 12 Jahren)

Bei Jugendlichen liegt die übliche Dosis bei 25 mg/kg Körpergewicht/Tag.

Dosierung bei älteren Patienten (> 65 Jahre)

Bei älteren Patienten wird die Dosis in Abhängigkeit von der Anfallskontrolle bestimmt.

Folgende Tagesdosen werden empfohlen:

Alter

Körpergewicht (kg)

Durchschnittliche Dosierung (mg/Tag)

3–6 Monate

ca. 5,5–7,5

150

6–12 Monate

ca. 7,5–10

150–300

1–3 Jahre

ca. 10–15

300–450

3–6 Jahre

ca. 15–20

450–600

7–11 Jahre

ca. 20–40

600–1200

12–17 Jahre

ca. 40–60

1000–1500

Erwachsene (einschließlich älterer Patienten)

> 60

1200–2100

Die Tagesdosis ist auf 1–2 Einzelgaben aufzuteilen.

Dosierung bei Patienten mit Niereninsuffizienz und/oder Leberfunktion­sstörungen

Bei diesen Patienten kann eine Reduktion der Dosis notwendig sein. Da es keine relevante Korrelation zwischen Dosis und Serumspiegel gibt, sollte die Dosis in Abhängigkeit vom klinischen Bild angepasst werden.

Manische Episoden bei bipolaren Störungen

Dosierung bei Erwachsenen

Die tägliche Dosierung sollte individuell durch den behandelnden Arzt festgelegt und kontrolliert werden.

Die initial empfohlene tägliche Dosis ist 750 mg. Zudem zeigte in klinischen Studien eine Anfangsdosis von 20 mg Valproat/kg Körpergewicht ebenfalls ein akzeptables Sicherheitsprofil. Die Retardzubereitungen können ein- oder zweimal täglich gegeben werden. Die Dosis sollte so schnell wie möglich gesteigert werden, um die niedrigste therapeutische Dosis zu erreichen, die den gewünschten klinischen Effekt erzielt. Die tägliche Dosis sollte an das klinische Ansprechen angepasst werden, um die niedrigste wirksame Dosis für den Patienten individuell festzulegen.

Die durchschnittliche Tagesdosis liegt üblicherweise zwischen 1000 und 2000 mg Valproat. Patienten, die mehr als 45 mg/kg Körpergewicht/Tag erhalten, sollten sorgfältig überwacht werden.

Die weiterführende Behandlung einer manischen Episode bei einer bipolaren Störung sollte unter Verwendung der niedrigsten effektiven Dosis individuell angepasst werden.

Dosierung bei Kindern und Jugendlichen

Die Wirksamkeit von Depakine bei der Behandlung einer manischen Episode bei einer bipolaren Störung wurde bei Patienten unter 18 Jahren nicht untersucht.

Betreffend Sicherheitsin­formationen bei Kindern siehe Abschnitt 4.8.

Art und Dauer der Anwendung

Zum Einnehmen.

Depakine Chronosphere Retardgranulat in Beuteln soll auf kalte oder bei Zimmertemperatur gelagerte weiche Nahrungsmittel oder Getränke (Joghurt, Orangensaft, Kompott etc.) gestreut werden. Depakine Chronosphere Retardgranulat in Beuteln soll nicht mit warmen oder heißen Speisen oder Getränken (Suppe, Kaffee, Tee etc.) eingenommen werden. Da das Granulat den Sauger verstopfen kann, darf Depakine Chronosphere Retardgranulat in Beuteln nicht mit Säuglings-Trinkflaschen verabreicht werden. Bei Einnahme mit Flüssigkeit wird empfohlen, das Glas mit einer geringen Wassermenge auszuspülen, da das Granulat sich im Glas absetzen könnte.

Das Gemisch darf nicht gekaut und soll sofort nach der Zubereitung geschluckt werden. Eine Aufbewahrung für eine spätere Einnahme ist nicht vorgesehen.

Der verzögerte Freisetzungsprozess und die Beschaffenheit der Hilfsstoffe dieser Formulierung führen dazu, dass die inerte Matrix im Verdauungstrakt nicht resorbiert, sondern nach Freisetzung der Wirkstoffe im Stuhl ausgeschieden wird.

Die Dauer der Behandlung wird vom behandelnden Arzt festgelegt.

4.3 Gegenanzeigen

Depakine ist in folgenden Fällen kontraindiziert:

– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile

– akute Hepatitis

– chronische Hepatitis

– schwerwiegende Lebererkrankungen in der eigenen oder Familienanamnese, besonders wenn diese auf Arzneimittel (v. a. Natriumvalpro­at/Valproinsäu­re-Therapie) zurückzuführen sind

– hepatische Porphyrie

– Patienten mit bekannten Harnstoffzyklus-Erkrankungen (siehe Abschnitt 4.4).

Behandlung von Epilepsie

– während der Schwangerschaft, es sei denn, es stehen keine geeigneten alternativen Behandlungen zur Verfügung (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6).

– bei Frauen im gebärfähigen Alter, es sei denn, die Bedingungen des

Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms werden eingehalten (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6).

Behandlung von bipolaren Störungen

– während der Schwangerschaft (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6).

– bei Frauen im gebärfähigen Alter, es sei denn, die Bedingungen des

Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms werden eingehalten (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6).

Valproat darf nicht angewendet werden bei Patienten, die unter mitochondrialen Erkrankungen leiden, die durch Mutationen in dem das mitochondriale Enzym Polymerase Gamma (POLG) kodierenden Kerngen verursacht sind, wie beispielsweise das Alpers-Huttenlocher-Syndrom, sowie bei Kindern im Alter unter zwei Jahren, bei denen der Verdacht auf eine POLG-verwandte Erkrankung (siehe Abschnitt 4.4) besteht.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Spezielle Warnhinweise

Leberschädigung

Gelegentlich sind schwere Schädigungen der Leber, u. U. mit tödlichem Ausgang, beobachtet worden. Am häufigsten betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder unter 3 Jahren, die an schweren epileptischen Anfällen leiden. Das Risiko einer Leberschädigung ist insbesondere bei Kombinationsbe­handlung mit mehreren Antiepileptika oder wenn zusätzlich eine Hirnschädigung, mentale Retardierung, eine angeborene Stoffwechseler­krankung und/oder eine degenerative Erkrankung vorliegen, erhöht. Bei diesen Patienten soll die Valproinsäure/Na­triumvalproat-Behandlung mit besonderer Vorsicht und als Monotherapie erfolgen.

Leberschäden wurden in der Mehrzahl der Fälle innerhalb der ersten 6 Monate der Therapie beobachtet, insbesondere zwischen der zweiten und 12. Woche. Bei Kindern über 3 Jahre nimmt die Häufigkeit der Erkrankung signifikant ab.

Der Verlauf der Erkrankungen kann letal sein. Ein gemeinsames Auftreten von Hepatitis und Pankreatitis erhöht das Risiko eines letalen Verlaufs.

Mögliche Symptome

Klinische Symptome sind entscheidend für eine frühe Diagnose. Anzeichen, die einem Leberschaden vorausgehen können, sollten besonders bei Risikopatienten beachtet werden:

– Unspezifische Symptome mit plötzlichem Beginn, wie z. B. Asthenie, Appetitverlust, Lethargie und Benommenheit, die manchmal auch mit wiederholtem Erbrechen und Bauchschmerzen einhergehen

– Wiederauftreten epileptischer Anfälle bei Epilepsiepatienten.

Patienten (bei Kindern deren Angehörige) sollten angewiesen werden, beim Auftreten der genannten Symptome umgehend einen Arzt zu konsultieren. In diesem Fall sind eine sofortige klinische Untersuchung sowie eine Kontrolle der Leberfunktion durchzuführen.

Maßnahmen zur Früherkennung einer Leberschädigung

Leberfunktionstests sind vor Beginn der Behandlung sowie (insbesondere bei Risikopatienten) periodisch während der ersten 6 Therapiemonate durchzuführen. Neben den üblichen Untersuchungen sind Tests, die Aufschluss über die Proteinsynthese, insbesondere die Prothrombinrate geben, besonders relevant. Eine Bestätigung einer ungewöhnlich niedrigen Prothrombinrate, besonders in Verbindung mit anderen Abnormitäten (signifikanter Abfall von Fibrinogen und Gerinnungsfaktoren, erhöhter Bilirubinspiegel sowie erhöhte Transaminasen) erfordert eine Beendigung der Therapie mit Valproinsäure/Na­triumvalproat. Falls zusätzlich begleitend Acetylsalicylsäure eingenommen wird, sollte diese als Vorsichtsmaßnahme ebenfalls abgesetzt werden, da sie über denselben Pfad metabolisiert wird.

Der behandelnde Arzt sollte jedoch berücksichtigen, dass in Einzelfällen Werte der Leberenzyme auch unabhängig von einer Leberfunktion­sstörung, insbesondere zu Beginn der Behandlung, vorübergehend erhöht sein können.

Pankreasschädigung

Sehr selten wurde vom Auftreten schwerer Pankreatitiden berichtet, die auch tödlich verlaufen können. Das Risiko eines tödlichen Ausgangs ist bei Kleinkindern am höchsten und verringert sich mit zunehmendem Alter. Mögliche Risikofaktoren für die Entstehung einer schweren Pankreatitis sind schwere Anfallsformen bzw. schwere neurologische Störungen bei gleichzeitiger antikonvulsiver Kombinationsthe­rapie. Gemeinsames Auftreten von Leberversagen und Pankreatitis erhöht das Risiko eines tödlichen Ausgangs. Die Patienten sind anzuweisen, bei Auftreten möglicher Anzeichen einer Pankreatitis (wie etwa Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen) unverzüglich den Arzt zu konsultieren. Bei diesen Patienten hat eine genaue medizinische Abklärung (einschließlich Bestimmung der Serumamylase) zu erfolgen; falls eine Pankreatitis diagnostiziert wird, ist Valproinsäure/Na­triumvalproat abzusetzen.

