Der Wirkstoff Haemophilus spec. bezieht sich auf eine Gruppe von Bakterien, die als Haemophilus-Bakterien bekannt sind. Diese Bakterien sind gramnegative, fakultativ anaerobe und pleomorphe Stäbchen, die in verschiedenen Formen vorkommen können. Sie gehören zur Familie der Pasteurellaceae und sind für verschiedene Infektionen bei Menschen verantwortlich.
Haemophilus-Bakterien sind in der Regel klein und benötigen bestimmte Wachstumsfaktoren, um sich zu vermehren. Dazu gehören Hämoglobin oder Häminderivate sowie NAD (Nicotinamidadenindinucleotid). Diese Anforderungen haben ihnen den Namen "Haemophilus" eingebracht, was "Blut liebend" bedeutet.
In Österreich ist das Auftreten von Haemophilus-Infektionen relativ häufig. Eine Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass etwa 10% der untersuchten Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren Träger von Haemophilus influenzae waren. Die meisten dieser Fälle betrafen nicht typisierbare Stämme des Bakteriums.
Die verschiedenen Arten von Haemophilus spec., die beim Menschen Infektionen verursachen können, umfassen:
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Haemophilus influenzae: Dieser Organismus ist einer der Hauptverursacher von bakteriellen Atemwegsinfektionen wie Lungenentzündung und Bronchitis bei Kindern unter fünf Jahren sowie bei älteren Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen. Es gibt sechs Serotypen (a-f) des Bakteriums, wobei Typ b (Hib) am häufigsten mit invasiven Infektionen wie Meningitis und Epiglottitis in Verbindung gebracht wird. In Österreich wurde die Hib-Impfung 1990 eingeführt, was zu einer deutlichen Abnahme der Hib-bedingten Erkrankungen geführt hat.
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Haemophilus parainfluenzae: Diese Art ist ein normaler Bestandteil der menschlichen Mund- und Rachenflora und kann gelegentlich Infektionen wie Sinusitis, Otitis media und Endokarditis verursachen.
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Haemophilus ducreyi: Dieses Bakterium ist der Hauptverursacher von Geschlechtskrankheiten wie dem schmerzhaften Ulcus molle oder Weicher Schanker. In Österreich sind Fälle von Ulcus molle jedoch selten.
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Haemophilus aegyptius: Diese Art verursacht eine seltene, aber schwerwiegende Infektionskrankheit namens Brasilianisches Purpurfieber (Fiebre purpúrica brasileña). Fälle dieser Krankheit wurden bisher nicht in Österreich gemeldet.
Die Behandlung von Haemophilus-Infektionen erfolgt in der Regel mit Antibiotika wie Amoxicillin oder Ceftriaxon. Allerdings gibt es zunehmend Berichte über Antibiotikaresistenzen bei diesen Bakterien, insbesondere gegenüber Betalaktam-Antibiotika aufgrund des Auftretens von Betalaktamasen-produzierenden Stämmen.
In Österreich gibt es mehrere Maßnahmen zur Bekämpfung von Haemophilus-Infektionen, darunter die Impfung gegen Hib, die routinemäßige Überwachung von Infektionen und die Empfehlung zur Verwendung von Antibiotika nach den Leitlinien der nationalen Gesundheitsbehörden.
Zusammenfassend ist Haemophilus spec. eine Gruppe von Bakterien, die verschiedene Infektionen beim Menschen verursachen können. In Österreich sind Haemophilus-Infektionen relativ häufig, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen mit Atemwegserkrankungen. Die Bekämpfung dieser Infektionen erfordert eine Kombination aus Impfungen, Antibiotikabehandlung und Überwachung durch Gesundheitsbehörden.