Abacavir ist ein antiviraler Wirkstoff, der zur Behandlung von HIV-Infektionen eingesetzt wird. Er gehört zur Gruppe der Nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) und wirkt, indem er die Vermehrung des Virus im Körper verhindert. In Österreich ist Abacavir sowohl als Monopräparat als auch in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen erhältlich.
Der Wirkmechanismus von Abacavir basiert auf seiner Fähigkeit, die Reverse Transkriptase zu hemmen. Dieses Enzym spielt eine entscheidende Rolle im Lebenszyklus des HI-Virus, da es für die Umwandlung der viralen RNA in DNA verantwortlich ist. Durch die Hemmung dieses Enzyms kann das Virus seine genetische Information nicht in die DNA der Wirtszelle integrieren und sich somit nicht vermehren.
Abacavir wird in Tablettenform oral eingenommen und hat eine gute Bioverfügbarkeit. Die empfohlene Dosierung für Erwachsene beträgt 600 mg täglich, entweder als Einzeldosis oder aufgeteilt in zwei Dosen à 300 mg. Für Kinder wird die Dosierung anhand ihres Körpergewichts berechnet.
In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass Abacavir bei Patienten mit HIV-Infektion effektiv zur Senkung der Viruslast und zur Erhöhung der CD4-Zellzahl beiträgt. Eine Langzeitbehandlung mit Abacavir kann dazu führen, dass das Immunsystem gestärkt wird und die Lebensqualität der Patienten verbessert wird.
Wie bei vielen antiviralen Medikamenten besteht auch bei Abacavir das Risiko von Nebenwirkungen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen und Müdigkeit. In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen kommen, die als Überempfindlichkeitsreaktion (HSR) bezeichnet werden. Diese Reaktion kann lebensbedrohlich sein und erfordert eine sofortige ärztliche Behandlung.
Um das Risiko einer HSR zu minimieren, wird vor Beginn der Therapie mit Abacavir ein genetischer Test durchgeführt. Dieser Test untersucht das Vorhandensein des HLA-B*5701-Allels im Patienten. Personen mit diesem Allel haben ein erhöhtes Risiko für eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Abacavir. Wenn der Test positiv ausfällt, sollte Abacavir nicht verschrieben werden.
In Österreich ist die Prävalenz von HIV-Infektionen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ niedrig. Nach Angaben des österreichischen Gesundheitsministeriums wurden im Jahr 2019 insgesamt 594 neue HIV-Diagnosen gestellt. Die meisten Fälle betrafen Männer (84 %), wobei sexuelle Kontakte zwischen Männern als Hauptübertragungsweg identifiziert wurden.
Die Therapie mit antiretroviralen Medikamenten wie Abacavir hat dazu beigetragen, dass Menschen mit HIV in Österreich heute eine fast normale Lebenserwartung haben. Durch die frühzeitige Diagnose und Behandlung der Infektion kann das Virus unter Kontrolle gehalten und die Übertragung auf andere Personen verhindert werden.
Insgesamt ist Abacavir ein wichtiger Bestandteil der antiretroviralen Therapie zur Behandlung von HIV-Infektionen. Durch seine Wirksamkeit bei der Hemmung der Virusvermehrung und die Verbesserung des Immunsystems trägt es dazu bei, dass Menschen mit HIV ein längeres und gesünderes Leben führen können. Die genetische Testung vor Beginn der Therapie hilft dabei, das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu minimieren und eine sichere Anwendung des Medikaments zu gewährleisten.