Patienten mit vorausgegangener Pankreatitis sind engmaschig zu überwachen (siehe auch Abschnitt 4.8).

Langzeittherapie

Bei einer Langzeittherapie zusammen mit anderen Antiepileptika, insbesondere Phenytoin, kann es zu Anzeichen einer Hirnschädigung (Enzephalopathie) kommen (vermehrte Krampfanfälle, Antriebslosigkeit, Stupor, Muskelschwäche, Bewegungsstörungen [choreatiforme Dyskinesien], schwere Allgemeinverände­rungen im EEG).

Vorsichtsmaßnahmen

- Leberfunktion­stests sind vor Beginn der Therapie durchzuführen (siehe Abschnitt 4.3) sowie, besonders bei Risikopatienten, periodisch während der ersten 6 Monate der Behandlung. Wie bei den meisten Antikonvulsiva kann es auch unter Therapie mit Valproinsäure/Na­triumvalproat, besonders zu Beginn der Behandlung, zu einem leichten Anstieg der Leberenzyme kommen. Dieser Anstieg ist transient und isoliert, ohne klinische Symptome. Der Arzt sollte sich nicht ausschließlich auf die blutchemischen Parameter verlassen, da diese nicht in allen Fällen abnorm sein müssen. Anamnese und klinisches Bild sind für die Beurteilung von entscheidender Bedeutung. Bei Risikopatienten werden erweiterte Untersuchungen einschließlich der Prothrombinrate empfohlen. Wenn nötig, kann eine Dosisanpassung in Erwägung gezogen werden. Tests sollten bei Bedarf wiederholt werden.

Besteht der Verdacht, dass eine schwere Leberfunktion­sstörung oder eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse vorliegt, muss Valproinsäure/Na­triumvalproat sofort abgesetzt werden. Als vorbeugende Maßnahme ist auch das Absetzen anderer Substanzen anzuraten, die aufgrund des gleichen Metabolismus zu ähnlichen Nebenwirkungen führen können. In Einzelfällen kann das klinische Bild trotzdem fortschreiten.

- Bluttests (Blutbild einschließlich Thrombozytenzählun­g, Blutungszeit und Gerinnungstests) werden vor Therapiebeginn, vor Operationen und im Fall von spontan auftretenden Hämatomen oder Blutungen empfohlen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine eindeutig verlängerte Thromboplastinzeit (erniedrigter Quick-Wert) von sonstigen veränderten Laborparametern begleitet ist, wie Erniedrigung von Fibrinogen und Gerinnungsfaktoren oder Anstieg von Bilirubin oder Leberenzymen.

- Systemischer Lupus erythematodes : In seltenen Fällen kann Valproat einen systemischen Lupus erythematodes induzieren oder einen bereits bestehenden Lupus erythematodes verstärken. Valproinsäure­haltige Arzneimittel sollen bei Patienten mit einem systemischen Lupus erythematodes nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.

– Eine Behandlung mit Valproinsäure/Na­triumvalproat kann zu Hyperammonämie führen. Deshalb sind beim Auftreten von Symptomen wie Apathie, Somnolenz, Erbrechen, Hypotonie sowie bei einer Zunahme der Anfallsfrequenz die Serumspiegel von Ammonium und Valproinsäure zu bestimmen; gegebenenfalls ist die Valproinsäuredosis zu reduzieren. Wenn ein Verdacht auf einen Enzymdefekt im Harnstoffzyklus besteht, sollte aufgrund des Risikos einer Hyperammonämie unter Valproinsäure vor Beginn der Behandlung eine metabolische Untersuchung durchgeführt werden.

– Patienten mit vorausgegangener Knochenmarkschädi­gung müssen streng überwacht werden.

– Bei Patienten mit Niereninsuffi­zienz kann eine Verringerung der Dosis erforderlich sein. Da eine Überwachung der Plasmaspiegel irreführend sein kann, soll die Dosis entsprechend dem klinischen Monitoring angepasst werden.

- Carbapenembehan­dlung: Die gleichzeitige Anwendung von Valproinsäure/Na­triumvalproat und einem Carbapenem wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.5).

– Valproat führt sehr häufig zu einer Gewichtszunahme , die ausgeprägt und progredient sein kann. Die Patienten sind zu Behandlungsbeginn auf dieses Risiko aufmerksam zu machen und über geeignete Maßnahmen zu informieren, mit deren Hilfe die Gewichtszunahme möglichst gering gehalten werden kann.

– Patienten mit einem bestehenden Camitin-Palmitoyl-Transferase-(CPT-)II-Mangel sollten auf das erhöhte Risiko einer Rhabdomyolyse unter der Behandlung mit Valproinsäure hingewiesen werden.

– Bei Kleinkindern unter 3 Jahren wird eine Monotherapie mit Valproinsäure/Na­triumvalproat empfohlen. Dabei ist vor Behandlungsbeginn der Nutzen einer antiepileptischen Behandlung gegen das mögliche Risiko eines Leberschadens oder einer Pankreatitis abzuwägen. Die gleichzeitige Anwendung von Salicylaten ist wegen des Risikos einer Lebertoxizität bei diesen Patienten zu vermeiden.

Schwangerschaf­tspräventionspro­gramm

Valproat hat ein hohes teratogenes Potenzial, und bei Kindern, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt sind, besteht ein hohes Risiko für angeborene Missbildungen und neurologische Entwicklungsstörun­gen (siehe Abschnitt 4.6).

Depakine ist in folgenden Fällen kontraindiziert:

Behandlung von Epilepsie

– während der Schwangerschaft, es sei denn, es stehen keine geeigneten alternativen Behandlungen zur Verfügung (siehe Abschnitte 4.3 und 4.6).

– bei Frauen im gebärfähigen Alter, es sei denn, die Bedingungen des Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms werden eingehalten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.6).

Behandlung von bipolaren Störungen

– während der Schwangerschaft (siehe Abschnitte 4.3 und 4.6).

– bei Frauen im gebärfähigen Alter, es sei denn, die Bedingungen des

Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms werden eingehalten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.6).

Bedingungen des Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms:

Der verordnende Arzt muss sicherstellen,

– dass die jeweils individuellen Umstände der Patientin berücksichtigt werden, wobei sie in diesen Prozess mit einzubinden ist, um ihre Mitwirkung sicherzustellen, und dass Therapieoptionen besprochen werden und gewährleistet ist, dass sie sich der Risiken bewusst ist und die Maßnahmen verstanden hat, die zur Minimierung der Risiken erforderlich sind.

– dass die Gebärfähigkeit aller Patientinnen beurteilt wird.

– dass die Patientin die Risiken hinsichtlich angeborener Missbildungen und neurologischer Entwicklungsstörun­gen verstanden und bestätigt hat, einschließlich des Ausmaßes dieser Risiken für Kinder, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt sind.

– dass die Patientin die Notwendigkeit versteht, sich vor Beginn und (soweit erforderlich) während der Behandlung Schwangerschaf­tstests zu unterziehen.

– dass die Patientin bezüglich Empfängnisverhütung beraten wird und dass die Patientin in der Lage ist, während der gesamten Dauer der Behandlung mit Valproat ununterbrochen zuverlässige Verhütungsmethoden anzuwenden (weitere Informationen sind im Unterabschnitt „Empfängnisver­hütung“ in diesem eingerahmten Warnhinweis zu finden).

– dass die Patientin die Notwendigkeit einer regelmäßigen (mindestens jährlichen) Überprüfung der Behandlung versteht, die von einem in der Behandlung von Epilepsie oder bipolaren Störung erfahrenen Spezialisten durchzuführen ist.

– dass die Patientin die Notwendigkeit versteht, ihren Arzt aufzusuchen, sobald sie eine Schwangerschaft plant, um sicherzustellen, dass eine rechtzeitige Diskussion und Umstellung auf alternative Behandlungsop­tionen, noch vor der Empfängnis und vor Beendigung der Empfängnisver­hütung, möglich sind.

– dass die Patientin die Notwendigkeit versteht, im Falle einer Schwangerschaft unverzüglich ihren Arzt aufzusuchen.

– dass die Patientin den Leitfaden für Patienten erhalten hat.

– dass die Patientin bestätigt, dass sie die Gefahren und erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Anwendung von Valproat verstanden hat (jährlich auszufüllendes Formular zur Bestätigung der Risikoaufklärung).

Diese Bedingungen treffen auch auf Frauen zu, die zurzeit nicht sexuell aktiv sind, es sei denn, dem verordnenden Arzt liegen triftige Gründe vor, die eine mögliche Schwangerschaft ausschließen.

Mädchen

– Der verordnende Arzt muss sicherstellen, dass die Eltern/Betreuer von Mädchen die Notwendigkeit verstehen, den Spezialisten zu informieren, sobald beim Mädchen, das Valproat anwendet, die erste Regelblutung einsetzt.

– Der verordnende Arzt muss sicherstellen, dass die Eltern/Betreuer von Mädchen, bei denen die erste Regelblutung eingesetzt hat, umfassend über die Risiken hinsichtlich angeborener Missbildungen und neurologischer Entwicklungsstörun­gen informiert werden, einschließlich des Ausmaßes dieser Risiken für Kinder, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt sind.

