Mannheimia haemolytica ist ein gramnegatives, stäbchenförmiges Bakterium, das zur Familie der Pasteurellaceae gehört. Es ist ein bedeutender Erreger von Atemwegserkrankungen bei Rindern und Schafen und kann auch bei anderen Tierarten wie Ziegen, Pferden und Hirschen vorkommen. In Österreich sind Atemwegserkrankungen bei Nutztieren eine häufige Ursache für wirtschaftliche Verluste in der Landwirtschaft.
Die Bakterien sind normalerweise im oberen Respirationstrakt von gesunden Tieren vorhanden, ohne Krankheitssymptome zu verursachen. Unter bestimmten Bedingungen, wie Stress oder einer Schwächung des Immunsystems, können sie jedoch in die Lunge gelangen und dort eine Infektion auslösen. Diese Infektion wird als Mannheimiose bezeichnet und führt zu einer Entzündung der Lunge (Pneumonie) sowie zur Bildung von Eiteransammlungen (Abszesse).
Mannheimia haemolytica produziert verschiedene Virulenzfaktoren, die für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind. Dazu gehören unter anderem Leukotoxin (LKT), das die weißen Blutkörperchen schädigt und somit das Immunsystem schwächt; Adhäsine, die es den Bakterien ermöglichen, sich an Zellen des Wirtsorganismus anzuhängen; sowie Kapselpolysaccharide (KPS), die vor dem Angriff des Immunsystems schützen.
Es gibt verschiedene Serotypen von Mannheimia haemolytica, wobei Serotyp A1 am häufigsten bei Rindern und Serotyp A2 bei Schafen vorkommt. In Österreich sind vor allem die Serotypen A1, A2 und A6 von Bedeutung, wobei die genaue Häufigkeit der verschiedenen Serotypen regional variieren kann.
Die Diagnose einer Mannheimiose erfolgt durch den Nachweis des Erregers in Proben aus dem Respirationstrakt, wie Nasenabstrichen oder Bronchoalveolärer Lavage. Kulturelle Untersuchungen und molekularbiologische Methoden wie PCR (Polymerase-Kettenreaktion) können zur Identifizierung von Mannheimia haemolytica eingesetzt werden.
Die Behandlung der Mannheimiose besteht in erster Linie aus der Gabe von Antibiotika, um die bakterielle Infektion zu bekämpfen. In Österreich sind verschiedene Antibiotika zur Behandlung von Mannheimia haemolytica-Infektionen zugelassen, darunter Penicilline, Cephalosporine und Tetracycline. Die Auswahl des geeigneten Antibiotikums sollte auf Grundlage einer Resistenzprüfung erfolgen, da es Berichte über eine zunehmende Resistenzentwicklung gegenüber verschiedenen Antibiotika gibt.
Neben der antibiotischen Therapie ist auch eine unterstützende Behandlung wichtig, um das Wohlbefinden des Tieres zu verbessern und das Immunsystem zu stärken. Dazu gehören unter anderem entzündungshemmende Medikamente sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Haltungsbedingungen.
Die Vorbeugung einer Mannheimiose basiert auf einer guten Tiergesundheit und -hygiene. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und frische Luft sowie die Vermeidung von Stressfaktoren. Impfstoffe gegen Mannheimia haemolytica sind ebenfalls verfügbar und können in Risikogruppen eingesetzt werden, um das Auftreten von Krankheitsausbrüchen zu reduzieren.
In Österreich ist die Überwachung von Atemwegserkrankungen bei Nutztieren wichtig, um mögliche Infektionen mit Mannheimia haemolytica frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Durch gezielte Diagnostik, Therapie und Prävention kann die Ausbreitung der Mannheimiose eingedämmt und somit wirtschaftliche Verluste in der Landwirtschaft minimiert werden.