Ivermectin ist ein Wirkstoff, der aus dem Bakterium Streptomyces avermitilis gewonnen wird. Es gehört zur Gruppe der Avermectine und hat eine breite Wirksamkeit gegen verschiedene Parasiten. In Österreich ist Ivermectin in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, wie Tabletten, Cremes und Injektionslösungen.
Der Wirkmechanismus von Ivermectin basiert auf seiner Fähigkeit, die Funktion bestimmter Nervenzellen bei Parasiten zu stören. Es bindet an Glutamat-abhängige Chloridkanäle (GluCls) in den Nerven- und Muskelzellen der Parasiten. Dadurch werden die Kanäle geöffnet, was zu einem Einstrom von Chloridionen führt. Dies führt wiederum zu einer Lähmung und letztendlich zum Tod des Parasiten.
Ivermectin wird häufig zur Behandlung von Infektionen durch parasitäre Würmer (Helminthen) eingesetzt. Dazu gehören unter anderem Rundwürmer (Nematoden), wie zum Beispiel Fadenwürmer (Filarien), Spulwürmer oder Hakenwürmer. Es ist auch wirksam gegen Ektoparasiten wie Milben und Läuse.
In Österreich wird Ivermectin vor allem zur Behandlung der Flussblindheit (Onchozerkose) eingesetzt, einer Erkrankung, die durch den parasitären Fadenwurm Onchocerca volvulus verursacht wird. Diese Erkrankung tritt zwar hauptsächlich in Afrika auf, aber auch österreichische Reisende können betroffen sein. Ivermectin ist auch zur Behandlung der Krätze (Skabies) zugelassen, einer Hauterkrankung, die durch Milben verursacht wird.
Ein weiterer Anwendungsbereich von Ivermectin ist die Tiermedizin. Es wird häufig zur Behandlung von parasitären Erkrankungen bei Nutztieren wie Rindern, Schafen und Schweinen eingesetzt. In Österreich sind mehrere Tierarzneimittel mit Ivermectin auf dem Markt erhältlich.
Die Verträglichkeit von Ivermectin ist im Allgemeinen gut, und die Nebenwirkungen sind meist mild und vorübergehend. Dazu gehören unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Durchfall. In seltenen Fällen können jedoch auch schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, wie zum Beispiel allergische Reaktionen oder neurologische Störungen.
Ivermectin sollte nicht bei Personen angewendet werden, die überempfindlich gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels sind. Bei Schwangeren und Stillenden sollte das Medikament nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.
In den letzten Jahren gab es Diskussionen über den möglichen Einsatz von Ivermectin zur Behandlung von COVID-19-Patienten. Einige Studien haben Hinweise auf eine antivirale Wirkung des Wirkstoffs gezeigt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat jedoch im März 2021 eine Empfehlung abgegeben, Ivermectin nicht zur Behandlung von COVID-19-Patienten außerhalb von klinischen Studien zu verwenden. Die EMA betonte, dass die verfügbaren Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ivermectin bei COVID-19-Patienten bisher nicht ausreichend sind.
Zusammenfassend ist Ivermectin ein wirksames Antiparasitikum mit breitem Anwendungsspektrum. In Österreich wird es vor allem zur Behandlung von parasitären Wurmerkrankungen und Krätze eingesetzt. Trotz der Diskussionen über seinen möglichen Einsatz bei COVID-19 bleibt Ivermectin ein wichtiger Bestandteil der Therapie verschiedener parasitärer Erkrankungen in der Human- und Tiermedizin.