– Bei Patientinnen, bei denen die erste Regelblutung eingesetzt hat, muss der verordnende Spezialist die Notwendigkeit der Therapie mit Valproat jährlich neu beurteilen und alternative Behandlungsoptionen in Erwägung ziehen. Stellt Valproat die einzige geeignete Behandlungsoption dar, müssen die notwendige Anwendung zuverlässiger Verhütungsmethoden und alle anderen Bedingungen des Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms besprochen werden. Der Spezialist sollte alles daran setzen, Mädchen auf alternative Behandlungen umzustellen, bevor sie das Erwachsenenalter erreichen.

Schwangerschaf­tstest

Vor Beginn der Behandlung mit Valproat muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Um eine unbeabsichtigte Anwendung während einer Schwangerschaft auszuschließen, darf mit der Behandlung mit Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter erst begonnen werden, wenn ein zuvor durchgeführter Schwangerschaf­tstest (Blutplasma-basierter Schwangerschaf­tstest) negativ ausgefallen ist und das Ergebnis durch medizinisches Fachpersonal bestätigt wurde.

Empfängnisver­hütung

Frauen im gebärfähigen Alter, denen Valproat verschrieben wird, müssen während der gesamten Dauer der Behandlung mit Valproat ununterbrochen zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden. Diese Patientinnen müssen umfassend über schwangerschaf­tsverhütende Maßnahmen informiert werden und sollten an eine Beratungsstelle zur Empfängnisverhütung verwiesen werden, wenn sie keine zuverlässigen Verhütungsmethoden anwenden. Mindestens eine zuverlässige Verhütungsmethode (vorzugsweise eine anwenderunabhängige Form der Verhütung wie etwa ein Intrauterinpessar oder Implantat) oder zwei einander ergänzende Formen der Empfängnisver­hütung, einschließlich einer Barrieremethode, sind anzuwenden. Bei der Wahl der Verhütungsmethode sind die jeweils individuellen Umstände der Patientin zu berücksichtigen, wobei sie in diesen Prozess mit einzubinden ist, um ihre Mitwirkung und Einhaltung der gewählten Maßnahmen sicherzustellen. Selbst bei einer vorliegenden Amenorrhö muss die Patientin sämtliche Empfehlungen für eine zuverlässige Verhütung befolgen.

Östrogenhaltige Arzneimittel

Die gleichzeitige Einnahme von östrogenhaltigen Arzneimittel, einschließlich östrogenhaltiger hormoneller Kontrazeptiva, kann möglicherweise zu einer verminderten Wirksamkeit von Valproat führen (siehe Abschnitt 4.5). Die behandelnden Ärzte sollten die klinische Reaktion (Anfallskontrolle oder Stimmungssteuerung) überwachen, wenn sie östrogenhaltige Arzneimittel initiieren oder absetzen.

Im Gegensatz dazu reduziert Valproat die Wirksamkeit von hormonellen Kontrazeptiva nicht.

Jährliche Beurteilung der Behandlung durch einen Spezialisten

Der Spezialist hat mindestens einmal jährlich eine Beurteilung vorzunehmen, ob Valproat die geeignete Behandlung für die Patientin darstellt. Der Spezialist sollte das jährlich auszufüllende Formular zur Bestätigung der Risikoaufklärung zu Behandlungsbeginn und während jeder jährlichen Beurteilung mit der Patientin besprechen und sicherstellen, dass sie den Inhalt verstanden hat.

Schwangerschaf­tsplanung

Für die Indikation Epilepsie muss für den Fall, dass eine Frau beabsichtigt, schwanger zu werden, ein in der Behandlung von Epilepsie erfahrener Spezialist die Therapie mit Valproat erneut beurteilen und alternative Behandlungsoptionen erwägen. Es sollte alles daran gesetzt werden, vor der Empfängnis und bevor die Empfängnisverhütung beendet wird auf eine geeignete alternative Behandlung umzustellen (siehe Abschnitt 4.6). Ist eine Umstellung nicht möglich, ist die Frau weiter zu den von Valproat ausgehenden Risiken für das ungeborene Kind aufzuklären, um sie bei der fundierten Entscheidungsfin­dung hinsichtlich der Familienplanung zu unterstützen.

Für die Indikation bipolare Störungen muss für den Fall, dass eine Frau beabsichtigt, schwanger zu werden, ein in der Behandlung von bipolaren Störungen erfahrener Spezialist hinzugezogen und die Behandlung mit Valproat beendet werden sowie bei Bedarf vor der Empfängnis und bevor die Empfängnisverhütung beendet wird auf eine alternative Behandlung umgestellt werden.

Schwangerschaft

Wenn eine Frau während der Anwendung von Valproat schwanger wird, muss sie unverzüglich an einen Spezialisten überwiesen werden, damit die Behandlung mit Valproat erneut beurteilt und alternative Optionen erwogen werden können. Patientinnen, die während der Schwangerschaft Valproat ausgesetzt sind, sollten gemeinsam mit ihren Partnern an einen Spezialisten mit Erfahrung in Embryonaltoxi­kologie oder Pränatalmedizin überwiesen werden, damit er die Auswirkungen der Exposition während der Schwangerschaft beurteilen und entsprechend aufklären kann (siehe Abschnitt 4.6).

Apotheker müssen sicherstellen,

– dass die Patientenkarte bei jeder Abgabe von Valproat ausgehändigt wird und dass die Patientinnen deren Inhalt verstehen.

– dass Patientinnen darüber informiert sind, die Anwendung von Valproat nicht abzubrechen und im Falle einer geplanten oder vermuteten Schwangerschaft unverzüglich einen Spezialisten aufzusuchen.

Schulungsmaterial

Um Angehörigen von Gesundheitsberufen und Patientinnen dabei zu helfen, eine ValproatExposition während der Schwangerschaft zu vermeiden, stellt der Zulassungsinhaber Schulungsmaterial zur Verfügung, das entsprechende Warnhinweise enthält sowie Leitlinien zur Anwendung von Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter und Einzelheiten zum Schwangerschaf­tspräventionspro­gramm. Allen Frauen im gebärfähigen Alter, die Valproat anwenden, ist ein Leitfaden für Patienten und eine Patientenkarte auszuhändigen.

Ein jährlich auszufüllendes Formular zur Bestätigung der Risikoaufklärung ist vom Spezialisten zu Behandlungsbeginn und während jeder jährlichen Beurteilung der Behandlung mit Valproat zu verwenden.

Suizid/Suizidgedanken oder klinische Verschlechterung

Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebokontro­llierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt, und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Valproinsäure/Na­triumvalproat nicht aus.

Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung sollte in Erwägung gezogen werden. Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden, medizinische Hilfe einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.

Patienten mit bekannter mitochondrialer Erkrankung bzw. mit Verdacht auf eine mitochondriale Erkrankung

Valproat kann die klinischen Anzeichen für zugrunde liegende mitochondriale Erkrankungen, die durch Mutationen der mitochondrialen DNA oder auch des kernkodierten POLG-Gens verursacht werden, auslösen oder verstärken. So wurde von Patienten mit angeborenen neurometabolischen Erkrankungen, die durch Mutationen im Gen für das mitochondriale Enzym Polymerase Gamma (POLG) verursacht werden, wie beispielsweise das Alpers-Huttenlocher-Syndrom, eine höhere Rate an durch Valproat induzierten Fällen von akutem Leberversagen und leberbedingten Todesfällen gemeldet.

POLG-verwandte Erkrankungen sollten vermutet werden bei Patienten mit entsprechender familiärer Belastung oder Symptomen, die auf eine POLG-verwandte Erkrankung hinweisen, einschließlich nicht geklärter Enzephalopathie, refraktärer Epilepsie (fokal, myoklonisch), Status epilepticus bei Vorstellung, Entwicklungsver­zögerung, psychomotorischer Regression, axonaler sensomotorischer Neuropathie, Myopathie, zerebellarer Ataxie, Ophthalmoplegie oder komplizierter Migräne mit okzipitaler Aura. Die Untersuchung auf POLG-Mutationen sollte in Einklang mit der derzeitigen klinischen Praxis für die diagnostische Bewertung solcher Erkrankungen erfolgen (siehe Abschnitt 4.3).

Verstärkte Krampfanfälle

Wie bei anderen Antiepileptika können einige Patienten unter Valproat statt einer Verbesserung eine reversible Verschlechterung der Häufigkeit von Krampfanfällen und der Schwere der Anfälle erfahren (einschließlich Status epilepticus) bzw. das Auftreten neuer Anfallsarten. Beim Auftreten von verstärkten Krampfanfällen müssen die Patienten angewiesen werden, unverzüglich ihren Arzt zu konsultieren.

Depakine enthält Natrium.

Depakine Chronosphere 50 mg Retardgranulat enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Beutel, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.

Depakine Chronosphere 250 mg Retardgranulat enthält 23,1 mg Natrium pro Beutel, entsprechend 1,2 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

Depakine Chronosphere 500 mg Retardgranulat enthält 46,1 mg Natrium pro Beutel, entsprechend 2,3 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

Dies ist bei Personen mit natriumkontro­llierter Diät zu berücksichtigen.

4.5 Wechselwir­kungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Einfluss von Valproinsäure auf andere Substanzen

Neuroleptika, MAO-Hemmer, Antidepressiva und Benzodiazepine

In Kombination mit psychotropen Substanzen kann Valproinsäure die zentraldämpfende Wirkung dieser Arzneimittel verstärken. Bei entsprechenden Kombinationen sind die Patienten sorgfältig zu beobachten und die Dosierungen gegebenenfalls anzupassen.

