Atropa bella-donna, auch bekannt als Tollkirsche, ist eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Die Tollkirsche ist in Europa, Nordafrika und Westasien heimisch und wächst vor allem in schattigen Wäldern und Gebüschen. In Österreich findet man sie vor allem in den Alpenregionen und im pannonischen Raum.
Die Tollkirsche verdankt ihren Namen ihrem hohen Gehalt an giftigen Alkaloiden, insbesondere Atropin, Scopolamin und Hyoscyamin. Diese Stoffe sind in allen Teilen der Pflanze enthalten, wobei die reifen Früchte den höchsten Anteil aufweisen. Daher wird für medizinische Zwecke vorwiegend das Extrakt aus den reifen Früchten verwendet – Atropa bella-donna e fructibus maturis.
Atropin, Scopolamin und Hyoscyamin gehören zur Gruppe der sogenannten Parasympatholytika oder Anticholinergika. Sie wirken antagonistisch auf das Parasympathikus-System des Körpers – ein Teil des vegetativen Nervensystems – indem sie die Wirkung von Acetylcholin hemmen. Acetylcholin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der für die Kommunikation zwischen Nervenzellen verantwortlich ist.
Durch ihre anticholinerge Wirkung haben die Alkaloide aus Atropa bella-donna e fructibus maturis vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin. Sie können beispielsweise bei Magen-Darm-Beschwerden wie Krämpfen und Durchfall eingesetzt werden, da sie die Darmtätigkeit reduzieren. Auch bei Harnwegsbeschwerden wie Blasenentzündungen oder Reizblase können sie zur Linderung von Schmerzen und Krämpfen beitragen.
Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Augenheilkunde. Hier werden Atropin und Scopolamin als Mydriatika verwendet, um die Pupillen zu erweitern und eine Untersuchung des Augenhintergrunds zu ermöglichen. Zudem können sie bei Entzündungen der Regenbogenhaut (Iritis) zur Vermeidung von Verwachsungen eingesetzt werden.
Auch in der Anästhesie finden die Alkaloide aus Atropa bella-donna e fructibus maturis Anwendung. Scopolamin wird hierbei als Prämedikation vor Operationen verabreicht, um Übelkeit und Erbrechen zu verhindern sowie den Speichelfluss zu reduzieren.
Trotz ihrer medizinischen Bedeutung sind die Alkaloide aus Atropa bella-donna e fructibus maturis nicht ohne Risiken. Aufgrund ihrer Toxizität kann eine Überdosierung schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen, wie zum Beispiel Sehstörungen, Mundtrockenheit, Herzrasen oder Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma.
In Österreich ist der Umgang mit Tollkirsche und ihren Extrakten streng reguliert. Die Herstellung von Arzneimitteln mit Atropa bella-donna e fructibus maturis unterliegt strengen Qualitätskontrollen und darf nur von zugelassenen pharmazeutischen Unternehmen durchgeführt werden. Zudem sind die Präparate verschreibungspflichtig und dürfen nur von Ärzten verordnet werden.
Zusammenfassend ist Atropa bella-donna e fructibus maturis ein wichtiger Wirkstoff in der Medizin, der aufgrund seiner anticholinergen Eigenschaften vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bietet. Dennoch sollte man sich stets der möglichen Risiken und Nebenwirkungen bewusst sein und die Anwendung streng nach ärztlicher Verordnung durchführen.