Ganirelixacetat ist ein synthetisches Peptid, das als Wirkstoff in der medizinischen Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Gonadotropin-Releasing-Hormon-Antagonisten (GnRH-Antagonisten) und wirkt durch die Hemmung der Freisetzung von luteinisierendem Hormon (LH) und follikelstimulierendem Hormon (FSH) aus der Hirnanhangsdrüse. Diese Hormone sind für die Reifung und Freisetzung von Eizellen aus den Eierstöcken verantwortlich.
Die Anwendung von Ganirelixacetat erfolgt im Rahmen einer kontrollierten ovariellen Stimulation (COS), die Teil eines In-vitro-Fertilisationsprogramms (IVF) sein kann. Bei diesem Verfahren werden Frauen Medikamente verabreicht, um die Reifung mehrerer Eizellen zu fördern, damit sie später für eine künstliche Befruchtung entnommen werden können.
Ganirelixacetat wird verwendet, um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern, indem es die Wirkung des natürlichen GnRH blockiert. Dadurch wird sichergestellt, dass keine Eizelle freigesetzt wird, bevor sie vollständig gereift ist und für eine erfolgreiche Befruchtung bereitsteht.
Die Anwendung von Ganirelixacetat erfolgt in Form einer subkutanen Injektion unter die Haut des Bauches oder Oberschenkels. Die Behandlung beginnt normalerweise am sechsten Tag des Menstruationszyklus oder später und wird täglich fortgesetzt, bis die Eizellen zur Entnahme bereit sind.
Die Dosierung von Ganirelixacetat variiert je nach individuellen Bedürfnissen der Patientin und wird vom behandelnden Arzt festgelegt. In der Regel beträgt die empfohlene Dosis 0,25 mg pro Tag. Die Behandlungsdauer liegt normalerweise zwischen fünf und sieben Tagen.
In Österreich ist Ganirelixacetat unter dem Handelsnamen Orgalutran® erhältlich und wird von der Firma MSD Austria GmbH vertrieben. Es ist verschreibungspflichtig und sollte nur unter Aufsicht eines erfahrenen Reproduktionsmediziners angewendet werden.
Wie bei jedem Medikament kann auch die Anwendung von Ganirelixacetat Nebenwirkungen verursachen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen lokale Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen. Andere mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit oder leichte vaginale Blutungen.
In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenderen Nebenwirkungen kommen, wie zum Beispiel allergischen Reaktionen oder dem Ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS). Letzteres ist eine seltene Komplikation, bei der die Eierstöcke übermäßig auf die Hormonbehandlung ansprechen und anschwellen können. Patientinnen sollten ihren Arzt sofort informieren, wenn sie Symptome wie starke Bauchschmerzen, Übelkeit oder Atemnot bemerken.
Es ist wichtig zu beachten, dass Ganirelixacetat nicht bei allen Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen angewendet werden kann. Es ist kontraindiziert bei Patientinnen mit bekannten Überempfindlichkeiten gegenüber GnRH-Antagonisten oder einem der Hilfsstoffe des Medikaments. Ebenso sollte es nicht bei Frauen angewendet werden, die bereits schwanger sind oder stillen.
Insgesamt ist Ganirelixacetat ein wirksames Medikament zur Verhinderung eines vorzeitigen Eisprungs während einer kontrollierten ovariellen Stimulation. Durch seine gezielte Wirkung auf die Freisetzung von LH und FSH trägt es dazu bei, die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung zu erhöhen und somit vielen Paaren in Österreich den Wunsch nach einem eigenen Kind zu erfüllen.