Lithium

Depakine hat keinen Effekt auf die Serumkonzentra­tionen von Lithium.

Diazepam

Bei gesunden Probanden wurde Diazepam von Valproat aus der Plasmaeiweißbindung verdrängt und seine Metabolisierung während der Valproat-Verabreichung gehemmt. Bei Kombinationsthe­rapie können die Konzentration des ungebundenen Diazepams im Serum erhöht und Plasma-Clearance sowie Verteilungsvolumen des freien Diazepamanteils erniedrigt sein (um 25 % bzw. 20 %). Die Halbwertszeit bleibt jedoch unverändert.

Lorazepam

Bei gesunden Personen führte die gleichzeitige Verabreichung von Valproat und Lorazepam zu einer Verringerung der Plasma-Clearance von Lorazepam um bis zu 40 %.

Phenobarbital

Valproinsäure erhöht aufgrund der Hemmung des hepatischen Abbaus den Serumspiegel von Phenobarbital, was sich, besonders bei Kindern, in einer starken Sedierung äußern kann. Deshalb wird insbesondere während der ersten 15 Tage einer Kombinationsthe­rapie eine sorgfältige klinische Überwachung empfohlen. Falls eine Sedierung auftritt, muss die Phenobarbitaldosis sofort reduziert und gegebenenfalls der Phenobarbital-Serumspiegel bestimmt werden.

Primidon

Valproinsäure erhöht den Primidon-Serumspiegel und verstärkt die Nebenwirkungen von Primidon (z. B. Sedierung). Diese Symptome lassen in der Regel unter Langzeittherapie nach. Deshalb werden, insbesondere zu Beginn einer Kombinationsthe­rapie, eine sorgfältige klinische Überwachung sowie eine allenfalls notwendige Dosisanpassung empfohlen.

Phenytoin

Valproinsäure senkt den Gesamtserumspiegel von Phenytoin, während die Menge an freiem Phenytoin (nicht eiweißgebundener Anteil) mit eventuellen Symptomen einer Überdosierung ansteigt.

Valproinsäure verdrängt Phenytoin aus seiner Plasmaprotein­bindung und vermindert seinen hepatischen Abbau. Eine klinische Überwachung wird daher empfohlen. Falls der PhenytoinSerum­spiegel gemessen wird, ist auch die Menge an freiem Phenytoin zu bestimmen.

Carbamazepin

In der Kombinationsthe­rapie von Carbamazepin und Valproinsäure wurden Symptome beschrieben, die möglicherweise auf die Potenzierung des toxischen Effektes von Carbamazepin durch Valproinsäure zurückzuführen sind. Ein klinisches Monitoring ist insbesondere zu Beginn der Kombinationsthe­rapie angezeigt. Die Dosis ist bei Bedarf anzupassen.

Lamotrigin

Valproinsäure reduziert die Metabolisierung von Lamotrigin und erhöht die durchschnittliche Halbwertszeit von Lamotrigin um nahezu das Zweifache. Diese Wechselwirkung kann zu einer erhöhten Toxizität von Lamotrigin führen, insbesondere zu schweren Hautausschlägen.

Eine klinische Überwachung wird daher empfohlen und die Dosierung von Lamotrigin ist gegebenenfalls zu reduzieren.

Felbamat

Valproinsäure kann den Serumspiegel von Felbamat bis zu 50 % erhöhen, da sie die durchschnittliche Clearance von Felbamat bis zu 16 % reduziert. Die Dosierung ist durch Monitoring entsprechend anzupassen.

Topiramat, Acetazolamid

Die gemeinsame Anwendung von Topiramat und Acetazolamid mit Valproinsäure wurde mit Enzephalopathie und/oder Hyperammonämie in Verbindung gebracht. Patienten sind gegebenenfalls entsprechend zu überwachen.

Vitamin-K-abhängige Antikoagulanzien

Die gerinnungshemmende Wirkung von Warfarin und anderen Antikoagulanzien vom Cumarintyp sowie der thrombozytenag­gregationshem­mende Effekt von Acetylsalicylsäure können infolge ihrer Verdrängung aus der Plasmaprotein­bindung durch Valproinsäure erhöht sein. Angemessene Kontrollen der Gerinnungsparameter während der oralen Antikoagulation sind angezeigt.

Zidovudin

Valproinsäure erhöht möglicherweise die Serumkonzentration von Zidovudin, was zu einem Ansteigen der Toxizität von Zidovudin führen kann.

Olanzapin

Valproinsäure reduziert möglicherweise die Olanzapin Plasmakonzentra­tion.

Rufinamid

Valproinsäure kann möglicherweise zu einem Anstieg der Plasmaspiegel von Rufinamid führen. Dieser Anstieg ist abhängig von der Konzentration der Valproinsäure. Vorsicht ist geboten, insbesondere bei Kindern, da diese häufiger davon betroffen sind.

Propofol

Valproinsäure kann möglichweise die Blutspiegel von Propofol erhöhen. Bei gleichzeitiger Verabreichung mit Valproat ist die Dosierung von Propofol zu reduzieren.

Nimodipin

Die gleichzeitige Behandlung mit Nimodipin und Valproinsäure kann zu einem Anstieg der Plasmakonzentration von Nimodipin um 50% führen.

Alkohol

Valproat kann die Wirkung von Alkohol verstärken und deshalb wird der Konsum von Alkohol während einer Behandlung mit Natriumvalproat nicht empfohlen.

Einfluss anderer Substanzen auf Valproinsäure

Enzyminduzierende Antiepileptika

Substanzen wie Phenobarbital, Phenytoin und Carbamazepin erhöhen die Ausscheidung von Valproinsäure und reduzieren deren Serumspiegel. Die Dosierung sollte bei einer Kombinationsthe­rapie entsprechend dem klinischen Bild und anhand der Serumspiegel kontrolliert werden.

Felbamat

Die Kombination von Felbamat und Valproat setzt die Valproinsäure-Clearance um 22 % bis 50 % herab und kann die Serumkonzentration von Valproinsäure erhöhen. Die Dosierung von Valproinsäure ist durch Monitoring entsprechend anzupassen.

Mefloquin/Chlo­roquin

Vorsicht ist angeraten, da sowohl Mefloquin als auch Chloroquin eine Herabsetzung der Krampfschwelle bewirken können. Darüber hinaus kann Mefloquin zu einer Senkung der Valproatspiegel führen, wodurch epileptische Krämpfe im Fall einer Kombinationsthe­rapie auftreten können. Gegebenenfalls ist die Dosierung von Valproinsäure/Na­triumvalproat entsprechend anzupassen.

Arzneimittel mit hoher Proteinbindung

Arzneimittel mit einer hohen Proteinbindung, wie z. B. Acetylsalicylsäure, können Valproinsäure aus der Plasmaprotein­bindung verdrängen und den Anteil an freier Valproinsäure im Plasma erhöhen. Die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die Valproinsäure/Na­triumvalproat enthalten, mit solchen, die Acetylsalicylsäure enthalten, soll bei Kindern unter 12 Jahren unterbleiben und bei Jugendlichen nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Cimetidin, Erythromycin

Der Valproinsäure-Plasmaspiegel kann bei gleichzeitiger Gabe von Cimetidin und Erythromycin durch Hemmung des hepatischen Metabolismus erhöht werden.

Antibiotika vom Carbapenemtyp (z. B. Panipenem, Meropenem, Imipenem)

Es gibt Berichte über einen Abfall des Valproinsäure-Blutspiegels bei gleichzeitiger Anwendung mit einem Carbapenem. Innerhalb von ungefähr zwei Tagen ging der Valproinsäure-Blutspiegel um 60100 % zurück. Aufgrund des rasch einsetzenden und starken Abfalls wird eine Verabreichung von Carbapenemen bei auf Valproinsäure stabil eingestellten Patienten als nicht kontrollierbar erachtet und soll deshalb vermieden werden (siehe Abschnitt 4.4). Wenn die Behandlung mit dieser Antibiotikagruppe nicht vermieden werden kann, sollte der Blutspiegel von Valproinsäure engmaschig überwacht werden.

Rifampicin

Rifampicin kann den Valproinsäure-Serumspiegel senken und damit die therapeutische Wirkung verringern. Deshalb kann bei einer Kombinationsbe­handlung eine Dosisanpassung der Valproinsäure erforderlich sein.

Colestyramin

Colestyramin kann die Resorption von Valproat verringern.

Fluoxetin

Vorsicht ist angeraten, da eine gemeinsame Anwendung von Fluoxetin die Valproinsäure-Spiegel im Serum entweder erhöhen oder in einigen Fällen verringern kann. Deshalb wird zu einer Überwachung der Valproinsäure-Spiegel im Serum geraten.

Phenytoin, Phenobarbital

Der Valproinsäure-Plasmaspiegel kann bei gleichzeitiger Gabe von Phenytoin oder Phenobarbital erhöht werden. Deshalb sollten Patienten, die mit diesen Wirkstoffen behandelt werden, hinsichtlich der Anzeichen oder Symptome einer Hyperammonämie engmaschig kontrolliert werden.

Proteaseinhibi­toren

Proteaseinhibi­toren, wie Lopinavir und Ritonavir, können den Valproinsäure-Metabolitspiegel bei gleichzeitiger Anwendung reduzieren.

Metamizol

Metamizol kann bei gleichzeitiger Anwendung den Valproatserum­spiegel senken, was zu einer potenziell verminderten klinischen Wirksamkeit von Valproat führen kann. Das klinische Ansprechen (Anfallskontrolle oder Stimmungskontrolle) sollte überwacht und gegebenenfalls eine Überwachung des Valproat-Serumspiegels in Betracht gezogen werden.

Östrogenhaltige Arzneimittel, einschließlich östrogenhaltiger hormoneller Kontrazeptiva Östrogene sind Induktoren der UDP-Glukuronosyltran­sferase-Isoformen, die an der Valproat-Glukuronidierung beteiligt sind und können die Clearance von Valproat erhöhen, was zu einer verminderten Serumkonzentration von Valproat und möglicherweise zu einer verminderten Wirksamkeit von Valproat führen kann (siehe Abschnitt 4.4). Berücksichtigen Sie die Überwachung des Valproat Serumspiegels.

Im Gegensatz dazu hat Valproat keinen enzyminduzierenden Effekt. Dadurch verringert Valproat nicht die Wirksamkeit von östroprogestativen Wirkstoffen bei Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva erhalten.

Sonstige Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung von Valproinsäure mit Topiramat oder Acetazolamid wurde mit Enzephalopathie und/oder Hyperammonämie in Verbindung gebracht.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Valproinsäure und Quetiapin kann das Risiko einer Neutropenie/Le­ukopenie erhöht sein.

Valproinsäure hat üblicherweise keinen enzyminduzierenden Effekt. Die Wirkung von empfängnisver­hütenden Hormonpräparaten („Pille“) wird durch Valproinsäure daher nicht vermindert.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass potentiell hepatotoxische Arzneimittel und auch Alkohol die Lebertoxizität von Valproinsäure verstärken können.

Da Valproinsäure hauptsächlich über die Niere in Form von Ketonkörpern ausgeschieden wird, ist bei Diabetikern mit Verdacht auf Ketoazidose eine mögliche falsch positive Reaktion eines Tests auf Ketonkörperau­sscheidung zu berücksichtigen.

In Abhängigkeit von der Plasmakonzentration führt Valproinsäure zur Verdrängung von Schilddrüsenhor­monen aus der Proteinbindung und zu deren rascherer Metabolisierung. Bei einem Schilddrüsenfun­ktionstest kann fälschlicherweise ein Verdacht auf Hypothyreose entstehen.

4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Valproat ist zur Behandlung von bipolaren Störungen während der Schwangerschaft kontraindiziert.

Valproat ist zur Behandlung von Epilepsie während der Schwangerschaft kontraindiziert, es sei denn, es stehen keine geeigneten Alternativen zur Behandlung der Epilepsie zur Verfügung. Die Anwendung von Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter ist kontraindiziert, es sei denn, die Bedingungen des Schwangerschaf­tspräventionspro­gramms werden eingehalten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4).

Teratogenität und Auswirkungen auf die Entwicklung

Risiko einer Exposition gegenüber Valproat während der Schwangerschaft

Valproat ist sowohl bei alleiniger Gabe als auch bei Gabe in Kombination mit anderen Arzneimitteln häufig mit Anomalien des Neugeborenen assoziiert. Die verfügbaren Daten zeigen ein erhöhtes Risiko für schwere angeborene Fehlbildungen und neurologische Entwicklungsstörun­gen sowohl bei Valproat-Monotherapie als auch bei Kombinationsthe­rapie im Vergleich zu der nicht mit Valproat behandelten Bevölkerung..

Es wurde gezeigt, dass Valproat sowohl bei Tieren als auch beim Menschen die Plazentaschranke passiert (siehe Abschnitt 5.2).

Teratogene Effekte wurden bei Mäusen, Ratten und Kaninchen nachgewiesen (siehe Abschnitt 5.3).

Angeborene Missbildungen

EineMetaanalyse (einschließlich Registern und Kohortenstudien) zeigte, dass etwa 11 %der Kinder von Frauen, die an Epilepsie leiden und während der Schwangerschaft eine Monotherapie mit Valproat erhalten haben, schwerwiegende angeborene Missbildungen hatten.

Dies ist höher als das Risiko für schwerwiegende Missbildungen in der Allgemeinbevölke­rung. (ca. 23 %).

Das Risiko für schwere angeborene Missbildungen bei Kindern nach Exposition im Mutterleib im Rahmen einer Antiepileptika-Kombinationsthe­rapie mit Valproat ist höher als im Rahmen einer Kombinationsthe­rapie mit Antiepileptika ohne Valproat Dieses Risiko ist bei einer Valproat-

Monotherapie dosisabhängig und die verfügbaren Daten legen eine Dosisabhängigkeit in der Kombinationsthe­rapie nahe. Es lässt sich jedoch keine Schwellendosis, unterhalb derer kein Risiko besteht, festlegen.

Die verfügbaren Daten zeigen eine erhöhte Inzidenz von leichteren und schwerwiegenderen Missbildungen im Vergleich zur Inzidenz bei anderen Antiepileptika. Zu den häufigsten Arten von Missbildungen zählen Neuralrohrdefekte, faziale Dysmorphien, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Kraniostenose, Schädigungen des Herzens, der Nieren, des Urogenitaltraktes, der Extremitäten (einschließlich bilateraler Aplasie des Radius) sowie zahlreiche Anomalien verschiedener Körpersysteme.

Die Exposition gegenüber Valproat im Mutterleib kann durch Missbildungen des Ohres und/oder der Nase (Sekundäreffekt) und/oder durch direkte Toxizität auf die Hörfunktion auch zu Hörstörung/Taubheit führen. Es wurden Fälle sowohl mit einseitiger als auch mit beidseitiger Taubheit oder Hörstörung beschrieben. Über den Ausgang wurde nicht bei allen Fällen berichtet. Wenn der Ausgang berichtet wurde, erholte sich die Mehrheit der Betroffenen nicht.

Neurologische Entwicklungsstörun­gen

Die Daten zeigen, dass es bei Kindern, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt waren, zu unerwünschten Wirkungen in Hinblick auf deren geistige und körperliche Entwicklung kommen kann. Das Risiko neurologischer Entwicklungsstörun­gen (inklusive Autismus) scheint dosisabhängig zu sein, wenn Valproat als Monotherapie angewendet wird, doch anhand der verfügbaren Daten lässt sich keine Schwellendosis, unterhalb derer kein Risiko besteht, festlegen. Bei Anwendung von Valproat in einer Kombinationsthe­rapie mit anderen Antiepileptika während der Schwangerschaft, war das Risiko für neurologische Entwicklungsstörun­gen bei den Nachkommen im Vergleich zu Kindern aus der Allgemeinbevölke­rung oder von unbehandelten epileptischen Müttern ebenfalls signifikant erhöht. Über den genauen Schwangerschaf­tsabschnitt, in dem ein Risiko für diese Wirkungen besteht, gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, und die Möglichkeit, dass das Risiko während der gesamten Schwangerschaft besteht, kann nicht ausgeschlossen werden.

Studien mit Vorschulkindern, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt waren, zeigen, dass es bei Anwendung von Valproat als Monotherapie bei bis zu 30–40 % zu Verzögerungen in der frühkindlichen Entwicklung kommt. Sie fangen zum Beispiel später an zu sprechen und zu laufen, haben geringere geistige Fähigkeiten, eine geringe Sprachkompetenz (Sprechen und Verstehen) und leiden unter Gedächtnispro­blemen.

Der Intelligenzquotient (IQ), der bei Kindern im Alter von 6 Jahren mit einer Exposition gegenüber Valproat im Mutterleib bestimmt wurde, war um durchschnittlich 7–10 Punkte niedriger als bei Kindern, die anderen Antiepileptika ausgesetzt waren. Obwohl die Bedeutung von Störfaktoren nicht ausgeschlossen werden kann, steht jedoch fest, dass das Risiko einer intellektuellen Beeinträchtigung bei Kindern, die Valproat ausgesetzt waren, unabhängig vom IQ der Mutter erhöht sein kann.

Über die langfristigen Auswirkungen liegen nur begrenzte Daten vor.

Die verfügbaren Daten aus einer populationsba­sierten Studie zeigen, dass Kinder, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt waren, im Vergleich zur nicht-exponierten Studienpopulation ein erhöhtes Risiko für Störungen des autistischen Formenkreises (ca. 3-fach erhöht) und frühkindlichen Autismus (ca. 5fach erhöht) aufweisen.

Verfügbare Daten aus einer anderen populationsba­sierten Studie zeigen, dass Kinder, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt waren, im Vergleich zur nicht-exponierten Studienpopulation ein erhöhtes Risiko haben, eine Aufmerksamkeit­sdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu entwickeln (1,5-fach erhöht).

Frauen im gebärfähigen Alter

Östrogenhaltige Arzneimittel

Östrogenhaltige Arzneimittel, einschließlich östrogenhaltiger hormoneller Kontrazeptiva, können die Clearance von Valproat erhöhen, was zu einer verminderten Serumkonzentration von Valproat und möglicherweise zu einer verminderten Wirksamkeit von Valproat führen kann (siehe Abschnitt 4.4 und 4.5).

Wenn eine Frau eine Schwangerschaft plant

Bei der Indikation Epilepsie muss für den Fall, dass eine Frau beabsichtigt, schwanger zu werden, ein in der Behandlung von Epilepsie erfahrener Spezialist die Therapie mit Valproat erneut beurteilen und alternative Behandlungsoptionen erwägen. Es sollte alles daran gesetzt werden, vor der Empfängnis und bevor die Empfängnisverhütung beendet wird auf eine geeignete alternative Behandlung umzustellen (siehe Abschnitt 4.4). Ist eine Umstellung nicht möglich, ist die Frau weiter zu den von Valproat ausgehenden Risiken für das ungeborene Kind aufzuklären, um sie bei der fundierten Entscheidungsfin­dung hinsichtlich der Familienplanung zu unterstützen.

Für die Indikation bipolare Störungen muss für den Fall, dass eine Frau beabsichtigt, schwanger zu werden, ein in der Behandlung von bipolaren Störungen erfahrener Spezialist hinzugezogen und die Behandlung mit Valproat beendet werden sowie bei Bedarf vor der Empfängnis und bevor die Empfängnisverhütung beendet wird auf eine alternative Behandlung umgestellt werden.

Schwangere Frauen

Während der Schwangerschaft ist die Anwendung von Valproat zur Behandlung von bipolaren Störungen kontraindiziert. Valproat ist während der Schwangerschaft zur Behandlung von Epilepsie kontraindiziert, es sei denn, es stehen keine geeigneten alternativen Behandlungen zur Verfügung (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4).

Wenn eine Frau während der Anwendung von Valproat schwanger wird, muss sie unverzüglich an einen Spezialisten überwiesen werden, damit dieser alternative Behandlungsoptionen erwägen kann. Während der Schwangerschaft stellen bei der Mutter auftretende tonisch-klonische Anfälle und Status epilepticus, verbunden mit Hypoxie, ein besonderes Risiko dar, welches zum Tod der Mutter und des ungeborenen Kindes führen kann.

Wenn trotz der bekannten Risiken von Valproat während der Schwangerschaft und nach sorgfältiger Erwägung alternativer Behandlungen der Ausnahmefall eintritt, dass eine Schwangere Valproat zur Behandlung von Epilepsie erhalten muss, wird Folgendes empfohlen:

– Anwendung der niedrigsten wirksamen Dosis und Aufteilung der täglichen Valproat-Dosis in mehrere kleine Dosen, die über den Tag verteilt einzunehmen sind. Es kann ratsam sein, die Anwendung einer Retardformulierung anderen Darreichungsformen vorzuziehen, um hohe Plasmaspitzen­konzentrationen zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.2).

Alle Patientinnen, die während der Schwangerschaft Valproat ausgesetzt sind, sollten gemeinsam mit ihren Partnern an einen Spezialisten mit Erfahrung in Embryonaltoxi­kologie oder Pränatalmedizin überwiesen werden, damit er die Auswirkungen der Exposition während der Schwangerschaft beurteilen und entsprechend aufklären kann. Eine spezielle pränatale Überwachung ist einzuleiten, um möglicherweise auftretende Neuralrohrdefekte oder andere Missbildungen zu erkennen. Eine Folsäure-Supplementierung vor der Schwangerschaft kann das Risiko für Neuralrohrdefekte, das bei allen Schwangerschaften besteht, möglicherweise senken. Jedoch lassen verfügbare Daten nicht darauf schließen, dass eine solche Supplementierung Geburtsfehler oder Missbildungen, die durch eine Exposition gegenüber Valproat bedingt sind, verhindert.

Risiken für Neugeborene

– In sehr seltenen Fällen wurde bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft Valproat eingenommen haben, über das Auftreten eines hämorrhagischen Syndroms berichtet. Dieses hämorrhagische Syndrom geht mit Thrombozytopenie, Hypofibrinogenämie und/oder einer Abnahme anderer Gerinnungsfaktoren einher. Es wurde darüber hinaus über Afibrinogenämie berichtet, die zum Tod führen kann. Dieses Syndrom muss jedoch von einer durch Phenobarbital und andere Enzyminduktoren hervorgerufenen Abnahme der Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren unterschieden werden. Daher sollten bei Neugeborenen Thrombozytenzahl, Fibrinogenspiegel im Plasma und Gerinnungsfaktoren untersucht sowie Gerinnungstests durchgeführt werden.

– Bei Neugeborenen, deren Mütter während des dritten Trimenons ihrer Schwangerschaft Valproat eingenommen haben, wurde über Fälle von Hypoglykämie berichtet.

– Bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft Valproat eingenommen haben, wurde über Fälle von Hypothyreose berichtet.

– Bei Neugeborenen, deren Mütter während des letzten Trimenons ihrer Schwangerschaft Valproat eingenommen haben, kann es zu Entzugsersche­inungen (insbesondere zu Agitiertheit, Reizbarkeit, Übererregbarkeit, Nervosität, Hyperkinesie, Tonusstörungen, Tremor, Krämpfen und Störungen bei der Nahrungsaufnahme) kommen.

Stillzeit

Valproat tritt in die Muttermilch in einer Konzentration zwischen 1 % und 10 % des mütterlichen Serumspiegels über. Bei gestillten Neugeborenen/Kin­dern von behandelten Müttern wurden hämatologische Störungen nachgewiesen (siehe Abschnitt 4.8).

Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Depakine Chronosphere Retardgranulat verzichtet werden soll bzw. die Behandlung mit Depakine Chronosphere Retardgranulat zu unterbrechen ist. Dabei sind sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen.

Fertilität

Bei Frauen, die Valproat anwenden, wurde über Amenorrhö, polyzystische Ovarien und erhöhte Testosteronspiegel berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Die Verabreichung von Valproat kann auch die Fruchtbarkeit bei Männern beeinträchtigen (siehe Abschnitt 4.8). Fertilitätsstörun­gen sind in einigen Fällen und frühestens 3 Monate nach dem Absetzen der Behandlung reversibel. In einigen anderen Fällen ist jedoch nicht bekannt, ob die männliche Unfruchtbarkeit reversibel war.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Die aus der Behandlung mit Depakine resultierende Anfallskontrolle befähigt in vielen Fällen die Patienten erst zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr.

Die Patienten sind jedoch auf das Risiko von Schläfrigkeit, insbesondere unter antikonvulsiver Polytherapie oder in Kombination mit Benzodiazepinen, hinzuweisen (siehe Abschnitt 4.5).

4.8 Nebenwirkun­gen

Die Häufigkeiten, wenn bekannt, sind gemäß folgender Konvention definiert: sehr häufig (> 1/10), häufig (> 1/100, < 1/10), gelegentlich (> 1/1.000, < 1/100), selten (> 1/10.000, < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Systemorganklasse

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig

(> 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)

Selten

(> 1/10.000 bis

< 1/1.000)

Systemorganklasse

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig

(> 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)

Selten

(> 1/10.000 bis

< 1/1.000)

Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschließlich Zysten und Polypen)

Myelodysplastisches Syndrom

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Anämie, Thrombozytopenie

Panzytopenie, Leukopenie

Knochenmarkin­suffizienz (einschließlich Erythrozytena­plasie, Agranulozytose, makrozytärer Anämie, Makrozytose)

Erkrankungen des Immunsystems

Allergische Reaktionen

Endokrine Erkrankungen

Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH), Hyperandrogenämie (Hirsutismus, Virilismus, Akne, männliche Glatzenbildung und/oder erhöhte Androgenkonzen­tration)

Hypothyreose

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Hyponatriämie, Anorexie, erhöhter Appetit, Gewichtszunahme

Hyperammonämie Adipositas

Psychiatrische Erkrankungen

Reizbarkeit*, Halluzinationen*, Verwirrtheitszus­tände*, Aggression*, Aufregung*, Störung der Aufmerksamkeit*

Abnormales Verhalten*, psychomotorische Hyperaktivität*, Lernbehinderung*

Erkrankungen des Nervensystems

Tremor

Extrapyramidale Störungen, Stupor, Schläfrigkeit, Krämpfe, Gedächtnisstörun­gen, Kopfschmerzen, Nystagmus, Schwindel

Koma, Spastizität, Ataxie, Enzephalopathie, Lethargie, reversibler Parkinsonismus, Parästhesie, Verstärkte Krampfanfälle (siehe Abschnitt 4.4)

Chronische Enzephalopathien, reversible Demenz, zerebrale Atrophie, kognitive Störung, Doppeltsehen

Systemorganklasse

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig

(> 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)

Selten

(> 1/10.000 bis

< 1/1.000)

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Hörverlust

Gefäßerkrankungen

Hämorrhagie

Vaskulitis

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Pleuraerguss

Erkrankungen des Gastrointesti­naltrakts

Übelkeit

Erbrechen, Erkrankung des Zahnfleisches, v. a. Zahnfleischhy­perplasie, Stomatitis, Oberbauchschmerzen , Diarrhö

Hypersalivation, Pankreatitis

Leber- und

Gallenerkrankungen

Leberfunktion­sstörungen (siehe Abschnitt 4.4)

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Überempfindlichke­itsreaktionen, transienter und/oder dosisabhängiger Haarausfall, Nagelund

Nagelbettentzündung en

Angioödem, Rash, Haarstörungen (z. B. veränderte Haartextur, Veränderung der Haarfarbe, abnormales Haarwachstum)

Toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, Arzneimittele­xanthem mit Eosinophilie und DRESS-Syndrom

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Verminderte Knochendichte, Osteopenie, Osteoporose und Frakturen

Systemischer Lupus erythematodes, Rhabdomyolyse

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Harninkontinenz

Niereninsuffizienz

Enuresis, tubuläre interstitielle Nephritis, reversibles Fanconi-Syndrom

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Dysmenorrhö

Amenorrhö

Männliche Infertilität, polyzystisches Ovarial-Syndrom

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am

Verabreichungsort

Hypothermie, leichte periphere Ödeme

Systemorganklasse

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig

(> 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)

Selten

(> 1/10.000 bis

< 1/1.000)

Untersuchungen

Abfall von Gerinnungsfaktoren, abweichende Gerinnungstests, Biotinmangel/ Biotinidasedefekt

* Diese Nebenwirkungen wurden v. a. bei Kindern und Jugendlichen beobachtet.

Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Panzytopenie, Leukopenie (sie bildet sich oft unter Beibehaltung der Medikation, immer aber nach Absetzen von Valproinsäure/Na­triumvalproat vollständig zurück).

Stoffwechsel- und Ernährungsstörun­gen

Gewichtszunahmen sollten engmaschig überwacht werden, da dies möglicherweise ein Risikofaktor für das Auftreten eines polyzystischen Ovararialsyndroms darstellt.

Isolierte und mäßig ausgeprägte Hyperammonämie bei normalen Leberfunktion­stests, ohne klinisch manifest zu werden und ohne einen Therapieabbruch erforderlich zu machen. Eine Hyperammonämie kann auch assoziiert mit neurologischen Symptomen auftreten. In diesen Fällen werden weitere Untersuchungen empfohlen (siehe Abschnitt 4.4).

Gewichtszunahme (diese stellt möglicherweise einen Risikofaktor für das Auftreten eines polyzystischen Ovarialsyndroms dar und muss engmaschig überwacht werden), Anorexie oder erhöhter Appetit.

Erkrankungen des Nervensystems

Transient und/oder dosisabhängig können feinschlägiger lageabhängiger Tremor und Schläfrigkeit auftreten.

Stupor und Lethargie bis hin zu vorübergehendem Koma (Enzephalopathie), die isoliert oder zum Teil mit einer erhöhten Anfallsfrequenz verbunden waren (die Symptomatik bildete sich bei Dosisreduktion bzw. Absetzen der Therapie zurück). Die Mehrzahl dieser Fälle trat bei einer Kombinationsthe­rapie (v. a. mit Phenobarbital oder Topiramat) oder nach einer raschen Dosiserhöhung auf.

Kurz nach Anwendung von Valproinsäure/Na­triumvalproat-haltigen Arzneimitteln kann eine Enzephalopathie auftreten, deren Pathogenese nicht geklärt ist und die nach Absetzen des Arzneimittels reversibel ist. Dabei wurden in einigen Fällen erhöhte Ammoniakspiegel sowie in Kombination mit Phenobarbital ein Anstieg des Phenobarbital­spiegels beschrieben.

Vor allem bei höherer Dosierung oder bei Polytherapie können chronische Enzephalopathien mit neurologischer Symptomatik sowie Störungen höherer kortikaler Funktionen auftreten, deren Pathogenese nicht ausreichend geklärt ist.

Demenz, assoziiert mit zerebraler Atrophie, die nach Absetzen der Medikation reversibel war.

Erkrankungen des Gastrointesti­naltrakts

Oberbauchschmerzen, Diarrhö (besonders bei Behandlungsbeginn). Diese Nebenwirkungen bilden sich gewöhnlich auch unter Beibehaltung der Therapie nach wenigen Tagen zurück.

Pankreatitis (teilweise mit tödlichem Ausgang, siehe Abschnitt 4.4). Bei Kindern, besonders in der Kombinationsthe­rapie mit anderen Antiepileptika, ist das Risiko deutlich erhöht (siehe Abschnitt 4.4).

Skelettmuskulatur-. Bindegewebs- und Knochenerkran­kungen

Bei Patienten, die mit Natriumvalproat über lange Zeit behandelt wurden, gibt es Berichte über verminderte Knochendichte. Osteopenie. Osteoporose und Frakturen. Der Mechanismus. durch den Natriumvalproat den Knochenmetabolismus beeinflusst. wurde noch nicht identifiziert.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Nach Absetzen von Valproinsäure/Na­triumvalproat-haltigen Arzneimitteln wurde vom reversiblen Fanconi-Syndrom (metabolische Azidose. Phosphaturie. Aminoazidurie. Glukosurie) berichtet; der Mechanismus ist jedoch bis jetzt unklar.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse Selten: Unfruchtbarkeit bei Männern (siehe Abschnitt 4.6)

Untersuchungen

Abfall von Gerinnungsfaktoren. abweichende Gerinnungstests (z. B. Bestimmung der Prothrombinzeit verlängert. Bestimmung der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit verlängert. Bestimmung der Thrombinzeit verlängert. INR verlängert)

Angeborene Missbildungen und Entwicklungsstörun­gen (siehe Abschnitte 4.4 und 4.6).

Kinder und Jugendliche

Das Sicherheitsprofil von Valproat ist bei Kindern und Jugendlichen mit dem von Erwachsenen vergleichbar. allerdings sind einige Nebenwirkungen schwerwiegender oder werden hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. Bei Säuglingen und Kleinkindern im Alter von unter 3 Jahren besteht ein besonderes Risiko für schwere Leberschäden. Kleinkinder haben zudem ein besonderes Risiko für eine Pankreatitis. Diese Risiken nehmen mit zunehmendem Alter ab (siehe Abschnitt 4.4). Psychiatrische Störungen wie Aggression. Aufregung. Störung der Aufmerksamkeit. abnormales Verhalten. psychomotorische Hyperaktivität und Lernbehinderung wurden hauptsächlich bei Kindern beobachtet.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert. jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen Traisengasse 5

1200 Wien Österreich Fax: +43 (0) 50 555 36207 W­ebsite: 

anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Symptome

Das Bild einer massiven Überdosierung ist üblicherweise gekennzeichnet durch Koma, Muskelschwäche, Hypo- bzw. Areflexie, Miosis, respiratorische Störungen, metabolische Azidose, Hypotension und Kreislaufkollap­s/Schock. Die Symptome einer Überdosierung können jedoch unterschiedlich sein. Sehr hohe Plasmaspiegel von Valproinsäure führen zu neurologischen Störungen, wie beispielsweise erhöhte Anfallsneigung. Fälle intrakranieller Drucksteigerung aufgrund eines zerebralen Ödems wurden beobachtet. Einzelfälle massiver Überdosierung mit tödlichem Ausgang sind aus der Literatur bekannt.

Aufgrund des in der Valproat-Formulierung enthaltenen Natriumgehalts kann es bei Überdosierung zu einer Hypernatriämie kommen.

Therapie

Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt. Die Therapie ist deshalb auf allgemeine symptomatische Maßnahmen zur Entfernung des Wirkstoffes aus dem Organismus und Stützung der Vitalfunktionen beschränkt: Magenspülung (bis 10–12 Stunden nach oraler Einnahme) unter Aspirationsschutz sowie gegebenenfalls intensivmedizi­nische Überwachung.

Hämodialyse und forcierte Diurese können wirksam sein, jedoch wird dabei nur der freie Anteil an Valproinsäure (ca. 10 %) ausgeschieden. Die Peritonealdialyse ist wenig wirksam. Über die Wirksamkeit der hämatogenen Kohleperfusion sowie der kompletten Plasmasubstitution und -transfusion liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Aus diesem Grund wird eine intensive internistische Therapie ohne spezielle Detoxikationsver­fahren, besonders bei Kindern, aber mit Kontrolle der Serumkonzentration empfohlen.

In einigen Fällen wurde die intravenöse Gabe von Naloxon zur Aufhellung der Bewusstseinse­intrübung als wirksam beschrieben.

5. PHARMAKOLO­GISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakody­namische Eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antiepileptika/Fet­tsäurederivate, ATC-Code: N03AG01.

Valproinsäure ist ein Antikonvulsivum mit einem breiten Spektrum antiepileptischer Aktivität sowie auch antimanischer Wirkung.

Valproinsäure entfaltet seine Wirksamkeit vorwiegend im zentralen Nervensystem. Pharmakologische Studien bei Tieren zeigten die antikonvulsiven Eigenschaften von Valproinsäure in verschiedenen experimentellen Epilepsiemodellen (generalisierte und fokale Anfälle). Auch am Menschen weist Valproinsäure eine antikonvulsive Wirksamkeit bei verschiedenen Anfallstypen auf. Als Wirkmechanismen von Valproinsäure werden eine Erhöhung der GABA-mediierten Inhibition durch einen präsynaptischen Effekt auf den GABA-Metabolismus und/oder eine direkte postsynaptische Wirkung auf die Ionenkanäle der neuronalen Membran angenommen.

Eine Metaanalyse von randomisierten, placebokontro­llierten Studien von 11 Antiepileptika (insgesamt 199 Studien, in denen 27.863 Patienten in der Verumgruppe und 16.029 Patienten in der Placebogruppe eingeschlossen waren) in der Behandlung von Epilepsie, psychiatrischen Erkrankungen (inklusive bipolarer Störungen, Schizophrenie und Angststörungen) oder anderen Erkrankungen (inklusive neuropathischer Schmerzen) hat gezeigt, dass Antiepileptika mit einem erhöhten Risiko für suizidale Ereignisse (Suizidgedanken und -versuche) im Vergleich zu Placebo verbunden sind. Die Ergebnisse waren gleichmäßig über alle untersuchten Präparate verteilt und traten zwischen der zweiten und 24. Behandlun­gswoche auf. Das Risiko für Suizidgedanken und -versuche bei Patienten mit einer Antiepileptikat­herapie wird auf 0,43 % geschätzt, nahezu doppelt so hoch wie in der Placebogruppe von 0,24 %, was einer Zunahme von 2 pro 1.000 Patienten zusätzlich in der Verumgruppe, verglichen mit der Placebogruppe, entspricht.

5.2 Pharmakoki­netische Eigenschaften

Resorption

Die Bioverfügbarkeit von Valproinsäure und ihrem Natriumsalz nach oraler Verabreichung liegt nahezu bei 100 %.

Verteilung

Das Verteilungsvolumen ist vornehmlich auf das Blut und rasch austauschende extrazelluläre Flüssigkeit beschränkt. Es besteht eine annähernd lineare Beziehung zwischen der Depakine-Dosis und der Serumkonzentration an Valproinsäure. Der mittlere therapeutische Bereich der Serumkonzentration wird mit 50–100 mg/l angegeben. Oberhalb von 100 mg/l ist vermehrt mit Nebenwirkungen zu rechnen. In der Zerebrospinal­flüssigkeit liegen die Valproinsäure­konzentrationen zwischen 1 % und 10 % der jeweiligen Serumkonzentration. Valproinsäure passiert die Plazenta und tritt in geringen Mengen in die Muttermilch über (zwischen 1 % und 10 % der gesamten Plasmakonzentra­tion).

Steady-State-Serumspiegel werden nach oraler Verabreichung innerhalb von 3–4 Tagen erreicht; mit der intravenösen Darreichungsform werden Steady-State-Plasmaspiegel innerhalb einiger Minuten erreicht und durch die Infusion aufrechterhalten.

Valproinsäure wird zu 90–95 % an Plasmaproteine, insbesondere Albumin, gebunden. Die Proteinbindung ist dosisabhängig und sättigbar.

Die Plasma-Clearance beträgt bei Patienten mit Epilepsie ca. 13 ml/min, bei Gesunden liegt sie bei 510 mg/min; bei Einnahme enzyminduzierender Antiepileptika erhöht sie sich.

Die Plasmahalbwertszeit von Valproinsäure beträgt bei Gesunden ca. 17 ± 2 Stunden und ist üblicherweise bei Kindern kürzer. Bei Kombination mit anderen Antiepileptika sinkt sie, in Abhängigkeit von der Enzyminduktion, auf Werte zwischen 4 und 9 Stunden.

Plazentagängigkeit (siehe Abschnitt 4.6)

Valproat passiert die Plazentaschranke bei Tieren und beim Menschen:

– Bei Tieren überschreitet Valproat die Plazenta in ähnlichem Maße wie beim Menschen.

– Beim Menschen wurde in mehreren Publikationen die Konzentration von Valproat in der Nabelschnur von Neugeborenen bei der Geburt untersucht. Die Valproat-Serumkonzentration in der Nabelschnur, die diejenige des Fetus darstellt, war ähnlich oder etwas höher als die der Mütter.

Biotransformation

Die Halbwertszeit beträgt zwischen 8 und 20 Stunden und ist üblicherweise bei Kindern kürzer. Die Biotransformation von Valproinsäure erfolgt über Glukuronidierung sowie ß-Oxidation. Es existieren mehr als 20 Metaboliten, wobei die der rn-Oxidation als hepatotoxisch angesehen werden. Valproinsäure hat, im Unterschied zu anderen Antiepileptika, keine induzierende Wirkung auf das Cytochrom P450-Enzymsystem und fördert somit die eigene Metabolisierun­g nicht.

Der Hauptweg der Biotransformation von Valproat ist die Glukuronidierung (ca. 40%), hauptsächlich über UGT1A6, UGT1A9 und UGT2B7.

Elimination

Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal. Etwa 20 % der verabreichten Dosis treten nach renaler Exkretion als Ester-Glukuronid im Harn auf; weniger als 5 % erscheinen unverändert im Harn.

Aus Depakine Chronosphere Retardgranulat wird Valproinsäure – so wie aus Depakine chrono Retardtabletten, zu denen Bioäquivalenz besteht – verzögert freigesetzt. Im Vergleich zur nicht retardierten Form ist Depakine Chronosphere Retardgranulat charakterisiert durch: – eine vergleichbare Bioverfügbarkeit,

– eine um etwa 25 % niedrigere maximale Plasmakonzentration (Cmax),

– ein annähernd stabiles Plateau der Plasmakonzentration zwischen 4 und 14 Stunden nach Verabreichung.

Als Folge dieser verminderten Spitzenwerte resultieren gleichmäßigere Plasmaspiegel von Valproinsäure mit einer homogeneren Verteilung tagsüber und nachts. Nach 2-mal täglicher Verabreichung der gleichen Dosis wird so der Bereich der Plasmaspiegel­schwankung um die Hälfte reduziert. Die maximale Plasmakonzentration wird im Durchschnitt etwa nach 7 Stunden erreicht mit einer Eliminationshal­bwertszeit zwischen 13 und 16 Stunden. Das pharmakokinetische Profil wird durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst.

Kinder und Jugendliche

Ab einem Alter von 10 Jahren haben Kinder und Jugendliche eine Valproat-Clearance, die derjenigen von Erwachsenen ähnlich ist. Bei Kindern unter 10 Jahren variiert die systemische Clearance von Valproat mit dem Alter. Bei Neugeborenen und Säuglingen bis zu einem Alter von 2 Monaten ist die Valproat-Clearance im Vergleich zu Erwachsenen verringert und direkt nach der Geburt am niedrigsten. In einem Review der wissenschaftlichen Literatur zeigte die Valproat-Halbwertszeit bei Säuglingen unter 2 Monaten eine beträchtliche Variabilität, die von 1 bis 67 Stunden reichte. Bei Kindern im Alter von 2–10 Jahren ist die Valproat-Clearance um 50% höher als bei Erwachsenen.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

Untersuchungen zur akuten Toxizität von Valproinsäure an verschiedenen Tierarten haben LD50-Werte zwischen 750 und 950 mg/kg Körpergewicht nach i. v. Gabe und zwischen 1200 und 1600 mg/kg Körpergewicht nach oraler Gabe ergeben.

Die LD50 nach i. v. Verabreichung liegt bei der Maus und der Ratte etwa 40-fach über der empfohlenen maximalen therapeutischen Tagesdosis (40 mg/kg Körpergewicht beim Erwachsenen).

Chronische Toxizität

Eine 4-Wochen-Toxizitätsstudie mit i. v. Verabreichung von Valproinsäure an Beagle-Hunden zeigte bei Gabe von 50 mg/kg Körpergewicht/Tag (verabreicht in 2 geteilten Dosen zu je 25 mg/kg Körpergewicht) keine toxischen Veränderungen.

In Untersuchungen zur chronischen Toxizität wurden bei Dosierungen ab 250 mg/kg bei Ratten und ab 90 mg/kg (orale Applikation) bei Hunden eine Atrophie der Hoden, Degeneration des Ductus deferens und eine insuffiziente Spermatogenese sowie Lungen- und Prostataverände­rungen festgestellt.

Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Valproat war weder in Bakterien noch in vitro im Mouse-Lymphoma-Assay mutagen und induzierte keine DNA-Reparatur in Kulturen primärer Hepatozyten der Ratte. In vivo wurden jedoch bei teratogenen Dosen je nach Art der Verabreichung widersprüchliche Ergebnisse erzielt. Nach oraler Verabreichung, der häufigsten Art der Anwendung beim Menschen, induzierte Valproat keine Chromosomenabe­rrationen im Knochenmark von Ratten oder dominante Lethaleffekte bei Mäusen. Intraperitoneale Injektion von Valproat erhöhte DNA-Strangbrüche und chromosomale Schäden bei Nagetieren. Darüber hinaus wurde in veröffentlichten Studien über einen erhöhten Schwesterchromatid-Austausch bei Epileptikern, die Valproat ausgesetzt waren, im Vergleich zu unbehandelten Gesunden berichtet. Beim Vergleich der Daten von mit Valproat behandelten Epileptikern mit denen von unbehandelten Epileptikern wurden jedoch widersprüchliche Ergebnisse erzielt. Die klinische Relevanz dieser DNA-/Chromosomenbefunde ist nicht bekannt.

Die nicht-klinischen Daten zeigen keine besondere Gefährdung des Menschen auf der Grundlage konventioneller Studien zur Karzinogenität.

Reproduktionstoxizität

Valproat induzierte teratogene Effekte (Missbildungen multipler Organsysteme) bei Mäusen, Ratten und Kaninchen.

Es wurde über Verhaltensanomalien bei den Nachkommen der ersten Generation von Mäusen und Ratten nach in utero -Exposition berichtet. Einige Verhaltensände­rungen wurden auch in der 2. Generation beobachtet; diese waren in der 3. Generation von Mäusen nach akuter in utero -Exposition der ersten Generation mit teratogenen Valproat-Dosen weniger ausgeprägt. Die zugrundeliegenden Mechanismen und die klinische Relevanz dieser Befunde sind unbekannt.

Tierstudien zeigen, dass eine in utero -Exposition von Valproat zu morphologischen und funktionellen Veränderungen des Hörsystems bei Ratten und Mäusen führt.

Mehr Informationen über das Medikament Depakine Chronosphere 250 mg Retardgranulat in Beuteln

Arzneimittelkategorie: standardarzneimittel
Suchtgift: Nein
Psychotrop: Nein
Zulassungsnummer: 1-25371
Rezeptpflichtstatus: Arzneimittel zur wiederholten Abgabe gegen aerztliche Verschreibung
Abgabestatus: Abgabe durch eine (öffentliche) Apotheke
Inhaber/-in:
Sanofi-Aventis GmbH, Wienerbergstrasse 11 Turm A 29. Obergeschoss Favoriten -, 1100 Vienna, Österreich